Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Synode zu Ehe und Familie – Tag 5

Afrika will bei der Synode nichts blockieren. Das erklärte der Erzbischof von Accra, Gabriel Charles Palmer-Buckle, heute beim täglichen Pressebriefing. Die afrikanischen Bischöfe seien in Rom, um ihre Anliegen vorzubringen und ihre Schätze in die Beratungen einzubringen. Palmer-Buckle wies zudem den Vorwurf zurück, die Bischöfe seines Heimatkontinents würden nichts gegen die Diskriminierung von Homosexuellen unternehmen. Unterdessen hat die Deutsche Bischofskonferenz das Statement von Erzbischof Heiner Koch veröffentlicht. Er hatte am Montag als erster Deutscher in Plenum gesprochen. Seine Themen: u.a. konfessionsverbindende Ehen, wiederverheiratete Geschiedene, Flüchtlinge, Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Sterbehilfe.

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 4

Heute haben die Synodalen den ganzen Tag in Kleingruppen gearbeitet. Daher gibt es wenig zu berichten. Denn über die konkreten Beratungen wird nicht informiert. Wie überhaupt nur dürftig und selektiv informiert wird. Deshalb gibt es auch viele Desinformation, Gerüchte und Spekulationen. Am deutlichsten wurde das heute, als ein Akzent der Papstansprache von gestern bekannt wurde, den Vatikansprecher Federico Lombardi gestern nicht mitgeteilt hatte. Franziskus hatte vor einer „konspirativen Hermeneutik“ gewarnt, die hinter allem eine „Verschwörung“ wittere. Vielmehr gehe es um ein echtes Unterscheidungsvermögen, um nicht in dem, was letztendlich nur die eigenen Ängste und Obsessionen seien, das Böse zu sehen. Warum veröffentlicht der Vatikan nicht einfach die Worte des Papstes? Dann herrscht Klarheit.

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 3

Da ist dem Papst doch glatt schon am ersten Tag die Hutschnur geplatzt. Nach der Relatio von Kardinal Peter Erdö und der ersten Stunde freier Diskussion gestern sah er sich heute Morgen genötigt, einige Dinge klarzustellen. Dabei gab es für mehrere Seiten ein Päckchen, doch eine Seite musste ganz besonders einstecken. Bis Dienstagnachmittag hatten insgesamt 72 Synodenväter gesprochen. Die Themenpalette war weit. Stark vertreten waren die Forderung nach einer neuen Sprache in der Kommunikation zwischen Kirche und Welt sowie die Probleme, die durch Flucht und Vertreibung für Familien entstehen. Am Nachmittag trafen sich die Sprachgruppen zum ersten Mal und wählten die Moderatoren sowie die Relatoren, die die Ergebnisse später im Plenum vortragen werden.

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 2

Papst Franziskus hat zum Auftakt der Beratungen der Synode die Teilnehmer zu einer offenen und mutigen Debatte aufgefordert. Sie sollten ihre Vorurteile ablegen und aufeinander hören, mahnte das Kirchenoberhaupt. Das Glaubensgut sei kein Museum, das es zu betrachten oder zu bewahren gelte, sondern es sei „eine lebendige Quelle der Kirche“, die das „Lebensgut“ erleuchten solle. Nach dem Papst führte der Generalrelator der Synode, Kardinal Peter Erdö, in die Beratungen ein. Er fasste das Arbeitspapier zusammen und hob die aus seiner Sicht wichtigen Punkte hervor. Dabei ließ er klar erkennen, dass er zu den Vertretern gehört, die eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre strikt ablehnen. Der italienische Vatikanist und bekannte Papstkritiker Sandro Magister wertete die Rede Erdös als eine „kalte Dusche“ für die Reformwilligen. Als Generalrelator wirkt Erdö entscheidend am Abschlusspapier der Synode mit. Allerdings hat ihm Franziskus ein Redaktionsteam zur Seite gestellt, das eine zu große Einseitigkeit des Dokuments verhindern dürfte.

Das dürfte Premiere sein bei einer Bischofssynode. Aber wo Familie drauf steht, soll auch Familie drin sein. Allerdings überwiegen die Kleriker nach wir vor. Sie seien ja alle in einer Familie aufgewachsen, konterte Kardinal Vingt-Trois eine entsprechende Anfrage eines Journalisten. (Quelle: ap)

Das dürfte Premiere sein bei einer Bischofssynode. Aber wo Familie drauf steht, soll auch Familie drin sein. Allerdings überwiegen die Kleriker nach wie vor. Sie seien ja alle in einer Familie aufgewachsen, erklärte Kardinal Vingt-Trois auf die Frage eines Journalisten, ob dem größten Teil der Synodenteilnehmer nicht die Praxiserfahrung fehle. (Quelle: ap)

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Synodenauftakt: Der Spagat des Papstes

Die Grundwerte lehren und verteidigen, dabei gleichzeitig Barmherzigkeit walten lassen. Das ist für Papst Franziskus der Schlüssel für die Beratungen bei der anstehenden Bischofssynode zu Ehe und Familie im Vatikan. Beim Gottesdienst zum Auftakt der Synode im Petersdom sprach er vom „Drama der Einsamkeit“, das heute viele Menschen durchlebten und legte dar, dass der Mensch „nicht zu einem Leben in Traurigkeit und Alleinsein erschaffen“ sei, sondern um „zu lieben und geliebt zu werden“. Er warnte vor Verurteilungen, so auch bereits gestern Abend  bei einer Gebetsvigil auf dem Petersplatz vor einem moralischen Rigorismus. „Wenn wir nicht verstehen, die Gerechtigkeit mit dem Mitleid zu verbinden, werden wir schließlich unnötig streng und zutiefst ungerecht sein“, so der Papst.

Papst Franziskus feiert mit den Kardinälen, Bischöfen udn Familien den Gottesdienst zur Eröffnung der Bischofssynode zu Ehe und Familie. (Quelle: ap)

Papst Franziskus feiert im Petersdom mit den Kardinälen, Bischöfen und Familien den Gottesdienst zur Eröffnung der Bischofssynode zu Ehe und Familie. (Quelle: ap)

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Wirbel vor der Synode: Outing eines Kurienpriesters

Das hatte sich der Vatikan sicher anders vorgestellt. Eigentlich sollte die Gebetsvigil am Abend auf dem Petersplatz das Präludium für die Bischofssynode zu Ehe und Familie sein; doch als die Kurialen am Samstagmorgen in die Zeitung blickten, wartete ein Frontalangriff auf sie. Ein Mitarbeiter der vatikanischen Glaubenskongregation outete sich als homosexuell und in einer Beziehung lebend; scharf griff er die katholische Kirche an. Der katholische Klerus sei überwiegend homosexuell und homophob, sagte Krzysztof Olaf Charamsa in einem Zeitungsinterview. Schon in den vergangenen Tagen sorgte das Thema Homosexualität im Nachgang zum USA-Besuch des Papstes immer wieder für Schlagzeilen. Dabei ging es um die privaten Treffen des Pontifex in Washington. Franziskus hatte neben der Gegnerin der Homoehe Kim Davis auch einen ehemaligen Schüler getroffen, der seit fast zwei Jahrzehnten mit seinem Partner zusammenlebt.

Mosignore Krysztof Olaf Charamsa mit seinem Lebensgefährten Eduardo nach der Pressekonferenz am Samstag in Rom. (Quelle: ap)

Mosignore Krysztof Olaf Charamsa mit seinem Lebensgefährten Eduardo nach der Pressekonferenz am Samstag in Rom. (Quelle: ap)

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Rom vor der Synode und Überraschendes von Professor Müller

Mit großem Interesse habe ich einen Artikel des heutigen Kardinals Gerhard Ludwig Müller gelesen, der 1995 in seiner Zeit als Theologieprofessor in einem Sammelband zu wiederverheirateten Geschiedenen über die Möglichkeit eines Sakramentenempfangs nach einer gewissen Rekonziliation schrieb. Das wäre sicher eine Lösung, die auch Papst Franziskus gefallen könnte. Ob sie bei der Synode eine Rolle spielen wird? Die Synodenteilnehmer sollen auf jeden Fall mehr Zeit für Beratungen haben. Das sagte heute der Sekretär der Bischofssynode, also der Organisationschef, Kardinal Lorenzo Baldisseri. Bei einem Briefing für die Journalisten legte er den Zeitplan für die Synode vor und erklärte, welche Änderungen im Verfahren es gegenüber früheren Synoden gibt. Unterdessen haben sich noch einmal einige Kardinäle klar in Position gebracht. Vor allem die Gegner einer Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie äußerten sich in Zeitungsinterviews und Vorträgen bei Symposien hier in Rom.

Am Sonntag beginnt die Bischofssynode mit einem Gottesdienst im Petersdom. (Quelle: dpa)

Am Sonntag beginnt die Bischofssynode mit einem Gottesdienst im Petersdom. (Quelle: dpa)

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Rückblick: Papst in den USA – Abschluss

28.9.2015: Die Flüchtlingskrise in Europa, die bevorstehende Bischofssynode, der Missbrauchsskandal, China und das Frauenpriestertum waren Themen bei der fliegenden Pressekonferenz mit Papst Franziskus. Der Pontifex nahm sich gut 50 Minuten für das Gespräch mit den Journalisten auf dem Rückflug von Philadelphia nach Rom. Er antwortete auf rund ein Dutzend Fragen. Seltsam ist, dass nicht Franziskus die PK beendete, sondern die Journalisten nicht mehr Fragen vorbereitet hatten. Der Papst wirkte etwas müde nach der achttägigen Reise nach Kuba und in die USA, war aber dennoch zum Scherzen aufgelegt. Vor seinem Abflug in Philadelphia hatte er mit rund einer Million Menschen den Gottesdienst zum Abschluss des 8. Katholischen Weltfamilientags gefeiert. Dabei warnte er, die Freiheit des Geistes Gottes beschränken zu wollen, nur weil er nicht in alte vorgefertigte Strukturen zu passen scheine. Als Ort für den nächsten Weltfamilientag 2018 wählte Franziskus die irische Hauptstadt Dublin. Das überraschte, waren viele Beobachter bis zum Schluss davon ausgegangen, dass Paris Austragungsort sein wird.

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Rückblick: Papst in den USA – Tag 6

27.9.2015: Wer gedacht hat, nach den Reden vor dem US-Kongress und der UN-Vollversammlung werde es ein langweiliges Wochenende mit Papst Franziskus in den USA, wurde enttäuscht. Mit seinen Reden und vor allem dem Treffen mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs setze er noch einmal klare Akzente. Die Bischöfe forderte er auf, zu motivieren, statt zu klagen und machte ihnen zugleich klar, dass er bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals hart vorgehen werde. Die Katholiken fordert er auf, an einem Strang zu ziehen. „Unser gemeinsames Haus duldet keine unfruchtbaren Spaltungen mehr“, rief er der rund eine Million Teilnehmer des Gottesdienstes zum Abschluss des 8. Katholischen Weltfamilientreffens zu. Es ist auffallend, dass die Ansprachen bei den Reisen meist gut durchdacht und konzipiert sind. Man merkt die originale Handschrift von Franziskus. Im Gegensatz dazu wirkt manche Ansprache im Vatikan bei Treffen mit Einzelgruppen oft wie Werke aus dem Apparat.

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Rückblick: Papst in den USA – Tag 5

26.9.2015: Am Samstag ist Franziskus endlich am eigentlichen Ziel seiner 10. Auslandsreise angekommen: dem katholischen Weltfamilientreffen in Philadelphia. Am Abend feierte er mit mehreren zehntausend Menschen ein Abendgebet. Verschiedene Familien berichteten aus ihrem Alltag, darunter eine alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen und ein Paar, dessen Kinderwunsch lange unerfüllt blieb. Franziskus legte, wie bei solchen Veranstaltungen beinahe schon üblich, das vorbereitete Redemanuskript beiseite. Er hielt eine flammende Rede über die Familie und bezeichnete sie als „Fabrik der Hoffnung“. Das „Fest der Familie“ am Abend ähnelte zeitweise einer Fernsehshow. Am Vormittag hatte der Papst direkt nach seiner Ankunft in Philadelphia eine Messe in der Kathedrale gefeiert und dabei zu mehr Kreativität in der Kirche aufgerufen. Am Nachmittag gab es noch eine Zeremonie zum Thema Religionsfreiheit.

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