Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Die erste Reise steht

Jetzt ist es raus, das Programm der ersten Auslandsreise von Papst Franziskus. Acht Tage lang ist er vom 22. bis 29. Juli unterwegs. Mit der Veröffentlichung des Programms ist auch klar, dass Franziskus „nur“ nach Brasilien reisen wird. Lange war spekuliert worden, ob er vorher oder nachher noch ein anderes südamerikanisches Land besuchen wird etwa Kolumbien. Und obwohl Rio de Janeiro nur knapp drei Flugstunden von Franziskus’ Heimat Buenos Aires entfernt liegt, wird er auch keinen Abstecher an seine alte Wirkungsstätte machen. Die Menschen, die wir in den letzten Tagen in Buenos Aires getroffen haben, bedauern sehr, dass Franziskus dieses Jahr nicht mehr dorthin fährt. Denn wie schon berichtet, wird es wohl auch im Dezember keine Reise nach Argentinien gehen. Darüber war ja lange spekuliert worden.

Bunt wird der Weltjugendtag in Rio vom 23. bis 28. Juli.

Die Argentinier würden sich über einen Besuch „ihres“ Papstes sehr freuen; können aber auch verstehen, dass er noch ein wenig wartet mit der Visite. Im Herbst sind Parlamentswahlen. Man fürchtet, dass der Papstbesuch im Wahlkampf instrumentalisiert werden könnte. Es sei derzeit sowieso schon so, dass alle Parteien und Gruppierungen plötzlich den Papst auf ihrer Seite wähnen. So war es in den letzten Tagen in Buenos Aires zu hören. 2015 stehen Präsidentenwahlen an. Da könnte es auch wieder schwierig werden mit einem Papstbesuch. So hoffen nun viele Argentinier auf eine Visite im nächsten Jahr. Mehr dazu in den nächsten Tagen.

Heute noch kurz einige Anmerkungen zum Papstprogramm in Rio. Dieses ist nun stark auf Franziskus zugeschnitten: Er besucht ein Krankenhaus, eine Favela und trifft sich mit jugendlichen Strafgefangenen. Er macht am 24.7. einen Ein-Tages-Tripp in den Marienwallfahrtsort Aparecida. Mit diesen Terminen setzt Franziskus Zeichen. Es geht auch als Papst an die Peripherien. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass auch Benedikt XVI. das gemacht hat. Bei seiner Brasilienreise 2007 besuchte er die Fazenda der Hoffnung, eine Anlaufstelle für jugendliche Drogenabhängige, in Kamerun 2009 ein Krankenzentrum.

Papst Franziskus besucht in Rio auch eine Favela.

Franziskus nimmt in Rio an den zentralen Veranstaltungen des Weltjugendtags teil: die Willkommensfeier am 25.7. am Nachmittag an der Copacabana, am selben Ort einen Tag später dann der Kreuzweg, Samstagabend dann vor den Toren Rios die Gebetsvigil und am Sonntag der große Abschlussgottesdienst. Franziskus verliert dann keine Zeit. Noch am Abend des 28. Juli fliegt er nach Rom zurück, wo am 29. Juli gegen 11.30h die erste Auslandsreise seines Pontifikats endet. Von seinem Vorgänger übernommen hat er einen Termin, der Benedikt XVI. immer ganz wichtig war: das Treffen mit führenden Vertretern aus Politik und Gesellschaft. Benedikt XVI. nutzte diese Gelegenheit meist, um einen grundlegenden Diskurs über das Verhältnis von Glaube und Gesellschaft, Religion und Politik anzustoßen bzw. über die Grundlagen moderner Gesellschaft zu sprechen.

Kirche am anderen Ende der Welt

Wir sind gerade auf Spurensuche „am anderen Ende der Welt“. So bezeichnete Papst Franziskus seine Heimat beim ersten Auftritt nach der Papstwahl. Wie ist die Kirche in der Heimat des Papstes? Dazu waren wir in Rio de Janeiro und sind jetzt in Buenos Aires. Heute etwa im wahrsten Sinne des Wortes in den „Peripherien“ der argentinischen Hauptstadt – genauer genommen im Vorort Moreno. Dort haben wir eine kleine Gemeinde besucht. Heute, am Samstag, trafen sich dort die Katecheten zu einer Fortbildung. Die Kirche in Lateinamerika ist eine Kirche der ehrenamtlichen Laien. Und – vielleicht noch mehr als in Europa: die Kirche ist weiblich. Mehr als 90 Prozent der Engagierten sind Frauen, hieß es heute bei dem Treffen. Selbstbewusst machen sie ihre Arbeit in Katechese, Caritas und auch in der Liturgie.

Die Frauen von Moreno wünschen sich Reformen.

Auf dem Pfarreigebiet leben 40.000 Menschen. Die Pfarrei teilt sich in 14 Gemeinden. Es gibt einen Pfarrer. Mit Unterstützung der Diözese werden Laien ausgebildet, um auch am Sonntag Wortgottesdienste zu feiern; denn die Devise lautet, dass die Menschen möglichst im Nahbereich am Sonntag gemeinsam beten und Gottesdienst feiern. Papst Franziskus sagte in seiner Zeit als Erzbischof mehrfach in Interviews, dass es besser ist, einen Wortgottesdienst mit Kommunionfeier im Nahbereich der Menschen anzubieten, er sprach damals von 600 Metern, als die Gläubigen zum Gang in die zwei Kilometer entfernte Eucharistiefeier zu zwingen. Denn, so Bergoglio, es sei besser, dass die Menschen am Sonntag in die Wortgottesfeier gingen, weil sie nah ist, als dass sie gar nicht zum Gottesdienst gingen, weil die Eucharistiefeier zu weit entfernt stattfindet.

Interessant ist übrigens, dass die Frauen hier in Buenos Aires große Hoffnungen in „ihren“ neuen Papst setzen, dass er Veränderungen für die Kirche bringt. Dabei hat doch überrascht, dass sich die Frauen die Abschaffung des Pflichtzölibats wünschen und etwa auch ein Diakonat für die Frau. Sofort sagten alle Anwesenden, dass sie sich für dieses Amt natürlich zur Verfügung stellen würden, wenn es dieses gäbe. Es einzuführen empfänden sie auch als längst fällige Wertschätzung der Arbeit, die sie seit jeher machen. Diese Klarheit bei den Reformwünschen hat mich doch überrascht. Heißt es doch gerne, es handle sich dabei um typisch deutsche oder westeuropäische Forderungen, die es sonst in der Welt so nicht gebe. Hier in Buenos Aires denken die Frauen genauso wie in Europa. Frauen, die tief in einem Glauben verwurzelt sind, der von einer lebendigen Volksfrömmigkeit geprägt ist. Frauen, die angesichts der materiellen Not ihre Arbeit als Christinnen auch politisch verstehen, die dazu beitragen möchten, dass die Menschen sich aus ihrer schwierigen Situation „befreien“ können, sei es durch Bildungsangebote, sei es durch die Vermittlung von Mikrokrediten usw.

Adolfo Pérez Esquivel sieht große Veränderungen auf die Kirche zukommen.

Veränderungen für die Kirche erhofft sich übrigens auch der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel. Den 81-jährigen Menschenrechtler hatten wir gestern hier in der argentinischen Hauptstadt getroffen. Er wertete er die Wahl Jorge Mario Bergoglios als Ende des Eurozentrismus der katholischen Kirche. Unter Franziskus werde die Kirche ihr Gesicht verändern. Er erinnerte an den Katakombenpakt von 40 Teilnehmern des II. Vatikanischen Konzils. Diese hatten damals, angeführt von dem berühmten brasilianischen Erzbischof Dom Hélder Camara, vereinbart, „die Option der Kirche für die Armen“ konkret zu leben. D.h. auf Privilegien und Statussymbole zu verzichten, einfach zu leben, sich nicht mit Titeln ansprechen zu lassen etc. Kardinal Bergoglio, jetzt Papst Franziskus lebe und handle genau in dieser Tradition. Damit werde sich zwangsläufig die Kirche verändern, so Esquivel.

Stille Rückkehr

Keine Live-Bilder gab es gestern von der Rückkehr Benedikts XVI. in den Vatikan. Still und leise ist der emeritierte Papst in den Vatikan zurückgekehrt. Im Kloster Mater Ecclesiae, das in den letzten Monaten eigens für ihn und seine kleine päpstliche Familie umgebaut wurde, wird er nun seinen Lebensabend verbringen – im Gebet, vor der Welt verborgen, wie er selbst kurz vor seinem Amtsverzicht am 28. Februar erklärte. Ein Foto gab es von der Rückkehr; Papst Franziskus begrüßte seinen neuen Nachbarn persönlich am Eingang des Klosters. Da Franziskus nach wie vor nicht in den Apostolischen Palast eingezogen ist, trennen die beiden Päpste nun nur noch wenige hundert Meter Luftlinie voneinander. Es ist daher anzunehmen, dass sie sich künftig auch öfters sehen werden, abseits der großen Medienöffentlichkeit und der offiziellen Erklärungen des vatikanischen Presseamts.

Joseph Ratzinger liebte es bereits als Kardinal in den Gärten zu spazieren und den mittäglichen Rosenkranz zu beten. Diese Tradition setzte er auch als Papst fort. Auch wenn ihm das Gehen zunehmend Schwierigkeiten bereitet, wird er, soweit es geht, auch künftig in den Gärten rund um die Lourdesgrotte unterwegs sein. Benedikt XVI. ist ein Gewohnheitsmensch. Der rituelle Tagesablauf gibt ihm Halt. Erst vor wenigen Tagen hatte der Vatikan noch einmal dementiert, dass er an einer schweren Krankheit leide. Auch sein Bruder Georg, der zum 86. Geburtstag Benedikts XVI. Mitte April in Castelgandolfo war, wies gegenüber einer englischsprachigen katholischen Wochenzeitschrift derartige Gerüchte als falsch zurück.

Weltjugendtag am Zuckerhut

P.S. In Rio de Janeiro gehen unterdessen die Vorbereitungen für den Weltjugendtag Ende Juli in die heiße Phase. Davon konnten wir uns in diesen Tagen bei einer Drehreise überzeugen. In der Stadt ist zwar noch nicht viel von dem bevorstehenden Großereignis zu sehen; aber hinter den Kulissen wird fleißig gearbeitet. Vergangene Woche war der päpstliche Reisemarschall in Brasilien und hat sich die Orte für die Papstereignisse angesehen. Nach dem Amtsverzicht Benedikts XVI. und der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst wurde das Programm noch einmal leicht modifiziert. Franziskus wird voraussichtlich einen kurzen Abstecher in den Marienwallfahrtsort Aparecida machen und auch eine Favela besuchen. Beides war in der alten Planung nicht vorgesehen. Aparecida besuchte Papst Benedikt XVI. im Mai 2007 bei seiner Brasilienreise. Anlass war die Eröffnung der V. Generalkonferenz der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik. Bei dieser Konferenz wirkte an entscheidender Stelle der damalige Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio. Er war verantwortlich für die Redaktion des Abschlussdokuments, das mittlerweile zu einer Art Magna Charta für die Zukunft der Kirche auf dem Kontinent geworden ist. Aparecida ist dabei, sich in die Reihe der großen CELAM-Konferenzen von Puebla und Medellín einzureihen. Das ist, so Beobachter, mit ein Verdienst des heutigen Papstes.

International wie der Weltjugendtag selbst - eines der Organisationsbüros

Das endgültige Papstprogramm für die Reise nach Brasilien soll in der kommenden Woche veröffentlicht werden. Die Deutsche Bischofskonferenz stellt am nächsten Freitag Details zur deutschen Beteiligung vor. Es werden wohl rund 2.000 deutsche Jugendliche nach Rio fahren. Ein Problem bei den Vorbereitungen war die Sicherheit. Daher nehmen die meisten deutschen Bistümer nur Jugendliche ab 18 Jahren mit nach Rio. Vor Ort heißt es, dass Stadt und Regierung alles unternehmen werden, um die Sicherheit der Weltjugendtagsteilnehmer zu garantieren. Ein Jahr vor der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien kann sich das Land keine negativen Schlagzeilen in punkto Sicherheit leisten. Erst vergangene Woche wurde mit einer groß angelegten Polizeiaktion versucht, eine Favela rund um den Berg der Christusstatue zu befrieden. Angesichts der erwarteten Massen zum Weltjugendtag, stehen die Sicherheitskräfte allerdings vor großen Herausforderungen. Zur großen Abschlussmesse am 28. Juli werden bis zu drei Millionen Menschen erwartet. Zahlen sind allerdings schwer vorauszusagen, hieß es in diesen Tagen in Rio. Niemand wisse, wie viele Lateinamerikaner letztendlich kommen werden, um ihren ersten Papst aus Lateinamerika zu sehen. Gleich drei Veranstaltungen finden an der Copacabana statt – direkt am Meer. Bleibt zu hoffen, dass das Wetter Ende Juli noch so schön ist, wie in den letzten Tagen. Denn auf der Südhalbkugel geht man dem Winter entgegen, was allerdings im Juli im Schnitt 17 bis 24 Grad bedeutet bei durchschnittlich sieben Regentagen für den ganzen Monat.

Diakonat für Frauen?

Nun ist die Diskussion wieder in vollem Gange. Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, hat sich im Rahmen der Diözesanversammlung seines Erzbistums am Wochenende für ein Diakonenamt für Frauen ausgesprochen. Doch aufgepasst: Es geht hier nicht um die Öffnung des Diakonats der Männer für Frauen, sondern um ein eigenständiges „spezifisches“ Amt, losgelöst vom dreistufigen Weiheamt der Männer: Diakon, Priester, Bischof. Zollitsch beruft sich dabei auf den deutschen Kurienkardinal Walter Kasper. Der hatte beim Studientag zum Thema Frauen bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in Trier ein solches „spezifisches“ Frauendiakonat für möglich bezeichnet. Dabei bezog sich Kasper auf so genannte „Gemeindediakoninnen“, die in der frühen Kirche Dienste in den Gemeinden übernommen hatten etwa in der Glaubensunterweisung, in sozialen Diensten und in der Arbeit mit Frauen.  

In Koblenz fand heute der zweite „Tag der Diakoninnen“ statt, der vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken und verschiedenen katholischen Frauenverbänden am 29. April organisiert wird, dem Gedenktag der heiligen Katharina von Siena. Bei der Tagung wurde die Forderung nach der Zulassung von Frauen zum Diakonenamt unterstrichen. Dabei hoffen die Frauen natürlich auf die Öffnung des traditionellen Diakonenamts. Die Schaffung eines eigenen „spezifischen“ Diakonats für Frauen könnte das „Nein“ der katholischen Kirche zum Priesteramt für Frauen zementieren.

Erste Bischöfe haben bereits negativ auf die neuen Forderungen nach einem Diakonat für Frauen reagiert, etwa der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Er ließ gestern noch auf der Homepage seines Bistums mitteilen, dass ein Diakonat der Frau im Sinne des traditionellen sakramentalen Weiheamts nicht in Frage komme. Das wiederum hatte Erzbischof Zollitsch auch gar nicht gefordert. Vielleicht tut hier eine Begriffsklärung gut; dann kann auch ganz offen über die Möglichkeiten diskutiert werden, wie Frauen künftig besser im kirchlichen Dienstamt sowie in Verantwortungspositionen der Kirche vertreten sein können.

P.S. Die Missverständnisse in der Diskussion den Medien anzulasten, wie es heute der Pressesprecher des Erzbistums Freiburg laut einer Meldung der katholischen Nachrichtenagentur versuchte, verwundert. Er beklagte „Unschärfe in der Medienberichterstattung“. Wer solche heißen Eisen anfasst, muss auch damit rechnen, dass Funken schlagen. Das ist ja zunächst einmal nichts Schlechtes. Wichtig ist, dass man zu einer sachlichen und differenzierten Diskussion findet.

Die (lange) römische Woche

Selig- und Heiligsprechungen, Papstreisen, eine Enzyklika und ein Telefonat. Es war Einiges los diese Woche in Rom – auch im Bereich der Gerüchte und Spekulationen. Am vergangenen Samstag traf Papst Franziskus den Leiter des Päpstlichen Familienrats, Erzbischof Vincenzo Paglia. Der ist im „Nebenberuf“ Postulator im Seligsprechungsprozess für den salvadorianischen Erzbischof Oscar Romero. Romero gilt als eine Ikone der Befreiungstheologie und wurde mit seinem Engagement für die Armen und Unterdrückten weit über Lateinamerika hinaus bekannt. Am 24. März 1980 erschossen ihn Militärs während eines Gottesdienstes. 1990 wurde in El Salvador das Seligsprechungsverfahren eröffnet; 1996 gingen die Unterlagen an den Vatikan. Dort kommt das Verfahren  seit Jahren nicht richtig voran. Papst Benedikt XVI. würdigte Romero 2007 auf dem Weg nach Brasilien als einen „Mann von großer christlicher Tugend, der sich für den Frieden und gegen die Diktatur eingesetzt hat und der während der Feier der heiligen Messe ermordet wurde. Also ein wahrhaft ‚glaubwürdiger’ Tod, der Tod eines Glaubenszeugen.“ Allerdings sei er politisch “instrumentalisiert“ worden. Dies müsse verhindert werden. Diese Instrumentalisierung und interner Streit unter den Bischöfen Lateinamerikas war der Grund für die Verschleppung des Verfahrens.

Gedenkmarsch für Oscar Romero am 16. März 2013 in San Salvador (dpa)

Jorge Mario Bergoglio sieht in Romero einen „Märtyrer“. Als Papst beauftragte er Erzbischof Paglia vergangene Woche, das Verfahren zu „entblockieren“. Schon beim Treffen mit dem diplomatischen Korps wenige Tage nach seiner Wahl soll Franziskus nach Angaben der Zeitschrift „The Tablet“ gegenüber einem Mitglied der salvadorianischen Delegation seine Hoffnung auf eine baldige Seligsprechung Romeros zum Ausdruck gebracht haben. Ein solcher Akt wäre sicher ein wichtiges Signal für die Menschen in Lateinamerika, aber auch weit darüber hinaus. Die Feier böte Franziskus die Gelegenheit für eine Reise nach El Salvador. Denn seit einigen Jahren werden Seligsprechungen immer in der Heimat des neuen Seligen durchgeführt, meist unter Leitung des Präfekten der Selig- und Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato. Franziskus kann diese Regelung jederzeit ändern. Zumal man ihm nachsagt, dass er Romero sehr verehre. Im Mai kommt der salvadorianische Präsident Mauricio Funes in den Vatikan. Vielleicht gibt es dann schon Näheres zum Thema.

Apropos Reisen. Vatikansprecher Federico Lombari erklärte diese Woche, dass die Reise zum Weltjugendtag im brasilianischen Rio de Janeiro sehr wahrscheinlich die einzige internationale Reise von Papst Franziskus sein werde. Das heißt, der für Anfang Dezember erwartete Besuch im Heimatland Argentinien scheint vom Tisch. Dafür wird Franziskus Assisi besuchen und wohl noch vor Jahresende seine erste Enzyklika veröffentlichen. Ob er dabei auf Teile der von Papst Benedikt XVI. schon verfassten Enzyklika über den Glauben zurückgreifen wird, ist ungewiss. Ebenso vorstellbar ist ein großes Lehrschreiben mit eher sozialethischen Themen.

Benedikt XVI. wird übrigens wie erwartet Anfang Mai in den Vatikan zurückkehren und dort seine neue und endgültige Bleibe beziehen: das Kloster Mater Ecclesiae im Schatten des Petersdoms in den Vatikanischen Gärten. Franziskus hingegen bleibt vorerst weiter im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

Spekuliert wird in diesen Tagen wieder heftig über eine mögliche Heiligsprechung von Johannes Paul II. im Oktober. Die medizinische Kommission der zuständigen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen hat vor wenigen Tagen positiv über ein angebliches Wunder auf Fürsprache des seligen Papstes entschieden. Diese Anerkennung muss nun zunächst noch von der Theologenkommission und der Vollversammlung der Kongregation anerkannt werden. Dies ist normalerweise eher Formsache. Die Letztentscheidung liegt dann beim Papst. Sollte die Heiligsprechung wirklich noch im Oktober stattfinden, 35 Jahre nach der Wahl Karol Wojtylas zum Papst, müsste die Entscheidung sehr zeitnah fallen. Denn ein solches Ereignis wie die Heiligsprechung braucht einen gewissen Vorlauf.

Am Mittwoch hat Papst Franziskus nach der Generalaudienz eine Abordnung der „Abuelas de Plaza de Mayo – Großmütter der Plaza de Mayo“ getroffen. Das sind Frauen, die sich für Opfer der Militärdiktatur einsetzen, denen die Kinder weggenommen und zur Adoption gegeben wurden. Estella Carlotto, Vertreterin der Organisation, sagte nach der Begegnung gegenüber der Presse, sie habe Papst Franziskus einen Brief übergeben mit der Bitte, die kirchlichen Archive zu öffnen, um das Schicksal der Kinder zu klären. Mehr als 500 Kinder seien ihren Müttern nach der Geburt weggenommen worden. Bisher sei erst der Verbleib von rund 100 von ihnen geklärt. Carlotto sagte, es gehe nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, das Schicksal der Kinder aufzuklären. Papst Franziskus habe ihr geantwortet: „Ich stehe zu Ihrer Verfügung. Sie können auf mich zählen.“ Die Rolle der Kirche und auch Bergoglios selbst in der Zeit der Militärdiktatur ist immer wieder Anlass für Kritik und Spekulationen. Schon nach seinem Treffen mit dem Friedensnobelpreisträger Esquivel Ende März hatte dieser gesagt, Franziskus wolle die Aufarbeitung voranbringen. Wenn dem so ist, wird das sicherlich schmerzlich sein für die Kirche. Aber Franziskus würde ihr damit einen großen Dienst erweisen. Es wäre ein weiterer Schritt hin zu mehr Glaubwürdigkeit und könnte sicher dabei helfen, dass Menschen verlorenes Vertrauen in die Kirche zurückgewinnen.

P.S. Im Mai kommt es übrigens zu einer weiteren spektakulären Begegnung zweier Päpste. Dieses Mal sind es sogar zwei amtierende Päpste: Der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. kommt in den Vatikan. Das Kirchenoberhaupt trägt ebenfalls den Titel Papst. Zuletzt gab es ein Treffen der beiden Päpste im Vatikan vor 40 Jahren. 1973 hatten Papst Paul VI. und Papst Shenouda III. eine gemeinsame christologische Erklärung unterzeichnet. Der Besuch Tawadros im Mai soll daran erinnern. Tawadros II. ist seit November 2012 im Amt. Die Mitgliedszahlen der vor allem im heutigen Ägypten verbreiteten Kirche reichen je nach Quelle von fünf bis zwölf Millionen. Im Februar 2000 hatte Papst Johannes Paul II. im Rahmen seiner Heilig-Jahr-Pilgerfahrt auf den Spuren der Heilsgeschichte in Kairo Papst Shenouda III. besucht. Der Patriarchensitz wird auf Markus, den gleichnamigen Verfasser des Markusevangeliums zurückgeführt. Bei den Gesprächen zwischen Franziskus und Tawardos dürfte es neben Fragen der Ökumene vor allem um die aktuelle Lage der Christen im Nahen Osten und Nordafrika gehen.

P.P.S. Papst Franziskus greift gerne zum Telefon und sucht so den direkten Kontakt, wenn ihm etwas wichtig ist. So geschehen diese Woche nach der Wahl des neuen (alten) italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano. Nach erfolgter Wahl am vergangenen Samstag schickte Franziskus bereits ein Telegramm und dankte Napolitano für dessen Opferbereitschaft. Am Mittwochnachmittag klingelte dann das Telefon im Quirinalspalast und als Präsident Napolitano abnahm, war der Papst höchstpersönlich dran. Die Botschaft von Franziskus an den italienischen Präsidenten laut vatikanischem Presseamt: „Ich habe Sie angerufen, Herr Präsident, um Ihnen für Ihr Beispiel zu danken. Sie sind ein Beispiel auch für mich gewesen. Mit Ihrem Verhalten haben Sie selbst das fundamentale Prinzip des Zusammenlebens verkörpert, dass die Einheit stärker ist als der Konflikt. Ich bin gerührt über Ihre Entscheidung.”

P.P.P.S. Der Papst hat übrigens am Mittwoch nach der Generalaudienz schon wieder ein Fußballtrikot geschenkt bekommen. Dieses Mal war es Inter Mailands Kapitän Javier Zanetti, der Franziskus gleich ein ganzes Geschenkpaket überreichte. Darin unter anderem eine Kapitänsbinde mit den Flaggen Italiens, Argentiniens und des Vatikans sowie den Initialen Zanettis und des Papstes – und natürlich ein Trikot mit der Nummer 4. Zanetti ist in Buenos Aires geboren und absolvierte mehr als 800 Spiele für Inter Mailand.

Kündigung nach Kirchenaustritt erlaubt

 

Darf ein Mitarbeiter einer kirchlichen Einrichtung aus der Kirche austreten? Und ist es rechtens, wenn sein Arbeitgeber ihm daraufhin kündigt, auch wenn er aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit eigentlich unkündbar ist? Diesen Fall hatte das Bundesarbeitsgericht heute zu entscheiden. Es ging um einen Sozialpädagogen, der bei einer Einrichtung der Caritas angestellt war und 2010 aus der katholischen Kirche ausgetreten war. Die Missbrauchsfälle, der Umgang mit den Piusbrüdern, das hatte ihn so verärgert, dass er nicht länger zu dieser Institution gehören wollte. Die außerordentliche Kündigung folgte sofort, und sie war juristisch korrekt – so entschieden zwei Instanzen und jetzt auch das Bundesarbeitsgericht in Erfurt.

Das Gericht bestätigte damit die Sonderregelungen des kirchlichen Arbeitsrechts, das in der letzten Zeit immer stärker unter Druck geraten ist. In der Abwägung zwischen dem Persönlichkeitsrecht des Mitarbeiters und dem Recht der Kirchen, die sich auf den religiösen Charakter ihrer Einrichtungen berufen, liegen die Sympathien der Öffentlichkeit stets mehr bei den Mitarbeitern. Wenn es um die private Lebensweise geht wie eine erneute Heirat nach Scheidung oder um Zusammenleben mit gleichgeschlechtlichen Partnern, zeigt sich eine Verschiebung der Rechtsauslegungen zugunsten der Privatsphäre. Die heutige Entscheidung ist jedoch eindeutig und letztlich auch nachvollziehbar. Wer mit der Kirche nichts mehr zu tun haben will und aus ihr austritt, sollte auch konsequent sein und sich nicht bei ihr verdingen.

Klar und offen

Die katholische Weltkirche dreht sich weiter. In Deutschland wurde nach langer schwieriger und zum Teil für Außenstehende nicht mehr nachvollziehbarer Suche mit Bernhard Remmers endlich ein neuer Direktor für die „katholische Journalistenschule“ ifp gefunden. Im Erzbistum Freiburg wartet man gespannt auf die Diözesanversammlung, bei der ab Donnerstag über vier Tage lang gebetet und über eine zukunftsfähige Kirche diskutiert werden soll. In den USA bangen 80 Prozent der katholischen Frauenorden darum, wie es im Verfahren der vatikanischen Glaubenskongregation gegen ihren Dachverband weiter geht. Beim Nationalen Eucharistischen Kongress in Costa Rica erklärt Erzbischof Piero Marini, im Vatikan für die Internationalen Eucharistischen Weltkongresse zuständig und lange Jahre Päpstlicher Zeremonienmeister unter Johannes Paul II., dass die Kirche zwar die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ablehne, mit zivilrechtlichen Regelungen aber kein Problem habe. Und in Rom stellt Papst Franziskus fest: „Jesus ja, Kirche nein“ – das ist mit ihm nicht zu machen.

80.000 kamen heute zur Generalaudienz mit Papst Franziskus.

Seinen Namenstag nutzte gestern Papst Franziskus für einen Gottesdienst mit den in Rom residierenden Kardinälen. Die Predigt, wie immer frei gehalten, in jesuitischer Tradition mit drei zentralen Punkten, machte einmal mehr deutlich, dass dieser Papst bei all seinem offenen Stil eine klare Botschaft hat. Christsein ohne Härte sei nicht zu haben. Zwischen Kreuz und Auferstehung, Verfolgung und Trost verlaufe das Leben der Kirche. Jesus nachzufolgen, ohne zur Kirche zu gehören, das sei nicht möglich, so Franziskus mit Verweis auf die Worte Jesu im Johannesevangelium: „Ihr glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört.“ (10,26) Außerhalb der Kirche könne man Christus nicht finden. Die Kirche sei die Mutter, die den Christen Identität gebe. Diese Identität sei nicht einfach nur ein „Personalausweis“, sondern bedeute Mitgliedschaft. Mit Verweis auf Papst Paul VI. und sein Apostolisches Schreiben „Evangelii Nuntiandi“, die Magna Charta der missionarischen Kirche, bezeichnet Franziskus die Vorstellung „Jesus ja, Kirche nein“ als einen „absurden Widerspruch“.

Klare Worte. Die Frage ist nun, wer ist diese „Mutter Kirche“? Ist es die katholische Kirche? Da würde Franziskus sicher ja sagen; allerdings zeigen die letzten Wochen, dass er mit dem zustand dieser „katholischen Kirche“ nicht zufrieden ist. Vergangene Woche predigte er beim Morgengottesdienst im vatikanischen Gästehaus Santa Marta über das II. Vatikanische Konzil. Er bezeichnete es als großes Werk des Heiligen Geistes und fragte, ob denn all das umgesetzt worden sei, was der Geist damals gesagt habe. Seine klare Antwort. „Nein, im Gegenteil: Wir feiern dieses Jubiläum und es scheint, dass wir dem Konzil ein Denkmal bauen, aber eines, das nicht unbequem ist, das uns nicht stört. Wir wollen uns nicht verändern und es gibt sogar auch Stimmen, die gar nicht vorwärts wollen, sondern zurück: Das ist dickköpfig, das ist der Versuch, den Heiligen Geist zu zähmen. So bekommt man törichte und lahme Herzen.“

Ganz von diesem Heiligen Geist des Konzils inspiriert sind nach eigenen Angaben die US-amerikanischen Ordensfrauen, die in den vergangenen Jahren ins Visier vatikanischer Visitatoren und Ermittler geraten sind. 2008 hatte die vatikanische Ordenskongregation eine Visitation der US-amerikanischen Frauenorden angekündigt; kurz darauf eröffnete die vatikanische Glaubenskongregation ein Verfahren gegen den Dachverband LCWR, in dem rund 80 Prozent der US-Frauenorden organisiert sind. Im Januar 2012 wurde die Apostolische Visitation abgeschlossen und der Untersuchungsbericht an den Vatikan geschickt. Seitdem warten die Ordensfrauen auf Antwort. Anders sieht es im Fall des Dachverbands aus. Vergangene Woche gab es ein Treffen mit Vertretern der Glaubenskongregation. Dabei teilte deren Chef, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, den Ordensfrauen mit, dass Papst Franziskus den Kurs von Benedikt XVI. gegenüber dem LCWR fortsetzen wolle. Dabei geht es um strukturelle Reformen, aber auch um lehrmäßige Fragen, die zu klären seien. Äußerungen einzelner Ordensfrauen zu Themen wie Homosexualität und Frauenpriestertum sind dem Vatikan ein Dorn im Auge. Der Fortgang der „Causa LCWR“ wird zu einer ersten Nagelprobe für Papst Franziskus werden. Denn viele der US-amerikanischen Ordensfrauen leben genau eine solche offene Kirche, die hinausgeht in die Peripherien menschlicher Existenz, wie Franziskus sie seit seiner Wahl ununterbrochen fordert. In einem Brief an seine argentinischen Bischofskollegen schrieb er vergangene Woche: „Wir müssen wachsen im freien Austausch der Meinungen.“ Ob das auch für den Umgang mit den US-Ordensfrauen gilt? Die haben die Hoffnung, dass sich Papst Franziskus noch eingehend mit der „Causa LCWR“ beschäftigen und dann einen versöhnlicheren Kurs einschlagen wird, als das bisher der Fall ist.

P.S. Bei der Morgenmesse heute warnte Franziskus, dass die Kirche sich nicht ihrer Größe und der Vielzahl der Organisationen brüsten dürfe. Sie werde dann schnell zu einer reinen Bürokratie, zu einer NGO, die ihr ihre prinzipielle Substanz verliere. Die Kirche sei eine „Geschichte der Liebe“. Die Vatikanbank IOR, die Büro seien durchaus notwendig, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Die entscheidende Frage sei, wie sie dieser „Geschichte der Liebe“ helfen.

Hirte statt Funktionär

Papst Franziskus hat heute einmal mehr den Priestern die klare Botschaft mit auf den Weg gegeben, dass sie Hirten sein sollen und nicht Funktionäre, Vermittler und nicht nur Mittelsmänner der Botschaft Jesu. Anlass war die Weihe von zehn Diakonen römischer Priesterseminare zu Priestern. Er rief die Priester zur Demut auf, die sich am Beispiel Jesu messen müsse, dem „guten Hirten“, der nicht gekommen sei, „um bedient zu werden sondern um zu dienen und zu versuchen, die Verlorenen zu retten“. „Bitte werdet nicht müde, barmherzig zu sein.“ In Anspielung an das Sakrament der Krankensalbung sagte er: „Mit dem heiligen Öl spendet Trost den Kranken und Alten. Habt keine Scheu, Zärtlichkeit gegenüber den Alten zu zeigen.“ Zugleich mahnte Franziskus die Priester, das Evangelium in Treue zur Kirche zu verkünden. Es sei nicht ihre eigene Botschaft, sondern die Botschaft Gottes, die Hüterin der Botschaft sei die Kirche.

Was Papst Franziskus heute sagte, ist nichts Neues. Das hatte er in den vergangenen Tagen und Wochen seit seiner Wahl bereits mehrfach getan. Es scheint ihm ein besonderes Anliegen zu sein, Demut und Barmherzigkeit als die besonderen Kennzeichen priesterlichen Handelns in Erinnerung zu rufen. Sieht er da ein besonderes Defizit? Das gebetsmühlenartige Wiederholen legt die Vermutung nahe.

P.S. Beim Mittagsgebet Regina Caeli wurde Franziskus heute dann noch politisch. Er rief die verschiedenen Parteien in Venezuela zum Dialog auf. Er beobachte die Entwicklungen in dem lateinamerikanischen Land nach den Präsidentschaftswahlen mit großer Sorge, so Franziskus. Die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft rief er auf, jeglicher Gewalt eine Absage zu erteilen und einen friedlichen Dialog zu suchen, der „auf Wahrheit und gegenseitiger Anerkennung“ beruhe.

Die verletzte Kirche

Papst Franziskus hat heute noch einmal vor einer autoreferenziellen Kirche gewarnt. In einem Brief an die argentinische Bischofskonferenz wiederholt er noch einmal seine Worte, die er im Vorkonklave an die Kardinäle gerichtet hatte. Die Kirche müsse missionarisch sein und an die Randgebiete menschlichen Daseins gehen. Sie dürfe keine Nabelschau betreiben. „Eine Kirche, die nicht aus sich herausgeht wird in der schlechten Luft der Zimmer, in der sie sich einschließt, früher oder später krank.“ Es sei ihm klar, wer hinausgeht, könne auch verunglücken. „Aber mir ist eine verletzte Kirche tausend Mal lieber als eine kranke.“ Typische Krankheiten der Kirche seien die Selbstbezogenheit und ein „Narzissmus, der zu einer spirituellen Mondänität und einem eitlen Klerikalismus“ führe. Stattdessen müsse man die „milde und ermutigende Freude des Evangelisierens“ spüren.

Die Vatikanmitarbeiter bekommen übrigens nach diesem Pontifikatswechsel keine Sondervergütung. Die Kardinäle hatten während der Generalkongregationen beschlossen, dass dieses Mal nichts gezahlt werde. Dem Vernehmen nach will Papst Franziskus einen Teil der ursprünglich dafür vorgesehenen Summe für soziale Zwecke verwenden. Nach der Wahl Benedikts XVI. hatten die Vatikanangestellten eine Sonderzahlung in Höhe von rund 1.000 EUR erhalten. In der Vergangenheit war es üblich bei Pontifikatswechseln eine solche Sondervergütung zu zahlen. Begründet wurde dies mit der Mehrarbeit, die in einer solchen Phase geleistet wird. Der historische Ursprung der Zahlungen liegt im Mittelalter. Damals wollte man mit einer Sondervergütung verhindern, dass die Mitarbeiter nach dem Tod des Papstes dessen Gemächer plünderten.

P.S. In dem Brief an seine früheren Bischofskollegen In Argentinien, die sich derzeit zur Vollversammlung in der Stadt Pilar treffen, entschuldigt sich Franziskus eigens, „jüngst übernommene Aufgaben“ machten eine Teilnahme nicht möglich.

Post aus Riad

Papst Franziskus hat heute Post aus der saudischen Hauptstadt Riad bekommen. Am Rande der Generalaudienz übergab der saudische Botschafter in Italien, Saleh Mohammad al Ghamd, einen Brief des saudischen Königs Abdullah. Über den Inhalt wurde nichts bekannt. Der Heilige Stuhl und Saudi Arabien unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Das Verhältnis ist nicht einfach, denn Christen ist es in Saudi Arabien verboten, Gottesdienste zu feiern und öffentlich religiöse Symbole zu tragen. Für den Vatikan eine unerträgliche Situation. Seit Jahren ist man um eine Verbesserung der Situation bemüht.

Papst Franziskus bei der heutigen Generalaudienz. (ap)

Aufsehen erregte daher der Besuch König Abdullahs Anfang November 2007 bei Papst Benedikt XVI. im Vatikan. Erstmals trafen der Hüter der Heiligen Stätten des Islams, Medina und Mekka, und das Oberhaupt der katholischen Kirche zusammen. Thema des halbstündigen Gesprächs war damals nach offiziellen Angaben die Situation im Nahen Osten und der interreligiöse Dialog. Ein Jahr nach der Regensburger Rede Benedikts XVI., die zu heftigen Protesten in der islamischen Welt geführt hatte, galt das „historische Treffen“ als Zeichen dafür, dass die Spannungen überwunden waren. Abdullah konnte sich dann aber doch eine Anspielung auf Regensburg nicht verkneifen und schenkte dem Papst ein reich verziertes Schwert.

Der Besuch, für den der König in konservativen islamischen Kreisen heftig kritisiert worden war, wurde allgemein als deutliches Zeichen für den Wunsch eines dauerhaften Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und Riad gewertet. Entsprechend unterstützte der Vatikan auch die Gründung eines interreligiösen Zentrums in Wien, das den Namen des Königs trägt und mit saudischen Mitteln finanziert wird. Im Leitungsrat des „King Abdullah Bin Abdulaziz International Centre for Interreligious and Intercultural Dialogue“ sind alle vier Weltreligionen vertreten. Der Heilige Stuhl hat offiziell einen Beobachterstatus. Der Vatikan verteidigte das Zentrum gegen Kritik wegen der starken Einflussnahme Saudi-Arabiens bei dem Projekt.

So gibt es trotz der fehlenden diplomatischen Beziehungen einen regen Kontakt zwischen dem Vatikan und Riad. Der Brief heute ist ein weiteres Beispiel. Wenn dieser Kontakt dazu beiträgt, das Verhältnis zwischen Islam und Christentum im positiven Sinn voranzubringen, ist er nur zu begrüßen. Die Frage ist, wann es konkrete Ergebnisse gibt.

P.S. Das saudische Königshaus ist nicht die einzige islamische Instanz, die Kontakt zu Papst Franziskus sucht. Imam Ahmed Al Tayeb von der Al-Azhar-Universität in Kairo hatte nach der Wahl Bergoglios zum Papst ein Glückwunschschreiben geschickt, in dem er „volle Zusammenarbeit“ anbot, „um gemeinsame Werte zu sichern und der Kultur des Hasses und der Ungleichheit ein Ende zu setzen“. Er hoffe, dass man den Dialog wieder aufnehmen werde, nach den Problemen im Pontifikat von Papst Benedikt XVI. Die Al-Azhar-Universität, die eine der wichtigsten Autoritäten im sunnitischen Islam ist, hatte Anfang 2011 den Dialog mit dem Vatikan unterbrochen. Vorausgegangen war eine Rede Papst Benedikts XVI., in der er mehr Religionsfreiheit in islamischen Ländern gefordert hatte. Darüber waren Islamgelehrte verärgert und froren den Dialog vorübergehend ein.

P.P.S. Papst Franziskus hat heute vor einer „Babysitter-Kirche“ gewarnt. Beim Morgengottesdienst in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta, den er mit Mitarbeitern der Vatikanbank IOR feierte, sagte er: Die Gläubigen dürften nicht passiv sein und auf Betreuung warten. So eine Kirche sei eine „eingeschlafene Kirche“. Jeder Getaufte müsse Christus mit Worten und Taten bezeugen. Glaubensverkündigung sei nicht nur eine Sache der Funktionsträger, sondern aller Getauften. Franziskus erinnerte an die Situation in Japan im 17. Jahrhundert, wo die Missionare vertrieben wurden. Als sie nach 200 Jahren zurückkehrten, seien alle katholisch getauft und verheiratet gewesen „Dank des Werks der Getauften“. Dieses Beispiel brachte Bergoglio als Kardinal immer wieder, wenn es um die Frage nach den Laien in der Kirche ging. Wie er sich das konkret im 21. Jahrhundert vorstellt, darauf darf man gespannt sein.

P.P.P.S. Die vatikanischen Museen müssen demnächst wohl eine neue Abteilung eröffnet. Heute bekam der begeisterte Fußballfan Franziskus schon wieder ein Fußballtrikot geschenkt. Dieses Mal von seinem Landsmann Lionel Messi – mit Unterschrift. Der Fußballstar war allerdings nicht persönlich bei der Generalaudienz. Das Trikot wurde von einem Priester überreicht. Erst am Montag hatte Spaniens Ministerpräsident Rajoy ein Shirt der spanischen Fußballnationalmannschaft überreicht. Mehrere Trikots des päpstlichen Lieblingsvereins San Lorenzo in Buenos Aires sind ebenfalls schon in der Sammlung.