Es war eine Gratwanderung , die Papst Franziskus bei seiner 43. Auslandsreise vollziehen musste. Mit der Mongolei, eingerahmt von Russland und China, suchte er sich einen idealen Ort aus, um Botschaften in Richtung der diplomatischen Sorgenkinder zu senden. Zugleich musste er seine Worte und Gesten gut abwägen, damit die Gesprächsfäden zu den beiden mächtigen Nachbarn nicht ganz abreißen. Doch seine Botschaft ging weit über die beiden Großmächte hinaus, überall dorthin, wo die katholische Kirche in der Minderheit ist oder in ihrem Handeln eingeschränkt ist: Keine Regierung müsse die Kirche fürchten, weil sie keine politische Agenda verfolge, sondern das Wohl aller Menschen in einem Land fördern wolle. Dazu passte, dass der letzte Programmpunkt der Reise am Montagmorgen der Besuch eines Sozialzentrums in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator war. Franziskus nutzte jede Gelegenheit, um den Beitrag der Kirche für die Gesellschaft zu hervorzuheben. Dabei wies er zum Abschluss der Reise den Vorwurf zurück, beim sozialen Engagement der Kirche gehe es um Proselytismus.
Eine gute halbe Stunde nahm Franziskus sich Zeit für das Gespräch mit den Journalisten. (Foto: Erbacher)
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„Ich bitte die chinesischen Katholiken, gute Christen und gute Staatsbürger zu sein.“ Verbunden mit diesem spontanen Wunsch am Ende der Messe in Ulan Bator hat Papst Franziskus am Sonntagnachmittag „dem edlen chinesischen Volk einen herzlichen Gruß“ gesendet. Es war die bisher deutlichste Botschaft des katholischen Kirchenoberhaupts in Richtung des Nachbarlands China. Am Morgen erinnerte Franziskus bei einer Begegnung mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen an die Verantwortung der Religionen. „Unser Verhalten soll die Lehren, die wir bekennen, durch Taten bekräftigen; sie dürfen ihnen nicht widersprechen und so Anstoß erregen.“ Franziskus nutzte die Gelegenheit, um das Potential der Religionen für ein friedliches Miteinander und Harmonie in einer Gesellschaft darzustellen. So ist auch bei diesem Treffen eines der Subthemen der Reise präsent: Franziskus will Glauben und Religion als etwas darstellen, das einem Land dient und nicht eine Gefahr bedeutet.
Die Herde ist klein, die Freude groß beim Gottesdienst in Ulan Bator. (Foto: Erbacher)
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Bei seinen ersten öffentlichen Auftritten in der Mongolei hat Papst Franziskus am Samstag gleich deutliche Signale in Richtung der Nachbarn China und Russland gesendet. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft würdigte er am Morgen den Einsatz der Mongolei für Menschenrechte und Frieden sowie eine Atomwaffen freie Welt und die Abschaffung der Todesstrafe. Am Nachmittag erklärte er, dass Regierungen und weltliche Institutionen „nichts vom evangelisierenden Wirken der Kirche zu befürchten [hätten], denn sie hat keine politische Agenda voranzubringen“, sondern wolle das Wohl aller fördern. Es zeigt sich, dass für Franziskus diese Reise strategische Bedeutung hat. Auch wenn es im Konkreten immer wieder hakt, ist die Mongolei auch beim Thema Religionsfreiheit weiter fortgeschritten als andere Länder in der Region, allen voran der große Nachbar China. Deshalb verwundert es nicht, dass Franziskus die Mongolei als „Symbol der Religionsfreiheit“ bezeichnete und schon in seinen ersten Reden betonte, dass die Religionen eigentlich „verlässliche Stützen beim Aufbau gesunder und blühender Gesellschaften“ seien.
Papst und Präsident zogen sich zum Privatgespräch in ein Ger im Präsidentenpalast zurück. (Quelle: Pool AIGAV)
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Die 43. Auslandsreise führt Papst Franziskus erneut nach Asien. Es ist bereits die sechste Reise des Kirchenoberhaupts in die Region. Sein Vorgänger Benedikt XVI. war kein einziges Mal hier. Neben der Stärkung der kleinen katholischen Herde sind der interreligiöse Dialog und vor allem strategische Ziele der Grund dafür, dass der 86-Jährige die Reisestrapazen auf sich genommen hat. Nach der Landung am Flughafen der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator gab es nur ein kurzes Gespräch mit der Außenministerin. Danach zog sich Franziskus in die Apostolische Administration zurück, wo er bis Montag wohnen wird. Nach neuneinhalb Stunden Flug und aufgrund der Zeitverschiebung von sechs Stunden ist der Freitag ein Ruhetag, um sich zu akklimatisieren.
Papst Franziskus wurde von Außenministerin Nyamtseren Enkhtaivan am Flughafen begrüßt. (Quelle: Erbacher)
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„Fürchtet euch nicht!“ Mit diesem eindringlichen Appell an die jungen Menschen hat Papst Franziskus den Weltjugendtag in Lissabon beendet. Ihnen, die sie die Welt verändern wollten und für Gerechtigkeit und Frieden kämpften, sage Jesus: „Fürchtet euch nicht“. Damit griff der Papst zum Abschluss einen inhaltlichen Faden auf, der sich durch die Tage von Lissabon zog: die Bestärkung und Ermutigung der jungen Menschen. Dieses Anliegen, zusammen mit seiner Botschaft von einer offenen Kirche und dem Werben bei den Jugendlichen, sich für eine sozialere, gerechtere und nachhaltigere Welt einzusetzen, waren die drei Hauptthemen der 42. Auslandsreise von Papst Franziskus. Für 2025 lud er die Jugendlichen zu einer Heilig-Jahr-Feier nach Rom ein. Der nächste internationale Weltjugendtag findet 2027 in Seoul in Südkorea statt. Die Irritationen um die improvisierten Reden des Papstes haben sich zum Ende der Reise wieder etwas gelegt. Zwar hielt er sich auch bei der Abschlussmesse über weite Teile nicht an das Manuskript, doch im Kern blieben die Gedanken erhalten. Zum Abschluss bat Franziskus beim Angelusgebet die Jugendlichen, sich für Frieden einzusetzen und für den Frieden zu beten. Dabei erinnerte er noch einmal eigens an den Konflikt in der Ukraine.
2027 trifft sich die katholische Jugend der Welt in Seoul. (Quelle: VaticanMedia)
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Mit der Vigilfeier auf einem großen Feld am Atlantik ist der Weltjugendtag am Samstag in die finale Phase eingetreten. Papst Franziskus forderte die Jugendlichen auf, zur Missionaren der Freude zu werden. Die Jugendlichen sollten „Wurzeln der Freude“ für andere sein. Wie schon am Morgen in Fatima sorgte der Pontifex mit seiner Ansprache auch am Abend für Irritationen. Bereits zum vierten Mal in Folge las er nicht die vorbereitete Rede, sprach weitestgehend frei. Am Morgen ließ er ein Gebet an Maria, in dem es unter anderem um den Frieden in der Welt ging, weg. Schnell kam unter den mitgereisten Journalisten die Frage auf, ob Franziskus ein gesundheitliches Problem habe. Vatikansprecher Matteo Bruni verneinte das und erklärte, der Papst entscheide je nach Situation, ob er den vorgefertigten Text nehme oder frei spreche und Worte finde, die aus seiner Sicht für den Augenblick besser passten. Die 1,5 Millionen Jugendlichen am Abend schienen mit der improvisierten Kurzpredigt zufrieden.
Stimmungsvoll war die Feier am Abend im Tejo-Park. (Quelle: Erbacher)
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Die Wunden der Welt und im Leben vieler junger Menschen standen am Freitag im Mittelpunkt des Weltjugendtags in Lissabon. Papst Franziskus betete mit rund 800.000 Menschen den traditionellen Kreuzweg. An den einzelnen Stationen gab es Meditationen und Gebete zu Themen wie Armut, Einsamkeit, Gewalt und Intoleranz. Franziskus versuchte den jungen Menschen Mut zu machen mit der Zusage, Jesus sei in den schwierigen Situationen an ihrer Seite. Am Morgen war das Kirchenoberhaupt mit Vertretern mehrerer Sozialprojekte zusammengetroffen. Dabei konnte er wegen Problemen mit den Augen den vorbereiteten Text nicht verlesen. Er führte nur kurz einen Gedanken frei aus: soziales Engagement müsse immer konkret sein. Abstrakte Liebe gebe es nicht.
Für viele ein emotionaler Moment – der Kreuzweg beim Weltjugendtag. (Quelle: VaticanMedia)
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„In der Kirche gibt es Platz für alle und, wenn es keinen gibt, dann sehen wir bitte zu, ihn zu schaffen, auch für die, die Fehler machen, die fallen, die Mühe haben.“ Mit diesem Bekenntnis und Auftrag hat Papst Franziskus am Donnerstagnachmittag in das Weltjugendtagsgeschehen eingegriffen. Vor 500.000 Jugendlichen erteilte er bei der Willkommensfeier einmal mehr einem exklusiven Kirchenverständnis eine Absage. Am Vormittag hatte er bei einem Treffen mit Studierenden die jungen Menschen aufgerufen, zu „Protagonisten des Wandels“ zu werden hin zu einer Welt, die sozialer, gerechter, solidarischer und nachhaltiger ist. Er sprach von der „Notwendigkeit, das neu zu definieren, was wir Fortschritt und Evolution nennen“. Danach besuchte er ein Projekt des Bildungsnetzwerks „Scholas occurentes“. Es fördert Bildungsprojekte für benachteiligte Kinder in knapp 200 Ländern.
Über eine halbe Stunde fuhr Franziskus durch die Menge der 500.000. (Quelle: Erbacher)
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Mit einer eindringlichen Mahnung an Europa, wieder eine Führungsrolle in der Welt zu übernehmen, hat Papst Franziskus seinen Besuch in Portugal begonnen. Der erste Tag der 42. Auslandsreise des Pontifex stand im Zeichen der Politik. Er hoffe, „dass der Weltjugendtag für den ‚alten Kontinent‘ ein Impuls weltweiter Öffnung wird“, erklärte Franziskus beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Zivilgesellschaft und Diplomatischem Korps im Kulturzentrum in Lissabon. Die Welt brauche das „wahre Europa“ in seiner Rolle als Brückenbauer und Friedensstifter. Dabei sparte er nicht mit Kritik. „Wohin steuert ihr, Europa und Westen, mit der Ausgrenzung älterer Menschen, den Mauern mit Stacheldraht, den Massakern auf See und den leeren Wiegen?“ Anlass der Reise nach Portugal ist der Weltjugendtag, zu dem mehr als 300.000 Jugendliche in die portugiesische Hauptstadt gekommen sind. Die Stadt ist voll, die Stimmung gut. Auf den ersten Blick scheinen die Krisen, in der die Kirche an vielen Stellen rund um den Globus steckt, vergessen. Doch sie sind präsent – etwa der Missbrauchsskandal durch eine große Plakataktion in der Innenstadt von Lissabon. Am Abend traf Papst Franziskus 13 Betroffene sexualisierter Gewalt durch Kleriker.
Papst Franziskus und Präsident Marcelo Rebelo de Sousa verstanden sich offenbar prächtig. (Quelle: Erbacher)
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Überraschend hat Papst Franziskus beim Mittagsgebet heute ein Konsistorium für den 30. September angekündigt. Dann will er 21 neue Kardinäle in den Senat der Kirche aufnehmen, darunter 18 bei einem kommenden Konklave wahlberechtigte Kirchenmänner. Wenig überraschend ist der Purpur für die drei neuen Kurienchefs Robert Francis Prevost, Bischofsdikasterium, Claudio Gugeroti, Ostkirchendikasterium, und Victor Manuel Fernández, Glaubensdikasterium. Aufhorchen lässt das Kardinalat für den aus der Schweiz stammenden Nuntius, Emil Paul Tscherig, den aktuellen Nuntius in den USA, Christophe Louis Yves Georges Pierre, sowie den Lissaboner Weihbischof Américo Manuel Alves Aguiar. Aguiar ist einer von vier neuen Kardinälen, die in Europa in Bistümern arbeiten. Drei neue Kardinäle kommen aus Afrika, und je zwei aus Lateinamerika und Asien. Zudem wird der Ordensobere der Salesianer, Ángel Fernández Artime, Kardinal. Politisch wichtig ist das Kardinalat für den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa.
Frischen Wind will Papst Franziskus mit den neuen Kardinälen in den Senat der Kirche bringen. (Quelle: epa)
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