Der Synodale Prozess auf Weltebene bestimmt die Debatten in der katholischen Kirche in den kommenden zwei Jahren. Papst Franziskus will, dass die Römische Kurie zur Vorreiterin für eine synodale Arbeitsweise wird. Das machte er am Donnerstag beim traditionellen Weihnachtsempfang für die Spitzen der Zentralverwaltung deutlich. Wichtige Stichworte sind für ihn dabei Demut, Transparenz, Nüchternheit und Zusammenarbeit. „Nur wenn wir dienen und unsere Arbeit als Dienst verstehen, können wir wirklich für alle nützlich sein“, betonte Franziskus. Zugleich kritisierte er einmal mehr Begünstigungen und Seilschaften. Weihnachten sei die Zeit, „in der jeder von uns den Mut haben muss, seine Rüstung abzulegen, die Kleider seiner Rolle, seiner gesellschaftlichen Anerkennung, des Glanzes dieser Welt abzulegen und die Haltung der Demut und Bescheidenheit einzunehmen“.

Pandemiebedingt fand die Begegnung mit den Spitzen der Römischen Kurie in diesem Jahr erneut in der Benediktionsaula statt. Kardinaldekan Giovanni Battista Re überbrachte die Weihnachtsgrüße der Kardinäle und Bischöfe. (Quelle: VaticanMedia/epa)
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Ein Fest hat heute im Vatikan nicht stattgefunden. Während aus aller Welt Glückwünsche eintrafen, beging Papst Franziskus seinen 85. Geburtstag ohne große Feierlichkeiten. Am Morgen traf er eine Gruppe von Geflüchteten, die jüngst im Rahmen seiner Zyperneise nach Italien gekommen waren. Davor empfing er im Rahmen einer Audienz neue Botschafter und mahnte dabei erneut eine gerechtere Verteilung der Corona-Impfstoffe an. Über den privaten Papst dringt wenig nach außen und so ist auch dieser besondere Geburtstag ein Tag wie jeder andere. Für Journalisten ist es dennoch Anlass, mit Bilanzen und Analysen das Wirken von Jorge Mario Bergoglio unter die Lupe zu nehmen und die Frage nach der Wirkmacht dieses Pontifex zu stellen.

Zum Geburtstag ein Bild – Papst Franziskus bei der Begegnung mit Geflüchteten am Freitag im Vatikan. (Quelle: VaticanMedia/ansa/dpa)
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Es war der Höhepunkt der 35. Auslandsreise von Papst Franziskus: der Besuch des Aufnahme- und Registrierungszentrum für Geflüchtete auf Lesbos. Vor fünf Jahren war Franziskus schon einmal auf der griechischen Mittelmeerinsel. Während sich beim Kampf gegen den Klimawandel und die Corona-Pandemie weltweit etwas bewege, „sieht alles im Bereich der Migration nach einem schrecklichen Stillstand aus“, stellte das Kirchenoberhaupt fest. Scharf verurteilte er die europäische Uneinigkeit in der Migrationspolitik und kritisierte den Missbrauch der Geflüchteten für politische Propaganda. Er mahnte, dass „die Achtung des Menschen und der Menschenrechte immer gewahrt werden, gerade auf dem Kontinent, der sie weltweit propagiert“. Franziskus dankte denen, die sich in der Migrationsfrage engagieren, den vielen Ehrenamtlichen und den Bewohnern der Insel.

Papst Franziskus möchte mit dem Besuch auf Lesbos den Blick der Weltöffentlichkeit auf das Schicksal der Geflüchteten lenken. (Quelle: dpa)
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Zum Auftakt seines Besuchs in Griechenland hat Papst Franziskus am Samstag vor Populismus gewarnt und „nationalistische Egoismen“ in Europa kritisiert. Nicht nur auf dem europäischen Kontinent sei „ein Rückschritt an Demokratie zu verzeichnen“, stellte das Kirchenoberhaupt nach seiner Ankunft in Athen bei einer Begegnung mit Vertretern aus Politik, Diplomatischem Korps und Zivilgesellschaft fest. Er warnte: „In einigen Gesellschaften, die sich um die Sicherheit sorgen und vom Konsumverhalten betäubt sind, führen Müdigkeit und Unzufriedenheit zu einer Art ‚Demokratieskepsis‘.“ Bei einer Begegnung mit Vertreter der Orthodoxie wiederholte Franziskus die Bitte um Vergebung „für die Fehler, die so viele Katholiken begangen haben“. Er warb für mehr Miteinander zwischen den Kirchen: „Fürchten wir uns also nicht voreinander, sondern helfen wir einander, Gott anzubeten und dem Nächsten zu dienen, ohne Proselytenmacherei zu betreiben und unter voller Achtung der Freiheit des anderen.“

Kein leichter Besuch für Papst Franziskus heute beim orthodoxen Erzbischof von Athen. (Quelle: VaticanMedia/dpa)
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Es war der Höhepunkt des Aufenthalts von Papst Franziskus auf Zypern: die Begegnung mit Geflüchteten am Freitagabend in einer Kirche der Hauptstadt Nikosia. Einmal mehr fand das Kirchenoberhaupt deutliche Worte. Er verurteilte Sklaverei und Folter in Flüchtlingslagern und kritisierte die Gleichgültigkeit des Westens gegenüber dem Schicksal der Migranten. Diese Haltung bezeichnete er als „schwere Krankheit“, gegen die es kein Antibiotikum gebe. „Es ist der Krieg von heute“, so Franziskus, angesichts dessen man nicht schweigen könne. Am Morgen rief er beim Treffen mit den Kirchenoberen der orthodoxen Kirche auf Zypern zu mutigen Schritten in der Ökumene auf. „Lassen wir uns nicht von der Angst lähmen, uns zu öffnen und mutige Zeichen zu setzen, geben wir uns nicht jener „Unversöhnlichkeit der Unterschiede“ hin, die sich nicht im Evangelium widerspiegelt!“

Viele Geflüchtete setzen große Hoffnungen in Papst Franziskus. (Quelle: dpa)
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Mauern einreißen statt aufbauen – dieser Gedanke zog sich durch den ersten Tag der 35. Auslandsreise von Papst Franziskus. Der Pontifex startete heute seinen dreitägigen Besuch auf Zypern. Am Samstag reist er weiter nach Griechenland, der zweiten Etappe seines sechstägigen Trips. Zum Auftakt traf er am Nachmittag mit Bischöfen, Priestern und Ordensleuten zusammen. Er mahnte dazu, Vielfalt in der Kirche als Bereicherung zu sehen. „In der katholischen Kirche gibt es keine Mauern und soll es keine Mauern geben: Sie ist ein gemeinsames Haus, sie ist ein Ort der Beziehung, sie ist ein Zusammenleben der Vielfalt.“ Beim anschließenden Treffen mit Vertretern aus Politik, Diplomatischem Korps und Zivilgesellschaft sprach er von den “Mauern der Angst“ und den „Vetos, die von nationalistischen Interessen diktiert werden“, die Versöhnung und Einigkeit in Europa nicht voranbrächten. Der Kontinent brauche vielmehr Versöhnung und Einigkeit. Ein großes Thema bei der Reise ist sowohl auf Zypern als auch in Griechenland die Migration.

Erstmals ist Papst Franziskus mit der neuen italienischen Fluglinie ITA unterwegs. (Quelle: VaticanMedia/ansa/dpa)
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Zum Auftakt des weltweiten Synodalen Wegs hat Papst Franziskus zu Offenheit und Mut aufgerufen sowie zur Bereitschaft, „sich vom Gesicht und der Geschichte des anderen herausfordern zu lassen“. Am Auftaktwochenende zur Weltsynode wurde deutlich, Franziskus will ein neues Miteinander sowie einen neuen Kommunikationsstil etablieren. Das gehört für den Pontifex grundlegend zu einer „synodalen Kirche“. „Begegnen, zuhören und unterscheiden“ stehen in den nächsten zwei Jahren auf dem Programm und zwar „ohne Formalitäten, ohne Täuschung und ohne Tricks“. Schon beim Auftakt des Synodalen Wegs zeigte sich die große Bandbreite der Erwartungen, Ängste und Hoffnungen. Der Papst und sein Synodenteam stehen vor einer großen Herausforderung.

Beim Gottesdienst im Petersdom gab es eine Auffälligkeit. Selten waren bei einem solchen Anlass Frauenstimmen in den Chören so präsent vertreten. Schon bei der Auftaktveranstaltung in der Synodenaula gestern waren die Organisatoren sehr bemüht, viele Frauen zu Wort kommen zu lassen. (Quelle: VaticanMedia)
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Es geht los! An diesem Wochenende startet im Vatikan die 16. Ordentliche Weltbischofssynode. Die Synode ist dieses Mal nicht nur ein dreiwöchiges Treffen von Bischöfen und Kardinälen im Vatikan, sondern ein zwei Jahre dauernder Synodaler Prozess. Alle sollen gehört und beteiligt werden, lautet das Credo. Das Ziel ist hehr und die Worte zum Auftakt am Samstag im Vatikan auch. Doch von der Realität ist der Papst und sein Synodenteam noch weit entfernt. Bei der Veranstaltung in der Synodenaula bewegten sich die Teilnehmenden in der üblichen katholischen Heile-Welt Blase.

Der weltweite Synodale Prozess startet am Wochenende in Rom. Am Sonntag folgt noch ein feierlicher Gottesdienst. (Quelle: VaticanMedia)
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Im Vatikan herrschte in dieser Woche Hochbetrieb beim Schmieden interreligiöser Allianzen. Das Ganze gipfelte am Donnerstag in einem gemeinsamen Friedensappell, der die Gedanken der Ökologie und der Bildung mit aufgriff, um die es in eigenen Veranstaltungen zu Beginn der Woche bereits ging. Am Montag unterzeichneten erstmals Vertreter nahezu aller großen Weltreligionen einen gemeinsamen Klimaappell. Tags darauf sprach der Papst mit Religionsvertretern über einen globalen Bildungspakt. Am Donnerstag dann der feierliche Abschluss des Nachfolgetreffens von Assisi für Frieden in der Welt. Dabei wurde scharfe Kritik an der Ungleichverteilung der Corona-Impfstoffe sowie dem Handel mit Waffen laut. Bundeskanzlerin Angela Merkel ermutigte bei der Veranstaltung am Kolosseum in Rom dazu, trotz der vielen Konflikte weltweit nicht zu resignieren: „Denn nur wer Frieden sucht, kann auch Frieden finden, so langwierig und schwierig die Suche auch ist.“ „Fratelli tutti“ ganz praktisch wurde in dieser Woche in Rom erlebbar.

Zwei, die sich verstehen. Papst Franziskus und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag im Apostolischen Palast. Zuvor hatte Merkel das Kinderschutzzentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana besucht, eine der weltweit führenden Institutionen für Prävention im Bereich sexualisierter Gewalt. (Quelle: VaticanMedia/dpa)
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330.000 Opfer sexualisierter Gewalt im Kontext der katholischen Kirche allein in Frankreich seit 1950. Das ist das Ergebnis einer unabhängigen Untersuchung, die gestern in Paris veröffentlicht wurde. Erneut blickt die katholische Kirche in einem Land tief in den Abgrund menschlichen Fehlverhaltens und systemischen Versagens. Der Leiter der unabhängigen Kommission, Jean-Marc Sauvé, stellte bei der Vorstellung des Berichts fest, dass es zwar auch in anderen Institutionen Missbrauch gebe, doch die katholische Kirche sei nach Familien- und Freundeskreisen „das Milieu, wo sexuelle Gewalt am häufigsten vorkommt“. Kirchenvertreter in Frankreich sowie der Papst in Rom zeigten sich schockiert und beschämt über die Ergebnisse der Untersuchungen, die von rund 3.000 Tätern ausgehen, zwei Drittel davon Priester. Franziskus beklagte heute bei der Generalaudienz selbstkritisch das lange Wegschauen der Kirche.

Der frühere Richter und Vizepräsident des Französischen Staatsrates, Jean-Marc Sauve, leitete die unabhängige Kommission über sexuellen Missbrauch in der französischen katholischen Kirche (Ciase). (Quelle: dpa)
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