Wer hat’s erfunden?

Eine kurze Randbemerkung zur aktuellen Diskussion um den „Veggie Day“, den die Grünen vorgeschlagen haben. Schon ‚mal etwas vom Freitagsgebot gehört? Das Christentum kennt nicht erst seit diesem Wahlkampf einen „Veggie Day“: den Freitag. Okay – genau genommen geht es da natürlich um etwas anderes. Dass die Christen eigentlich am Freitag auf Fleisch verzichten, hängt mit dem frühchristlichen Fastengebot für diesen Tag zusammen im Gedenken an den Todestag, das Leiden Jesu.

Erstmals wird um das Jahr 150 n.Chr. in einer Kirchenordnung, der Didache, von einem wöchentlichen Fasten gesprochen. Damals sind es sogar noch zwei Tage in der Woche: der vierte und der Rüsttag (=Freitag) – im Gegensatz zu den „Heuchlern“, die demnach am zweiten und fünften Tag fasteten. Im katholischen Kirchenrecht gibt es bis heute den Canon 1251: „ Abstinenz von Fleischspeisen oder von einer anderen Speise entsprechend den Vorschriften der Bischofskonferenz ist zu halten an allen Freitagen des Jahres.“ Die Deutsche Bischofskonferenz schreibt 1996 in einer „Partikularnorm“ zum zitierten Canon des Kirchenrechts: „Alle Freitage des Jahres sind im Gedenken an das Leiden und Sterben des Herrn kirchliche Bußtage, an denen der Christ zu einem Freitagsopfer verpflichtet ist; ausgenommen sind die Freitage, auf die ein Hochfest fällt. Das Freitagsopfer kann verschiedene Formen annehmen: Verzicht auf Fleischspeisen, der nach wie vor sinnvoll und angemessen ist, spürbare Einschränkung im Konsum, besonders bei Genussmitteln, Dienste und Hilfeleistungen für den Nächsten. Das durch das Freitagsopfer Ersparte sollte mit Menschen in Not geteilt werden. Auch eine andere spürbare Einschränkung im Konsumverhalten ist denkbar.“

Hier ist übrigens noch ein wichtiger Aspekt des Fastens genannt. Neben der religiösen Dimension hat es immer auch eine soziale Komponente. Man fastete früher am Freitag, damit auch die Armen am Sonntag ein ordentliches Mahl hatten. Dieses Moment ist heute fast völlig in Vergessenheit geraten, wenn es ums Fasten geht.

Also: Fleischlos am Freitag passt gut zum Freitagsgebot, ist gesund und sozial. Braucht es da noch einen „Veggie Day“ am Donnerstag?

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.