Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Synode zu Ehe und Familie – Tag 11

Tag 11 der Synode hat mit einer Premiere und einem ungewöhnlichen Akt begonnen. Zum ersten Mal war Papst Franziskus nicht bei einer Plenumssitzung dabei, weil er seine Generalaudienz abhielt. Und dann begann er diese mit einer ungewöhnlichen Vergebungsbitte: „Ich bitte euch im Namen der Kirche um Vergebung für die Skandale, die sich in letzter Zeit in Rom und im Vatikan ereignet haben.“ Welche Skandale er konkret damit meinte, sagte er nicht. Zeitgleich präsentierten die 13 Sprachgruppen in der Synodenaula die Ergebnisse der Arbeiten zu Teil 2 des Arbeitspapiers. Dabei fiel der Beitrag der deutschsprachigen Gruppe auf. Einerseits durch seine besondere theologische Tiefe, zum anderen durch die Tatsache, dass der Bericht und alle Modi in der Gruppe einstimmig verabschiedet wurden. „Bedenken Sie, wer alles in der Gruppe ist“, so Kardinal Vincent Nichols beim Pressebriefing, in Anspielung auf die Tatsache, dass dort die Kardinäle Müller, Kasper, Marx, Koch und die (Erz)Bischöfe Bode, Koch zu einstimmigen gemeinsamen Aussagen kommen.

Papst Franziskus bitte um Vergebung. Vatikansprecher Lombardi stellte später klar, dass es um Skandale ging, die durch Kirchenvertreter ausgelöst wurden. Eine Verbindung zum Rücktritt des römischen Bürgermeisters Marino schloss er aus. (Quelle: ap)

Papst Franziskus bitte um Vergebung. Vatikansprecher Lombardi stellte später klar, dass es um Skandale ging, die durch Kirchenvertreter ausgelöst wurden. Ob es um den Brief der 13 Kardinäle zur Synode oder das spektakuläre Outing des polnischen Priesters Anfang Oktober ging, ließ er offen. Eine Verbindung zum Rücktritt des römischen Bürgermeisters Marino schloss Lombardi allerdings aus. (Quelle: ap)

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 10

Die Aufregung um den Brief von Kardinälen an den Papst legt sich nur langsam in Rom. Aber angesichts der zurückhaltenden Informationspolitik des Vatikans über die Synode, nehmen die Spekulationen über Inhalt und Zahl der Unterzeichner in der Berichterstattung breiten Raum ein. Kurienkardinal Gerhard L. Müller sprach am Dienstag von einer neuen „Vatileaks-Affäre“. Ob er selbst einen Brief unterschrieben hat, ließ er offen. Abt Jeremias Schröder sorgte beim Briefing im Pressesaal mit der Bemerkung für Aufsehen, dass aus seiner Sicht die Frage des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen auf lokaler Ebene zu lösen sei und keine weltkirchlich einheitliche Antwort gegeben werden müsse. Unterdessen hat die polnische Bischofskonferenz eine kleine Informationskampagne gestartet, um eine Änderung beim Thema wiederverheiratete Geschiedene zu verhindern. Schließlich wurde heute auch das Statement von Kardinal Robert Sarah bekannt, der mit einem ungeheuerlichen Nazi-Vergleich in der Synodenaula aufwartete.

Zwei deutsche Bischöfe und ein deutscher Kardinal - ein synodales Suchbild. (Quelle: ap)

Zwei deutsche Bischöfe und ein deutscher Kardinal – ein synodales Suchbild. (Quelle: ap)

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 9

Es sollte ein Scoop werden, und zerfiel im Verlaufe des Tages fast zu einer Ente – aber nur fast. Der italienische Vatikanist Sandro Magister berichtete am Morgen von einem Brief von 13 Kardinälen an den Papst, in dem diese scharfe Kritik an der Synode übten. Bis zum Abend dementierten bereits vier Kardinäle, die Magister als Unterzeichner angeführt hatte, ihre Beteiligung. Kardinal George Pell erklärte am Abend, dass es zwar einen Brief an den Papst gegeben habe, dieser aber bezüglich Inhalt und der Unterzeichner von dem abweiche, was Magister veröffentlicht habe. Beim Briefing ging es heute vor allem um die Statements zum 3. Teil des Arbeitspapiers, in dem auch die „heißen Eisen“ aufgelistet sind. In den ersten 44 Vorträgen ging es auch um wiederverheiratete Geschiedene, vielmehr aber noch um Ehevorbereitung und die Frage nach dem Verhältnis von Barmherzigkeit und Lehre. Die Synodenteilnehmer haben heute wieder die Arbeiten in den Sprachgruppen aufgenommen. Dabei zeigte sich, dass es der zweite Teil des Arbeitspapiers durchaus in sich hat. So wird etwa in der deutschsprachigen Gruppe heftig diskutiert – unter anderem steht die Frage im Raum, wie die nichtsakramentalen Beziehungen zu bewerten sind.

Undurchsichtiges Treiben am Rande der Synode. Manche Medien wollen offenbar den Verlauf beeinflussen. (Quelle: ap)

Undurchsichtiges Treiben am Rande der Synode. Manche Medien wollen offenbar den Verlauf beeinflussen. (Quelle: ap)

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 8

Am Ende der ersten Woche der 14. Ordentlichen Bischofssynode zu Ehe und Familie liegt eine angespannte Stimmung über Rom. Nach einem holprigen Start mit der Relatio von Kardinal Peter Erdö, die aus Sicht vieler Teilnehmer nicht den aktuellen Stand der Diskussion nach knapp zwei Jahre synodalen Wegs abbildete, wurde in den Sprachgruppen intensiv und sachlich gearbeitet. Dabei wurde deutlich, dass es sehr unterschiedliche Positionen, Erwartungen und Denkmuster gibt. Der große Eklat ist bisher ausgeblieben, sieht man von einzelnen teilweise mit großem Grummeln im Plenum zur Kenntnis genommenen Vorträgen in den Generalkongregationen ab. Dennoch vermag am Ende der ersten Woche niemand eindeutig zu sagen, wohin die Reise geht. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich eine große Zahl von Synodenteilnehmern die Position des Papstes zu Eigen machen und für die Kirche eine Haltung des Dialogs, der Wertschätzung und der Konzentration auf den konkreten einzelnen Menschen wünschen. Franziskus hat mit seiner unerwarteten Intervention am Dienstagmorgen gezeigt, dass er durchaus Willens ist, in den Verlauf der Synode einzugreifen, wenn aus seiner Sicht etwas schief läuft oder die Verwirrung, im konkreten Fall eher methodischer Art, zu groß wird.

Ein Drittel der Synode ist um. Jetzt geht es an die umstrittenen Themen. (Quelle: ap)

Ein Drittel der Synode ist um. Jetzt geht es an die umstrittenen Themen. (Quelle: ap)

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 7

Die heiße Phase der Synode beginnt. Heute wurden die ersten Statements zum 3. Teil des Arbeitspapiers gehalten. Darin geht es um die „heißen Eisen“ wie Ehen ohne Trauschein, wiederverheiratete Geschiedene und Homosexualität. Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte am Mittag nur, dass nach den ersten 12 Vorträgen zu Teil 3 „kleine Anfänge einer Debatte mit den bekannten unterschiedlichen Positionen“ erkennbar gewesen sei. Mehr Informationen gab es zunächst nicht. Insgesamt haben sich seit Freitagvormittag 89 Synodenväter geäußert. Schwerpunkte waren dabei die Ehevorbereitung sowie die Begleitung von Familien, das Verhältnis von Barmherzigkeit einerseits und Wahrheit bzw. Gerechtigkeit andererseits, die Unauflöslichkeit von Ehen sowie religionsverbindende Ehen.

Noch hält sich Papst Franziskus bedeckt - Nicht nur bei der Frage, was mit dem Abschlussdokument der Synode passiert. (Quelle: ap)

Noch hält sich Papst Franziskus bedeckt – nicht nur bei der Frage, was mit dem Abschlussdokument der Synode passiert. (Quelle: ap)

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 6

Eine positive Sprache, Kritik an einer zu westlichen Prägung des Arbeitspapiers und der Gender-Theorie sowie eine stärkere biblische Grundlegung. Das sind einige der Ergebnisse der Kleingruppenarbeit bei der Bischofssynode in dieser Woche, die heute im Plenum vorgestellt wurden. Interessant ist, dass mehrere Gruppen sich selbstkritische Töne im Abschlussdokument wünschen. „Wo trägt die Kirche Schuld an der Situation der Familie heute?“ lautet eine Frage aus der Spanisch-Gruppe, die von Kardinal Oscar Rodriguez-Maradiaga geleitet wird. Die französischsprachige Gruppe mit dem Moderator Kardinal Robert Sarah wünscht sich einen Eingriff des Lehramts, um mehr Kohärenz bei einigen Texten aus Theologie und Kanonistik zu erreichen, die aus ihrer Sicht nebeneinander zu stehen scheinen. 22 Seiten Gruppenergebnisse veröffentlichte das vatikanische Presseamt heute. Welche Änderungen die Synodalen allerdings konkret am Text des Arbeitspapiers wünschen, weiß nur die jeweilige Gruppe. Mehrere hundert Modi wurden bei der Redaktionsgruppe eingereicht, aber nicht publiziert. Und dann ist da die große Frage, ob Papst Franziskus vielleicht gar kein nachsynodales Schreiben veröffentlicht.

Noch ist nicht so ganz klar, wohin die Reise bei der Familiensynode geht. (Quelle: ap)

Noch ist nicht so ganz klar, wohin die Reise bei der Familiensynode geht. (Quelle: ap)

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 5

Afrika will bei der Synode nichts blockieren. Das erklärte der Erzbischof von Accra, Gabriel Charles Palmer-Buckle, heute beim täglichen Pressebriefing. Die afrikanischen Bischöfe seien in Rom, um ihre Anliegen vorzubringen und ihre Schätze in die Beratungen einzubringen. Palmer-Buckle wies zudem den Vorwurf zurück, die Bischöfe seines Heimatkontinents würden nichts gegen die Diskriminierung von Homosexuellen unternehmen. Unterdessen hat die Deutsche Bischofskonferenz das Statement von Erzbischof Heiner Koch veröffentlicht. Er hatte am Montag als erster Deutscher in Plenum gesprochen. Seine Themen: u.a. konfessionsverbindende Ehen, wiederverheiratete Geschiedene, Flüchtlinge, Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Sterbehilfe.

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 4

Heute haben die Synodalen den ganzen Tag in Kleingruppen gearbeitet. Daher gibt es wenig zu berichten. Denn über die konkreten Beratungen wird nicht informiert. Wie überhaupt nur dürftig und selektiv informiert wird. Deshalb gibt es auch viele Desinformation, Gerüchte und Spekulationen. Am deutlichsten wurde das heute, als ein Akzent der Papstansprache von gestern bekannt wurde, den Vatikansprecher Federico Lombardi gestern nicht mitgeteilt hatte. Franziskus hatte vor einer „konspirativen Hermeneutik“ gewarnt, die hinter allem eine „Verschwörung“ wittere. Vielmehr gehe es um ein echtes Unterscheidungsvermögen, um nicht in dem, was letztendlich nur die eigenen Ängste und Obsessionen seien, das Böse zu sehen. Warum veröffentlicht der Vatikan nicht einfach die Worte des Papstes? Dann herrscht Klarheit.

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 3

Da ist dem Papst doch glatt schon am ersten Tag die Hutschnur geplatzt. Nach der Relatio von Kardinal Peter Erdö und der ersten Stunde freier Diskussion gestern sah er sich heute Morgen genötigt, einige Dinge klarzustellen. Dabei gab es für mehrere Seiten ein Päckchen, doch eine Seite musste ganz besonders einstecken. Bis Dienstagnachmittag hatten insgesamt 72 Synodenväter gesprochen. Die Themenpalette war weit. Stark vertreten waren die Forderung nach einer neuen Sprache in der Kommunikation zwischen Kirche und Welt sowie die Probleme, die durch Flucht und Vertreibung für Familien entstehen. Am Nachmittag trafen sich die Sprachgruppen zum ersten Mal und wählten die Moderatoren sowie die Relatoren, die die Ergebnisse später im Plenum vortragen werden.

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Synode zu Ehe und Familie – Tag 2

Papst Franziskus hat zum Auftakt der Beratungen der Synode die Teilnehmer zu einer offenen und mutigen Debatte aufgefordert. Sie sollten ihre Vorurteile ablegen und aufeinander hören, mahnte das Kirchenoberhaupt. Das Glaubensgut sei kein Museum, das es zu betrachten oder zu bewahren gelte, sondern es sei „eine lebendige Quelle der Kirche“, die das „Lebensgut“ erleuchten solle. Nach dem Papst führte der Generalrelator der Synode, Kardinal Peter Erdö, in die Beratungen ein. Er fasste das Arbeitspapier zusammen und hob die aus seiner Sicht wichtigen Punkte hervor. Dabei ließ er klar erkennen, dass er zu den Vertretern gehört, die eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre strikt ablehnen. Der italienische Vatikanist und bekannte Papstkritiker Sandro Magister wertete die Rede Erdös als eine „kalte Dusche“ für die Reformwilligen. Als Generalrelator wirkt Erdö entscheidend am Abschlusspapier der Synode mit. Allerdings hat ihm Franziskus ein Redaktionsteam zur Seite gestellt, das eine zu große Einseitigkeit des Dokuments verhindern dürfte.

Das dürfte Premiere sein bei einer Bischofssynode. Aber wo Familie drauf steht, soll auch Familie drin sein. Allerdings überwiegen die Kleriker nach wir vor. Sie seien ja alle in einer Familie aufgewachsen, konterte Kardinal Vingt-Trois eine entsprechende Anfrage eines Journalisten. (Quelle: ap)

Das dürfte Premiere sein bei einer Bischofssynode. Aber wo Familie drauf steht, soll auch Familie drin sein. Allerdings überwiegen die Kleriker nach wie vor. Sie seien ja alle in einer Familie aufgewachsen, erklärte Kardinal Vingt-Trois auf die Frage eines Journalisten, ob dem größten Teil der Synodenteilnehmer nicht die Praxiserfahrung fehle. (Quelle: ap)

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