Papst in Asien angekommen

Die 43. Auslandsreise führt Papst Franziskus erneut nach Asien. Es ist bereits die sechste Reise des Kirchenoberhaupts in die Region. Sein Vorgänger Benedikt XVI. war kein einziges Mal hier. Neben der Stärkung der kleinen katholischen Herde sind der interreligiöse Dialog und vor allem strategische Ziele der Grund dafür, dass der 86-Jährige die Reisestrapazen auf sich genommen hat. Nach der Landung am Flughafen der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator gab es nur ein kurzes Gespräch mit der Außenministerin. Danach zog sich Franziskus in die Apostolische Administration zurück, wo er bis Montag wohnen wird. Nach neuneinhalb Stunden Flug und aufgrund der Zeitverschiebung von sechs Stunden ist der Freitag ein Ruhetag, um sich zu akklimatisieren.

Papst Franziskus wurde von Außenministerin Nyamtseren Enkhtaivan am Flughafen begrüßt. (Quelle: Erbacher)

China im Blick

Am Samstagmorgen beginnt das offizielle Programm. Nach der Begrüßungszeremonie und einem privaten Treffen mit Präsident Ukhnaagiin Khürelsükh wird Franziskus vor Vertretern aus Politik, Zivilgesellschaft und Diplomatischen Korps sprechen. Die Rede wird mit Spannung erwartet. Die Mongolei liegt strategisch interessant zwischen Russland und China. Mit beiden Staaten sind die vatikanischen Beziehungen schwierig. Franziskus will unbedingt nach Peking. Das gab im Vorfeld der Reise sein zweiter Mann und oberster Diplomat, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, noch einmal in einem Interview bekannt. Auch wenn Franziskus und Vatikansprecher Matteo Bruni wiederholt betonen, es gehe bei der aktuellen Reise um die Mongolei, so ist doch offensichtlich, dass Franziskus ein weiteres Mal an der Grenze zu China versucht, seine Botschaft des Dialogs aus nächster Nähe nach Peking zu senden. Mit seinen Besuchen in Kasachstan, Myanmar, Südkorea und Japan war Franziskus bereits mehrfach vor den Toren Chinas. Immerhin schickte Franziskus ein kurzes Grußtelegramm an Staatspräsident Xi Jingping beim Überflug über chinesisches Staatsgebiet auf dem Weg nach Ulan Bator.

Doch die Reisen nach Fernost dienen nicht nur dem Werben um China. Asien ist für Franziskus und die katholische Kirche eine, wenn nicht gar die Zukunftsregion. Die Mitgliederzahlen sind zwar in vielen Ländern gering. In der Mongolei sind es nur 1.500 Katholikinnen und Katholiken. In Sri Lanka, Thailand und Bangladesch waren es auch Minderheiten, die er besuchte. Die Philippinen bildeten da eine Ausnahme. Aber es wird deutlich, Franziskus zeigt Präsenz in der Region. Dabei spielt immer auch der interreligiöse Dialog eine Rolle. Der Papst will hier Brücken bauen zwischen den Religionen. „Jesus und Buddha waren Friedensstifter und setzten sich für Gewaltlosigkeit ein“, sagte er im Mai 2022 bei einer Begegnung mit Buddhisten aus der Mongolei im Vatikan. Deshalb hätten „in einer von Konflikten und Kriegen verwüsteten Welt“ die religiösen Führungspersönlichkeiten „die Pflicht, in der Menschheit den Willen zu wecken, auf Gewalt zu verzichten und eine Kultur des Friedens aufzubauen“. Gewalt und Hass im Namen der Religion verurteilte er bei der Gelegenheit.

Erneut Irritationen wegen Russland-Äußerung

Am Sonntag ist eine Begegnung mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen geplant. Dann wird auch der lokale Geistliche der Russisch-orthodoxen Kirche dabei sein. Ob und wie Papst Franziskus bei dieser Reise den Krieg in der Ukraine ansprechen wird, ist offen. Zuletzt hatte er mit Äußerungen bei der Videoschalte zu einem Treffen junger Katholiken in Sankt Petersburg für Irritationen gesorgt. Im vorbereiteten Redetext war der Krieg gar nicht erwähnt. In einer spontanen Äußerung lobte er das russische Zarenreich von Peter dem Großen und Katharina II. Das sorgte bei Beobachtern für Verwunderung und in der Ukraine zu heftiger Kritik. Vatikansprecher Bruni musste eingreifen und erklärte, der Papst habe mit seinen spontan formulierten Worten die russischen Jugendlichen ermutigt, das beizubehalten, was es an Positivem im großen kulturellen und geistlichen Erbe Russlands gebe. Die imperialistischen Konzepte und die Persönlichkeiten früherer Epochen habe er lediglich genannt, um den historischen Zeitraum anzugeben. Franziskus habe diese in keiner Weise loben wollen, erklärte Bruni. Einmal mehr gibt der Papst Rätsel auf beim Thema Ukrainekrieg.

Die Mongolei müsse man mit den Sinnen erfahren, erklärte Franziskus den Journalisten auf dem Flug von Rom nach Ulan Bator. Er empfahl Alexander Borodins symphonische Dichtung „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“, um sich einzustimmen. Vatikansprecher Bruni ließ anklingen, dass Franziskus von den Weiten der Steppe allerdings nur wenig mitbekommen werde. Der Besuch konzentriert sich auf die Hauptstadt Ulan Bator. Bis Montag ist der Pontifex hier. In drei Wochen steht schon die nächste Reise an. Dann nimmt Franziskus an einer kirchlichen Mittelmeerkonferenz in Marseille teil.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

2 Kommentare

  • Maria
    01.09.2023, 14:58 Uhr.

    „Einmal mehr gibt der Papst Rätsel auf beim Thema Ukrainekrieg.“
    Wer die Äußerungen von P.F., die Woche für Woche zum Ukrainekrieg getan werden, liest, weiß doch eigentlich genau, wo er steht. Ich denke, bei solchen „zweideutigen“ Aussagen geht es ihm vor allem um die Tatsache, dass es in einem Krieg nur Opfer gibt, dass die menschliche Dimension beider Seiten grausam ist. Auch viele russische Männer kommen in Särgen zurück, die sicher noch gerne gelebt hätten.(Aber vieleicht dürfte ich das auch nicht schreiben….)
    Bei den „Berichten“ zum Treffen mit den russischen Jugendlichen wurde in den allermeisten Fällen verschwiegen, dass sie vorher eindringlich aufgefordert wurden, Baumeister des Friedens zu sein, an einer besseren Welt mitzuareiten.
    Und noch einen Gedanken werde ich nicht los: sollen sich die Jugendllichen nicht an die Vergangenheit ihres Landes und ihrer Kultur erinnern? Dann dürften wir Deutsche uns auch nicht an Größen wie Bach, Beethoven, Goethe oder Nietzsche u.v.a.m. erinnern – obwohl danach die Hitlerzeit kam.
    Meistens fällt mir zu derartigen Artikeln nur ein: und täglich grüßt das Sommerloch.

    • Silvia
      01.09.2023, 16:35 Uhr.

      Bin ganz Ihrer Meinung. Papst Franziskus hatte von Anfang an eine differenzierte Meinung zum Krieg in der Ukraine, im Gegensatz zu unseren Medien. Und ich finde es sehr gut, dass er sich weder von der öffentlichen Meinung noch von der Ukraine unter Druck setzen lässt.

      Ich habe vor ungefähr einem Jahr hier schon mal geschrieben, dass auch die russischen Soldaten Eltern Frauen und Kinder haben, die um sie trauern wenn sie in diesem Krieg fallen.

      Das allgemeine Russlandbashing finde ich unerträglich. Gerade wir Deutsche sollten wissen, wie es ist, wenn man über Generationen hinweg in Sippenhaft genommen wird für die Verbrechen einer mörderischen Diktatur.

      Damals hat z.B. Deutschland die Sowjetunion überfallen und dort schwere Kriegsverbrechen begangen. Deshalb dreht sich mir der Magen um, wenn jetzt wieder deutsche Panzer und andere Waffen gegen russische Soldaten kämpfen.

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