Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Synode Teil 2: Frauen, Transparenz und Rechenschaftspflicht

Sind die heißen Eisen draußen? Diese Frage stellten sich viele mit Blick auf die zweite Synodenversammlung im Rahmen des weltweiten Synodalen Prozesses, die im Oktober im Vatikan stattfindet. Die Antwort: ein klares „Jein“. Viele Themen wurden vom Papst im Frühjahr in Arbeitsgruppen ausgelagert, die erst im Verlauf des Jahres 2025 Ergebnisse vorstellen sollen. Doch das Arbeitspapier für das Treffen im Oktober, das heute im Vatikan präsentiert wurde, enthält noch genügend interessante Themen für die Beratungen. Neben der Frage von Transparenz und Rechenschaft von der Pfarreiebene bis zum Vatikan, geht es um synodale Strukturen auf allen Ebenen. Dazu gehört etwa auch eine Reform, „die die [Weltbischofs-]Synode von einem punktuellen Ereignis in einen kirchlichen Prozess verwandelt, der sich über Raum und Zeit erstreckt“. Könnte es ein dauerhaftes synodalen Beratungsgremium auf Weltebene geben?

So bunt wie beim Weltkindertag im Mai wird es bei Synoden künftig nicht zugehen. Dennoch: Papst Franziskus möchte grundlegende Veränderungen in der Kirche, mehr Mitbestimmung alle Gläubigen. (Quelle: ap)

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Neuer Job für Erzbischof Gänswein

Seit Wochen war darüber spekuliert worden. Heute erfolgte die Ernennung durch Papst Franziskus. Erzbischof Georg Gänswein ist neuer Nuntius in den baltischen Staaten. Er vertritt den Heiligen Stuhl künftig in Lettland, Estland und Litauen. Damit endet eine Phase der Ungewissheit mit Blick auf den ehemaligen Privatsekretär von Benedikt XVI. Die neue Aufgabe ist mehr als nur ein Versorgungsposten. Angesichts der aktuellen politischen Lage hat das Baltikum eine wichtige strategische Bedeutung. Für wen der Weggang aus dem Vatikan vor einem Jahr wie ein Rauswurf wirkte, dürfte die Entscheidung heute wie eine Rehabilitierung erscheinen.

Zuletzt feierte er oft Gottesdienste im Freiburger Münster: Erzbischof Georg Gänswein, der neue Nuntius in den baltischen Staaten. (Quelle: dpa)

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Der Papst zwischen Comedians und Weltpolitik

Größer hätte der Spagat kaum sein können. Am Freitagmorgen hat Papst Franziskus im Vatikan rund 100 Comedians aus der ganzen Welt getroffen, am Nachmittag sprach er beim G7-Gipfel in Apulien mit den Mächtigen der Welt. Am Morgen wertschätzende Worte an die Menschen des Humors, die aus Sicht des Papstes zu den wenigen gehörten, „die die Fähigkeit haben, mit sehr unterschiedlichen Menschen verschiedener Generationen und kultureller Hintergründe zu sprechen“. Am Nachmittag mahnende Worte an die Politik, Bedingungen zu schaffen, dass eine „positive Nutzung“ der KI möglich werde. Franziskus forderte klare ethische Grenzen für die Nutzung dieser Technologie. Am Rande des G7-Treffens führte er unzählige bilaterale Gespräche mit Staats- und Regierungschefs.

Papst Franziskus beim G7-Gipfel. (Quelle: VaticanMedia/RAI)

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Ein Papst für alle Christen

„Der Papst ist das größte Hindernis in der Ökumene“, stellte Papst Paul VI. 1967 fest. Das soll sich jetzt ändern. Der Vatikan hat heute Vorschläge für Reformen gemacht, damit das Papstamt auch für andere christliche Kirchen annehmbar werden könnte. Als eine Möglichkeit wird dort eine „klare Unterscheidung der verschiedenen Verantwortlichkeiten des Papstes“ genannt. So könnte die jurisdiktionelle Macht auf die katholische Kirche beschränkt werden, mit Blick auf die anderen christlichen Kirchen hätte er eine Art Ehrenvorsitz als „Diener der Einheit“. Das Papier wertet rund 80 Dokumente der vergangenen 30 Jahre aus, die in offiziellen Dialogen mit den anderen christlichen Kirchen entstanden sind. Sie alle geben Antwort auf die Aufforderung von Papst Johannes Paul II. in seiner Ökumeneenzyklika „Ut unum sint“ im Jahr 1995, über eine Neuausrichtung des Papstamts nachzudenken. Viele der im vorliegenden Dokument gemachten Reformvorschläge wären sofort möglich, würde der amtierende Papst sie konsequent umsetzen. Anderes muss erst noch geleistet werden von katholischer Seite, wie etwa die im Dokument geforderte „Neu-Rezeption“ oder gar „Neuformulierung“ des I. Vatikanischen Konzils mit der Erklärung zur Unfehlbarkeit des Papstes.

Wird der Papst künftig noch mehr „Bischof von Rom“ sein? Franziskus bei seinem Besuch im Rathaus der Ewigen Stadt am vergangenen Montag. (Quelle: dpa)

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Vatikan: Verstöße gegen die Menschenwürde

Die Würde des Menschen ist unendlich, sie ist unveräußerlich in seinem Wesen begründet. Was das aus katholischer Sicht bedeutet, formuliert das Vatikanische Glaubensdikasterium in der Erklärung „Dignitas infinita“, die heute im Vatikan veröffentlicht wurde. Der Papst bekräftigt mit dem knapp 70 Abschnitte umfassenden Papier eine Reihe von bekannten traditionellen Positionen rund um die menschliche Anthropologie, möchte zugleich aber auch daran erinnern, dass aus katholischer Sicht die Frage nach der Würde des Menschen mehr betrifft als nur die Anthropologie, sondern dass etwa soziale Fragen ebenso dazugehören. Abtreibung, Leihmutterschaft und Euthanasie lehnt der Vatikan weiter strikt ab. Auch die für Papst Franziskus typische Verurteilung der Gender-Theorie findet sich in dem Papier. Der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Manuel Fernández, betonte bei der Vorstellung, dass etwa das Nein zu Geschlechtsumwandlungen nicht bedeute, dass betroffene Menschen abgelehnt oder verurteilt würden. Mit Nachdruck forderte er weltweit die Abschaffung jeglicher gesetzlicher Bestimmungen, die homosexuelle Menschen diskriminierten, verurteilten, zu deren Inhaftierung, Folter oder gar Hinrichtung führten. Katholische Kirchenvertreter, die solche gesetzliche Regelungen unterstützten, kritisierte er scharf.

Kardinal Fernández (l) bei der Vorstellung der neuen Erklärung im Vatikan. (Quelle: VaticanMedia)

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Besser schweigen oder nachdenken

Wenn ein Pontifex sich aufs politische Parkett begibt, kann er dort schnell ins Schlittern geraten. Das zeigt sich einmal mehr am Beispiel des jüngsten TV-Interviews von Papst Franziskus. Seine angebliche Aufforderung an die Ukraine, sich zu ergeben, hat weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Der Interviewer verbindet seine allgemeine Frage, ob eine „weiße Fahne“ bedeute, das Recht des Stärkeren zu akzeptieren, mit den Ereignissen in der Ukraine. Der Papst antwortet grundsätzlich und ist sich nicht bewusst, dass seine Worte auf die konkrete Situation gedeutet werden. Dieses Problem taucht bei Franziskus immer wieder auf und kratzt stets an seiner Autorität. Dazu kommt, dass seine Position zur Ukraine, aber auch zum Krieg in Gaza, von Anfang an sehr ambivalent ist.

Wie immer hat Franziskus beim sonntäglichen Mittagsgebet zum Frieden in der Ukraine und dem Heiligen Land aufgerufen. (Quelle: afp)

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Der Kanzler beim Papst

Nach über zwei Jahren im Amt gibt es für Bundeskanzler Olaf Scholz nur noch wenige Premieren. Seine Begegnung mit Papst Franziskus heute im Vatikan war eine solche. 35 Minuten sprachen die beiden miteinander. Themen waren die aktuellen politischen Krisen mit dem Krieg in der Ukraine und in Gaza, aber auch Herausforderungen wie die Migration und Fragen der Gerechtigkeit im Zusammenleben standen auf der Agenda. Laut Vatikan ging es bei den Gesprächen, der deutsche Bundeskanzler traf nach dem Papst Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, auch um die Bedeutung des christlichen Glaubens in der deutschen Gesellschaft. „Ein wichtiges Gespräch in einer Zeit, in der es darauf ankommt, dass wir mit klarem Blick in die Zukunft blicken und dass wir klare Grundsätze haben“, erklärte Scholz im Anschluss an das Treffen mit dem Papst vor Journalisten.

Auch persönlich „ein wichtiges, bedeutendes Gespräch“, so Bundeskanzler Olaf Scholz nach der Begegnung mit Papst Franziskus. (Quelle: VaticanMedia/dpa)

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Die Suche nach Dialog

Die Lage ist ernst. Das haben die Bischöfe erkannt und sich bei der Frühjahrsvollversammlung in Augsburg gleich mit mehreren schwierigen Themen beschäftigt. Da gab es die klare Absage an jede Form des Rechtsextremismus und völkischen Denkens verbunden mit einer deutlichen Positionierung zur AfD. Dazu habe ich bei ZDFheute bereits geschrieben. Dann befassten sich die Bischöfe bei einem Studientag mit den Ergebnissen der Kirchenmitgliedschaftsbefragung, die den Kirchen im vergangenen November verheerende Zahlen bescherte. Und schließlich ging es um die Zukunft des deutschen Reformprojekts Synodaler Weg. Den sehen manche Beobachter bereits vor dem Aus, nachdem der Vatikan am vergangenen Wochenende deutlich gemacht hatte, dass er das Nachfolgegremium der Synodalversammlungen, den „Synodaler Ausschuss“, nicht genehmigen werde.

Männer unter sich – die Bischofskonferenz bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg. (Quelle: Erbacher)

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Und täglich grüßt der Vatikan – per Brief

Die Bischöfe tagen ab heute in Augsburg und rechtzeitig zur Frühjahrsvollversammlung gab es einmal mehr Post aus dem Vatikan. Seit langer Zeit stößt sich Rom an einem zentralen Punkt des Reformprojekts Synodaler Weg: der Einrichtung eines Gremiums, in dem Laien und Bischöfe gemeinsam über zentrale Fragen der Kirche in Deutschland beraten. Dieser Synodale Rat sollte schon zum Ende des Synodalen Wegs kommen. Nachdem es von Anfang an Widerstand aus dem Vatikan gab, wurde das Ganze etwas tiefergehängt. Jetzt sollte ein Synodaler Ausschuss als Zwischenlösung die Einrichtung des Synodalen Rats vorbereiten. Doch auch das geht dem Vatikan zu weit. Er stoppte die Abstimmung über die Statuten des Synodalen Ausschusses, die für diese Woche vorgesehen war. Die Reformgegner jubeln, die große Mehrheit der Bischöfe und Gläubigen, die Reformen wollen, sind einmal mehr enttäuscht. Noch ist offen, wie die Bischofskonferenz auf das neue Stoppschild aus Rom reagiert.

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Vatikan: Segenspapier muss umgesetzt werden

Der Aufruhr in der Weltkirche ist groß. Deshalb sieht sich der Vatikan bereits zwei Wochen nach Publikation der Erklärung „Fiducia supplicans“, die eine Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren und Paaren in „irregulären Situationen“ zulässt, gezwungen, mit zusätzlichen Erläuterungen Schlimmeres zu verhindern. Dabei wird einerseits betont, dass sich niemand dem Papier widersetzen darf, zugleich wird anerkannt, dass es Umstände geben kann für eine unterschiedlich schnelle Umsetzung. Zudem erklärt der Chef des Glaubensdikasteriums, Kardinal Víctor Fernández, in einer Pressemeldung noch einmal ausführlich, dass es sich um eine Art Segen light handelt, der auf keinen Fall mit einem rituellen oder liturgischen Segen gleichzusetzen sei. Damit werden einerseits die konservativen Gegner des Papiers zur Raison gerufen, andererseits deren Bedenken, hier werde durch die Hintertür die Lehre zu Ehe und Homosexualität verändert, zu entkräften versucht.

Papst Franziskus am Morgen beim Treffen mit Vertretern der Gesellschaft katholischer Publizistinnen und Publizisten aus Deutschland. (Quelle: Erbacher)

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