Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst für kreative Lösungen bei Flüchtlingsfragen in Europa

Es ist immer der große politische Auftakt zum Jahresbeginn: der Empfang für das Diplomatische Korps. Papst Franziskus nutzte die Gelegenheit, um noch einmal jegliche Gewalt im Namen der Religion scharf zu verurteilen. Er stellte „den großen Migrations-Notstand“ in den Mittelpunkt seiner Ansprache. Er richtete dabei, ohne die Situation in Asien sowie Nord- und Mittelamerika aus dem Blick zu verlieren, ein besonderes Augenmerk auf Europa. Seine Grundbotschaft lautete: ich traue es dem Alten Kontinent zu, dass er die Herausforderung meistern werde. Er warnte vor nationalen Alleingängen und rief dazu auf, „mit größerem kreativen Wagemut nach neuen und nachhaltigen Lösungen zu suchen“. Er würdigte die Arbeit, die bereits für Flüchtlinge gemacht werde und stellte an die Adresse der Flüchtlinge fest, dass diese die Pflicht hätten, „die Werte, Traditionen und Gesetze der gastgebenden Gemeinschaft zu respektieren“.

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 180 Staaten. Viele der Botschafter waren heute Morgen beim Neujahrsempfang des Papstes im Vatikan. (Quelle: ap)

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 180 Staaten. Viele der Botschafter waren heute Morgen beim Neujahrsempfang des Papstes im Vatikan. (Quelle: ap)

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Monatliches Papstvideo online

Knapp 26 Millionen Follower hat Papst Franziskus bei Twitter derzeit. Auf den Facebook- und Youtube-Kanälen sieht es da noch etwas magerer aus. Das könnte sich mit der neuen monatlichen Videobotschaft ändern. Franziskus wird fortan einmal im Monat einen kurzen Videoclip ins Netz stellen. Darin will er seine monatlichen „Gebetsanliegen“ erläutern. Den Auftakt macht ein Clip zum interreligiösen Dialog, der seit gestern am späten Nachmittag im Netz steht. Er ist aufwendig produziert; vielleicht schon etwas zu plakativ. Das vatikanische Fernsehproduktionszentrum CTV arbeitet für die Clips eigens mit einer Kommunikationsagentur zusammen.

Papst Franziskus erläutert im Clip die Botschaft für den Monat Januar. (Quelle: CTV/RV)

Papst Franziskus erläutert im Clip die Botschaft für den Monat Januar. (Quelle: CTV/RV)

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Friedensappell zum Jahresstart

Papst Franziskus hat zum Jahresbeginn die Menschen dazu aufgerufen, mitzubauen an einer gerechteren und brüderlicheren Welt. In seiner Predigt beim Neujahrsgottesdienst im Petersdom in Rom mahnte er, „die Gleichgültigkeit zu überwinden, die die Solidarität vereitelt, und aus der falschen Neutralität herauszutreten, die das Miteinander-Teilen behindert“. Der 1. Januar wird seit 1968 in der katholischen Kirche als Weltfriedenstag begangen. Franziskus griff damit das Thema seiner Botschaft zum Weltfriedenstag auf. Die hatte das katholische Kirchenoberhaupt in diesem Jahr unter das Motto gestellt: „Überwinde die Gleichgültigkeit und erringe den Frieden“. Beim Angelus lieferte Franziskus gleichsam eine Begründung für das Thema: „Der Feind des Friedens ist nicht nur der Krieg, sondern auch die Gleichgültigkeit, die uns nur an uns selbst denken lässt und Barrieren, Argwohn, Ängste und ein In-sich-Verschließen schafft.“ 2016 beginnt mit dem Friedensappell also ganz traditionell im Vatikan. Franziskus will im Verlauf des Jahres einige Akzente setzen, etwa mit seinem Besuch an der Grenze zwischen Mexiko und den USA Mitte Februar. Das wird allerdings nicht die einzige Reise des Papstes in diesem Jahr sein. Der Terminkalender füllt sich langsam.

Trotz Krieg, Terror und Ungerechtgkeit gebe es auch viele Zeichen der Hoffnung, Zeichen der Solidarität und Barmherzigkeit. Traditionell sind beim Neujahrsgottesdienst Sternsinger aus Deutschland und Österreich anwesend. (Quelle: ap)

Trotz Krieg, Terror und Ungerechtgkeit gebe es auch viele Zeichen der Hoffnung, Zeichen der Solidarität und Barmherzigkeit. Traditionell sind beim Neujahrsgottesdienst im Petersdom Sternsinger aus Deutschland und Österreich anwesend. (Quelle: ap)

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Papst: Friedensappell und Konsumkritik

Papst Franziskus hat zu Weihnachten eindringlich dazu aufgerufen, Konflikte auf dem Weg des Dialogs zu lösen und die etwa für Syrien, Libyen und die Ukraine geschlossenen Friedensvereinbarungen umzusetzen. Er forderte in seiner Weihnachtsbotschaft beim traditionellen Segen Urbi et Orbi am Mittag die internationale Gemeinschaft auf, die „Grausamkeiten“ des IS und anderer terroristischer Gruppen zu stoppen. Israel und die Palästinenser rief er auf, „wieder in direkten Dialog miteinander“ zu treten. In der Nacht hatte das katholische Kirchenoberhaupt einen ungehemmten Konsumrausch angeprangert und einen einfachen Lebensstil gefordert. Zugleich mahnte Franziskus bei der Christmette mehr Mitleid, Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit in der Gesellschaft an. Eine „Kultur der Gleichgültigkeit“ werde oft erbarmungslos, erklärte er. Die Welt sei häufig hart gegenüber dem Sünder und „lässig-weich gegenüber der Sünde“. Nötig sei hier ein „starker Gerechtigkeitssinn“.

Ein nachdenklicher Papst Franziskus an Weihnachten 2015. Er will, dass das Heilige Jahr der Barmherzigkeit die Herzen der Menschen verändert und dadurch Dialog, Begegnung, Versöhnung und Frieden möglich wird. (Quelle: ap)

Ein nachdenklicher Papst Franziskus an Weihnachten 2015. Er will, dass das Heilige Jahr der Barmherzigkeit die Herzen der Menschen verändert und dadurch Dialog, Begegnung, Versöhnung und Frieden möglich wird. (Quelle: ap)

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Karlspreis 2016 für Papst Franziskus

Ein Papst vom anderen Ende der Welt versucht Europa wachzurütteln und ihm Orientierung zu geben. Dafür wird Franziskus jetzt mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet. Die Entscheidung des Preiskomitees ist durchaus interessant, hatte Franziskus doch bisher Europa etwas stiefmütterlich behandelt – etwa bei den Auslandsreisen. Allerdings gelten seine Botschaft der Solidarität, seine Aufforderung, den Menschen in den Mittelpunkt politischen Handelns zu stellen und nicht die Wirtschaft, sowie sein eindringlicher Appell zu einem nachhaltigen Lebensstil auch für den Alten Kontinent, den das katholische Kirchenoberhaupt bei seinem Besuch in Straßburg im November 2014 als „müde und pessimistisch“ bezeichnet hatte. Für viele Menschen in Europa ist Franziskus eine wichtige „Stimme des Gewissens“. Daher dürfte das Karlspreiskomitee für seine Entscheidung viel Zustimmung erhalten.

Der Karlspreisträger 2016 - Papst Franziskus am Montag beim Empfang für die Vatikanmitarbeiter. (Quelle: reuters)

Der Karlspreisträger 2016 – Papst Franziskus am Montag beim Empfang für die Vatikanmitarbeiter in der Audienzhalle im Vatikan. (Quelle: reuters)

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Papst: Reformen werden fortgesetzt

Im letzten Jahr attestierte der Papst der Kurie 15 Krankheiten, heute gab es 24 Antibiotika. So leitete Franziskus seine Ansprache beim Treffen mit den Kurienspitzen ein, die traditionell vor Weihnachten stattfindet. Mit den Heilmitteln wurden natürlich erneut die Defekte angesprochen, die es aus Sicht des Papstes an der Kurie, im Klerus und unter kirchlichen Mitarbeitern gibt. Er machte zugleich deutlich, dass er die Reformen mit Entschiedenheit fortsetzen werde. Allerdings hatte Franziskus heute auch viel Lob für die „anständigen und gewissenhaften Personen“ in der Kurie parat. Beim Treffen mit den „einfachen“ Mitarbeitern in seinem Staate entschuldigte sich das Kirchenoberhaupt anschließend für die Skandale, die es im vergangenen Jahr im Vatikan gegeben habe.

Papst Franziskus sprach heute im Sitzen. Er habe seit einigen tagen eine Erkältung und fühle sich daher nicht gut, sagte er zur Begründung. (Quelle: reuters)

Papst Franziskus sprach heute im Sitzen. Er habe seit einigen Tagen eine Erkältung und fühle sich daher nicht so gut, sagte er zur Begründung. (Quelle: reuters)

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Papstbotschaft gegen die Gleichgültigkeit

„Die Gleichgültigkeit stellt eine Bedrohung für die Menschheit dar“, ist Papst Franziskus überzeugt. Das schreibt er in seiner Botschaft zum katholischen Weltfriedenstag 2016, die heute im Vatikan vorgestellt wurde. Das Kirchenoberhaupt fordert darin eine bessere Integration von Flüchtlingen, die Abschaffung der Todesstrafe sowie einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder. Denen nicht zu helfen, die ihn Not sind, das können Arme, Migranten, Kranke oder Arbeitslose sein, kommt „unterlassener Hilfeleistung“ gleich. So könnte man die Botschaft zusammenfassen. „Die Barmherzigkeit ist das ‚Herz‘ Gottes. Darum muss sie auch das Herz all derer sein, die sich als Glieder der einen großen Familie seiner Kinder erkennen; ein Herz, das überall dort heftig schlägt, wo die Menschenwürde – ein Widerschein von Gottes Angesicht in seinen Geschöpfen – auf dem Spiel steht“, schreibt Franziskus. Auffallend oft zitiert der amtierende Papst seinen Vorgänger Benedikt XVI. Und auch bei der Vorstellung im Vatikan wurde eigens die Kontinuität mit den Vorgängern unterstrichen. Soll hier Kritikern der Wind aus den Segeln genommen werden, die Franziskus zunehmend auf einem eigenen Weg sehen?

Am 18. Dezember wird Papst Franziskus die "Heilige Pforte der Liebe" in einem Obdachlosenheim in Rom öffnen. (Quelle. dpa)

Am 18. Dezember wird Papst Franziskus die „Heilige Pforte der Liebe“ in einem Obdachlosenheim in Rom öffnen. (Quelle. dpa)

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Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit für den Papst

Das Jahr 2015 war das Jahr der Reisen für Papst Franziskus: vier Kontinente, elf Länder. 2016 könnte das Jahr der „Hausarbeiten“ werden. Die inneritalienischen Reisen wurden für 2016 vor wenigen Tagen abgesagt. Aus dem Umfeld des Kirchenoberhaupts ist zu hören, dass sich die Akten auf seinem Schreibtisch türmen und er auch Audienzen im Vatikan streicht. Franziskus ist bald drei Jahre im Amt. Auf dem Rückweg von Bangui nach Rom sagte er gleich zweimal, dass ihn die Reisen anstrengten. Vatileaks 2 und vor allem die Bischofssynode in Rom haben Franziskus gezeigt, der Widerstand gegen seine Vorhaben ist groß. Jetzt muss er Hausaufgaben machen, sein Haus bestellen, so dass die Veränderungen nachhaltig implementiert werden können.

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Papst eröffnet Heiliges Jahr der Barmherzigkeit

Barmherzigkeit geht vor Gericht! Das ist die Botschaft, die Papst Franziskus seiner Kirche und der Welt mit dem Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit vermitteln möchte. Das erklärte er heute Morgen beim Gottesdienst zum Auftakt. Der Pontifex machte deutlich, das II. Vatikanische Konzil habe vor einem halben Jahrhundert versucht, eine Brücke zu schlagen zwischen Kirche und Welt. „Das Jubiläum fordert uns zu dieser Öffnung heraus und verpflichtet uns – entsprechend der Mahnung des seligen Paul VI. beim Konzilsabschluss –, die aus dem II. Vaticanum hervorgegangene Mentalität des barmherzigen Samariters nicht zu vernachlässigen.“ Seit gut zwei Jahren predigt Franziskus Barmherzigkeit. Er will der katholischen Kirche eine neue Haltung verordnen. Sie soll von der Kontrollinstanz zur Wegbegleiterin werden. „Wir müssen die Barmherzigkeit dem Gericht voranstellen“, so Franziskus in seiner Predigt. Diese Kurskorrektur ist nicht einfach und ruft Widerstand hervor.

Franziskus möchte eine "barmherzige Kirche". das zu erreichen ist wahrlich ein Kraftakt. (Quelle: reuters)

Franziskus möchte eine „barmherzige Kirche“. Das zu erreichen, ist wahrlich ein Kraftakt. (Quelle: reuters)

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Rückblick: Der Katakombenpakt

Für alle, die die Dokumentation „Der Katakombenpakt – Papst Franziskus und die Kirche der Armen“ nicht live sehen konnten, gibt es hier noch einmal die Möglichkeit. Für den einzigen heute noch lebenden Erstunterzeichner, Bischof Luigi Bettazzi, ist der Katakombenpakt nicht Geschichte. Vielmehr lebe die Idee in Papst Franziskus fort, ist der heute 92-jährige langjährige Bischof von Ivrea in Norditalien überzeugt. Papst Franziskus allerdings zeigte sich zurückhaltend, als ich ihn darauf angesprochen habe. Für den Lateinamerikakenner und Buchautor Norbert Arntz liegt das daran, dass Franziskus sich nicht zu sehr von einer Seite vereinnahmen lassen möchte. Vielmehr möchte er Brückenbauer, Pontifex, zwischen verschiedenen Positionen sein. Ob die Reformen, die Franziskus angestoßen hat bzw. anstößt, bereits unumkehrbar sind, darüber haben wir mit dem italienischen Journalisten und Buchautoren Marco Politi gesprochen. Der richtet den Blick bereits auf den nächsten Papst.