Wie kann die Kirche wieder Autorität gewinnen? Das war eines der zentralen Themen am dritten und letzten Einkehrtag der Synodalen der am Mittwoch beginnenden Weltsynode in Sacrofano bei Rom. Der ehemalige Dominikanerobere Timothy Radcliffe bescheinigte der Kirche eine Krise der Autorität. „Die Krise des sexuellen Missbrauchs hat uns in Misskredit gebracht“, erklärte der 78-Jährige, der in seinen sechs Meditationen immer wieder Bezug auf den Missbrauchsskandal nahm. Neben der Frage, wie es um die Autorität in der Kirche steht, beschäftigte sich Radcliffe auch mit Rivalitäten und der Neigung zur Kontrolle in der Kirche. Seine Botschaft: „Stellen Sie sich die Freude vor, von jeglichem Wettbewerb untereinander befreit zu sein, so dass das Mehr an Mitspracherecht der Laien nicht bedeutet, dass die Bischöfe weniger haben, oder dass das Mehr an Autorität, das den Frauen zugestanden wird, nicht bedeutet, dass die Männer weniger haben, oder dass das Mehr an Anerkennung, das unseren afrikanischen Brüdern und Schwestern zuteil wird, nicht die Autorität der Kirche in Asien oder im Westen schmälert.“

Der ehemalige Obere des Dominikanerordens, Timothy Radcliffe, versuchte die Synodalen auf die schwierigen Debatten einzustimmen, die bei der Weltsynode ab morgen zu erwarten sind. (Quelle: VaticanMedia)
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Fünf Kardinäle haben sich mit „Dubia“, Zweifeln, zu dogmatischen Fragen, an Papst Franziskus gewendet. Es geht unter anderem um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, das Frauenpriestertum und das Verhältnis von Synodalität einerseits und Autorität des Papstes und des Bischofskollegiums andererseits. Anders als 2016 im Kontext der Familiensynode reagierte der Pontifex dieses Mal – und zwar prompt. Das Schreiben der Kardinäle ist auf den 10. Juli datiert, die Antwort auf den Tag danach. Die Reaktion des Papstes wurde heute von der Glaubenskongregation veröffentlicht. Das sieben Seiten umfassende Schreiben ist nicht uninteressant, denn es zeigt, Franziskus schließt eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht aus und sieht es nicht als klar erwiesen an, dass beim Frauenpriestertum durch Johannes Paul II. das letzte Wort gesprochen wurde. Einmal mehr betont er die Notwendigkeit, dass das ganze Volk Gottes an der Mission der Kirche teilnehmen müsse und dass die Heilige Schrift im jeweiligen kulturellen und historischen Kontext ausgelegt werden müsse. Damit weist er die Zweifel der fünf Kardinäle zurück. Bei den Einkehrtagen der Synodalen in Sacrofano vor den Toren Roms forderte heute der Dominikaner Timothy Radcliffe diese auf, sich ihre Zweifel zu erzählen. „Freundschaft gedeiht, wenn wir es wagen, unsere Zweifel zu teilen und gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen.“

Aus den Reihen der Kardinäle kommen Zweifel am Papst und seinem Handeln. (Foto: Erbacher)
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Eine harte Erdung hat der ehemalige Dominikanerobere, Timothy Radcliffe, den Synodalen zum Beginn der Einkehrtage im Vorfeld der Weltsynode zur Synodalität zugemutet: durch Minen verwundete Kinder in Ruanda, Gewalt in Syrien, die Stimme eines in Brasilien inhaftierten Dominikaners, ein an AIDS verstorbener junger Mann. Es wirkte beinahe so, als wolle er den Synodalen sagen, was sind eure Streitereien angesichts der brutalen Realität, denen Menschen rund um den Globus begegnen. Dabei ging er auch auf die Ängste ein, die viele mit der anstehenden Synode verbinden. Und er beschäftigte sich mit der Frage, ob die Kirche für einige Auserwählte oder für alle da ist. Dabei machte er mit einem Augenzwinkern deutlich, wie schwierig eine Antwort darauf ist – getreu einer offenbar in England gebräuchlichen Redewendung: „Die gute Nachricht ist, Gott liebt dich. Die schlechte Nachricht ist, dass er auch alle anderen liebt.“

Drei Tage haben sich die Synodalen zu Einkehrtagen in ein Bildungshaus in Sacrofano vor den Toren Roms zurückgezogen. (Quelle: VaticanMedia)
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Papst Franziskus formt das Kardinalskollegium weiter um. Mit dem Konsistorium von diesem Samstag hat er knapp dreiviertel der Wahlkardinäle in einem möglichen Konklave ernannt. Im Gesamtkollegium sind es erst gut die Hälfte der 242 Purpurträger, die auf den amtierenden Pontifex zurückgehen. Deutlich ist bei den unter 80-jährigen Kardinälen die Verschiebung weg von Italien und Europa in Richtung Asien und Afrika zu erkennen. Damit nähert sich die Verteilung der Kardinäle der Verteilung der Katholiken auf den Kontinenten an. Einmal mehr versäumte es Franziskus, die Kardinäle aus Anlass des Konsistoriums zu Beratungen zu konsultieren. Auch wenn in den nächsten Wochen die Synode zur Synodalität ansteht, gäbe es viele Themen, die Franziskus mit dem Senat besprechen könnte. Zugleich beraubt er die Kardinäle der Möglichkeit, sich besser kennenzulernen.

Das Kardinalskollegium soll nach Franziskus einem Symphonieorchester ähneln. Vielfalt sei notwendig und unverzichtbar, doch jeder Musiker müsse auf die anderen hören. (Foto: Erbacher)
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Es war eine Gratwanderung , die Papst Franziskus bei seiner 43. Auslandsreise vollziehen musste. Mit der Mongolei, eingerahmt von Russland und China, suchte er sich einen idealen Ort aus, um Botschaften in Richtung der diplomatischen Sorgenkinder zu senden. Zugleich musste er seine Worte und Gesten gut abwägen, damit die Gesprächsfäden zu den beiden mächtigen Nachbarn nicht ganz abreißen. Doch seine Botschaft ging weit über die beiden Großmächte hinaus, überall dorthin, wo die katholische Kirche in der Minderheit ist oder in ihrem Handeln eingeschränkt ist: Keine Regierung müsse die Kirche fürchten, weil sie keine politische Agenda verfolge, sondern das Wohl aller Menschen in einem Land fördern wolle. Dazu passte, dass der letzte Programmpunkt der Reise am Montagmorgen der Besuch eines Sozialzentrums in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator war. Franziskus nutzte jede Gelegenheit, um den Beitrag der Kirche für die Gesellschaft zu hervorzuheben. Dabei wies er zum Abschluss der Reise den Vorwurf zurück, beim sozialen Engagement der Kirche gehe es um Proselytismus.

Eine gute halbe Stunde nahm Franziskus sich Zeit für das Gespräch mit den Journalisten. (Foto: Erbacher)
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„Ich bitte die chinesischen Katholiken, gute Christen und gute Staatsbürger zu sein.“ Verbunden mit diesem spontanen Wunsch am Ende der Messe in Ulan Bator hat Papst Franziskus am Sonntagnachmittag „dem edlen chinesischen Volk einen herzlichen Gruß“ gesendet. Es war die bisher deutlichste Botschaft des katholischen Kirchenoberhaupts in Richtung des Nachbarlands China. Am Morgen erinnerte Franziskus bei einer Begegnung mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen an die Verantwortung der Religionen. „Unser Verhalten soll die Lehren, die wir bekennen, durch Taten bekräftigen; sie dürfen ihnen nicht widersprechen und so Anstoß erregen.“ Franziskus nutzte die Gelegenheit, um das Potential der Religionen für ein friedliches Miteinander und Harmonie in einer Gesellschaft darzustellen. So ist auch bei diesem Treffen eines der Subthemen der Reise präsent: Franziskus will Glauben und Religion als etwas darstellen, das einem Land dient und nicht eine Gefahr bedeutet.

Die Herde ist klein, die Freude groß beim Gottesdienst in Ulan Bator. (Foto: Erbacher)
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Bei seinen ersten öffentlichen Auftritten in der Mongolei hat Papst Franziskus am Samstag gleich deutliche Signale in Richtung der Nachbarn China und Russland gesendet. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft würdigte er am Morgen den Einsatz der Mongolei für Menschenrechte und Frieden sowie eine Atomwaffen freie Welt und die Abschaffung der Todesstrafe. Am Nachmittag erklärte er, dass Regierungen und weltliche Institutionen „nichts vom evangelisierenden Wirken der Kirche zu befürchten [hätten], denn sie hat keine politische Agenda voranzubringen“, sondern wolle das Wohl aller fördern. Es zeigt sich, dass für Franziskus diese Reise strategische Bedeutung hat. Auch wenn es im Konkreten immer wieder hakt, ist die Mongolei auch beim Thema Religionsfreiheit weiter fortgeschritten als andere Länder in der Region, allen voran der große Nachbar China. Deshalb verwundert es nicht, dass Franziskus die Mongolei als „Symbol der Religionsfreiheit“ bezeichnete und schon in seinen ersten Reden betonte, dass die Religionen eigentlich „verlässliche Stützen beim Aufbau gesunder und blühender Gesellschaften“ seien.

Papst und Präsident zogen sich zum Privatgespräch in ein Ger im Präsidentenpalast zurück. (Quelle: Pool AIGAV)
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Die 43. Auslandsreise führt Papst Franziskus erneut nach Asien. Es ist bereits die sechste Reise des Kirchenoberhaupts in die Region. Sein Vorgänger Benedikt XVI. war kein einziges Mal hier. Neben der Stärkung der kleinen katholischen Herde sind der interreligiöse Dialog und vor allem strategische Ziele der Grund dafür, dass der 86-Jährige die Reisestrapazen auf sich genommen hat. Nach der Landung am Flughafen der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator gab es nur ein kurzes Gespräch mit der Außenministerin. Danach zog sich Franziskus in die Apostolische Administration zurück, wo er bis Montag wohnen wird. Nach neuneinhalb Stunden Flug und aufgrund der Zeitverschiebung von sechs Stunden ist der Freitag ein Ruhetag, um sich zu akklimatisieren.

Papst Franziskus wurde von Außenministerin Nyamtseren Enkhtaivan am Flughafen begrüßt. (Quelle: Erbacher)
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„Fürchtet euch nicht!“ Mit diesem eindringlichen Appell an die jungen Menschen hat Papst Franziskus den Weltjugendtag in Lissabon beendet. Ihnen, die sie die Welt verändern wollten und für Gerechtigkeit und Frieden kämpften, sage Jesus: „Fürchtet euch nicht“. Damit griff der Papst zum Abschluss einen inhaltlichen Faden auf, der sich durch die Tage von Lissabon zog: die Bestärkung und Ermutigung der jungen Menschen. Dieses Anliegen, zusammen mit seiner Botschaft von einer offenen Kirche und dem Werben bei den Jugendlichen, sich für eine sozialere, gerechtere und nachhaltigere Welt einzusetzen, waren die drei Hauptthemen der 42. Auslandsreise von Papst Franziskus. Für 2025 lud er die Jugendlichen zu einer Heilig-Jahr-Feier nach Rom ein. Der nächste internationale Weltjugendtag findet 2027 in Seoul in Südkorea statt. Die Irritationen um die improvisierten Reden des Papstes haben sich zum Ende der Reise wieder etwas gelegt. Zwar hielt er sich auch bei der Abschlussmesse über weite Teile nicht an das Manuskript, doch im Kern blieben die Gedanken erhalten. Zum Abschluss bat Franziskus beim Angelusgebet die Jugendlichen, sich für Frieden einzusetzen und für den Frieden zu beten. Dabei erinnerte er noch einmal eigens an den Konflikt in der Ukraine.

2027 trifft sich die katholische Jugend der Welt in Seoul. (Quelle: VaticanMedia)
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Mit der Vigilfeier auf einem großen Feld am Atlantik ist der Weltjugendtag am Samstag in die finale Phase eingetreten. Papst Franziskus forderte die Jugendlichen auf, zur Missionaren der Freude zu werden. Die Jugendlichen sollten „Wurzeln der Freude“ für andere sein. Wie schon am Morgen in Fatima sorgte der Pontifex mit seiner Ansprache auch am Abend für Irritationen. Bereits zum vierten Mal in Folge las er nicht die vorbereitete Rede, sprach weitestgehend frei. Am Morgen ließ er ein Gebet an Maria, in dem es unter anderem um den Frieden in der Welt ging, weg. Schnell kam unter den mitgereisten Journalisten die Frage auf, ob Franziskus ein gesundheitliches Problem habe. Vatikansprecher Matteo Bruni verneinte das und erklärte, der Papst entscheide je nach Situation, ob er den vorgefertigten Text nehme oder frei spreche und Worte finde, die aus seiner Sicht für den Augenblick besser passten. Die 1,5 Millionen Jugendlichen am Abend schienen mit der improvisierten Kurzpredigt zufrieden.

Stimmungsvoll war die Feier am Abend im Tejo-Park. (Quelle: Erbacher)
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