Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Damit die Welt nicht abstürzt

Papst Franziskus hat am Freitag die Religionen, allen voran den Islam, darauf eingeschworen, dass die Religionen sich gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen müssen. Angesichts „so vieler katastrophaler Konflikte in allen Teilen der Welt, inmitten von Anschuldigungen, Drohungen und Verurteilungen“ stehe die Welt auf der Kippe, „und wir wollen nicht abstürzen“, mahnte der Pontifex zum Abschluss einer Religionskonferenz in Bahrain. Scharf kritisierte er die aktuellen Kriege, die durch Partikularinteressen „weniger Mächtiger“ verursacht würden. „So scheinen wir ein auf dramatische Weise kindisches Szenario mitzuerleben: Statt sich um das Ganze zu kümmern, spielt man im Garten der Menschheit mit Feuer, mit Raketen und Bomben, mit Waffen, die Tränen und Tod verursachen und das gemeinsame Haus mit Asche und Hass überziehen.“ Der Großscheich der Al-Azhar Universität, Ahmed Al-Tayyeb, einer der bedeutendsten Vertreter des sunnitischen Islam, schlug bei der Konferenz eine inner-islamische Dialoginitiative vor und lud dazu eigens die Schiiten ein, „mit offenen Herzen und ausgestreckten Händen, damit wir uns gemeinsam an einen runden Tisch setzen können, um unsere Differenzen beiseite zu legen und unsere islamische Einheit zu stärken“.

Der Abschluss der Religionskonferenz am Freitagmorgen war eigentlicher Anlass der Reise nach Bahrain. (Quelle: Erbacher)

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Dem Trennenden widersagen, das Einende suchen

Was will der Papst in Bahrain? Diese Frage stellen sich nicht nur viele Journalisten in diesen Tagen. Die Antwort gab er selbst bei seiner Ankunft auf der Insel im Golf. „Diese Tage markieren eine wertvolle Etappe auf dem Weg der Freundschaft, der sich in den letzten Jahren mit verschiedenen islamischen Religionsführern intensiviert hat“, erklärte Franziskus beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft im Königspalast von Bahrain. Seit seinem ersten historischen Besuch auf der Arabischen Halbinsel im Februar 2019 in Abu Dhabi standen bei knapp der Hälfte der 13 Auslandsreisen der interreligiöse Dialog im Zentrum des Programms. „Fratelli tutti“ ist zu einem der zentralen Themen des Pontifikats geworden. In Bahrain sprach er zum Beginn seines Aufenthalts auch heikle Themen wie Menschenrechte und Religionsfreiheit offen an.

Papst Franziskus sprach bei der Ankunft in Bahrain auch über die kritischen Themen wie Religionsfreiheit, Menschenrechte und Arbeitsbedingungen. (Quelle: Erbacher)

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Woche der Einsicht?

Etwas überraschend kam es schon, das Mea Culpa des Alt-Erzbischofs von Freiburg, Robert Zollitsch, zum Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt in seiner Zeit als Personalchef und Erzbischof in Freiburg sowie als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Am Donnerstag verschickte sein Pressebeauftragter eine Mail mit dem Link zu einem knapp 10-minütigen Video, in dem der 84-Jährige „gravierende Fehler“ zugibt in seinem „Verhalten, Handeln, Dokumentieren und Entscheiden“. Er bittet die Betroffenen und deren Angehörige um Entschuldigung. Aus den Reihen von Betroffenen gab es Anerkennung für den Schritt des Alt-Erzbischofs. Zugleich forderte der Betroffenenbeirat des Erzbistums Freiburg, Zollitsch müsse sich nun aktiv an der Aufarbeitung beteiligen. In Rom gab es Anfang der Woche ein Treffen zwischen dem Nach-Nachfolger Zollitschs als Vorsitzendem der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und Kurienkardinal Kurt Koch. Dabei legten die beiden offenbar den Streit um die umstrittenen Äußerungen Kochs zu Reformforderungen der Katholiken in Deutschland bei.

Erzbischof Robert Zollitsch im März 20210 bei einer Pressekonferenz in Rom. Er bittet um Entschuldigung für Fehler.  (Quelle: ap)

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Kardinal Koch empört mit Aussagen zur Reformdebatte

Einmal mehr wird deutlich, wie aufgeheizt die Debatte um Reformen in der katholischen Kirche ist. Der vatikanische Ökumeneminister, Kardinal Kurt Koch, bemühte jetzt in einem Interview mit der Zeitung „Die Tagespost“ einen Vergleich mit der NS-Zeit. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, reagierte empört und stellt eine Beschwerde bei Papst Franziskus in Aussicht, sollte Koch sich nicht umgehend entschuldigen. Angesichts dieser weiteren Eskalation, geraten die Inhalte in den Hintergrund. Kardinal Koch gehört zu den Vertretern, die seit Monaten von der Seitenlinie offen und verdeckt die aktuelle Reformdebatte kritisieren, ohne sich aufs Spielfeld zu begeben, um mit den Bischöfen selbst zu diskutieren. Der Ad Limina-Besuch der Bischofskonferenz im November wird hier eine Gelegenheit bieten. Am Abend erklärt Koch, er sei missverstanden worden.

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Bischofskonferenz: Aufarbeitung des Missbrauchs breiter aufstellen

Der Aachener Bischof Helmut Dieser ist neuer „Missbrauchsbeauftragter“ der Deutschen Bischofskonferenz. Er löst den Trierer Bischof Stefan Ackermann ab, der seit zwölf Jahren das Amt innehatte. Der Freiburger Erzbischof Stefan Burger wird Stellvertreter Diesers. Schon allein diese Personalentscheidungen sind Ausdruck der „neuen Phase“, in die die Aufarbeitung aus Sicht der Bischofskonferenz jetzt kommt. Sie soll breiter aufgestellt und breiter in der Bischofskonferenz verankert werden. Künftig soll es auch einen Expertenrat geben, der unabhängig agiert und die Arbeit der Bischofskonferenz mit Blick auf Aufarbeitung und Verhinderung von sexuellem Missbrauch und von Gewalterfahrungen kritisch begleiten soll.

Bischof Stefan Ackermann (l) übergibt die Aufgabe des „Missbrauchsbeauftragten“ an Bischof Helmut Dieser (M), Erzbischof Stefan Burger (r) wird dessen Stellvertreter. (Quelle: Erbacher)

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Eine Woche der Chancen in der katholischen Kirche

Kommt Bewegung in die festgefahrene Situation innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz? Bei der Vollversammlung des Synodalen Wegs Anfang September wurde deutlich, wie groß der Graben zwischen Reformern und den Gegnern von Veränderungen ist. Bischof Stefan Oster von Passau sprach gar im Nachgang zu dem Treffen davon, dass unter den Bischöfen viele Positionen „kaum mehr versöhnbar“ erscheinen. Der Konferenzvorsitzende Bischof Georg Bätzing antwortete ihm heute mit der Feststellung, dass jeder sich fragen müsse, wo er sich auf den anderen zu bewegen könne. „Immer nur ‚Nein‘ stimmen, ist sicher nicht der richtige Weg“, so der Limburger Bischof. Dass sich die gegensätzlichen Positionen aufeinander zu bewegen, scheint unwahrscheinlich. Die vier Tage von Fulda bieten die Chance. Papst Franziskus vergab heute übrigens eine große Chance, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Statt an die Spitze des neuen Dikasteriums für Kultur und Bildung Laien zu berufen, besetzte er die Position eins mit einem Kardinal und die Position zwei ebenfalls mit einem Kleriker.

Die Bischöfe wurden vor dem Tagungsort von Anhängern der Bewegung Maria 1.0 empfangen. (Quelle: Erbacher)

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Interreligiöser Dialog als Weg des Friedens

Mit einem eindringlichen Appell zum Dialog hat Papst Franziskus am Ende seiner 38. Auslandsreise die Religionen zu mehr Zusammenarbeit aufgefordert. „Es gibt zu viel Hass und Spaltung, zu viel Mangel an Dialog und Verständnis für den Anderen“, so der Pontifex. „Wir können nicht so weitermachen, gleichzeitig verbunden und getrennt, vernetzt und zerrissen durch zu viel Ungleichheit.“ Zentrale Punkte für eine friedliche Zukunft der Menschheit sind für ihn: mehr Gerechtigkeit, mehr Macht für Frauen und mehr Bildung für junge Menschen. Der interreligiöse Dialog sei heute nicht mehr eine Möglichkeit, sondern er sei „ein dringender und unersetzlicher Dienst an der Menschheit“. In seiner Rede warb er einmal mehr für Religionsfreiheit und eine „gesunde Verbindung“ zwischen Politik und Religion, die beide Bereiche weder vermischt noch völlig trennt.

Es wirkt wie eine große Vollversammlung der Religionen – der Saal im Palast der Unabhängigkeit in Nur Sultan. (Quelle: VaticanMedia)

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Der Papst und die Seidenstraße des Dialogs

Die Forderung nach Religionsfreiheit, einer klaren Absage an Gewalt im Namen der Religion, Fanatismus und Terrorismus sowie Investitionen in Bildung zu stecken statt in Rüstung – das waren die zentralen Gedanken der Ansprache von Papst Franziskus beim Religionsgipfel in Nur Sultan in Kasachstan. Den Krieg in der Ukraine sprach er nicht an. Einige seiner Äußerungen können aber als indirekte Kritik an der Haltung des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. verstanden werden. So etwa die Mahnung des Pontifex, „das Heilige darf nicht zur Stütze der Macht werden und die Macht darf sich nicht auf das Heilige stützen“. In seiner Botschaft an den Kongress beklagte der Patriarch eine „Verzerrung historischer Fakten“, das Bewusstsein der Massen werde manipuliert, um Botschaften des Hasses gegenüber Völkern, Kulturen und Religionen zu verbreiten.

80 Delegationen waren beim 7. Kongress der traditionellen und weltweiten Religionen in Nur Sultan vertreten. (Quelle: reuters)

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Papst in Kasachstan: Geist von Helsinki neu aufleben lassen

Zum Auftakt seiner 38. Auslandsreise hat Papst Franziskus Religionsfreiheit und mehr konkrete Demokratie in Kasachstan gefordert. Mit seinen rund 150 ethnischen Gruppen und über 50 Sprachen sei das Land ein „einzigartiges multiethnisches, multikulturelles und multireligiöses Laboratorium“. Demokratie und Modernisierung dürften sich nicht nur auf Ankündigungen beschränken, sondern müssten sich konkret im Dienst an den Menschen auswirken. „Demokratie sei „die geeignetste Form, um die Macht in einen Dienst zum Wohle des gesamten Volkes und nicht nur einiger weniger zu verwandeln“. In seiner Rede beschwor er mit Blick auf die aktuelle Weltlage einen „neuen Geist von Helsinki“. Franziskus besucht Kasachstan, um an einem interreligiösen Dialogtreffen teilzunehmen. Dabei wollte er am Rande auch den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. treffen. Dieser sagte seine Teilnahme aber vor wenigen Tagen ab. Dass Franziskus dennoch an dem eher wenig bedeutenden Religionsgipfel teilnimmt, könnte mit seiner Asienstrategie zusammenhängen.

Herzlicher Empfang für den Gast aus dem Vatikan durch Präsident Tokayev. (Quelle: Erbacher)

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Der schwere Weg der Synodalität

Mit einer richtungsweisenden Entscheidung ist am Samstag die Vierte Vollversammlung des Synodalen Wegs zu Ende gegangen. Die Mehrheit der Synodalen stimmte für einen „Synodalen Ausschuss“. Dieser soll nach Ende des Synodalen Wegs im März 2023 die noch ausstehenden Texte bearbeiten und über diese entscheiden. 87 Prozent der Bischöfe waren ebenfalls dafür. Damit sind bei dem Treffen viele wichtige Entscheidungen getroffen worden. Zugleich war die Stimmung während der Tage von Frankfurt angespannt. Vor allem von eher konservativen Vertreterinnen und Vertretern, darunter Bischöfe und Laien, war wiederholt von großem Druck die Rede. Dieser werde im Prozess aufgebaut, um möglichst viele Beteiligte auf Reformkurs zu bringen. Jenseits aller Mühen geht von Frankfurt das Signal aus, dass Veränderungen möglich sind. Nach Rom geht das Signal, dass sich die Kirche in Deutschland Debatten nicht verbieten lässt.

Die Bischöfe haben untereinander einen großen Gesprächsbedarf. Das wurde in den Tagen von Frankfurt einmal mehr deutlich. (Quelle: Erbacher)

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