Null-Toleranz bei geistlichem und sexuellem Missbrauch von Erwachsenen im Kontext der Seelsorge. Das bekräftigen die deutschen Bischöfe in einem neuen „Wort zur Seelsorge“, das heute am Rande der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Vierzehnheiligen vorgestellt wurde. Der Vorsitzende der Pastoralkommission, Bischof Peter Kohlgraf, kündigte an, dass es künftig in den entsprechenden Leitlinien der Bischofskonferenz auch für Gewalt gegen Erwachsene in kirchlichen Kontexten klare Regelungen geben werde. Die Bischöfe fordern die Politik indirekt auf, das Strafgesetzbuch mit Blick auf Missbrauch in der Seelsorge zu verschärfen. In dem heute vorgestellten Dokument werden daneben Qualitätsstandards für die Seelsorge formuliert. Da es sich bei Seelsorge nicht um einen geschützten Begriff handle, wolle die Kirche damit transparent machen, was Menschen hier im kirchlichen Kontext erwarten können.

Bischof Peter Kohlgraf (2.v.l.) stellte das neue Dokument gemeinsam mit Bischof Michael Gerber, Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste (2.v.r.), sowie Weihbischof Matthäus Karrer (l.) vor. (Quelle: Erbacher)
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Mit deutlichen Worten hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung im oberfränkischen Vierzehnheiligen den Krieg Russlands gegen die Ukraine kritisiert. „Wir verurteilen erneut dieses völkerrechtswidrige Verbrechen“, so Bischof Bätzing beim Eröffnungsgottesdienstes. Der russische Überfall auf die Ukraine sei ein Verrat am Frieden. Er missachte freie Menschen in ihrer Würde und in ihrem Selbstbestimmungsrecht, kritisierte Bätzing. „Dieser ungerechte Krieg legt – vor aller Welt sichtbar – die hässliche Fratze tyrannischer autokratischer Macht frei. Es muss ein Ende damit haben – jetzt, sofort.“ Gemeinsam mit dem Exarchen der Ukrainisch-katholischen Kirche, Bischof Bohdan Dzyurakh, sprach er ein Friedensgebet am Gnadenbild der Wallfahrtsbasilika. Bei den viertägigen Beratungen werden sich die Bischöfe mit der Lage in der Ukraine beschäftigen. Daneben stehen der Synodale Weg und die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts auf dem Programm.

Bischof Georg Bätzing und Bischof Bohdan Dzyurakh beim Friedensgebet in der Basilika Vierzehnheiligen. (Quelle: Erbacher)
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Mit einer eindringlichen Bitte um die Chance für einen Neuanfang meldet sich Kardinal Rainer Maria Woelki aus seiner Auszeit zurück. Der Ton ist zurückhaltend, bittend, selbstkritisch. Mit dem Brief streckt der Erzbischof seinen Kritikern und Gegnern die Hand zur Versöhnung entgegen. In den nächsten Wochen und Monaten muss er zeigen, ob er auch die entsprechenden Taten folgen lässt. Die Auszeit scheint bei Woelki viel in Bewegung gebracht zu haben, vom neuen Ton bis zum Rücktrittsangebot, das er beim Papst eingereicht hat. Dass Franziskus Woelki im Amt belässt, ist für beide eine Bürde. Für den Kardinal beginnt nun eine Phase der Bewährung, die nicht leicht wird. Franziskus wird einen hohen Preis zahlen müssen, wenn der Neuanfang nicht gelingt. Woelki spricht zwar von eigenen Fehlern und Schuld, von der eigenen Mitverantwortung dafür, dass “ diese Zeit für viele Menschen in unserer Kirche eine so belastende Zeit ist“.

Kardinal Rainer Maria Woelki am Nachmittag auf dem Weg zu einem Empfang im Maternushaus in Köln. (Quelle: dpa)
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Benedikt XVI. bittet die Betroffenen sexualisierter Gewalt um Entschuldigung und bringt diese doch gegen sich auf. Das liegt vor allem daran, dass er nicht bereit ist, klar Verantwortung für falsches Verhalten zu übernehmen. Er spricht zwar in deutlichen Worten von „übergroßer Schuld“, die er und ein nicht näher definiertes „wir“ auf sich geladen haben angesichts der Taten, des Wegsehens und der nicht konsequenten Aufarbeitung. Doch es fehlt der entscheidende Schritt, deutlich formuliert Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen legt er seinem sehr persönlich gehaltenen Brief einen Faktencheck seiner Berater bei, die alle Vorwürfe, die rund um das Münchner Missbrauchsgutachten im Raum stehen, als falsch zurückweisen. Selbst wenn dem so wäre, stellt er sich nicht die Frage, ob er als Erzbischof, Präfekt und Papst auf jeden Fall eine moralische Verantwortung hat.

Erinnerung an Papst Benedikt XVI. im Münchner Liebfrauendom, wo er einst als Erzbischof wirkte. (Quelle: epa)
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Der Druck auf die katholische Kirche wächst von Tag zu Tag. Bei der Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt war zu spüren, dass das auch den Bischöfen bewusst ist. Das könnte ein Grund dafür sein, dass viele Oberhirten sich für Veränderungen ausgesprochen haben in ihren Wortbeiträgen, aber auch bei den Abstimmungen. Auch am dritten Tag, bei dem die Sexualmoral und das kirchliche Arbeitsrecht im Mittelpunkt standen, sprach sich eine große Mehrheit der Versammlung für Reformen aus. Zwar wurden die Texte in Erster Lesung beraten, doch durch die klaren Voten wurden Richtungsentscheidungen getroffen. Das Votum für eine „lehramtliche Neubewertung der Homosexualität“ lag bei knapp 90 Prozent, das für eine Reform der „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“, also des kirchlichen Arbeitsrechts, bei über 90 Prozent.

Am Samstagmorgen mahnte der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic die Synodalen zur Einheit mit der Weltkirche und der Tradition. (Quelle: Erbacher)
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Aufhebung des Pflichtzölibats, Öffnung des Weiheamts für Frauen – mit großer Mehrheit hat die Vollversammlung des Synodalen Wegs am Freitag wichtige Richtungsentscheidungen getroffen. Das Ziel ist noch in weiter Ferne. Das ist den Synodalen in Frankfurt klar. Dennoch war nach der Abstimmung über den Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ von einem „historischen Moment“ die Rede. Schon am Morgen gab es langen Applaus, als der Text zum Zölibat verabschiedet wurde. Bisher haben damit alle Reformtexte große Mehrheiten bekommen. Am Abend stimmte die Versammlung auch einem Text über die „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“ in zweiter Lesung zu.

Bei der Messe am Freitagmittag predigten die ZdK-Präsidentin Irmen Stetter-Karp und der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, gemeinsam. (Quelle: Erbacher)
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Der Synodale Weg tritt in eine entscheidende Phase ein. Bei der 3. Synodalversammlung liegen alle „heißen Eisen“ auf dem Tisch. Wichtige Richtungsentscheidungen stehen an. Am Donnerstagnachmittag wurde mit der erforderlichen Mehrheit der Text verabschiedet, der die theologischen Grundlagen für die weiteren Debatten festhält. Dabei werden neben der Heiligen Schrift, der Tradition und dem Lehramt auch den „Zeichen der Zeit“ und dem „Glaubenssinn der Gläubigen“ eine wichtige Rolle in theologischen Fragen eingeräumt. Das ist neu und nicht unumstritten. Am Abend stimmte die Versammlung mit deutlicher Mehrheit für einen Grundlagentext zu „Macht und Gewaltenteilung“. Darin geht es um eine stärkere synodale Verfassung der Kirche. Es ist ein Schlüsseltext für den ganzen Reformprozess, der mit dem Synodalen Weg angestoßen wurde. Die Debatten am ersten Tag der Synodalversammlung zeigten, es ist längst nicht klar, dass die von vielen Laien wie Bischöfen gewünschten Reformen wirklich die erforderliche Mehrheit finden, denn den einen gehen sie zu weit, den anderen nicht weit genug. Bei den beiden Astimmungen war die Anspannung im Raum förmlich zu greifen. Entsprechend groß war die Erleichterung, als auch die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe auf den Displays erschien. Trotz allem geschwisterlichen Umgang und dem Dialog auf Augenhöhe, am Ende sind die Stimmen der Bischöfe entscheidend.

Beratung unter Corona-Bedingungen – die Synodalen bei der 3. Vollversammlung in Frankfurt. (Quelle: epa)
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Das erneute Rücktrittsangebot blieb aus. Kardinal Reinhard Marx bleibt im Amt. Das löst kontroverse Reaktionen aus. Betroffenenvertreter wie der Sprecher des „Eckigen Tischs“, Matthias Katsch, sind enttäuscht. Andere verbinden mit dem Schritt die Hoffnung, dass Marx sich noch intensiver um Reformen bemüht, die die systemischen Ursachen, die Missbrauch und Vertuschung begünstigen, abstellen. Wie schon in seiner ersten Reaktion nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtes für das Erzbistum München-Freising vor einer Woche, hatte Marx auch bei der ausführlichen Pressekonferenz heute betont, dass Aufarbeitung und Reformen für ihn untrennbar zusammengehören. „Wer jetzt noch systemische Ursachen leugnet und einer notwendigen Reform der Kirche in Haltungen und Strukturen entgegentritt, hat die Herausforderung nicht verstanden“, erklärte der Kardinal. Nur indirekt forderte er den emeritierten Papst Benedikt XVI. auf, Verantwortung für sein Handeln als Erzbischof zu übernehmen.

Kardinal Reinhard Marx muss den Worten Taten folgen lassen, um Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. (Quelle: reuters)
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Erneut erschüttert ein Beben die katholische Kirche. Doch dieses Mal geht es nicht nur um Deutschland. Mit Benedikt XVI. ist auch der emeritierte Papst betroffen und damit die Weltkirche. 1.893 Seiten umfasst das Gutachten inklusive Anhänge der Münchner Kanzlei „Westpfahl, Spilker, Wastl“. Vieles, was beschrieben wird, klingt bekannt: schlechte Aktenführung, unklare Zuständigkeiten, Abschieben von Verantwortung und der Schutz der Institution als oberste Maxime. Dennoch steckt in dem heutigen Gutachten eine neue Brisanz. Es geht um die Glaubwürdigkeit von Benedikt XVI., immerhin einst oberster Glaubenshüter als Chef der Glaubenskongregation und acht Jahre Oberhaupt der katholischen Kirche.

Interessante Choreografie: Am Ende musste die amtierende Amtschefin des Erzbistums München-Freising, Stephanie Herrmann, das Gutachten übernehmen, rechts neben ihr der aktuelle Generalvikar Christoph Klingan. (Quelle: dpa)
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Franziskus hat seine traditionelle Weihnachtsbotschaft dazu genutzt, die Menschen weltweit zum Dialog und der Begegnung aufzurufen. Weihnachten machte Franziskus gleichsam zum Fest des Dialogs. „Er [Gott] wollte sprechen lernen wie jedes Kind, damit wir lernen, Gott, unserem Vater, zuzuhören, einander zuzuhören und als Brüder und Schwestern miteinander zu reden.“ Wie in jedem Jahr erinnerte Franziskus an die zahlreichen Konflikte in der Welt, angefangen vom Nahen Osten, über Afrika bis hin zur Ukraine oder Myanmar. In der Christmette hatte Franziskus das Thema aufgegriffen, das bereits bei der Weihnachtsansprache an die Kurie zentral war: die Demut. „Hören wir auf, zu jammern und lange Gesichter zu machen und lassen wir ab von der Gier, die uns unzufrieden macht“, mahnte er.

In diesem Jahr spendete Papst Franziskus den Weihnachtssegen wieder von der Mittelloggia des Petersdoms. (Quelle: reuters)
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