„Gott trifft Papst“

So titelte heute eine argentinische Zeitung vorab über das Treffen des Fußballstars Lionel Messi mit Papst Franziskus im Vatikan. Der Pontifex empfing heute die Nationalmannschaften Argentiniens und Italiens. Beide Mannschaften bestreiten morgen ein Freundschaftsspiel in Rom. Anlass ist die Wahl des Italo-Argentiniers Jorge Mario Bergoglio zum Bischof von Rom. Der „Geehrte“ selbst ist ein großer Fußballfan – doch so wie es derzeit aussieht, wird er morgen Abend wohl nicht im römischen Olympiastadion sein, um die Partie live anzuschauen. Es geziemt sich wohl nicht, dass der Stellvertreter Christi auf Erden zum Fußballspiel geht. Ich glaube es ja allerdings erst beim Abpfiff, dass sich da nicht doch noch etwas ändert. Bisweilen beklagen sich ja Prälaten – bis in die höchsten Ebenen und Farben – über die Sprunghaftigkeit des Pontifex. Man könnte es auch Spontaneität und Frische nennen. Angesichts der für einen Papst gebotenen Neutralität stellte Franziskus fest, dass es für ihn etwas schwierig sei, morgen zu einem Team zu halten. „Zum Glück ist es ein Freundschaftsspiel!“

Italiens Torhüter Buffon (l) und Argentiniens Stürmer Messi (r) lassen vom Papst einen Olivenbaum segnen. Der steht morgen beim Spiel im Stadion und kommt anschließend in die Vatikanischen Gärten. (dpa)

Die Botschaft, die Franziskus an die Sportler und an die Verantwortlichen in den Vereinen und Verbänden hatte, könnte aktueller kaum sein angesichts  zunehmender Gewalt in Stadien, rassistischer Vorfälle und steigender Aggression gegenüber Spielern, wenn es einmal nicht rund läuft. Sport und damit auch Fußball muss trotz aller Professionalisierung  und allem Business Sport bleiben und immer auch amateurhafte Züge haben, sprich menschlich bleiben. So könnte man die Ansprache vielleicht zusammenfassen.

Franziskus sieht angesichts der zunehmenden Kommerzialisierung die Gefahr, dass der sportliche Charakter verloren geht. Und diesen sieht er gerade darin, dass der Sport immer seine „Amateur-Seele“ bleiben müsse. Dies mindere die Gefahr von Diskriminierung und Gewalt in den Stadien. Dann kehrten auch wieder die Familien zurück auf die Ränge. Die Profifußballer erinnert er daran, dass ihre Berühmtheit auch eine hohe soziale Verantwortung mit sich bringe. Für Franziskus ist der wahre Sport gekennzeichnet durch Schönheit, Selbstlosigkeit und Kameradschaft. Wenn diese Eigenschaften fehlten, verliere ein Spiel an Kraft, auch wenn eine Mannschaft gewinne.  Auch wenn die Spieler bekannte Persönlichkeiten seien, blieben sie doch normale Menschen im Sport und im Leben „mit eurem Ansehen und euren Fehlern, mit eurem Herzen und mit euren Ideen, mit euren Ambitionen und euren Problemen“.

Was der Papst den Fußballern mit auf den Weg gab, gilt auch für andere Bereiche: Verliert nicht die Bodenhaftung, ihr seid auch nur Menschen! Seid Vorbilder und seid Euch eurer sozialen Verantwortung bewusst. Maßstäbe, die Franziskus übrigens auch für sich selbst anzulegen scheint. „Wir müssen uns doch daran gewöhnen, normal zu sein“, hatte er gegenüber den Journalisten bei der fliegenden Pressekonferenz erklärt, als er auf die schwarze Aktentasche angesprochen wurde, die er selbst an Bord der Maschine getragen hatte.

Am Ende war Franziskus noch zu einem Scherz aufgelegt. Nachdem er alle Anwesenden einzeln begrüßt hatte, wies er darauf hin, dass nicht nur die Italiener, sondern auch die Argentinier schön in einer Reihe angestanden hätten. „Das ist wichtig, denn hier im Vatikan rügt man mich immer und sagt, ich sei undiszipliniert. Jetzt haben sie aber gesehen, wie unser Volk eigentlich ist.“ War das wirklich ein Scherz oder worauf spielte Franziskus hier an?

P.S. Der Papst bat die Teilnehmer der Audienz, für ihn zu beten, „damit auch ich auf dem ,Spielfeld’, auf das Gott mich berufen hat, eine ehrliche und mutige Partie spielen kann: zum Wohle von uns allen“.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.