Der Synodale Weg tritt in eine entscheidende Phase ein. Bei der 3. Synodalversammlung liegen alle „heißen Eisen“ auf dem Tisch. Wichtige Richtungsentscheidungen stehen an. Am Donnerstagnachmittag wurde mit der erforderlichen Mehrheit der Text verabschiedet, der die theologischen Grundlagen für die weiteren Debatten festhält. Dabei werden neben der Heiligen Schrift, der Tradition und dem Lehramt auch den „Zeichen der Zeit“ und dem „Glaubenssinn der Gläubigen“ eine wichtige Rolle in theologischen Fragen eingeräumt. Das ist neu und nicht unumstritten. Am Abend stimmte die Versammlung mit deutlicher Mehrheit für einen Grundlagentext zu „Macht und Gewaltenteilung“. Darin geht es um eine stärkere synodale Verfassung der Kirche. Es ist ein Schlüsseltext für den ganzen Reformprozess, der mit dem Synodalen Weg angestoßen wurde. Die Debatten am ersten Tag der Synodalversammlung zeigten, es ist längst nicht klar, dass die von vielen Laien wie Bischöfen gewünschten Reformen wirklich die erforderliche Mehrheit finden, denn den einen gehen sie zu weit, den anderen nicht weit genug. Bei den beiden Astimmungen war die Anspannung im Raum förmlich zu greifen. Entsprechend groß war die Erleichterung, als auch die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe auf den Displays erschien. Trotz allem geschwisterlichen Umgang und dem Dialog auf Augenhöhe, am Ende sind die Stimmen der Bischöfe entscheidend.
Beratung unter Corona-Bedingungen – die Synodalen bei der 3. Vollversammlung in Frankfurt. (Quelle: epa)
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Das erneute Rücktrittsangebot blieb aus. Kardinal Reinhard Marx bleibt im Amt. Das löst kontroverse Reaktionen aus. Betroffenenvertreter wie der Sprecher des „Eckigen Tischs“, Matthias Katsch, sind enttäuscht. Andere verbinden mit dem Schritt die Hoffnung, dass Marx sich noch intensiver um Reformen bemüht, die die systemischen Ursachen, die Missbrauch und Vertuschung begünstigen, abstellen. Wie schon in seiner ersten Reaktion nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtes für das Erzbistum München-Freising vor einer Woche, hatte Marx auch bei der ausführlichen Pressekonferenz heute betont, dass Aufarbeitung und Reformen für ihn untrennbar zusammengehören. „Wer jetzt noch systemische Ursachen leugnet und einer notwendigen Reform der Kirche in Haltungen und Strukturen entgegentritt, hat die Herausforderung nicht verstanden“, erklärte der Kardinal. Nur indirekt forderte er den emeritierten Papst Benedikt XVI. auf, Verantwortung für sein Handeln als Erzbischof zu übernehmen.
Kardinal Reinhard Marx muss den Worten Taten folgen lassen, um Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. (Quelle: reuters)
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Erneut erschüttert ein Beben die katholische Kirche. Doch dieses Mal geht es nicht nur um Deutschland. Mit Benedikt XVI. ist auch der emeritierte Papst betroffen und damit die Weltkirche. 1.893 Seiten umfasst das Gutachten inklusive Anhänge der Münchner Kanzlei „Westpfahl, Spilker, Wastl“. Vieles, was beschrieben wird, klingt bekannt: schlechte Aktenführung, unklare Zuständigkeiten, Abschieben von Verantwortung und der Schutz der Institution als oberste Maxime. Dennoch steckt in dem heutigen Gutachten eine neue Brisanz. Es geht um die Glaubwürdigkeit von Benedikt XVI., immerhin einst oberster Glaubenshüter als Chef der Glaubenskongregation und acht Jahre Oberhaupt der katholischen Kirche.
Interessante Choreografie: Am Ende musste die amtierende Amtschefin des Erzbistums München-Freising, Stephanie Herrmann, das Gutachten übernehmen, rechts neben ihr der aktuelle Generalvikar Christoph Klingan. (Quelle: dpa)
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Franziskus hat seine traditionelle Weihnachtsbotschaft dazu genutzt, die Menschen weltweit zum Dialog und der Begegnung aufzurufen. Weihnachten machte Franziskus gleichsam zum Fest des Dialogs. „Er [Gott] wollte sprechen lernen wie jedes Kind, damit wir lernen, Gott, unserem Vater, zuzuhören, einander zuzuhören und als Brüder und Schwestern miteinander zu reden.“ Wie in jedem Jahr erinnerte Franziskus an die zahlreichen Konflikte in der Welt, angefangen vom Nahen Osten, über Afrika bis hin zur Ukraine oder Myanmar. In der Christmette hatte Franziskus das Thema aufgegriffen, das bereits bei der Weihnachtsansprache an die Kurie zentral war: die Demut. „Hören wir auf, zu jammern und lange Gesichter zu machen und lassen wir ab von der Gier, die uns unzufrieden macht“, mahnte er.
In diesem Jahr spendete Papst Franziskus den Weihnachtssegen wieder von der Mittelloggia des Petersdoms. (Quelle: reuters)
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Der Synodale Prozess auf Weltebene bestimmt die Debatten in der katholischen Kirche in den kommenden zwei Jahren. Papst Franziskus will, dass die Römische Kurie zur Vorreiterin für eine synodale Arbeitsweise wird. Das machte er am Donnerstag beim traditionellen Weihnachtsempfang für die Spitzen der Zentralverwaltung deutlich. Wichtige Stichworte sind für ihn dabei Demut, Transparenz, Nüchternheit und Zusammenarbeit. „Nur wenn wir dienen und unsere Arbeit als Dienst verstehen, können wir wirklich für alle nützlich sein“, betonte Franziskus. Zugleich kritisierte er einmal mehr Begünstigungen und Seilschaften. Weihnachten sei die Zeit, „in der jeder von uns den Mut haben muss, seine Rüstung abzulegen, die Kleider seiner Rolle, seiner gesellschaftlichen Anerkennung, des Glanzes dieser Welt abzulegen und die Haltung der Demut und Bescheidenheit einzunehmen“.
Pandemiebedingt fand die Begegnung mit den Spitzen der Römischen Kurie in diesem Jahr erneut in der Benediktionsaula statt. Kardinaldekan Giovanni Battista Re überbrachte die Weihnachtsgrüße der Kardinäle und Bischöfe. (Quelle: VaticanMedia/epa)
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Ein Fest hat heute im Vatikan nicht stattgefunden. Während aus aller Welt Glückwünsche eintrafen, beging Papst Franziskus seinen 85. Geburtstag ohne große Feierlichkeiten. Am Morgen traf er eine Gruppe von Geflüchteten, die jüngst im Rahmen seiner Zyperneise nach Italien gekommen waren. Davor empfing er im Rahmen einer Audienz neue Botschafter und mahnte dabei erneut eine gerechtere Verteilung der Corona-Impfstoffe an. Über den privaten Papst dringt wenig nach außen und so ist auch dieser besondere Geburtstag ein Tag wie jeder andere. Für Journalisten ist es dennoch Anlass, mit Bilanzen und Analysen das Wirken von Jorge Mario Bergoglio unter die Lupe zu nehmen und die Frage nach der Wirkmacht dieses Pontifex zu stellen.
Zum Geburtstag ein Bild – Papst Franziskus bei der Begegnung mit Geflüchteten am Freitag im Vatikan. (Quelle: VaticanMedia/ansa/dpa)
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Es war der Höhepunkt der 35. Auslandsreise von Papst Franziskus: der Besuch des Aufnahme- und Registrierungszentrum für Geflüchtete auf Lesbos. Vor fünf Jahren war Franziskus schon einmal auf der griechischen Mittelmeerinsel. Während sich beim Kampf gegen den Klimawandel und die Corona-Pandemie weltweit etwas bewege, „sieht alles im Bereich der Migration nach einem schrecklichen Stillstand aus“, stellte das Kirchenoberhaupt fest. Scharf verurteilte er die europäische Uneinigkeit in der Migrationspolitik und kritisierte den Missbrauch der Geflüchteten für politische Propaganda. Er mahnte, dass „die Achtung des Menschen und der Menschenrechte immer gewahrt werden, gerade auf dem Kontinent, der sie weltweit propagiert“. Franziskus dankte denen, die sich in der Migrationsfrage engagieren, den vielen Ehrenamtlichen und den Bewohnern der Insel.
Papst Franziskus möchte mit dem Besuch auf Lesbos den Blick der Weltöffentlichkeit auf das Schicksal der Geflüchteten lenken. (Quelle: dpa)
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Zum Auftakt seines Besuchs in Griechenland hat Papst Franziskus am Samstag vor Populismus gewarnt und „nationalistische Egoismen“ in Europa kritisiert. Nicht nur auf dem europäischen Kontinent sei „ein Rückschritt an Demokratie zu verzeichnen“, stellte das Kirchenoberhaupt nach seiner Ankunft in Athen bei einer Begegnung mit Vertretern aus Politik, Diplomatischem Korps und Zivilgesellschaft fest. Er warnte: „In einigen Gesellschaften, die sich um die Sicherheit sorgen und vom Konsumverhalten betäubt sind, führen Müdigkeit und Unzufriedenheit zu einer Art ‚Demokratieskepsis‘.“ Bei einer Begegnung mit Vertreter der Orthodoxie wiederholte Franziskus die Bitte um Vergebung „für die Fehler, die so viele Katholiken begangen haben“. Er warb für mehr Miteinander zwischen den Kirchen: „Fürchten wir uns also nicht voreinander, sondern helfen wir einander, Gott anzubeten und dem Nächsten zu dienen, ohne Proselytenmacherei zu betreiben und unter voller Achtung der Freiheit des anderen.“
Kein leichter Besuch für Papst Franziskus heute beim orthodoxen Erzbischof von Athen. (Quelle: VaticanMedia/dpa)
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Es war der Höhepunkt des Aufenthalts von Papst Franziskus auf Zypern: die Begegnung mit Geflüchteten am Freitagabend in einer Kirche der Hauptstadt Nikosia. Einmal mehr fand das Kirchenoberhaupt deutliche Worte. Er verurteilte Sklaverei und Folter in Flüchtlingslagern und kritisierte die Gleichgültigkeit des Westens gegenüber dem Schicksal der Migranten. Diese Haltung bezeichnete er als „schwere Krankheit“, gegen die es kein Antibiotikum gebe. „Es ist der Krieg von heute“, so Franziskus, angesichts dessen man nicht schweigen könne. Am Morgen rief er beim Treffen mit den Kirchenoberen der orthodoxen Kirche auf Zypern zu mutigen Schritten in der Ökumene auf. „Lassen wir uns nicht von der Angst lähmen, uns zu öffnen und mutige Zeichen zu setzen, geben wir uns nicht jener „Unversöhnlichkeit der Unterschiede“ hin, die sich nicht im Evangelium widerspiegelt!“
Viele Geflüchtete setzen große Hoffnungen in Papst Franziskus. (Quelle: dpa)
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Mauern einreißen statt aufbauen – dieser Gedanke zog sich durch den ersten Tag der 35. Auslandsreise von Papst Franziskus. Der Pontifex startete heute seinen dreitägigen Besuch auf Zypern. Am Samstag reist er weiter nach Griechenland, der zweiten Etappe seines sechstägigen Trips. Zum Auftakt traf er am Nachmittag mit Bischöfen, Priestern und Ordensleuten zusammen. Er mahnte dazu, Vielfalt in der Kirche als Bereicherung zu sehen. „In der katholischen Kirche gibt es keine Mauern und soll es keine Mauern geben: Sie ist ein gemeinsames Haus, sie ist ein Ort der Beziehung, sie ist ein Zusammenleben der Vielfalt.“ Beim anschließenden Treffen mit Vertretern aus Politik, Diplomatischem Korps und Zivilgesellschaft sprach er von den “Mauern der Angst“ und den „Vetos, die von nationalistischen Interessen diktiert werden“, die Versöhnung und Einigkeit in Europa nicht voranbrächten. Der Kontinent brauche vielmehr Versöhnung und Einigkeit. Ein großes Thema bei der Reise ist sowohl auf Zypern als auch in Griechenland die Migration.
Erstmals ist Papst Franziskus mit der neuen italienischen Fluglinie ITA unterwegs. (Quelle: VaticanMedia/ansa/dpa)
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