Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Live-Übertragung der Generalaudienz

Das ZDF überträgt ab 10.15 Uhr die letzte Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. live aus Rom. Zum letzten großen öffentlichen Auftritt des deutschen Pontifex werden nach Medienberichten 200.000 Pilger und Touristen erwartet. Aus Rom berichten Andreas Klinner und Michaela Pilters. Mit dabei sind auch der italienische Vatikanexperte und Journalist Marco Politi sowie Bernd Hagenkord SJ, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan.

Jetzt schon im Live-Video die Berichterstattung von phoenix. Ab 10:15 Uhr im ZDFspezial: „Bye, bye Benedikt XVI. – Abschied vom deutschen Papst“. Weitere Infos auf http://papst.zdf.de/

Papa emeritus

Endlich! Heute wurden die entscheidenden Fragen geklärt, über die seit Rosenmontag die ganze Welt rätselt: Wie heißt Benedikt XVI. ab 28. Februar 20 Uhr bzw. welchen Titel hat er? Und welche Kleidung wird er tragen? Heute Mittag, gut 55 Stunden vor Ende des Pontifikats lüftete Vatikansprecher Federico Lombardi das Geheimnis: Benedikt XVI. wird auch künftig mit „Seine Heiligkeit“ angesprochen werden. Er trägt den Titel „emeritierter Papst“ (Papa emerito) bzw. „emeritierter römischer Pontifex“ (Romano Pontefice emerito). Joseph Ratzinger wird auch künftig einen einfachen weißen Talar tragen. Die roten Schuhe kommen allerdings in den Schrank. Ratzinger bevorzugt braune. Die hat er vergangenes Jahr bei seinem Besuch im mexikanischen Leon geschenkt bekommen. Diese seien so bequem, dass er sich dafür entschieden habe, berichtete Lombardi schmunzelnd. Fischerring und Siegel werden wie vorgeschrieben vom Camerlengo, Kardinal Tarcisio Bertone, „unbrauchbar“ gemacht. Wann das geschehen wird, steht noch nicht fest. Sicher ist, dass Benedikt XVI. nach seinem Amtsverzicht dann wieder seinen alten Kardinalsring tragen wird.

"Papa emeritus" ab 28.2.2013 um 20 Uhr - dann aber ganz in Weiß.

Ein besonderes Zeichen oder symbolhaften Akt zum Ende des Pontifikats wird es nicht geben. Lediglich die Päpstliche Schweizergarde wird am Donnerstag um 20 Uhr das Tor des Apostolischen Palasts in Castelgandolfo schließen und ihre Wachen abziehen. Denn die Schweizergarde ist zum Schutz des rechtmäßig gewählten und amtierenden Papstes da; und das ist Benedikt XVI. ja dann nicht mehr. Für seine Sicherheit garantiert dann die Vatikanische Gendarmerie. Benedikt XVI. verabschiedet sich kurz vor 17 Uhr im Damasushof im Vatikan von Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone und den leitenden „Beamten“ des vatikanischen Staatssekretariats. Durch die vatikanischen Gärten geht es mit der Limousine zum Helioporto, wo Kardinaldekan Angelo Sodano wartet und Benedikt XVI. verabschiedet. Um 17 Uhr fliegt er dann mit dem Hubschrauber gen Castelgandolfo, wo er gut 15 Minuten auf dem Gelände der Päpstlichen Villen landen wird. Gegen 17.30 Uhr ist der wirklich allerletzte öffentliche Auftritt geplant. Vom Balkon des Apostolischen Palasts grüßt Benedikt XVI. die Bewohner des Dorfes. Danach zieht er sich zurück und ist ab 20 Uhr in Pension.

Am 1. März geht der Brief des Kardinaldekans Sodano an alle Kardinäle in der Welt, sich schnellst möglich nach Rom zu begeben für das Konklave und die vorbereitenden Generalkongregationen. Laut Vatikansprecher Lombardi dürfte die erste Kardinalsversammlung am 4. März stattfinden. Der Konklavetermin könnte bis zum 5. oder 6. März feststehen. Start der Papstwahl dürfte dann zwischen dem 11. und 15. März sein. Allerdings sind das nach wie vor alles Spekulationen; denn obwohl sich der Nebel so langsam lichtet, gilt im Vatikan noch immer: „Fahren auf Sicht“. Immerhin hat sich heute die Zahl der Konklaveteilnehmer (115) nicht verringert; während die Zahl der Papabile weiter steigt. Mittlerweile wurden mehr als 40 Namen genannt; also mehr als ein Drittel aller wahlberechtigten Kardinäle. Viele Kardinäle werden übrigens schon für Donnerstag in Rom erwartet. Dann gibt es am Vormittag das Abschieds-Treffen des Papstes mit den Purpurträgern. Allerdings wollen einige Kardinäle übers Wochenende noch einmal in ihre Heimat zurückfahren, weil dort längst geplante Termine anstehen.

Mit Spannung wird jetzt die morgige Generalaudienz erwartet – vor allem die Ansprache Benedikts XVI. bei seinem letzten großen öffentlichen Auftritt. 50.000 Eintrittskarten wurden verteilt. Medien sprachen in den letzten Tagen von 200.000 Teilnehmern, die erwartet werden. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und einige weitere Politiker aus der Slowakei, San Marino und Andorra sowie der Leiter der Gemeinschaft von Taizé Frere Alois haben nach der Audienz die Möglichkeit, sich noch einmal persönlich von Benedikt XVI. bei einer kurzen Begegnung in der Sala Clementina im Apostolischen Palast zu verabschieden. Alle anderen müssen sich per Brief an den scheidenden Pontifex wenden. Das scheinen auch sehr viele zu machen; nach Vatikanangaben kommt täglich bergeweise Post mit Dankschreiben an – von Staats- und Regierungschefs bis zu einfachen Gläubigen aus der ganzen Welt. Viel Lektüre für den Papst emeritus, der ab Donnerstagabend ja auch entsprechend Zeit dafür hat.

Seinem Nachfolger hinterlässt Benedikt XVI. eine recht brisante Lektüre. Der Untersuchungsbericht der dreiköpfigen Kardinalskommission, die nach Hintergründen und Hintermännern der Vatileaksaffäre ermittelt hat, soll dem neuen Papst übergeben werden. Er wird also weiter nicht veröffentlicht und die drei Kardinäle dürfen auch ihren Mitbrüdern im Vorkonklave nichts über den Inhalt berichten. Den neuen Papst erwartet damit gleich zu Amtsantritt eine Überraschung. Was Benedikt XVI. seinem Nachfolger sonst noch an Papieren hinterlässt, ist nicht bekannt. Es hat auf jeden Fall im päpstlichen Appartamento das fleißige Sortieren begonnen. Privates wird von Dienstlichem getrennt. Ersteres geht mit ins Kloster, wenn es dann in gut zwei Monaten fertig sein wird; das andere in die entsprechenden Archive.

Beginnt das Konklave früher?

Nun hat Benedikt XVI. entschieden. Das Konklave kann auch früher beginnen. Allerdings spricht er von „einigen Tagen“ in seinem heute veröffentlichen Motu Proprio. D.h. ein Konklavebeginn könnte um den 10./11. März stattfinden. Ein  früherer Termin, wie er in den vergangenen Tagen immer wieder genannt wurde, etwa der 3./4. März ist damit unwahrscheinlich. Zumal Vatikansprecher Federico Lombardi heute beim täglichen Briefing feststellte, dass die Kardinäle wohl nicht gleich in der ersten Sitzung der Kardinalskongregationen am 1. März den Konklavetermin festsetzen werden. Er rechnet für den 2. oder 3. März mit der mit Spannung erwarteten Entscheidung.
 
Eine Bedingung nennt der Papst übrigens noch: Es müssen zum vorgezogenen Termin alle wahlberechtigten Kardinäle in Rom sein. Einige Purpurträger wollen erst im Laufe der nächsten Woche anreisen; d.h. auch das spricht für den nur leicht vorgezogenen Termin. Die Wählerzahl hat sich unterdessen heute noch einmal um einen Kardinal auf jetzt 115 reduziert. Der schottische Kardinal Keith O’Brien will nicht am Konklave teilnehmen. Er ist heute zurückgetreten, nachdem in der vergangenen Woche Missbrauchsvorwürfe gegen ihn laut geworden sind. Da er Mitte März erst 75 Jahre alt wird, dürfte er trotz Rücktritt am Konklave teilnehmen. Nach eigenen Worten will er die Papstwahl aber nicht durch seine Anwesenheit belasten. Grundsätzlich kann niemand vom Konklave ausgeschlossen werden; es herrscht Anwesenheitspflicht. So wird das Kardinalskollegium entscheiden müssen, wie es mit O’Brien’s Wunsch umgeht, nicht nach Rom kommen zu wollen.
 
Es zeigt sich am heutigen Tag einmal mehr, dass sich die Schatten, die über dem Pontifikat Benedikts XVI. lagen, auch über das Konklave auszubreiten drohen. Dabei liegen die Ursprünge vieler Krisen oft weit vor der Regierungszeit des deutschen Pontifex.

Der letzte Angelus

Es ist ein Abschied auf Raten, der zunehmend emotional wird. Beim letzten Mittagesgebet mit mehreren zehntausend Menschen auf dem Petersplatz heute: Tränen bei den Menschen auf dem Platz; oben am Fenster Benedikt XVI., dem die Stimme versagt. „Im Gebet werden wir immer vereint sein!“ ruft er den Menschen nach dem Segen noch zu; dann verschwindet er in seinem Büro. Jetzt gibt es nur noch drei öffentliche Auftritte des deutschen Pontifex; dann wird sich Benedikt XVI. zurückziehen.

Abschied von Benedikt XVI. (dpa)

Die Tatsache, dass er sich künftig auf Gebet und Meditation konzentrieren werde, bedeute allerdings nicht, dass er sich von der Kirche zurückziehe, erklärte der scheidende Papst heute. „Ich möchte ihr weiterhin mit derselben Hingabe und Liebe wie bisher dienen, aber auf eine meinem Alter und meinen Kräften angemessenere Weise.“ Hören und sehen werden wir aber wohl von Benedikt XVI. nach dem 28. Februar nichts mehr. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, Mitherausgeber der Gesammelten Schriften Joseph Ratzingers, erklärte vor wenigen Tagen, dass der Papst wohl zu Lebzeiten nichts mehr publizieren wird.

Ob der Rückzug wirklich so total sein wird, muss sich erst noch zeigen. Wäre es so, hätte das Ganze etwas unmenschliche Züge. Vor einigen Tagen zeigte sich bereits ein Kardinal besorgt darüber, ob er Joseph Ratzinger denn künftig noch besuchen könne. Wie das Leben eines emeritierten Bischofs von Rom konkret aussieht, muss sich noch zeigen. Das wird auch vom neuen Papst abhängen, wie er mit dieser Situation umgeht. Ob in naher Zukunft wieder ein Papst vorzeitig auf sein Amt verzichtet, wird auch davon abhängen, wie gut das aktuelle „Experiment“ gelingt.

P.S. Die drei letzten öffentlichen Auftritte sind: die Generalaudienz am Mittwoch, 27.2. (ab 10.15 Uhr live im ZDF), das Abschieds-Treffen mit den Kardinälen am 28.2. um 11 Uhr sowie der Abflug aus dem Vatikan in die Sommerresidenz Castelgandolfo am 28.2. ab 16.45 Uhr mit einem kurzen Gruß der Bewohner des Dorfes nach der Ankunft.

Auf der Zielgeraden des Pontifikats

Mit dem heutigen Tag ist Benedikt XVI. auf die Zielgerade seines Pontifikats eingebogen. Am Vormittag endeten die Fastenexerzitien. Nach einer Woche Beten und Meditieren im Verborgenen kommen jetzt die letzten Audienzen und öffentlichen Auftritte des deutschen Pontifex. Dann wird Joseph Ratzinger „verborgen sein für die Welt“, wie er es vor einigen Tagen beim Treffen mit dem römischen Klerus ausdrückte. Die letzten öffentlichen Schritte des Papstes werden nun mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, wie schon seit Tagen seine letzten Verwaltungsakte. Jede Ernennung, jede noch so kleine Veränderung wird von den Medien gedeutet und genauestens analysiert.

Dazu gehört etwa die Beförderung von Ettore Balestrero. Bisher war der 46-jährige der Vizeaußenminister im Staatssekretariat; dort mit zuständig für die Verhandlungen mit Israel über den Grundbesitz sowie Finanz- und Steuerfragen der Kirche im Heiligen Land. Er war die zentrale Figur in der Zusammenarbeit mit der Europaratskommission Moneyval zur Überprüfung internationaler Standards im Kampf gegen Geldwäsche. Balestero wurde nun zum Nuntius in Kolumbien befördert im Range eines Erzbischofs. Nun ist Bogota nicht gerade einer der unbedeutendsten Nuntiaturposten; dennoch fällt auf, dass Benedikt XVI. kurz vor Ende seiner Amtszeit einen engen Vertrauten der Kardinäle Bertone und Piacenza weit weg versetzt. Ersterer ist bislang Kardinalstaatssekretär und sicher einer der Strippenzieher im Konklave; Letzterer gehört zu den Papabile. Wie ist das zu deuten?

Heute wurde übrigens auch bekannt, dass Benedikt XVI. einige Änderungen für die Liturgien zum Beginn des neuen Pontifikats vorgenommen hat. Darüber berichtet der Päpstliche Zeremonienmeister Guido Marini in der heutigen Ausgabe der Vatikanzeitung L’Osservatore Romano. Neben Fragen der Musik geht es um das Gehorsamsversprechen in der Messe zum Pontifikatsbeginn. 2005 legten dieses Versprechen drei Kardinäle, je ein Bischof und ein Priester sowie Ordensleute und Ehepaare ab – insgesamt 12 Personen. Künftig werden es wieder alle Kardinäle sein. D.h. die Kardinäle versprechen gleich nach der Wahl in der Sixtinischen Kapelle den Gehorsam gegenüber dem neuen Papst; dann aber auch noch einmal öffentlich beim Gottesdienst. Außerdem werden die symbolischen Akte wie etwa die Übergabe des Palliums und des Fischerrings nicht mehr während der Heiligen Messe, sondern davor stattfinden.

Es ist zu erwarten, dass diese Änderungen in dem für Montag mit Spannung erwarteten Motu Proprio, einer Verwaltungsanordnung, stehen werden. Ob Benedikt XVI. sich darin auch zum Beginn des Konklaves äußern wird, ist weiter offen. Mit scharfen Worten hat heute das Staatssekretariat auf Spekulationen über die Gründe des Papstrücktritts sowie das bevorstehende Konklave reagiert. Immer wieder habe man in den letzten Jahrhunderten versucht Druck auf einzelne Wähler oder das ganze Kollegium auszuüben. Dabei sei es um „politische und weltliche Logiken“ gegangen, die früher eher von Staaten ausgeübt worden seien, heute versuche man die „öffentliche Meinung ins Spiel zu bringen“.

Vor allem italienische Medien und einzelne Interessengruppen hatten in den vergangenen Tagen darüber spekuliert, ob einige Kardinäle, die mit dem Missbrauchsskandal in ihren jeweiligen Heimatländern in Verbindung gebracht werden, am Konklave teilnehmen sollten oder eher nicht. Dazu gehören etwa die Kardinäle Bernhard Law und Roger Mahony aus den USA sowie der Ire Sean Brady und der Belgier Godfried Daneels. Der Vizechef des vatikanischen „Justizministeriums“ hatte gestern bereits festgestellt, dass das Kirchenrecht ausdrücklich die Freiheit der Papstwähler gegen jeglichen Druck und Einflussnahme von außen schütze. Jeder Kardinal sei sogar zur Teilnahme am Konklave verpflichtet; es sei denn, gesundheitliche Gründe sprächen dagegen. Aber selbst diese Gründe müssen erst vom Kardinalskollegium in den Kardinalskongregationen gebilligt werden.

Bisher hat ein Kardinal angekündigt, dass er aus gesundheitlichen Gründen – u.a. wegen eines Augenleidens – nicht zum Konklave nach Rom reisen werde: der frühere Erzbischof von Jakarta, Julius Riyadi Darmaatmadja (78). Aber auch er muss auf die Entscheidung des Kardinalskollegiums warten.

Machtmissbrauch, Sex und Intrigen?

Was ist los hinter den Mauern des Vatikans?

Mit Spekulationen über den Start des Konklaves lässt sich kein Blumentopf mehr gewinnen. So stürzen sich die italienischen Medien jetzt wieder auf die Frage nach dem „Warum?“ des Papstrücktritts. Wild wird über Intrigen, Sex und Machtmissbrauch spekuliert, ohne dass konkrete Details und Informationen genannt werden. Vieles rankt sich um den zweiten Bericht, den die Kardinalskommission am 17. Dezember letzten Jahres Papst Benedikt XVI. übergeben hat. Der hatte die drei Kardinäle Julian Herranz (82), Jozef Tomko (88) und Salvatore De Giorgi (82) damit beauftragt, neben der vatikanischen Justiz Hintergründe zum Vatileaksskandal aufzudecken. In ihrem zwieten Bericht soll ein düsteres Bild über die Situation in der Zentrale der katholischen Kirche gezeichnet werden. Offiziell kennen den Bericht nur die drei Kardinäle sowie der Papst selbst und (offenbar) sein Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein. Dennoch sind einige Inhalte, zumindest aber Grundaussagen des Reports, nach außen gedrungen.

Wie schon vor einigen Tagen hier berichtet, darf als sicher angenommen werden, dass dieser Bericht nicht ausschlaggebend war für die grundsätzliche Entscheidung Benedikts XVI., in absehbarer Zeit auf das Papstamt zu verzichten. Dieser Schritt ist schon länger gereift. Man könnte höchstens fragen, ob der Kardinalsbericht dazu beigetragen hat, dass der Rücktritt jetzt erfolgt ist und nicht zu einem späteren Zeitpunkt. Aber auch dafür finden sich bislang keine stichhaltigen Beweise. Fest steht, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder Medienberichte über Intrigen und Korruption im Vatikan gab. Mit anonymen Briefen versuchten vermeintliche Retter der Kirche auf angebliche Missstände aufmerksam zu machen. So tauchte etwa im Oktober letzten Jahres der Brief eines „Michele degli Arcangeli“, nach eigenen Angaben eines Kreises von Priestern der Weltkirche, auf, in dem vor einem Homosexuellennetzwerk im Kirchenstaat gewarnt wurde. Derartige Aktionen gab es unzählige.

Um die Spekulationen zu beenden, könnte der Papst natürlich die Veröffentlichung der zwei Geheimberichte veranlassen. Doch das ist unwahrscheinlich. Bleibt zu hoffen, dass er sie seinem Nachfolger übergibt, damit dieser die entsprechenden – auch personellen – Konsequenzen ziehen kann. Eine ganze Reihe von Kardinälen haben schon angedeutet, dass sie in den Generalkongregationen, den täglichen Versammlungen während der Sedisvakanz, auch über Vatileaks sowie den Zustand und das Personal der Kurie sprechen möchten. Die drei Mitglieder der Kardinalskommission werden bei diesen Beratungen anwesend sein; auch wenn sie später aufgrund ihres Alters nicht mit ins Konklave einziehen werden. Man darf also gespannt sein, wie sie sich in der Zeit des Vorkonklave verhalten werden.

Singe, wem ein Buch gegeben

Das neue „Gotteslob“, das auf der Bischofskonferenz vorgestellt wurde und ab Beginn des neuen Kirchenjahres (1. Advent) in den katholischen Gemeinden Deutschlands und Österreichs eingeführt wird, ist das Ergebnis eines langen Prozesses. 2001 wurde bereits eine Unterkommission eingesetzt; Ende 2012 erfolgte dann die Druckfreigabe. Dazwischen lagen Erhebungen über die Akzeptanz der Lieder des gegenwärtigen „Gotteslobs“, eine Testphase in 186 Gemeinden, die Anerkennung durch Rom und die Approbation durch die Bischöfe.

Erfreulich ist, dass dadurch tatsächlich eine breitere Basis bei der Auswahl beteiligt war, und dass auch die beliebten Lieder mit Texten von Huub Oosterhuis aufgenommen wurden. Die Versuche, diesen niederländischen „Ketzer“ mundtot zu machen, sind gescheitert.

Das neue „Gotteslob“ ist weiterhin in einen überdiözesanen Stammteil und einen regionalen Anhang gegliedert, so dass die Sondertraditionen, seien sie textlich oder von der Melodie her bedingt, ihren Platz im Gottesdienst behalten. Stolz konnte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, der für die neue Ausgabe verantwortlich zeichnet, darauf verweisen, dass etwa die Hälfte der Lieder dem interkonfessionellen Konsens entspricht (sogenannte ö-Lieder) und mit den ökumenischen Partnern beraten wurden.

Insgesamt trägt das neue „Gotteslob“ einer veränderten Gesellschaft Rechnung. Und es bietet allen Laien, die für sich zuhause beten wollen oder in kleineren Gemeinschaften Wortgottesdienste und Gebetstreffen gestalten wollen, gute Hilfestellungen. Dadurch wird es attraktiv, sich ein persönliches Exemplar anzuschaffen und nicht nur in der Kirche auf die dort ausliegenden Bücher zuzugreifen.

Keine Frauenquote in der katholischen Kirche

Die Überschrift überrascht nicht wirklich: Auch wenn die deutschen Bischöfe sich heute für mehr Frauen in Führungspositionen und Leitungsaufgaben der Kirche ausgesprochen haben – eine Frauenquote wollen sie doch nicht einführen. Auch einen Frauenförderplan haben sie nicht beschlossen. Dennoch wollen sie in fünf Jahren überprüfen, ob es ihnen gelungen ist, die Frauenquote zu steigern. Bisher gibt es in den Ordinariaten auf der oberen Leitungsebene 13% Frauen und auf der mittleren Leitungsebene 19 %. Das ist, gegenüber Erhebungen aus dem Jahr 2005, die noch von 5% bzw. 13% ausgegangen sind, eine deutliche Steigerung. Vermutlich ist es in der Öffentlichkeit sogar eher unbekannt, dass es durchaus Frauen in der katholischen Kirche gibt, die Verantwortung in Leitungsfunktionen haben. Zu stark ist die Fixierung auf das Priesteramt, das den Frauen verschlossen ist – und auf absehbare Zeit bleiben wird – als dass die Entwicklung der letzten Jahre wertgeschätzt würde.
Die Bischöfe waren sich, so der zuständige Bischof für die Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, sehr einig in ihrer Einschätzung, dass die Präsenz der Frauen in den seelsorglichen Aufgaben der Kirche verstärkt werden müsse. Sie bedauern, dass sie die Möglichkeiten, verantwortliche Aufgaben der Kirche mit Frauen zu besetzen, noch viel zu wenig genutzt haben. Die guten Vorsätze sind ehrenhaft, vielleicht auch ein Ergebnis der verzweifelten Einsicht, dass die Kirche der Zukunft nur im Miteinander von Männern und Frauen überhaupt bestehen kann.
Interessant klingt ein Vorschlag, den Kardinal Walter Kasper in die Diskussion eingebracht hat: Er sprach von einem eigenen Diakonenamt, das kein Pendant zum männlichen Diakonat wäre, sondern ein eigenes Amt (sui generis) und das in Anlehnung an Aufgaben in der alten Kirche oder der Ostkirche gestaltet werden könnte. Er sah hier einen Gestaltungsspielraum, der nicht durch die strikte Festlegung des Lehramtes, dass Frauen nicht geweiht werden können, blockiert sei. Es scheint, als ob die Bischöfe gewillt seien, diesen Gedanken aufzunehmen und die Möglichkeiten zu prüfen.
Für die Frauen, die nach voller Gleichberechtigung in der Kirche verlangen, kann das nicht die Lösung sein. Sie fordern nach wie vor die Zulassung zu allen Ämtern. Aber es könnte ein Zeichen sein, dass sich doch etwas bewegt in der katholischen Kirche.

Ziel (wohl) nicht erreicht

„Sie haben das Ziel erreicht!“ So lautet die Botschaft des Navigationsgeräts am Ende einer Fahrt. Mit Blick auf die Piusbruderschaft und Papst Benedikt XVI. sieht es so aus, als werde das Ziel am Ende nicht erreicht. Benedikt XVI. wollte eine Aussöhnung mit den traditionalistischen Anhängern von Erzbischof Lefebvre. Auch wenn es seit Anfang der Woche Spekulationen gibt, die Versöhnung könnte noch auf der Zielgeraden des Pontifikats gelingen, ist das realistisch betrachtet eher unwahrscheinlich. Anfang Januar setzte der Chef der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, der Piusbruderschaft ein Ultimatum bis zum 22. Februar. Bis dahin sollten sie Farbe bekennen, ob sie die ihnen vorgelegte lehramtliche Präambel anerkennen oder nicht. Darin wird die Zustimmung der Piusbrüder zum gesamten Lehramt der katholischen Kirche gefordert – inklusive des II. Vatikanischen Konzils und vor allem inklusive der Anerkennung der Gültigkeit der nachkonziliaren Form der Liturgie.

Die Versöhnungsgeste mit der Rücknahme der Exkommunikation Anfang 2009 löste bei vielen Gläubigen Unsicherheit über den Kurs der Kirche aus – abgesehen noch von dem großen Problem des Holocaustleugners Williamson. Benedikt XVI. ist den Weg trotzdem gegangen. Er hatte sich bewegt, die Piusbrüder scheinen sich bis heute nicht zu bewegen. 1988 hatte der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, mit Erzbischof Lefebvre bereits einen Kompromiss ausgehandelt; doch Lefebvre zog nach 24 Stunden seine Unterschrift wieder zurück. Dass damals die Einigung nicht gelungen ist, lässt Ratzinger bis heute keine Ruhe. Daraus resultiert auch sein hoher Einsatz für die Aussöhnung.

Seit Monaten schweigen die Piusbrüder. Mit der Ankündigung des Amtsverzichts Benedikts XVI. scheinen die Karten nun neu gemischt zu werden. Selbst wenn die Piusbrüder noch bis zum Samstag positiv antworteten, wäre die Zeit bis zum Pontifikatsende zu kurz, um noch alle notwendigen kirchenrechtlichen Fragen zu klären. Sollten die Piusbrüder noch antworten und die Präambel endgültig ablehnen, würde das Pontifikat mit einem weiteren Paukenschlag enden – allerdings einem äußert negativen. Also bleibt diese Frage wohl offen. Es liegt dann in der Hand des neuen Papstes, wie er damit weiter verfährt. Für Benedikt XVI. ist es dennoch eine schmerzliche Erfahrung. Er wollte versöhnen, verstand sein Papstamt als Dienst an der Einheit. Dass ihm das in Bezug auf die Piusbruderschaft nicht gelungen ist, bleibt ein Makel seines Pontifikats. Zumal er einen hohen Einsatz gespielt hatte.

Gottesdienst bei der Vollversammlung in Trier

„Nicht alles ist Papst Benedikt XVI. geglückt.“ Das erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gestern Abend in seiner Würdigung des scheidenden Papstes und nannte als Beispiel eben das Thema „Piusbruderschaft“. Zollitsch bat zugleich den Papst um Vergebung „für alle Fehler, die vielleicht aus dem Raum der Kirche in Deutschland ihm gegenüber begangen wurden“. Konkrete Beispiele nannte er hier nicht. Die Kirche verliere einen Papst, der ein großer Theologe sei, so Zollitsch. Er bedankte sich im Namen von Millionen Deutschen, die seinen Dienst als Guter Hirte und Brückenbauer „großartig erlebt“ hätten. Zollitsch und viele weitere Bischöfe nehmen am Mittwoch nächster Woche an der Generalaudienz in Rom teil, dem letzten öffentlichen Auftritt Benedikts XVI. Auch wenn der Amtsverzicht des Papstes – außer bei der Würdigung – kein offizielles Thema bei der Frühjahrsvollversammlung ist, wird in den Pausen doch immer wieder über diesen Schritt diskutiert. Nicht alle Bischöfe sind sich sicher, ob es eine richtige Entscheidung ist.

P.S. Urbi et orbi wird unterdessen heftig weiter über den Starttermin des Konklaves spekuliert. Handfestes gibt es aber nach wie vor nicht. Sicher ist, vor dem 1. März wird es nicht beginnen; und dann auch wohl noch nicht so schnell. Denn es gibt immer mehr Stimmen von Kardinälen aus der ganzen Welt, die sagen, dass es durchaus Gesprächsbedarf gibt. Wir werden sehen…

P.P.S. Das ZDF überträgt übrigens am 27.2. die letzte Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. live aus Rom. Beginn der Übertragung ist um 10.15 Uhr

Zwischen Exerzitien und Vollversammlung

Die erste Fastenwoche kennt zwei Traditionen: in Rom zieht sich der Papst mit der Spitze der Kurie zu den Exerzitien zurück; in Deutschland treffen sich die Bischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Trier. In Rom ist daher nach dem Trubel der ersten Tage nach der Ankündigung des Amtsverzichts des Papstes wieder etwas Ruhe eingekehrt. Erstmals gab es heute kein Briefing des Vatikanischen Pressesprechers. Es gibt keine Neuigkeiten; allein die Spekulationen um den Beginn des Konklaves halten an und treiben weitere Blüten. Allerdings haben sich mittlerweile eine Reihe von Kirchenrechtlern zu Wort gemeldet, die der Meinung sind, dass die Kardinäle eine Verkürzung der Wartezeit von 15 Tagen nicht bestimmen könnten. Allein der Papst könne das machen, so lange er noch im Amt ist. Wir werden sehen. Es bleibt spannend an dieser Front.

Interessant ist übrigens, wer in diesem Jahr die Fastenexerzitien leitet: der päpstliche Kulturminister Gianfranco Ravasi. Wie schon an früherer Stelle geschrieben, gehört er zu den Papabile auch wenn dem 70-jährigen quirligen Kurienkardinal viele nur Außenseiterchancen geben. Immerhin spricht er jetzt eine Woche vor der versammelten Kurienspitze. Zählt man die emeritierten Kurienkardinäle noch dazu, ziehen rund 30 Kuriale in das Konklave ein. Ob Ravasi sie überzeugt? Radio Vatikan bietet einen Teil seiner Ansprachen dann auch noch als Podcast an; für Werbung ist also gesorgt.

Großes Medieninteresse bei der Eröffnungspressekonferenz in Trier

Während in Rom eher Schweigen angesagt ist, wird in Trier eher heftig diskutiert. Der Start ins Jahr 2013 war für die katholische Kirche denkbar schlecht. Zunächst platzt die Missbrauchsstudie mit Professor Pfeiffer; dann wird publik, dass einer mutmaßlich vergewaltigen Frau in Kölner kirchlichen Krankenhäusern Hilfe verweigert wurde. Ein Proteststurm fegte über die deutsche Kirche hinweg. Die Bischöfe wollen hier in Trier ausführlich über beide Themen diskutieren. Zwar wird es bis zum Ende der Konferenz am Donnerstag weder beim Thema Missbrauchsstudie noch bei der „Pille danach“ endgültige Antworten geben; doch man will einen wichtigen Schritt vorankommen. In Bezug auf die Studie laufen derzeit Gespräche mit verschiedenen Experten und Einrichtungen. Man rechnet damit, dass bis zum Frühsommer eine Entscheidung fällt, mit dem die wissenschaftliche Aufarbeitung künftig weiter betrieben wird.

Bei der „Pille danach“ haben sich die Bischöfe Rat bei Experten geholt. Entscheidend ist für sie die Frage, gibt es eine Pille, die nur die Befruchtung verhindert, nicht aber das Einnisten einer bereits befruchteten Eizelle. Ersteres wäre für die Bischöfe wohl moralisch vertretbar; letzteres auf keinen Fall. Hier streiten sich derzeit noch die Medizinexperten. Daher wird es für die Bischöfe schwierig sein, in Kürze zu einer abschließenden einheitlichen Entscheidung zu kommen. Allerdings scheint auch klar, dass hinter die Position des Kölner Kardinals Meisner man wohl auch nicht mehr zurückkann. Nach den Beratungen in Trier ist dann die Glaubenskommission der Bischofskonferenz am Zug unter der Leitung von Kardinal Lehmann. Der hat sich in Rheinlandpfalz auch schon auf der Linie Kardinal Meisners festgelegt.

Beim Studientag beschäftigen sich die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung mit dem Thema „Frauen und Kirche“. Dabei soll es unter anderem darum gehen, wie Frauen mehr in verantwortlichen Positionen in der Kirche kommen können. Allerdings ist dabei nicht an Weiheämter wie Diakonin oder Priesterin gedacht. Ob es einen Frauenförderplan auf Bundesebene geben wird, ließ der Konferenzvorsitzende Zollitsch heute offen. In seinem Heimatbistum Freiburg soll ein solcher aber in Kürze in Kraft treten, erklärte er vor Journalisten. Die sind zahlreich nach Trier gekommen. Rund 100 Journalisten haben sich akkreditiert und damit deutlich mehr als sonst. Mit dem Papstrücktritt, den Diskussionen um die Pille danach und die Missbrauchsstudie sind die Bischöfe einmal mehr ins Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt. Dabei sparte Zollitsch auch nicht vor Kritik an den Medien, die nach Motto arbeiteten, „nur schlechte Nachrichten seien gute Nachrichten“. Dadurch prägten einige negative „Einzelfälle“ das Gesamtbild der Kirche. Das große positive Engagement der Kirche in und für die Gesellschaft werde hingegen nicht wahrgenommen. Die Bischöfe wollen sich auch damit beschäftigen, wie die Kirche derzeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, und beraten, wie sie reagieren können. Man darf gespannt es, ob es bei einer reinen Medienschelte bleibt oder ob die Bischöfe auch eingestehen, dass die kritische Sicht der Kirche auch selbst verschuldet ist.

P.S. Morgen, Dienstag, gibt es übrigens im ZDF einen Thementag „Kirche“. In den aktuellen Sendungen vom Morgenmagazin bis zum Heute Journal berichtet das ZDF über das Thema „Kirche“.

P.P.S. Morgen gibt es hier dann auch Neues zur Piusbruderschaft und zur Würdigung des scheidenden Papstes durch die Deutsche Bischofskonferenz.