Keine Frauenquote in der katholischen Kirche

Die Überschrift überrascht nicht wirklich: Auch wenn die deutschen Bischöfe sich heute für mehr Frauen in Führungspositionen und Leitungsaufgaben der Kirche ausgesprochen haben – eine Frauenquote wollen sie doch nicht einführen. Auch einen Frauenförderplan haben sie nicht beschlossen. Dennoch wollen sie in fünf Jahren überprüfen, ob es ihnen gelungen ist, die Frauenquote zu steigern. Bisher gibt es in den Ordinariaten auf der oberen Leitungsebene 13% Frauen und auf der mittleren Leitungsebene 19 %. Das ist, gegenüber Erhebungen aus dem Jahr 2005, die noch von 5% bzw. 13% ausgegangen sind, eine deutliche Steigerung. Vermutlich ist es in der Öffentlichkeit sogar eher unbekannt, dass es durchaus Frauen in der katholischen Kirche gibt, die Verantwortung in Leitungsfunktionen haben. Zu stark ist die Fixierung auf das Priesteramt, das den Frauen verschlossen ist – und auf absehbare Zeit bleiben wird – als dass die Entwicklung der letzten Jahre wertgeschätzt würde.
Die Bischöfe waren sich, so der zuständige Bischof für die Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, sehr einig in ihrer Einschätzung, dass die Präsenz der Frauen in den seelsorglichen Aufgaben der Kirche verstärkt werden müsse. Sie bedauern, dass sie die Möglichkeiten, verantwortliche Aufgaben der Kirche mit Frauen zu besetzen, noch viel zu wenig genutzt haben. Die guten Vorsätze sind ehrenhaft, vielleicht auch ein Ergebnis der verzweifelten Einsicht, dass die Kirche der Zukunft nur im Miteinander von Männern und Frauen überhaupt bestehen kann.
Interessant klingt ein Vorschlag, den Kardinal Walter Kasper in die Diskussion eingebracht hat: Er sprach von einem eigenen Diakonenamt, das kein Pendant zum männlichen Diakonat wäre, sondern ein eigenes Amt (sui generis) und das in Anlehnung an Aufgaben in der alten Kirche oder der Ostkirche gestaltet werden könnte. Er sah hier einen Gestaltungsspielraum, der nicht durch die strikte Festlegung des Lehramtes, dass Frauen nicht geweiht werden können, blockiert sei. Es scheint, als ob die Bischöfe gewillt seien, diesen Gedanken aufzunehmen und die Möglichkeiten zu prüfen.
Für die Frauen, die nach voller Gleichberechtigung in der Kirche verlangen, kann das nicht die Lösung sein. Sie fordern nach wie vor die Zulassung zu allen Ämtern. Aber es könnte ein Zeichen sein, dass sich doch etwas bewegt in der katholischen Kirche.
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Michaela Pilters

Ich leite seit 1985 die ZDF-Redaktion „Kirche und Leben/kath“. Bevor ich zum ZDF kam, war ich bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn und beim Hessischen Rundfunk in der Kirchenredaktion - also viele Jahre Erfahrung mit kirchlichen Themen. Mein Studium der katholischen Theologie (Diplom) habe ich in München gemacht.