Es war eine kurze und nur in Teilen klare Mitteilung, die das Bistum Limburg gestern Morgen verschickt hatte: Die Bischofskongregation im Einvernehmen mit dem Vatikanischen Staatssekretariat halten „die Prüfung von Schadensersatzleistungen sowie die Eröffnung eines entsprechenden kanonischen Verfahrens für nicht angebracht“. Die Entscheidung stößt bei vielen Gläubigen und auch Außenstehenden auf Unverständnis. Eine kirchenjuristische Aufarbeitung der Causa Tebartz-van Elst wird es also nicht geben; die zivilen Gerichte in Limburg hatten bereits im vergangenen Jahr mit Verweis auf die kirchliche Eigengerichtsbarkeit die Eröffnung eines Verfahrens abgelehnt. Die Formulierung lässt klar erkennen, dass es sich hier um eine kirchenpolitische Entscheidung handelt, nicht um eine vom Kirchenrecht gedeckte.
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So – jetzt ist sie da, die Reform der Ehenichtigkeitsverfahren. Gut drei Wochen vor der Familiensynode hat Franziskus Fakten geschaffen, ohne großen Beratungsprozess. Eine kleine Reformkommission erarbeitete die Änderungen des Kirchenrechts, die heute in Rom präsentiert wurden. Bedenken von Kirchenrechtlern und des Päpstlichen Rats für die Interpretation von Gesetzestexten wurden nicht gehört. Die neuen Regelungen werden aber sicher zu einer Beschleunigung der Verfahren führen. Sie lösen allerdings nur einen ganz kleinen Teil der Probleme, wenn es um gescheiterte Ehen geht und den Willen, eine neue Beziehung einzugehen. Das unterstrich heute auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in einer ersten Stellungnahme. Vor der Bundespressekonferenz nannte er die Regelungen ein „vernünftiges Signal“. Es sei aber keine Lösung der grundsätzlichen Probleme, fügte Marx hinzu. Ehenichtigkeit sei für viele – etwa nach zwanzig Jahren Ehe – schlicht ein fremder Begriff. Und als frisch Verliebter frage keiner nach solchen Hindernissen, die später für eine Annullierung entscheidend seien.
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Franziskus ist ja für spektakuläre Aktionen bekannt. Heute Nacht wurde im US-Fernsehen eine Videokonferenz ausgestrahlt, bei der Papst Franziskus mit drei Orten in den USA verbunden war und Fragen der dort Anwesenden beantwortete. Zugeschaltet waren eine Schule für Kinder und Jugendliche aus armen und benachteiligten Familien in Chicago, eine Gruppe von Obdachlosen in Los Angeles und eine Pfarrei in der Nähe der mexikanischen Grenze. Schon die Auswahl der drei Gruppen spricht Bände. Franziskus erklärte, dass die Reisen für ihn wichtig sind, um möglichst nahe bei den Menschen zu sein. So könne er deren Situation besser verstehen und versuchen zu helfen. Ganz am Ende der Schaltkonferenz gab es dann einen ganz besonderen Moment. Die Aktion fand im Vorfeld der Papstreise in die USA statt. Franziskus reist vom 22. bis 27. September dorthin. Zuvor besucht er ab dem 19. September Kuba.
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Da ist es wieder, das Lieblingsthema des Papstes: das Geschwätz. Franziskus wird nicht müde die Gläubigen dazu aufzurufen, ihre Zunge zu hüten: „Der, der schwätzt, ist wie ein Terrorist, der eine Bombe wirft und wegläuft, während es knallt. Mit der Zunge zerstört er, er macht keinen Frieden. Schlau, nicht wahr? Er ist kein Selbstmordattentäter, nein, er achtet auf sich selbst.“ In der Kirche, so Franziskus, gebe es eine Krankheit: Spaltung und Zwietracht säen. Dabei sei es Aufgabe der Christen, Frieden zu stiften und zu versöhnen, wie Jesus es getan habe. Es war einmal mehr die Morgenmesse in Santa Marta, bei der Franziskus diese klaren Worte fand. Und sie fallen sicherlich zur rechten Zeit, da sich viele anschicken, im Vorfeld der Synode aufzurüsten.
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„Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit schließt niemanden aus.“ Mit diesen Worten begründet Papst Franziskus, warum er im Heiligen Jahr das Sakrament der Versöhnung bei den Piusbrüdern anerkennt. Die große Frage ist, was es bedeutet, wenn Franziskus als Maßstab des Handelns das Motto ausgibt: Niemand soll ausgeschlossen sein. Was bedeutet das für diejenigen, die noch ausgeschlossen sind? Dazu schweigt Franziskus in seinem neuen Brief. Die Synode und vor allem das nachsynodale Schreiben werden ihm noch Gelegenheit geben, dies etwa auf die heiklen Themen im Bereich Ehe und Familie expliziter zu erklären. Seine Vorgabe, dass im Heiligen Jahr alle Priester auch von der Sünde der Abtreibung lossprechen können, bringt für Deutschland nicht viel Neues. Allerdings ruft Franziskus mit dem Passus in seinem Brief einmal mehr ins Gedächtnis, was manchmal vergessen wird: Aus katholischer Sicht ist Abtreibung und die Mitwirkung daran Sünde und führt zur Exkommunikation.
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Seit Wochen dreht sich die Diskussion um Flüchtlinge vom Balkan. Heute trifft sich in Wien die Westbalkan-Konferenz. Es geht unter anderem um die Frage, welche Länder „sichere Herkunftsstaaten“ sind. Der Balkan war bis vor der großen Flüchtlings-Diskussion eine vergessene Region. Umso größer war die Verwunderung, als Papst Franziskus im September 2014 Albanien und im vergangenen Juni Sarajevo besuchte. Im Vatikan schien man sich bewusst, dass die Region zwar am Rande Europas liegen mag; aber doch ins Zentrum des Interesses gehört. Armut, tiefe Risse in den Gesellschaften nach den ethnischen Konflikten nach dem Zerfall Jugoslawiens in den 1990er Jahren, Korruption und mafiöse Strukturen prägen die Region. Deshalb braucht es Anstrengungen, die Situation dort zu stabilisieren.
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Die traditionelle Lehre der katholischen Kirche zu Ehe und Familie hat einen schweren Stand. Einmal mehr zeigt das eine Studie, die heute drei Studierende in Berlin vorgelegt haben. Sie haben mehr als 12.000 Katholiken in über 40 Ländern befragt. Zwar ist die Studie nicht repräsentativ; dennoch sind die Ergebnisse aussagekräftig. Die große Mehrheit der Befragten, in Deutschland knapp 80 Prozent, nimmt nach Angaben der Autoren mehr als einmal im Monat an einem Gottesdienst teil. Und wie denken diese Kirchgänger? Knapp 90 Prozent der mehr als 7800 Teilnehmer aus Deutschland lehnen das Kommunionverbot für wiederverheiratete Geschiedene ab. Rund 70 Prozent der Teilnehmer wünschen sich eine Anerkennung und Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Über 85 Prozent sind für den Wahlzölibat und 87 Prozent für das Diakonat der Frau.
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Im Vatikan ist noch Sommerpause. Es gibt nur wenige Papstauftritte und doch sorgt Franziskus gerade dabei für Sprengstoff – zumindest in Italien. Seine Aufforderung, Nuklear- und Massenvernichtungswaffen zu ächten, kommentierte die rechte Tageszeitung „Il Giornale“ aus dem Hause Berlusconi in dieser Woche mit scharfen Worten. Von einem selbstverliebten und exhibitionistischen Papst war da die Rede, der bisweilen Dummheiten von sich gebe und der Kirche schade. Zeitgleich eskalierte ein verbaler Schlagabtausch zwischen der italienischen Bischofskonferenz und der rechten Partei Lega-Nord, bei dem es letzten Endes um die Position des Papstes zu Flüchtlingen geht. Der Papst selbst bereitet sich unterdessen auf einen anstrengenden Herbst vor: zunächst Mitte September die Reise nach Kuba und in die USA, danach dann gleich die Synode zu „Ehe und Familie“. Im November heißt es dann etwas durchatmen, bevor Ende November die Reise nach Afrika ansteht und unmittelbar danach am 8. Dezember das Außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit beginnt.
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Einmal mehr verzeichnen katholische und evangelische Kirche in Deutschland einen neuen Rekord bei den Austrittszahlen. 2014 traten so viele Katholiken aus der Kirche aus wie noch nie: 217.716. Von der evangelischen Kirche liegen noch keine Austrittszahlen vor. Laut EKD verzeichnete die evangelische Kirche 2014 aber einen Rückgang von 410.000 Mitgliedern*. Das geht aus Erklärungen der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD von heute hervor. Die Zahlen sind dramatisch. Wie der Freiburger Erzbischof Stefan Burger sehen viele Bischöfe einen Grund für den starken Mitgliederschwund im neuen Einzugsverfahren der Kirchensteuer auf Kapitalerträge, das von vielen Menschen als Steuererhöhung missverstanden werde. Auch der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst, dessen Rücktritt Papst Franziskus im März 2014 angenommen hatte, wird als ein Grund genannt.
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Wie steht es um die Finanzen des Vatikans? Hier sollte es mehr Effizienz und Transparenz geben. Heute veröffentlichte das vatikanische Presseamt eine Erklärung zur Bilanz 2014. Die ist allerdings weit weniger detailliert als frühere Bilanzstatements. Nicht dass diese früher wirklich aussagekräftig gewesen wären. Aber was die Kardinäle George Pell und Reinhard Marx als die zuständigen Finanzaufseher da vorgelegt haben, bleibt noch hinter dem zurück, was es in den vergangenen Jahren an Informationen gab. Zeitgleich versucht die Deutsche Bischofskonferenz etwas Transparenz herzustellen. Sie veröffentlichte heute die Unterlagen der Tagung zur Vorbereitung auf die Familiensynode, die am Pfingstmontag „geheim“ an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattgefunden hatte.
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