Vatileaks 2 – ein neuer Skandal?

Zwei Verhaftungen und zwei neue Enthüllungsbücher – Es braut sich etwas zusammen über dem Vatikan. Seit Tagen ist das Wort „Vatileaks“ wieder in aller Munde rund um den kleinsten Staat der Welt. Kardinal Gerhard Müller sprach angesichts der Enthüllung des Briefs von 13 Kardinälen zu Beginn der Familiensynode von einem neuen Vatileaks. Doch angesichts der Veröffentlichung von zwei neuen Büchern über Vatikanfinanzen, die diese Woche noch anstehen, dürfte die Publikation des Briefes eher das kleinere Problem sein im Vergleich zu dem, was noch zu erwarten ist. Und der Vatikan hat bereits gehandelt und am Wochenende zwei Personen verhaftet, die des Verrats von Geheimnissen beschuldigt werden.

Neue Enthüllungen aus dem Vatikan angekündigt

Für zwei Jahre schien der Skandal nahezu in Vergessenheit geraten zu sein: Vatileaks hatte 2012 die Medien beherrscht. Private Dokumente gelangten aus dem Vorzimmer von Papst Benedikt XVI. in die Öffentlichkeit. Im Herbst 2012 wurde der ehemalige päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele von einem Vatikangericht verurteilt. Mit dem Rücktritt von Benedikt XVI. im Februar 2013 und dem Wirbelwind Franziskus auf dem Stuhl Petri geriet die Affäre in Vergessenheit. Jetzt scheinen sich die Ereignisse von damals zu wiederholen. Wieder sind geheime Dokumente aus dem Vatikan in die Hände italienischer Journalisten gelangt. Wieder hat Gianluigi Nuzzi seine Finger im Spiel, der 2012 mit der Publikation der geheimen Dokumente in einem Buch sowie mehreren TV-Sendung den Skandal ausgelöst hatte.

Nuzzis Buch kommt am Donnerstag auf den Markt. Laut Ankündigung des Verlags habe der Autor verschiedene Tonmitschnitte von Treffen des Papstes mit „hohen Vertretern“ der Kurie anhören können. Franziskus wird zitiert mit den Worten: „Wenn wir nicht in der Lage sind, das Geld zu kontrollieren, das man sehen kann, wie sollen wir dann über die Seelen der Gläubigen wachen, die man nicht sieht.“ Neben Nuzzi hat auch der italienische Journalist Emiliano Fittipaldi für Donnerstag ein Enthüllungsbuch zu vatikanischen Finanzen und Geheimnissen angekündigt.

Vatikan sucht seit Monaten Leaks

Am Nachmittag veröffentlichte der Vatikan ein langes Kommuniqué. Darin heißt es, dass es bereits seit Monaten interne Ermittlungen durch die vatikanische Gendarmerie gebe wegen Veruntreuung und Weitergabe von Informationen und Dokumenten. Am Wochenende seien im Rahmen der Ermittlungen der ranghohe Vatikanprälat Lucio Angel Vallejo Balda sowie die italienische PR-Beraterin Francesca Chaouqui verhört und verhaftet worden. Chaouqui sei mittlerweile aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden wieder auf freiem Fuß, hieß es. Der Vatikan verurteilte zudem scharf die Publikation der Informationen und Dokumente und stellte klar, dass diese Vorgänge in keinster Weise der Mission des Papstes helfen würden. Dies dürfte eine Anspielung auf eine Äußerung Nuzzis sein, der vor wenigen Tagen angab, mit seinem neuen Buch Papst Franziskus helfen zu wollen.

Vallejo Balda und Chaouqui sind keine unbeschriebenen Blätter. Beide hatten in der COSEA-Kommission mitgearbeitet, die Papst Franziskus im Juli 2013 zur Reform des Wirtschaft- und Finanzenwesens im Vatikan eingesetzt hatte. Die Italienerin musste sich kurz nach der Ernennung erklären, weil von ihrem Twitter-Account Meldungen verschickt wurden, dass Benedikt XVI. an Leukämie erkrankt, Kardinal Tarcisio Bertone korrupt und Italiens Ex-Schatzminister Giulio Tremonti homosexuell sei. Damals hieß es, der Account sei gehackt worden. Als Mitglied der COSEA erhielten Chaouqui wie auch Vallejo Balda Einblick in viele geheime und sensible Finanz- und Wirtschaftsdaten des Vatikans. Darüber berichtete die Italienerin in einem Interview im September 2013, in dem sie übrigens auch von ihrer Freundschaft zu Gianlugi Nuzzi erzählte und dass es Vallejo Balda gewesen sei, der sie über eine mögliche Mitarbeit in der COSEA informierte. Der Vatikanprälat arbeitete seit 2011 in der Präfektur für Wirtschaftliche Angelegenheiten und hat daher einen Überblick über Bilanzen und Haushaltspläne im Vatikan. 2014 sah er sich schon als neuer Sekretär im gerade gegründeten Wirtschaftssekretariat. Wie dessen Chef, Kardinal George Pell, verkündete Vallejo Balda in einem Presseinterview, dass er die Stelle als zweiter Mann im neuen Finanzministerium bekommen werde. Für Vatikanverhältnisse ein äußerst ungewöhnlicher Vorgang. Papst Franziskus ernannte dann auch nichts Vallejo Balda sondern Alfred Xuereb aus seinem Papstsekretariat zum zweiten Mann in der Pell-Behörde. Italienische Medien spekulieren bereits, Vallejo Balda könnte deshalb jetzt aus Rache Geheimnisse preisgegeben haben. Doch das sind Vermutungen. Fest steht, dass der spanische Kurienprälat zur Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. im April 2014 eine Luxusparty auf dem Dach eines Vatikangebäudes veranstaltete, bei dem mit bestem Blick auf den Petersplatz neben Häppchen und Getränken auch die Kommunion gereicht wurde. Bei diesem Anlass war Francesca Chaouqui übrigens nach eigenen Angaben für die Gästebetreuung zuständig.

Benedikt XVI. und Vatileaks

Bisher ist über den Inhalt der beiden Enthüllungsbücher nichts bekannt. Klar ist, dass der Säuberungsprozess im Bereich der Finanzen, den Benedikt XVI. in Teilen noch eingeleitet hat, „Dreck“ an die Oberfläche gespült hat, der nur zum Teil in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Klar ist auch, dass die Säuberungsaktionen und die von Franziskus angeordnete Neuorganisation des Finanz- und Wirtschaftsbereichs auf viele Widerstände stieß und stößt. Der erste Vatileaksskandal hat sicher dazu beigetragen, dass notwendige Reformen im Vatikan angestoßen wurden. Er war aber nicht der Hauptgrund für den Rücktritt von Benedikt XVI., wie das Gianluigi Nuzzi gerne glauben machen mag. Denn die Entscheidung von Benedikt XVI. war bereits gereift, da war die Vatileaks-Affäre 2012 noch längst nicht auf ihrem Höhepunkt, geschweige denn waren die Hintergründe einigermaßen erkennbar. Dennoch dürfte Benedikt XVI. noch einmal deutlich geworden sein, welche Kraft es braucht, um das Ruder herumzureißen, und dass diese Kraft ihm fehlte. Bisher haben sich beim Blick auf die Vatikanfinanzen die Medien sehr auf die Vatikanbank IOR konzentriert. Dort wurde fleissig aufgeräumt in den letzten drei Jahren. Unbeachtet blieben die vielen anderen Baustellen im Finanz- und Wirtschaftsbereich. Das könnte sich durch die neuen Enthüllungen nun ändern.

P.S. Der Erzbischof von Mexiko-Stadt, Kardinal Norberto Rivera, hat am Sonntag bekannt gegeben, dass Papst Franziskus am 12. Februar 2016 in der mexikanischen Hauptstadt eintreffen werde. Er wolle zudem den Wallfahrtsort Guadelupe besuchen sowie zur US-Grenze fahren. Über die Länge der Reise sagte er nichts. Medien spekulieren, Franziskus könnte bis 20. Februar das Land bereisen. Unterdessen erklärte der Erzbischof von Santiago de Chile, Kardinal Ricardo Ezzati, dass Franziskus Chile 2016 nicht besuchen werde. Lange war über einen Besuch in dem Land spekuliert worden im Zusammenhang mit einer Reise nach Argentinien und Uruguay. Dieser Drei-Länder-Tripp scheint nun endgültig auf 2017 verlegt zu sein.

P.P.S. Nach neuerlichen Unruhen in der Stadt Bangui ist noch immer unklar, ob Franziskus wirklich am 29. und 30. November die Zentralafrikanische Republik wird besuchen können. Noch ist die dritte Station der Afrikareise nach Kenia und Uganda nicht abgesagt. Doch Franziskus selbst ließ am Sonntag beim Angelus erkennen, dass eine Absage noch im Bereich des Möglichen ist. Neben der Sicherheit des Papstes muss der Vatikan vor allem abwägen, welche Risiken für die Menschen bestehen, die zum Gottesdienst und den anderen Veranstaltungen mit Franziskus kommen werden.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

29 Kommentare

  • Silvia
    02.11.2015, 23:59 Uhr.

    Dass es Tonmitschnitte über Gespräche des Papstes mit Kurienmitarbeitern gibt, wirft die Frage auf, wer diese Mitschnitte gemacht hat. Dafür kommt ja nur jemand aus dem engsten Mitarbeiterstab des Papstes in Frage, jemand, der bei all diesen Gesprächen dabei war und dem Papst schaden will.

  • Alberto Knox
    03.11.2015, 10:19 Uhr.

    irgendwie wundert mich gar nicht, dass ein hauptakteur dieses affaire (vallejo balda) beim opus dei ist. die haben ein ganz besonderes verhältnis zu den jesuiten.

  • 03.11.2015, 14:16 Uhr.

    🙂

    • Silvia
      04.11.2015, 11:35 Uhr.

      Habe gestern im Internet gelesen, dass Franziskus sehr enttäuscht und „verbittert“ ist über diesen Vertrauensmissbrauch.

      Ja, wen wundert`s! Aber der Schuss kann nach hinten los gehen wenn die Öffentlichkeit Genaueres darüber erfährt, wer dem Papst Knüppel zwischen die Beine wirft.

  • Silvia
    04.11.2015, 13:17 Uhr.

    Kardinal Pell scheint jetzt auch unter Druck zu geraten wegen Geldverschwendung:

    http://www.suedtirolnews.it/d/artikel/2015/11/04/weitere-verdaechtige-in-neuem-vatileaks-skandal.html#.Vjn09rfRbIU

    Ehrlich gesagt, ich würde mich freuen, wenn der Papst Pell rauswerfen würde.

    Es sollen im Zusammenhang mit Vatileaks 2 auch bereits Ermittlungen gegen „einige Kardinäle“ laufen.

    Wahrscheinlich, so meine Vermutung, befinden sich darunter ein paar Verteidiger der „reinen Lehre“, je konservativer desto korupter und verdorbener könnte man in Bezug auf die Kurie wohl sagen.

    • Alberto Knox
      07.11.2015, 4:50 Uhr.

      liebe silvia,

      unbeschadet ihrer richtigen intuition, pell rauszuwerfen – das ist immer noch der richtige mann. einer mit ramboqualitätet (die braucht man im vatikan) – und der nächstes jahr geht (er wird 75), und zwar richtig verbrannt.

      • Jürgen Erbacher
        Jürgen Erbacher
        07.11.2015, 18:47 Uhr.

        Kardinal Pell wird am 8. Juni nächsten Jahrs 75. In der Tat gehen viele im Vatikannderzeit davon aus, dass er dann ziemlich schnell in Pension gehen wird. Aber bis dorthin wird noch viel Wasser den Tiber runterlaufen. Man wird sehen, was noch alles passieren wird.

    • SuNuraxi
      07.11.2015, 20:36 Uhr.

      @Silvia, 04.11.2015, 13:17
      Natürlich gehört Pell hinausgeworfen. Aber: Ist Ihnen auch klar, dass Pell erst von Franziskus in diese Position gehievt worden ist? Erst hat er ihn zu einem Mitglied des hoch bejubelten Kardinalsrates gemacht (April 2013) und dann ist er Präfekt des (bis dahin nicht existierenden, sondern neu geschaffenen) Wirtschaftssekretariats geworden (Februar 2014). Anders ausgedrückt: Franziskus hat sich den Pell selbst eingebrockt, ebenso wie die Chaouqui, die er eingestellt hat, obwohl er ausdrücklich davor gewarnt worden ist.

      • Silvia
        08.11.2015, 23:30 Uhr.

        @Sunuraxi, in den Kardinalsrat musste auch ein australischer Kardinal gewählt werden, damit alle Kontinente vertreten sind.

        Meines Wissens nach war Pell damals der einzige australische Kardinal überhaupt.

        Und was seine Berufung als Präfekt des neuen Wirtschaftssekreteriats angeht, so kann er dort wahrscheinlich weniger Schaden anrichten denn als Diözesanbischof.

        Auch hätte man erwarten können, dass er sich wegen der Beförderung an die Kurie dem Papst gegenüber loyal verhalten wird, was leider nicht der Fall ist.

        Wieso der Papst die italienische PR- „Quasseltante“ in eine solche vertrauensposition berufen hat, ist mir allerdings auch ein Rätsel.

        • Wanda
          09.11.2015, 17:18 Uhr.

          – naive Frage: muss wirklich jeder Kontinent mit einem eigenen Kardinal vertreten sein, auch wenn es vielleicht gar keinen geeigneten „einheimischen“ Kandidaten gibt ?

          • Silvia
            10.11.2015, 0:33 Uhr.

            Wanda, 9.11.17:18

            Ich denke schon, weil der C9 von Anfang an so konzipiert war, dass jeder Kontinent vertreten sein soll, was ja auch Sinn macht.

  • Suarez
    04.11.2015, 14:40 Uhr.

    „Jeder Fünftklässler kann sich denken wer da der unfähige war!“

    Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Sogar Kardinal Müller soll hinter vorgehaltener Hand einmal gesagt haben, dass Ratzinger kein großer Theologe sei, sondern nur ein Essayist. Kein Zweifel, Ratzinger kann wie gedruckt reden und seine Schreibe ist exzellent. Aber inhaltlich habe ich da nichts Beeindruckendes oder Tiefes gefunden. Mit Guardini, Balthasar oder Rahner, oder ja, auch Drewermann, ist das anders.

    Was da in Rom abgeht, so zeigt sich, ist absolut nichts Neues. Als Hadrian VI. die Kurie reformieren wollte, haben sich ihm fast alle entgegengestellt. Nach einem Jahr im Amte starb er. Bezeichnend ist: Es geht um Macht und Geld. Um Glauben oder wenigstens das Ringen um den rechten Ausdruck des Glaubens geht es nicht. Das erstere zeigt sich zum wiederholten Male jetzt durch Nuzzi und Co., das zweitere wurde eindrucksvoll durch Pell, Müller, Sarah und deren Spießgesellen belegt.

    • bernardo
      06.11.2015, 13:25 Uhr.

      Ach so, Benedikt war nur ein begabter Essayist. Nun ja, wenn dem so wäre, wäre das mehr als man über die meisten deutschen Bischöfe sagen könnte…

      Zitat: „Die Italienerin musste sich kurz nach der Ernennung erklären, weil von ihrem Twitter-Account Meldungen verschickt wurden, dass Benedikt XVI. an Leukämie erkrankt, Kardinal Tarcisio Bertone korrupt und Italiens Ex-Schatzminister Giulio Tremonti homosexuell sei.“

      Ich hoffe, dass es Benedikt gut geht. Ob Tarcisio Bertone korrupt war, weiß ich nicht. Woher hat er das Geld für den Umbau seiner 760 Quadratmeter-Wohnung im Herzen Roms? Auf jeden Fall war er eine Fehlbesetzung. Ob Giulio Tremonti, eine weitere Fehlbesetzung, homosexuell ist, ist so was von wurscht. Das ist – mit Verlaub – der Sch…journalismus, der in Italien leider viel zu gerne gepflegt wird.

      Das erste Buch Nuzzis war für mich enttäuschend. Nichts, was über Hofschranzentum und Intrigentum, die es in jedem Großunternehmen gibt, hinausgehen würde. Natürlich ist der Anspruch der Kirche ein anderer, aber dass der Vatikan – übrigens müsste man zwischen dem Vermögen des Vatikan und dem Vermögen kirchlicher Institutionen und Organisationen der Genauigkeit wegen trennen – nicht gerade ein heiliger Ort ist, ist den Römern und Italienern immer schon klar gewesen. Bis in die 1960er Jahre gab es in Rom ein Bordell, das Priestern vorbehalten war.

      Das Problem ist keine Frage von „konservativ“ oder „progressiv“. Unter konservativen wie progressiven Klerikern im Vatikan finden sich solche, die ihre Macht missbrauchen. Wir brauchen einen Papst – und das war Benedikt definitiv nicht – mit „ass kicker“-Qualitäten. Und ja, zu viel „Barmherzigkeit“ schadet in diesem Fall.

  • JasJu
    04.11.2015, 14:57 Uhr.

    Die nächste Bombe, die hochgeht, wird der in unappetittliche Homo-Skandale verwickelte Msgr. Ricca sein. Auch er eine höchstpersönliche Auswahl des Papstes. Wie schon gesagt, wenn man intellektuell limitiert ist, ist es ein Zeichen der Klugheit, auf Berater zu hören. Alles, was jetzt geschieht, hat der Vatikanist Sandro Magister schon vor Monaten vorhergesagt.

    • Micaela Riepe
      05.11.2015, 20:21 Uhr.

      Wie schön, dass Sie Ihren ganz persönlichen Propheten haben! 🙂

    • silberdistel
      06.11.2015, 1:45 Uhr.

      JasJu
      „Intellektuell limitiert“ Zitatende.
      Es ist in der Schrift auffällig, das das was wir ´Gott´ nennen, sich nie die „Klugen“, intellektuell geschliffenen, eloquenten Redner ausgesucht hat um Boten zu sein. Nicht seit Moses und Aaron. JC, unser Religionsstifter, hat als seine Jünger ebenso nur „Normalos“ erwählt und nicht die gelehrte Elite seiner Zeit.
      Im Evangelium geht es um das Heil der normsterblichen Leute („Den Armen wird das Evangelium gepredigt, Lk 7:22). Man sollte sich im Vatikan daran ein Beispiel nehmen, dann gäbe es mutmaßlich auch weit weniger Skandale.

  • Wanda
    04.11.2015, 16:50 Uhr.

    – Franziskus tut mir leid. Das was wohl als 1.Thema der Enthüllungen oder „Indiskretionen“ erwartet wird (sensible Finanz- und Wirtschaftsdaten), hat er nicht zu verantworten. Es ist eine auch moralische Hypothek, welche die r.-k. Kirche seit ewigen Zeiten aufgebaut hat und von der sie sich einfach nicht lösen kann. Es rächt sich irgendwann, wenn eine Kirche, die das was ihr Gründer vorlebte und zum Prinzip erhob – Armut, Bescheidenheit und Nächstenliebe – selbst nicht nachvollzieht, sondern (nach löblichem Beginn) jahrhundertelang genau dem Gegenteil verfiel.
    Das Sprichwort „wer den Teufel (hier Mammon) einlädt, muss dann natürlich auch mit ihm tanzen“ trifft hier voll in´s Schwarze…
    All die anderen Indiskretionen stehen den Seifenopern-Berichten einer Yellow Press in nichts nach, peinlich !
    Es scheint so als habe Franziskus neben seinen anderen Aufgaben zumindest beim hohen Klerus einen Augiasstall auszumisten…

  • Micaela Riepe
    05.11.2015, 11:16 Uhr.

    Gottseidank sind die beiden Bücher erschienen, sie unterstützen in jedem Fall die Reformvorhaben von Franziskus. Kaum etwas, was der Kurie schadet, ihr ungeheuerliches Gebaren offenlegt, schadet dem Papst. Doch offensichtlich hat der Vatikan ein Interesse daran, uns eben das einzureden.

    Hier wurde doch mal über den Peterspfennig diskutiert und was der Papst damit Alles machen kann für die Armen. Was wirklich geschieht:

    „Was Gläubige überall wirklich treffen dürfte, ist der Umgang mit dem Peterspfennig, den viele von ihnen spenden, im Glauben, das Geld werde verwendet für den „Liebesdienst an den Bedürftigen“. In Wahrheit gibt es ein „schwarzes Loch“, wie Nuzzi schreibt. Nur nach vielem Insistieren bekamen die von Franziskus beauftragten Ermittler einen Einblick – und es grauste ihnen. Laut Nuzzis Unterlagen wurden 28,9 Millionen Euro aus dem Obulus für den Unterhalt der defizitären Kurie entnommen – 58!!! Prozent. Geld, gespendet für Bedürftige, ausgegeben für den Verwaltungsapparat, für den luxuriösen Lebensstil von Kardinälen, für ein System aus Nachlässigkeit, Gefälligkeiten, Machtinteressen. Noch haarsträubender sind die 377,9 Millionen, auf die sich laut Nuzzi das Rücklagevermögen des Peterspfennigs beläuft – schlecht angelegtes Geld, das eigentlich jedes Jahr für Arme ausgegeben werden sollte.“

    http://www.sueddeutsche.de/politik/verschwendung-im-vatikan-ausser-kontrolle-1.2722848

    Diese Dinge gehören an die Öffentlichkeit, das ist überhaupt keine Frage.

  • Vaennina
    05.11.2015, 12:25 Uhr.

    Den Augiasstall nur ausmisten? Das reicht nicht! Wenn ein Haus so total verlottert und verseucht ist, ist es abrissreif ! Ich hatte schon für Mr. T.van Elst&Co.,“Priester im Luxus“, eine wirksame Radikalkur vorgeschlagen: Für mind. 3 Jahre raus ins wahre Leben, in die Missionen, wo die wahren Christen an der vordersten Front arbeiten! Neuguinea, Borneo, in die afrikanischen Wüsten und die südamerikanischen Urwälder! Als gutes Beispiel geht der Chef (mit seinem gesamten Stab)der Glaubenskongregation und der Neuevangelisation (dto.) voran – mit Gehältern, auf ein Minimum gekürzt! Hat Jesus je ein Gehalt bekommen? Oder einer seiner Jünger? Der Einzige, der hier etwas tun kann, ist Papst Franziskus. Lasst uns ihm helfen, den Rücken stärken, ihm Vertrauen schenken – und beten, wenn nichts anderes mehr hilft!!!

    • Wanda
      05.11.2015, 17:55 Uhr.

      Vaennina 12:25
      – das kann doch nicht Ihr Ernst sein: wollen Sie wirklich diese beiden Negativ-Muster des hohen Klerus den Menschen dort als Missionare zumuten ? Beide würden eher abschreckend wirken. Wäre äusserst weltfremd.
      Wie weltfremd, davon erleben wir gerade in der Flüchtlingsfrage auch ein Paradebeispiel: katholische und protestantische Geistliche sprechen sich für eine getrennte Unterbringung aus, weil Christen durch radikale muslimische Heimbewohner drangsaliert würden und nach Pfarrer Gottfried Martens handelt es sich leider nicht mehr nur um Einzelfälle. So weit, so gut…
      Aber wie soll’s denn dann weitergehen ? Glauben die geistlichen Herren denn wirklich, dass besagte Muslime und christliche Flüchtlinge, wenn sie sich ausserhalb auf der Strasse treffen, ihre Konflikte vergessen und höflich und achtungsvoll miteinander umgehen ? Wie gesagt, fern jeder Realität…

      • Silvia
        09.11.2015, 15:04 Uhr.

        Wanda, auf der Straße kann man einander aber aus dem weg gehen, in einer überfüllten Flüchtlingsunterkunft nicht.

        Das hauptproblem sehe ich darin, dass überwiegend arabische, sunnitische Hardcoremuslime zu uns kommen, dazu wohl auch Schiiten und Kurden, was man so liest und alleine diese „Mischung“ ist schon höchst gefährlich, denn auch diese muslimischen Konfessionen werden ihre Auseinandersetzungen nicht einfach beilegen und hier in Deutschland – auch in Zukunft – friedlich zusammen leben.

        Für die Minderheit der Christen und Jesiden, die vor genau diesen Menschen geflohen sind, ist die Situation besonders problematisch, weil sie in den Flüchtlingsunterkünften und auch danach ihren Peinigern wieder begegnen.

        Auch auf unsere Gesellschaft werden noch allerhand Probleme zukommen, dabei spielt es keine Rolle, ob wir gläubige Christen, Atheisten, emanzipierte Frauen, Homosexuelle, überzeugte Demokraten oder was auch immer sind.

        „Ungläubige“ sind wir für diese Menschen sowieso.

        • Wanda
          10.11.2015, 17:19 Uhr.

          Silvia 15:04
          – ob überfüllte Unterkünfte oder nicht: erstes Bestreben war doch wohl allen Flüchtlingen ohne Unterschied gemein: der Kriegsgefahr zu entkommen, oder habe ich etwas falsch verstanden ? Und kaum sind sie diesbezüglich in Sicherheit, gehen sie hier im Gastland gewaltsam aufeinander los ? Die daran Beteiligten sollten sofort wieder ausgewiesen werden, weil sie ihre blutigen Konflikte (vor denen sie angeblich geflohen sind) zu uns importieren und hier austragen. Politik und Sicherheitsorgane müssten diesen verbohrten und fanatischen Idioten kompromisslos die rote Karte zeigen !
          – Bei diesem massenhaften Zuzug von Muslimen steht eine Frage sicherlich bald auf dem Programm: was, wenn die islamische Gemeinschaft und ihre Konfessionen die gleichen Privilegien einfordern wie sie den christlichen Kirchen garantiert sind? (staatliches Eintreiben einer Religionssteuer, Bezahlung der Geistlichen, schulische Präsenz, Gemeinnützigkeit, staatliche Zuschüsse zum Erhalt der Moscheen usw.)

          • Silvia
            11.11.2015, 0:21 Uhr.

            Wanda, die schulische Präsenz gibt es teilweise schon in Form eines islamischen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen.

            Es soll bereits islamische Militärgeistliche geben. Die Erhebung der Religionssteuer wird sowieso schon gefordert.

            Aber die Muslime werden noch weit mehr fordern als das, z.B. Gebetesräume in öffentlichen Schulen und an Arbeitsplätzen

            Im letzten Ramadan hat die Bundesregierung die Arbeitgeber und die Bevölkerung aufgefordert, auf die fastenden Muslime Rücksicht zu nehmen, die Bundeskanzlerin hat einmal zum Fastenbrechen eingeladen.

            Es werden mehr Moscheen entstehen, man wird Minarette fordern, von denen der Muezzin fünfmal am Tag per Lautsprecher zum Gebet ruft, sie werden muslimische gestzliche Feiertage fordern, getrennte Sitzordnung für Jungen und Mädchen an den Schulen usw.

            Es ist auch nicht so, dass sich hier Christen und Muslime „kloppen“, sondern die Christen werden in den Flüchtlingsunterkünften von Muslimen schikaniert und oftmals tätlich angegriffen, das ist ein gravierender Unterschied.

            Wie weit die Muslime tatsächlich vor dem Krieg in ihrer Heimat geflüchtet sind, wage ich nicht zu beurteilen.

            Erst heute Abend wurde im Fernsehen gesagt, dass sie mit völlig falschen Erwartungen hierher kommen.

            So sollen in arabischen Medien Gerüchte kursieren, jeder bekäme gleich ein Haus und ein Auto, 5000 Euro Begrüßungsgeld pro Familie und 3000 Euro für Alleinstehende.

            Wenn die Leute dann hier der Realität begegnen, sich in Zelten in drangvoller Enge wieder finden, nix Haus, nix Auto usw. ist der Frust groß und die Aggressionen wachsen.

            Dann passt ihnen das Essen nicht, ist nicht halal, keine Gebetsräume in den Unterküften, „ungläubige“ Frauen (sind unrein) geben das Essen aus usw.

  • silberdistel
    05.11.2015, 21:02 Uhr.

    Die Kirche steht nach dem Anfang, dem Urchristentum, ganz eindeutig auf dem falschen Fuß, dem materiellen nämlich. Materielle Güter sind aber nicht das was gläubige Christen von Ihrer Kirche erwarten (Ohne Fragebogenaktion ermittelt).
    Nicht nur das AT (Beispielsweise „Tanz um das goldene Kalb“ oder ganz banal: Teil der 10 Gebote; kannte bereits die Fallstricke des Mammon. Die anderen abrahamitischen Religionen (Zinsverbot!) ebenso. Speziell aber JC wetterte ausgiebig seit Beginn seiner Mission dagegen, gipfelnd in der Aussage: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“.
    Was man in der rk-Kirche regelmäßig in solchen Skandalen zusammen liest, sind die Scherben der eigenen Aufstellung.

  • Micaela Riepe
    06.11.2015, 13:55 Uhr.

    Wie informativ und gleichzeitig segensreich illegale Mitschnitte von Franziskus-Statements sein können:

    „Das macht man in der einfachsten Firma so, und das müssen wir auch machen“, ruft der Papst und kündigt an, eine Sonderkommission von Rechnungsprüfern einzusetzen. Die Situation erinnere ihn an die dunklen Jahre der argentinischen Militärdiktatur und der desaparecidos, der Verschwundenen, als die argentinische Kirche ihr Geld in Banken anlegte, die es in die Waffenproduktion fließen ließen: „Augen auf bei der Veranlagung von Geldern, schaut auf Moral und Risiko, wenn es heißt: Hier gibt es hohe Zinsen, aber was soll’s … Verlasst euch nicht darauf! Wir brauchen hierfür geschulte Berater! … Außerdem kursiert das Gerücht, es gebe Parallelverwaltungen, Geld, das nicht in den Bilanzen auftaucht. Und es gibt Dikasterien, die Gelder auf eigene Rechnung privat verwalten. Die Kasse wird nicht ordnungsgemäß geführt, wir müssen die Kasse in Ordnung bringen!“ Mitte 2013

    http://www.zeit.de/2015/45/gianluigi-nuzzi-thriller-vatikan-enthuellung-sachbuch

    Wie es in seinem Herzen brennt! Gerade auch aufgrund seiner Erfahrungen während der argentinischen Militätdiktatur, das habe ich nicht gewusst. Die Herrschaften sollten sich warm anziehen.

    • Silvia
      06.11.2015, 17:08 Uhr.

      Papst Franziskus erinnert mich gerade an Jesus bei der Tempelreinigung.

      Da trifft ein hochanständiger und tatkräftiger Papst auf einen Augiasstall korrupter, geldgeiler Kurienmenschen und man darf gespannt sein, wie der machtkampf ausgehen wird.

      Ich hoffe zuversichtlich, dass Papst Franziskus siegen wird.

      Heimlich träume ich davon, dass ihm endlich die Geduld reißt und er voll des heiligen Zorns die Bande aus dem Vatikan wirft um dann mit der ganzen Kirche noch mal auf Anfang zu gehen.

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