Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst verlängert Kinderschutzkommission

Die Päpstliche Kinderschutzkommission setzt ihre Arbeit fort. Am Wochenende benannte Papst Franziskus die 16 Mitglieder. Sieben Frauen und Männer arbeiten bereits seit 2014 in dem Gremium, neun Mitglieder sind neu. Darunter sind laut Vatikan auch Opfer sexuellen Missbrauchs. Allerdings hätten sie sich entschieden, das nicht öffentlich zu machen, heißt es in einer Erklärung der Kommission. Darin wird auch betont, dass die Hauptaufgabe darin bestehe, den Papst und die katholische Kirche bei der Prävention zu beraten, um künftig sexuellen Missbrauch im kirchlichen Kontext zu verhindern. Die Kommission wird erstmals im April in der neuen Zusammensetzung tagen. Dabei soll auch über die Einrichtung eines Opferbeirats diskutiert werden.

Der Papst im Kreise seiner Führungskräfte bei den traditionellen Fastenexerzitien zu Beginn der Österlichen Bußzeit.(Quelle: ap)

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Der historischer Schritt Benedikts XVI.

Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren, am 11. Februar 2013, hat Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angekündigt. Es war ein historischer Schritt, der das Papstamt in mehrfacher Hinsicht nachhaltig verändert hat. Zum einen ist ein Papstrücktritt nun nicht mehr tabu. Zum anderen hat er den Weg frei gemacht für einen neuen Papst, der das Papstamt auf seine ganz eigene Art prägt. Der spektakuläre Schritt Benedikts führte aber auch dazu, dass viele innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche für einen Moment die Luft anhielten und darüber nachzudenken begannen, was wohl schief gelaufen ist in diesem ältesten Global Player der Welt, dass sich ein Papst zu einem solch radikalen Schritt gezwungen sieht. Schließlich gibt es doch einen großen Apparat, der dem Kirchenoberhaupt helfen soll, sein Amt auszuüben. Hatte Benedikt XVI. das Vertrauen in diesen Apparat verloren? Oder waren die Gründe viel profaner: die Angst vor den Strapazen des bevorstehenden Weltjugendtags in Rio de Janeiro im Sommer 2013? Wie so oft liegt die Wahrheit wohl in der Mitte bzw. in einer Mischung aus verschiedenen Gründen.

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Frieden für den Nahen Osten

Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte. das dürften sich Papst Franziskus und seine Diplomaten gedacht haben, als sie das Geschenk für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ausgesucht haben: eine Medaille mit einem Friedensengel. Der Pontifex fügte dann doch noch eine kurze Erklärung an: „Das ist ein Friedensengel, der den Dämon des Krieges besiegt. Er ist Symbol einer Welt, die auf Frieden und Gerechtigkeit basiert.“ Das Gespräch der beiden dauerte mit 50 Minuten viel länger als geplant. Allerdings hatten Papst und Präsident auch Einiges zu besprechen. Äußerer Anlass war die Sorge beider um den Status von Jerusalem nach der einseitigen Anerkennung der Heiligen Stadt als Hauptstadt Israels durch die USA Anfang Dezember. Doch es ging um mehr. An vielen Stellen vertreten die beiden sehr unterschiedliche Positionen. Und dem Vernehmen nach wurden auch einige kritische Punkte angesprochen.

Geschenke gab es viele beim Treffen des türkischen Präsidenten Erdogan mit dem Papst gestern im Vatikan. (Quelle: ap)

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Papst Franziskus und Chile – ein Nachspiel

Papst Franziskus hat einen Vertrauten benannt, der in Chile mit Missbrauchsopfern über die Vorwürfe gegen Bischof Juan Barros Madrid sprechen soll. Dem Bischof von Orsono im Süden Chiles wird vorgeworfen, vor seiner Zeit als Bischof vom Missbrauch durch einen Priester erfahren zu haben und die Aufklärung behindert zu haben. Barros streitet das ab. Papst Franziskus hatte die Anschuldigungen während seines Besuchs in Chile vor knapp zwei Wochen zurückgewiesen und als Verleumdung bezeichnet. Bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückweg von Lateinamerika nach Rom Anfang letzter Woche entschuldigte er sich für seine Wortwahl, blieb aber in der Sache bei seiner Position. Die Kritik an seiner Haltung und an seinem Verhalten hielt daraufhin an.

Eine Pressekonferenz mit Folgen? Nun wollen Opfer mit dem vatikanischen Chefermittler über Bischof Barros sprechen. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst in Lateinamerika – Tag 7

Zum Abschluss seiner Lateinamerikareise hat Papst Franziskus noch einmal seine Vision der Kirche dargelegt. Beim Treffen mit den Bischöfen Perus stellte er diesen das Modell eines „Straßenbischofs“ vor. Es gehe darum, „die Bequemlichkeit des Bischofshauses“ zu verlassen. Er forderte ein „prophetisches Bischofsamt“, das sich nicht scheut, „die Missbräuche und Exzesse, die am Volk begangen wurden, anzuprangern“. Er ging mit gutem Beispiel voran und kritisierte beim großen Abschlussgottesdienst in Lima noch einmal die Korruption im Land scharf. Er bezeichnete sie als „schwere Sünde“, die letztendlich die Hoffnung des Volkes ersticke. Damit hatte Franziskus am letzten Tag noch einmal das Hauptanliegen seiner Reise deutlich gemacht: die Kirche muss sich verändern und sie muss eine prophetische Kirche sein. Seine Ansprachen haben über die beiden besuchten Länder hinaus Bedeutung; denn es geht darin um seine grundlegende Vision der katholischen Kirche im 21. Jahrhundert.

Zum Abschluss seiner 22. Auslandsreise feierte Papst Franziskus mit 1,3 Millionen Gläubigen in Lima einen Gottesdienst. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst in Lateinamerika – Tag 6

Heute war Papst Franziskus als Seelsorger unterwegs. In Trujillo im Norden Perus wollte er den Opfern des Küsten-El-Ninos Trost spenden und mit einer Papamobilfahrt in einem der am schwersten betroffenen Gebiet der Stadt demonstrativ zeigen, dass auch ein Jahr nach dem Ereignis wenig für den Wiederaufbau getan wurde. Bei einem Gottesdienst mit rund 200.000 Menschen am Pazifikstrand erinnerte Franziskus besonders an die, „die ihre Häuser bis heute nicht aufbauen konnten“. Er fügte hinzu: „Auch deswegen wollte ich hier sein und mit euch beten.“ Er kritisierte bei dem Gottesdienst scharf „das organisierte Verbrechen mit seinen Auftragsmorden“, die er als „andere Unwetter“ bezeichnete. Am Nachmittag forderte er die Lateinamerikaner auf, gegen die „Plage“ der Frauenmorde zu kämpfen. „Und es sind unzählige Situationen von Gewalt, die hinter so vielen Mauern totgeschwiegen werden.“ Er forderte eine entsprechende Gesetzgebung und eine „Kultur der Ablehnung jeder Form von Gewalt“. Beim Treffen mit dem Klerus und Ordensleuten mahnte er diese zu Demut in ihrer Haltung und zur Einheit. Allerdings garnierte der sichtlich gut gelaunte Papst seine Botschaft mit einer Reihe Anekdoten und damit wirkte das Ganze nicht sehr streng.

Die Menge bereitete Franziskus einen herzlichen Empfang. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst in Lateinamerika – Tag 5

Es dürfte der Hauptakzent für die Tage in Peru gewesen sein: die wenigen Stunden am Freitag im Amazonasgebiet. Viereinhalb Stunden war Papst Franziskus in Puerto Maoldonado. Bei den Menschen dort und in der gesamten Amazonasregion weckte er in dieser kurzen Zeit aber enorme Hoffnungen und zwar in mehrfacher Hinsicht. Er sprach ihnen Mut zu, ihre Anliegen weiter offensiv zu vertreten. Er machte deutlich, dass er dabei an ihrer Seite steht und sie aus seiner Sicht ein Recht haben, gehört zu werden; ja ein Recht an dem Land haben. „Liebt dieses Land, betrachtet es als eures“, rief er ihnen zu. Zurück in Lima zeigte Franziskus beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft, dass er es ernst meint. Er forderte, „die Menschen und Völker vor Ort als vollwertige Gesprächspartner zu hören, anzuerkennen und zu respektieren“. Der Papst will, dass Politik und Wirtschaft den Indigenen auf Augenhöhe begegnen. Anders als sonst wurde Franziskus beim Treffen mit den Vertretern der Zivilgesellschaft sehr deutlich und prangerte die Korruption scharf an. Präsident Pedro Pablo Kuczynski applaudierte zwar; doch gerade auch seiner Regierung galt die scharfe Kritik. Von den mehreren tausend Menschen, die vor dem Präsidentenpalast ausharrten, wurden die Worte des Papstes mit viel Beifall unterstützt.

Papst Franziskus im Kreis der Stammesführer verschiedener indigener Völker. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst in Lateinamerika – Tag 4

Mit dem Papst in der Wüste. Das gibt es selten. Mit dem Papst eine fliegende kirchliche Trauung zu erleben, das gab es bisher nur einmal, heute auf dem Weg von Santiago de Chile nach Iquique im Norden des Landes. Am vierten Tag seiner Lateinamerikareise ging Papst Franziskus einmal mehr an die Ränder. Iquique liegt am Rande der Atacama, der trockensten Wüste der Welt. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Franziskus zwei Themen: Migration und Freude. Viel Freude gab es zuvor auf dem zweistündigen Flug. Der Papst traute spontan zwei Flugbegleiter, die bereits seit acht Jahren zivil verheiratet sind. Am Rande des Gottesdienstes in Iquique äußerte sich der Papst zum umstrittenen Bischof von Orsono, Juan Barros Madrid. Wenn man ihm einen Beleg für die Anschuldigungen vorlege, werde er sich dazu äußern. Es gebe aber keinen einzigen Beweis. „Das ist alles Verleumdung.“ Klare Worte, die in Chile sicherlich auf Kritik stoßen werden. Am Abend traf Franziskus in Lima ein und wurde von den Menschen in Perus Hauptstadt begeistert empfangen.

Die Messe fand direkt am Übergang der Wüste zum Meer statt. Hinter dem Altar sind es nur wenige hundert Meter bis zum Pazifik. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst in Lateinamerika – Tag 3

Es war der Tag der Mapuche bei dieser 22. Auslandsreise von Papst Franziskus. Am Morgen feierte er in Temuco, im angestammten Gebiet der Mapuche, einen Gottesdienst. Dabei machte er sich erneut für die Rechte der indigenen Völker stark, verurteilte aber zugleich Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele scharf. Beim Gottesdienst waren wiederholt Klänge aus der Tradition der Indigenen zu hören. Auffallend war, dass auf dem Platz, der 400.000 Menschen fassen konnte, nach offiziellen Angaben nur 150.000 Gläubige den Gottesdienst mitfeierten. Die hunderttausende Argentinier, von denen im Vorfeld in Medienberichten die Rede war, suchte man vergeblich. In seiner Predigt erwies Franziskus den Chilenen die Ehre, die während der Pinochet-Diktatur gefoltert oder getötet worden waren. Das Gebiet, in dem der Gottesdienst stattfand, ein Militärflugplatz, sei „der Ort schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen“, sagte der Papst. Beim Besuch der Katholischen Universität von Chile rief er am Abend einmal mehr zur Einheit im Land auf.

Papst Franziskus beim Mittagessen in Temuco. (Quelle: SPC)

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Der Papst in Lateinamerika – Tag 2

„Das Volk Gottes erwartet und braucht keine Superhelden, es hofft auf Hirten und Gottgeweihte, die Mitleid haben, die zu helfen wissen, die sich Zeit nehmen für diejenigen, die gefallen sind.“ Das ist die Botschaft von Papst Franziskus an den Klerus und die Ordensleute in Chile. Seine Rede in der Kathedrale von Santiago de Chile am Nachmittag war programmatisch und grundsätzlich und gilt wohl über Chile hinaus. Er zeichnete ein Bild des Seelsorgers, der die Realität wahrnimmt und sich nicht wehmütig in einem Bild längst vergangener, vermeintlich besserer Zeit einschließt. Scharf wies er anschließend gegenüber den Bischöfen ein Elitedenken von Seiten der Kirche zurück. Gleich zweimal sprach er am ersten Tag in Chile den Missbrauchsskandal an. Zum Auftakt seines Besuchs schloss er sich beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatischem Corps der Entschuldigungsbitte der chilenischen Bischöfe an. Er komme „nicht umhin, den Schmerz und die Scham zum Ausdruck zu bringen, die ich angesichts des nicht wieder gutzumachenden Schadens empfinde, der Kindern von Geistlichen der Kirche zugefügt worden ist“. Es sei recht, „um Verzeihung zu bitten und mit allen Kräften die Opfer zu unterstützen“. Den politischen Termin nutzte er auch, um sich für die „autochthonen Völker“ stark zu machen. „Ihre Rechte müssen beachtet und ihre Kultur geschützt werden, damit nicht ein Teil der Identität und des Reichtums dieser Nation verloren geht“, mahnte der Pontifex. Nach innen fand Franziskus einmal mehr eine deutliche Sprache. Seine Worte zum Thema Missbrauch und Indigene dürften vielen sicherlich nicht weit genug gegangen sein. Immerhin traf er sich am Dienstagnachmittag Ortszeit mit einer kleinen Gruppe von Missbrauchsopfern durch Kleriker. Der Vatikan teilte am Abend nur mit, dass das Treffen in der Nuntiatur etwas über eine halbe Stunde gedauert habe. Außer dem Papst und den Opfern sei niemand anwesend gewesen.

Die „Vielfalt der kulturellen Polyphonie“ gilt es zu wahren, mahnte Papst Franziskus vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft. (Quelle: Erbacher)

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