Am Ende der ersten Woche der 14. Ordentlichen Bischofssynode zu Ehe und Familie liegt eine angespannte Stimmung über Rom. Nach einem holprigen Start mit der Relatio von Kardinal Peter Erdö, die aus Sicht vieler Teilnehmer nicht den aktuellen Stand der Diskussion nach knapp zwei Jahre synodalen Wegs abbildete, wurde in den Sprachgruppen intensiv und sachlich gearbeitet. Dabei wurde deutlich, dass es sehr unterschiedliche Positionen, Erwartungen und Denkmuster gibt. Der große Eklat ist bisher ausgeblieben, sieht man von einzelnen teilweise mit großem Grummeln im Plenum zur Kenntnis genommenen Vorträgen in den Generalkongregationen ab. Dennoch vermag am Ende der ersten Woche niemand eindeutig zu sagen, wohin die Reise geht. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich eine große Zahl von Synodenteilnehmern die Position des Papstes zu Eigen machen und für die Kirche eine Haltung des Dialogs, der Wertschätzung und der Konzentration auf den konkreten einzelnen Menschen wünschen. Franziskus hat mit seiner unerwarteten Intervention am Dienstagmorgen gezeigt, dass er durchaus Willens ist, in den Verlauf der Synode einzugreifen, wenn aus seiner Sicht etwas schief läuft oder die Verwirrung, im konkreten Fall eher methodischer Art, zu groß wird.
Ein Drittel der Synode ist um. Jetzt geht es an die umstrittenen Themen. (Quelle: ap)
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Die heiße Phase der Synode beginnt. Heute wurden die ersten Statements zum 3. Teil des Arbeitspapiers gehalten. Darin geht es um die „heißen Eisen“ wie Ehen ohne Trauschein, wiederverheiratete Geschiedene und Homosexualität. Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte am Mittag nur, dass nach den ersten 12 Vorträgen zu Teil 3 „kleine Anfänge einer Debatte mit den bekannten unterschiedlichen Positionen“ erkennbar gewesen sei. Mehr Informationen gab es zunächst nicht. Insgesamt haben sich seit Freitagvormittag 89 Synodenväter geäußert. Schwerpunkte waren dabei die Ehevorbereitung sowie die Begleitung von Familien, das Verhältnis von Barmherzigkeit einerseits und Wahrheit bzw. Gerechtigkeit andererseits, die Unauflöslichkeit von Ehen sowie religionsverbindende Ehen.
Noch hält sich Papst Franziskus bedeckt – nicht nur bei der Frage, was mit dem Abschlussdokument der Synode passiert. (Quelle: ap)
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Eine positive Sprache, Kritik an einer zu westlichen Prägung des Arbeitspapiers und der Gender-Theorie sowie eine stärkere biblische Grundlegung. Das sind einige der Ergebnisse der Kleingruppenarbeit bei der Bischofssynode in dieser Woche, die heute im Plenum vorgestellt wurden. Interessant ist, dass mehrere Gruppen sich selbstkritische Töne im Abschlussdokument wünschen. „Wo trägt die Kirche Schuld an der Situation der Familie heute?“ lautet eine Frage aus der Spanisch-Gruppe, die von Kardinal Oscar Rodriguez-Maradiaga geleitet wird. Die französischsprachige Gruppe mit dem Moderator Kardinal Robert Sarah wünscht sich einen Eingriff des Lehramts, um mehr Kohärenz bei einigen Texten aus Theologie und Kanonistik zu erreichen, die aus ihrer Sicht nebeneinander zu stehen scheinen. 22 Seiten Gruppenergebnisse veröffentlichte das vatikanische Presseamt heute. Welche Änderungen die Synodalen allerdings konkret am Text des Arbeitspapiers wünschen, weiß nur die jeweilige Gruppe. Mehrere hundert Modi wurden bei der Redaktionsgruppe eingereicht, aber nicht publiziert. Und dann ist da die große Frage, ob Papst Franziskus vielleicht gar kein nachsynodales Schreiben veröffentlicht.
Noch ist nicht so ganz klar, wohin die Reise bei der Familiensynode geht. (Quelle: ap)
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Afrika will bei der Synode nichts blockieren. Das erklärte der Erzbischof von Accra, Gabriel Charles Palmer-Buckle, heute beim täglichen Pressebriefing. Die afrikanischen Bischöfe seien in Rom, um ihre Anliegen vorzubringen und ihre Schätze in die Beratungen einzubringen. Palmer-Buckle wies zudem den Vorwurf zurück, die Bischöfe seines Heimatkontinents würden nichts gegen die Diskriminierung von Homosexuellen unternehmen. Unterdessen hat die Deutsche Bischofskonferenz das Statement von Erzbischof Heiner Koch veröffentlicht. Er hatte am Montag als erster Deutscher in Plenum gesprochen. Seine Themen: u.a. konfessionsverbindende Ehen, wiederverheiratete Geschiedene, Flüchtlinge, Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Sterbehilfe.
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Heute haben die Synodalen den ganzen Tag in Kleingruppen gearbeitet. Daher gibt es wenig zu berichten. Denn über die konkreten Beratungen wird nicht informiert. Wie überhaupt nur dürftig und selektiv informiert wird. Deshalb gibt es auch viele Desinformation, Gerüchte und Spekulationen. Am deutlichsten wurde das heute, als ein Akzent der Papstansprache von gestern bekannt wurde, den Vatikansprecher Federico Lombardi gestern nicht mitgeteilt hatte. Franziskus hatte vor einer „konspirativen Hermeneutik“ gewarnt, die hinter allem eine „Verschwörung“ wittere. Vielmehr gehe es um ein echtes Unterscheidungsvermögen, um nicht in dem, was letztendlich nur die eigenen Ängste und Obsessionen seien, das Böse zu sehen. Warum veröffentlicht der Vatikan nicht einfach die Worte des Papstes? Dann herrscht Klarheit.
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Da ist dem Papst doch glatt schon am ersten Tag die Hutschnur geplatzt. Nach der Relatio von Kardinal Peter Erdö und der ersten Stunde freier Diskussion gestern sah er sich heute Morgen genötigt, einige Dinge klarzustellen. Dabei gab es für mehrere Seiten ein Päckchen, doch eine Seite musste ganz besonders einstecken. Bis Dienstagnachmittag hatten insgesamt 72 Synodenväter gesprochen. Die Themenpalette war weit. Stark vertreten waren die Forderung nach einer neuen Sprache in der Kommunikation zwischen Kirche und Welt sowie die Probleme, die durch Flucht und Vertreibung für Familien entstehen. Am Nachmittag trafen sich die Sprachgruppen zum ersten Mal und wählten die Moderatoren sowie die Relatoren, die die Ergebnisse später im Plenum vortragen werden.
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Papst Franziskus hat zum Auftakt der Beratungen der Synode die Teilnehmer zu einer offenen und mutigen Debatte aufgefordert. Sie sollten ihre Vorurteile ablegen und aufeinander hören, mahnte das Kirchenoberhaupt. Das Glaubensgut sei kein Museum, das es zu betrachten oder zu bewahren gelte, sondern es sei „eine lebendige Quelle der Kirche“, die das „Lebensgut“ erleuchten solle. Nach dem Papst führte der Generalrelator der Synode, Kardinal Peter Erdö, in die Beratungen ein. Er fasste das Arbeitspapier zusammen und hob die aus seiner Sicht wichtigen Punkte hervor. Dabei ließ er klar erkennen, dass er zu den Vertretern gehört, die eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre strikt ablehnen. Der italienische Vatikanist und bekannte Papstkritiker Sandro Magister wertete die Rede Erdös als eine „kalte Dusche“ für die Reformwilligen. Als Generalrelator wirkt Erdö entscheidend am Abschlusspapier der Synode mit. Allerdings hat ihm Franziskus ein Redaktionsteam zur Seite gestellt, das eine zu große Einseitigkeit des Dokuments verhindern dürfte.
Das dürfte Premiere sein bei einer Bischofssynode. Aber wo Familie drauf steht, soll auch Familie drin sein. Allerdings überwiegen die Kleriker nach wie vor. Sie seien ja alle in einer Familie aufgewachsen, erklärte Kardinal Vingt-Trois auf die Frage eines Journalisten, ob dem größten Teil der Synodenteilnehmer nicht die Praxiserfahrung fehle. (Quelle: ap)
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Die Grundwerte lehren und verteidigen, dabei gleichzeitig Barmherzigkeit walten lassen. Das ist für Papst Franziskus der Schlüssel für die Beratungen bei der anstehenden Bischofssynode zu Ehe und Familie im Vatikan. Beim Gottesdienst zum Auftakt der Synode im Petersdom sprach er vom „Drama der Einsamkeit“, das heute viele Menschen durchlebten und legte dar, dass der Mensch „nicht zu einem Leben in Traurigkeit und Alleinsein erschaffen“ sei, sondern um „zu lieben und geliebt zu werden“. Er warnte vor Verurteilungen, so auch bereits gestern Abend bei einer Gebetsvigil auf dem Petersplatz vor einem moralischen Rigorismus. „Wenn wir nicht verstehen, die Gerechtigkeit mit dem Mitleid zu verbinden, werden wir schließlich unnötig streng und zutiefst ungerecht sein“, so der Papst.
Papst Franziskus feiert im Petersdom mit den Kardinälen, Bischöfen und Familien den Gottesdienst zur Eröffnung der Bischofssynode zu Ehe und Familie. (Quelle: ap)
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Das hatte sich der Vatikan sicher anders vorgestellt. Eigentlich sollte die Gebetsvigil am Abend auf dem Petersplatz das Präludium für die Bischofssynode zu Ehe und Familie sein; doch als die Kurialen am Samstagmorgen in die Zeitung blickten, wartete ein Frontalangriff auf sie. Ein Mitarbeiter der vatikanischen Glaubenskongregation outete sich als homosexuell und in einer Beziehung lebend; scharf griff er die katholische Kirche an. Der katholische Klerus sei überwiegend homosexuell und homophob, sagte Krzysztof Olaf Charamsa in einem Zeitungsinterview. Schon in den vergangenen Tagen sorgte das Thema Homosexualität im Nachgang zum USA-Besuch des Papstes immer wieder für Schlagzeilen. Dabei ging es um die privaten Treffen des Pontifex in Washington. Franziskus hatte neben der Gegnerin der Homoehe Kim Davis auch einen ehemaligen Schüler getroffen, der seit fast zwei Jahrzehnten mit seinem Partner zusammenlebt.
Mosignore Krysztof Olaf Charamsa mit seinem Lebensgefährten Eduardo nach der Pressekonferenz am Samstag in Rom. (Quelle: ap)
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Mit großem Interesse habe ich einen Artikel des heutigen Kardinals Gerhard Ludwig Müller gelesen, der 1995 in seiner Zeit als Theologieprofessor in einem Sammelband zu wiederverheirateten Geschiedenen über die Möglichkeit eines Sakramentenempfangs nach einer gewissen Rekonziliation schrieb. Das wäre sicher eine Lösung, die auch Papst Franziskus gefallen könnte. Ob sie bei der Synode eine Rolle spielen wird? Die Synodenteilnehmer sollen auf jeden Fall mehr Zeit für Beratungen haben. Das sagte heute der Sekretär der Bischofssynode, also der Organisationschef, Kardinal Lorenzo Baldisseri. Bei einem Briefing für die Journalisten legte er den Zeitplan für die Synode vor und erklärte, welche Änderungen im Verfahren es gegenüber früheren Synoden gibt. Unterdessen haben sich noch einmal einige Kardinäle klar in Position gebracht. Vor allem die Gegner einer Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie äußerten sich in Zeitungsinterviews und Vorträgen bei Symposien hier in Rom.
Am Sonntag beginnt die Bischofssynode mit einem Gottesdienst im Petersdom. (Quelle: dpa)
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