Vatikanbank IOR – ein nächster Schritt

Seit heute Mittag, 13 Uhr gibt es eine Internetseite der Vatikanbank IOR. Sie soll nach eigenen Angaben ein nächster Schritt zu mehr Transparenz sein. Es gibt viele Infos über Geschichte, Status und aktuelle Aufgaben des Instituts. Alle wichtigen Köpfe werden vorgestellt und auch einige Zahlen genannt. Das Ganze sagt natürlich noch lange nichts über das Geschäftsgebaren aus. Doch auch hier will man vorankommen. Auf der Seite wird unter anderem benannt, dass eine externe Firma alle Kundenbeziehungen sowie die Geldwäschebestimmungen des Instituts untersucht.

Bank in historischem Gemäuer (dpa)

In der Tat sind derzeit rund ein Dutzend Mitarbeiter eines US-amerikanischen Finanzdienstleisters dabei, alle Kunden zu prüfen. Im Mai wurde damit begonnen, bis zum Jahresende soll der Vorgang abgeschlossen sein. IOR-Präsident von Freyberg hat dafür sein eigenes Büro freigeräumt, um den externen Mitarbeitern Platz zu machen. Der 54-Jährige ist in ein kleineres Zimmer umgezogen. Verdachtsfälle werden an die Vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF gemeldet, die dann entsprechende Untersuchungen einleitet. Im Jahr 2012 hat es nach AIF-Angaben sechs verdächtige Transaktionen gegeben. In diesem Jahr dürften es etwas mehr werden, wenn die amerikanischen Kontrolleure mit ihrer Arbeit fertig sein werden. Etwa 1.200 Kunden pro Monat schaffen sie derzeit.

Insgesamt hat das Institut nach eigenen Angaben knapp 19.000 Kunden, die insgesamt rund 33.000 Konten führen. Die Kunden teilen sich auf in 5.200 katholische Institutionen wie Orden, Diözesen mit einem Einlagevolumen von 6 Milliarden Euro und 13.700 Einzelpersonen mit einem Einlagevermögen von 1,1 Milliarden Euro.

Papst Franziskus hat in der Pressekonferenz am Sonntagabend ausdrücklich den IOR-Präsident  bestätigt.  Er setzt große Hoffnungen in den Säuberungs- und Transparenzkurs von Freybergs. Der will als einen nächsten Schritt Anfang Oktober die Bilanz des IOR erstmals öffentlich vorstellen. Derzeit versucht er mit einer Informationsoffensive, die neben der Internetseite auch eine ganze Reihe von Interviews für Printmedien umfasst, Boden gut zu machen.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.