Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Franziskus und die „innere Freiheit“

Papst Franziskus betete am Grab von Coelestin V. (Quelle: VaticanMedia)

Mit Spannung war der Besuch von Papst Franziskus in L’Aquila an diesem Sonntag erwartet worden. Wird er sich ein Beispiel an Coelestin V. nehmen und zurücktreten? Ausgeschlossen hat Franziskus das nie, doch aktuell sieht er den Zeitpunkt dafür nicht gekommen. Er spricht lieber über die „innere Freiheit“, die Coelestin ausgezeichnet habe. Er stehe für eine Kirche, die frei sei von weltlicher Logik, so Franziskus. Eine Anspielung auf den Rücktritt kann er sich in der Predigt dann aber doch nicht verkneifen. Der Grund für seinen Besuch war die Eröffnung der „Wallfahrt der Vergebung“, die heute stattfand, sowie die Erinnerung an die Opfer des Erdbebens von 2009 in L’Aquila, das damals über 300 Todesopfer forderte, viele Menschen verloren ihre Existenz.

 

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Ein bisschen Klassentreffen, ein bisschen Vorkonklave

Mit der Aufnahme von 20 neuen Kardinälen ins Kardinalskollegium startet an diesem Samstag im Vatikan ein Treffen aller Kardinäle, dass Beobachtern viele Rätsel aufgibt. Denn erst zum zweiten Mal in seinem Pontifikat versammelt Franziskus die Kardinäle zu Beratungen. Offiziell will er über die Kurienreform sprechen, doch Beobachter gehen davon aus, dass es dem Pontifex um etwas ganz anderes geht. Seinen Rücktritt wird er nicht verkünden, doch es könnte durchaus um das nächste Konklave gehen und um organisatorische Fragen eines Papstrücktritts. Sicher aber ist, die Kardinäle haben nach acht Jahren wieder einmal die Gelegenheit zur Begegnung. Die kommenden vier Tage sind also auch eine Art Schaulaufen, Kennenlernen und Abtasten für eine künftige Papstwahl.

Traditionell statten die neuen Kardinäle dem emeritierten Papst einen Besuch ab. Quelle: VaticanMedia

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Papst: Nicht an Krieg gewöhnen!

Ostern 2022 steht im Zeichen des Ukrainekriegs. In seiner Osterbotschaft rief Papst Franziskus die Menschen auf, „von unseren Balkonen und auf den Straßen mit lauter Stimme den Frieden zu verlangen“. Niemand dürfe sich an den Krieg gewöhnen. „Man höre auf, die Muskeln spielen zu lassen, während die Menschen leiden“. Die Menschen hätten zu viel Blutvergießen und zu viel Gewalt gesehen. Ausgehend von der Ukraine erinnerte Franziskus beim Urbi et orbi an die Konflikte weltweit, vom Heiligen Land über Afrika bis nach Asien. „Der Friede ist möglich, der Frieden ist eine Pflicht, der Frieden ist die vorrangige Verantwortung aller“, erklärte der Pontifex.

Papst Franziskus verliest seine Osterbotschaft vor dem traditionellen Segen „Urbi et orbi“. (Quelle: reuters)

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Benedikt XVI. wird 95

Kein Kirchenmann hat die Geschicke der katholischen Kirche in den vergangenen Jahrzehnten so stark geprägt wie Joseph Ratzinger. An diesem Samstag feiert er seinen 95. Geburtstag – still und leise. Das liegt nicht zuletzt an der jüngsten Debatte um die Rolle Ratzingers im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche. Doch nur auf diesen Aspekt seines Wirkens als Theologe, Erzbischof, Präfekt und Papst zu blicken, greift zu kurz. Ratzinger steht für Widersprüche in der eigenen Biografie und er fordert Widerspruch heraus – auch in seiner Zeit als emeritierter Papst. Ihn in Bausch und Bogen zu verurteilen, wie das Kritiker gerne vorschnell machen, wird ihm nicht gerecht.

Benedikt XVI. bei seinem letzten öffentlichen Auftritt als Papst am Abend des 28. Februar 2013 in Castelgandolfo. (Quelle: reuters)

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Gegen den „Schiffbruch der Zivilisation“

Der zweite Tag von Papst Franziskus auf Malta stand ganz im Zeichen der Migration. Am späten Nachmittag besuchte der Pontifex ein kirchliches Aufnahmezentrum. Dabei würdigte er einerseits den Einsatz der Malteser für die Migranten. Zugleich machte er einmal mehr deutlich, dass aus seiner Sicht beim Thema Migration, die Zivilisation auf dem Spiel stehe. Migration sei ein Zeichen der Zeit. „Und für uns Christen steht auch unsere Treue zum Evangelium Jesu auf dem Spiel“, erklärte Franziskus. Von den Migranten forderte der Pontifex, ebenfalls zu „Zeugen und Förderern der Aufnahme und der Geschwisterlichkeit“ zu werden.

Papst Franziskus beim Besuch eines Aufnahmezentrums für Geflüchtete auf Malta. (Quelle epa/VaticanMedia)

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Papst auf Malta – scharfe Kritik am Krieg in der Ukraine

Zum Auftakt seines Wochenendbesuchs auf Malta hat Papst Franziskus erneut die Invasion Russlands in der Ukraine verurteilt. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Diplomatischem Korps und Zivilgesellschaft sprach er von einer „infantilen und zerstörerischen Aggression, die uns bedroht, angesichts der Gefahr eines ‚erweiterten kalten Krieges‘, der das Leben ganzer Völker und Generationen ersticken könnte“. Ohne den Namen des russischen Präsidenten zu nennen, stellte er fest, dass „wieder einmal einige wenige Mächtige, die leider in den anachronistischen Forderungen nationalistischer Interessen gefangen sind, Konflikte provozieren und schüren“. Beim Flug von Rom nach Malta schloss der Pontifex eine Reise nach Kiew nicht aus. „Ja, das liegt auf dem Tisch“, antwortete er auf die Frage eines Journalisten.

Begeisterter Empfang für Papst Franziskus am Abend auf Gozo. (Quelle: ap)

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Papst bittet Indigene Kanadas um Entschuldigung

Das Bild war bunt und wirkte heiter, das heute im Vatikan zu sehen war. Papst Franziskus traf sich mit Vertretern indigener Volksgruppen im Apostolischen Palast zu einer öffentlichen Audienz. Doch der Anlass war ernst: der Missbrauch von Indigenen in kirchlichen Einrichtungen, der bis in die 1990er Jahre hineinreicht. Der Skandal erschüttert Kanada seit Jahren tief. Das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und den Indigenen ist tief zerrüttet. Die Audienz heute stand am Ende einer Woche mit mehreren Begegnungen des Papstes mit verschiedenen indigenen Volksgruppen im Vatikan. Franziskus bat um Entschuldigung für den jahrzehntelangen Missbrauch und kündigte an, dass er Ende Juli Kanada besuchen möchte.

Bei der Begegnung im Vatikan sprachen Vertreter der Ureinwohner Gebete. (Quelle: epa/VaticanMedia)

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Gebet statt Waffen

Angesichts des „grausamen und sinnlosen Kriegs, der die Welt bedroht“, so die Worte von Papst Franziskus am Freitagabend, hat sich der Pontifex für eine besondere Geste entschieden. Er weihte im Petersdom die Ukraine und Russland dem „unbefleckten Herzen Mariens“, das heißt er bat um den besonderen Schutz der Gottesmutter für die beiden Nationen sowie die ganze Menschheit. Die Geste wirkt auf manche Beobachter antiquiert. Mit ihren historischen Bezügen ist sie auch nicht unproblematisch. Doch der Papst hat keine anderen Waffen als Worte, Gesten und das Gebet. Franziskus versucht diese möglichst friedensstiftend einzusetzen. Zudem gilt, wer wenn nicht der Papst muss auf die Kraft des Gebets vertrauen.

Papst Franziskus am Abend beim Gottesdienst im Petersdom. (Quelle: dpa)

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Dokument zur Kurienreform überraschend veröffentlicht

Lange wurde die Konstitution zur Kurienreform erwartet. Zum neunten Jahrestag seiner Amtseinführung am Fest des Heiligen Josefs unterzeichnete Franziskus die Konstitution „Praedicate Evangelium“. Das 54-seitige Dokument wurde umgehend veröffentlicht – ohne Erläuterungen und Einordnung. Zu Pfingsten treten die Änderungen in Kraft. Dann fällt die interne Hierarchie der Behörden durch die Unterscheidung in Kongregationen, Dikasterien und Päpstliche Räte weg. Fortan gibt es nur Dikasterien. Viele Fusionen und Kompetenzverschiebungen wurden bereits in den vergangenen Jahren vorgenommen. Neu ist, dass es ein Dikasterium für die Evangelisierung gibt, dem der Papst selbst vorsteht. Auch werden der Kulturrat und die Bildungskongregation in einem Dikasterium vereinigt. Durch die Konstitution erfahren Laien, Frauen und Männer, eine enorme Aufwertung: Sie können künftig alle Dikasterien leiten und auch Mitglieder in Dikasterien werden. Franziskus möchte mit der Reform neben strukturellen Veränderungen vor allem eine Änderung von Haltung und Geist der Arbeit in der römischen Zentrale erreichen. Alles Handeln soll im Dienst der Evangelisierung, im Dienst des Papstes und der Ortskirche stehen. Ob das neue Regularium taugt, muss sich in der Praxis erweisen.

Papst Franziskus äußerte sich heute nicht zum neuen Dokument. Er besuchte am Nachmittag das vatikanische Kinderkrankenhaus. Dort werden Kinder behandelt, die beim Kieg in der Ukraine verletzt wurden. (Quelle: VaticanMedia)

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Ukraine: Papst und Patriarch reden

Zwei Wochen nach Beginn des Krieges haben Papst Franziskus und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. erstmals direkt miteinander gesprochen. Anschließend hatte Kyrill I. auch ein Gespräch mit dem Ehrenoberhaupt der Anglikaner, Erzbischof Justin Welby. Franziskus telefonierte am Mittwoch noch mit Bundeskanzler Olaf Scholz. Der Vatikan übt sich seit Beginn des Kriegs in stiller Krisendiplomatie. Der Papst verurteilte mehrfach scharf den Krieg. Die Namen der Verantwortlichen nannte er im Gegensatz etwa zu vielen Politikern nicht. Die vatikanische Diplomatie möchte Gesprächskanäle offen halten. Das gilt für die politische wie die religiöse Ebene.

Papst und Patriarch sprechen per Videokonferenz. (Quelle: VaticanMedia)

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