Papst: Tod Benedikts instrumentalisiert 

Scharf kritisierte Franziskus die theologischen Debatten rund um den Tod von Papst Benedikt XVI. Ohne Namen zu nennen, sprach er von einer Instrumentalisierung durch Personen, die ihre eigenen Interessen promovieren wollten. Weitere Themen der Pressekonferenz war neben der Afrikareise der Krieg in der Ukraine und die Haltung des Papstes zur Homosexualität. Der Pontifex kündigte auch an, dass er neben dem Weltjugendtag in Lissabon im August für September über eine Reise nach Marseille und in die Mongolei nachdenke, nächstes Jahr soll es dann unter anderem nach Indien gehen.

Papst Franziskus bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückweg von Juba nach Rom. (Quelle: Erbacher)

Benedikt XVI. nicht verbittert

Die Worte waren deutlich, die Papst Franziskus zu den Vorgängen rund um den Tod von Benedikt XVI. fand. Dieser sei kein verbitterter Mensch gewesen. Er habe mit ihm über alles reden können und habe ihn in einigen Fällen um Rat gefragt bei Entscheidungen. „Ich glaube, dass der Tod Benedikts von Leuten instrumentalisiert wurde, die Wasser auf ihre Mühlen bringen wollen. Und diejenigen, die einen so guten Menschen, einen so gottesfürchtigen Menschen, fast würde ich sagen einen heiligen Vater der Kirche, instrumentalisieren, das sind unethische Menschen, das sind Parteimenschen, nicht Menschen der Kirche. Man sieht überall die Tendenz, theologische Positionen zu Parteien zu machen. Diese Dinge werden von selbst fallen, oder wenn sie nicht fallen, werden sie weitergehen, wie es schon so oft in der Geschichte der Kirche geschehen ist.“

Franziskus erzählte, dass es durchaus Versuche gegeben habe, Benedikt XVI. zu Interventionen zu bewegen. Etwa als er sich gegen die sakramentale Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen habe, aber für staatliche Regelungen solcher Beziehungen. „Eine Person, die sich für einen großen Theologen hält, hat sich über einen Freund von Papst Benedikt an ihn gewandt und die Beschwerde gegen mich eingereicht. Benedikt hatte keine Angst, er rief vier Kardinäle, hochrangige Theologen, an und sagte: ‚Erklären Sie mir das!“ Und sie haben es ihm erklärt. Und so endete die Geschichte.“ Dies sei ein Beispiel, um zu sehen, wie Benedikt agiert habe, wenn es eine Denunziation gab.

Welt in Selbstzerstörung

Es war ein Novum: eine fliegende Pressekonferenz mit drei Kirchenführern. Neben Papst Franziskus standen der Primas der Anglikaner, Erzbischof Justin Welby, und der Moderator der Generalversammlung der schottischen Kirche, Iain Greenshields, den Journalisten Rede und Antwort. Welby berichtete sehr detailliert über die Verhandlungen und Vorgänge rund um die schwierige Situation im Südsudan. Mit Blick auf die Ukraine stellte er fest, dass Präsident Putin allein den Krieg sofort stoppen könnte und man dann zu Verhandlungen übergehen könnte. Papst Franziskus hatte zuvor noch einmal seine Bereitschaft signalisiert, mit beiden Präsidenten, der Ukraine und Russlands, zu sprechen. Eine Reise in die Ukraine habe deshalb nicht stattgefunden, weil es in jenem Moment unmöglich gewesen sei, nach Russland zu reisen. Außerdem solle man bedenken, dass das nicht der einzige Krieg auf der Welt sei. Syrien sei seit zwölf, dreizehn Jahren im Krieg, der Jemen seit mehr als zehn Jahren. Er erinnerte an das Schicksal der Rohingya in Myanmar, auch in Lateinamerika gebe es Konflikte. Die ganze Welt sei im Krieg, so Franziskus, in einer Selbstzerstörung.

Beim Thema Homosexualität betonte er einmal mehr, dass die betroffenen Menschen nicht marginalisiert und diskriminiert werden dürfen. Wenn sie in Ländern kriminalisiert werden, sei das nicht richtig. „Menschen mit homosexuellen Neigungen sind Kinder Gottes, Gott liebt sie, Gott begleitet sie“, erklärte Franziskus. „Solche Person zu verurteilen ist eine Sünde, Menschen mit homosexuellen Tendenzen zu kriminalisieren ist eine Ungerechtigkeit.“ Er erinnerte an seine Aussage bei der ersten fliegenden Pressekonferenz mit der berühmten Aussage, wenn jemand schwul sei, den Herrn aber redlich suche, „wer bin dann ich, ihn zu verurteilen“. Eltern von betroffenen Kindern sage er, dass die Kinder ein Recht hätten, Zuhause zu leben. „Man kann sie nicht rausschmeißen“, so Franziskus.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

Ein Kommentar

  • Novalis
    06.02.2023, 9:19 Uhr.

    „Solche Person zu verurteilen ist eine Sünde, Menschen mit homosexuellen Tendenzen zu kriminalisieren ist eine Ungerechtigkeit.“
    Das ist natürlich zu wenig und bleibt weit hinter den Erkenntnissen der Psychologie zurück. Aber es ein sehr richtiger und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Franziskus Vorgänger haben ja da ganz andere, schrille, bösartige Töne angeschlagen, obwohl sie ja zum Teil sichtlich selber schwul waren.

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