Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

USA: Missbrauch systematisch vertuscht

Es ist ein erschütternder Bericht, den eine staatliche „Grand Jury“ im US-Bundesstaat Pennsylvania an diesem Dienstag vorgestellt hat. Auf über 1300 Seiten sammelte sie Informationen über Missbrauchsfälle, die in den vergangenen 70 Jahren in sechs der acht katholischen Diözesen des Bundesstaats begangen wurden. 301 Täter werden aufgelistet, mehr als 1000 Opfer sind bisher bekannt. Der Bericht macht deutlich, wie die Taten durch Verantwortliche in der Kirche gedeckt und verschwiegen wurden. Die Autoren stellen allerdings auch fest, dass sich in den vergangenen 15 Jahren in der katholischen Kirche der USA vieles verändert habe und die kirchlichen Stellen mit der Jury aktiv kooperiert hätten. Dennoch erhöht der Bericht den Druck auf die Kirche, schonungslos die Fälle der Vergangenheit aufzuarbeiten und vor allem auch die Kirchenoberen, inklusive der Bischöfe und Kardinäle, die eine „Kultur des Vertuschens“ mitgetragen haben, zur Verantwortung zu ziehen. Einmal mehr richtet sich der Blick auch nach Rom. Mit der Entlassung des ehemaligen Erzbischofs von Washington, Theodore McCarrick, aus dem Kardinalsstand allein, ist das Problem nicht gelöst.

Generalstaatsanwalt Josh Shapiro stellte die bisherigen Ermittlungsergebnisse der Grand Jury vor. (Quelle: dpa)

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Todesstrafe – Papst ändert Katechismus

Nun ist es offiziell: Die katholische Kirche lehnt die Todesstrafe ab. Papst Franziskus verfügte eine entsprechende Änderung des Katechismus der Katholischen Kirche. Zur Begründung heißt es in Abschnitt 2267, dass „die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt“. Diese Qualifizierung ist ein Zitat aus einer Rede von Papst Franziskus zum 25-Jahr-Jubiläum der Veröffentlichung des Katechismus im vergangenen Oktober. Damals hatte der Pontifex angekündigt, dass er eine entsprechende Änderung veranlassen werde. Bisher war dort zu lesen, dass „die überlieferte Lehre der Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht ausschließt“, wenn „die Identität und die Verantwortung des Schuldigen mit ganzer Sicherheit feststehen“ und „wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen“. Schon im Oktober 2017 hatte der Papst aber darauf verwiesen, dass diese Position nicht tragbar sei, „weil sie die Unverletzlichkeit und Würde der Person angreift“. Entsprechend wird das Verbot der Todesstrafe jetzt auch in der neu gefassten Version des Abschnitts 2267 des Katechismus begründet. Der Vorgang zeigt, dass sich die Position der katholischen Kirche weiterentwickeln kann und kein starres Gefüge ist. Zudem geht die katholische Kirche damit ganz offiziell nun auch in diesem Punkt in Opposition zu Staaten wie den USA oder China, in denen die Todesstrafe praktiziert wird.

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Wenn ein Kardinal zurücktritt

Dass ein Kardinal aus dem Kardinalskollegium fliegt, ist bisher höchst selten vorgekommen. Ob sich das nun ändert? Seit vergangenem Samstag ist der emeritierte Erzbischof von Washington nicht mehr Mitglied des „Senats“ der katholischen Kirche. Theodore McCarrick wird beschuldigt, zwischen 1970 und 1990 junge Priesteramtskandidaten zu sexuellen Handlungen verführt und auch mindestens zwei Minderjährige missbraucht zu haben. Gestern nahm Papst Franziskus auch den Rücktritt des australischen Erzbischofs Philip Wilson an. Der war Anfang Juli zu zwölf Monaten Haft verurteilt worden, weil er Missbrauchsvorwürfe gegen einen anderen Geistlichen vertuscht haben soll. Wilson hatte zunächst einen Rücktritt mit dem Hinweis angelehnt, dass er in Berufung gehen wolle. Jetzt musste er doch gehen. Vor wenigen Tagen erst hatte der Vorsitzende der päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean O’Malley, ein entschiedeneres Vorgehen gegen Missbrauchsfälle gefordert, an denen Bischöfe und Kardinäle beteiligt sind. Sind das erste Konsequenzen?

Auf dem Petersplatz sind schon die Vorboten der Internationalen Ministrantenwallfahrt zu sehen. Das wird ein buntes Fest in diesen Tagen in Rom. Doch hinter den Mauern des Vatikans wird um den richtigen Kurs bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals gerungen. (Quelle: ap)

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50 Jahre Humanae vitae

Sie gehört zu den umstrittensten Dokumenten der katholischen Kirche, die Enzyklika „Humanae vitae, über die Weitergabe des Lebens“ von Papst Paul VI., die am 25. Juli 1968 veröffentlicht wurde. Zum 50-Jahr-Jubiläum befürchteten konservative Kreise in der katholischen Kirche, Papst Franziskus könnte vom strikten Verbot künstlicher Empfängnisregelung abrücken. Doch der amtierende Pontifex lies den Jahrestag ohne eigene Akzente verstreichen. Er bezeichnete das Schreiben seines Vorgängers zwar wiederholt als „prophetisch“. Doch konkrete Äußerungen zu der umstrittenen Frage der Empfängnisregelung hat er sich bisher weitestgehend verkniffen. In seinem großen Lehrschreiben Amoris laetitia über Ehe und Familie schreibt er, „es gilt, die Botschaft der Enzyklika ‚Humanae vitae‘ Papst Pauls VI. wiederzuentdecken, die hervorhebt, dass bei der moralischen Bewertung der Methoden der Geburtenregelung die Würde der Person respektiert werden muss“. Er wiederholt das Verbot seines Vorgängers nicht und verschiebt den Akzent. Die Formulierung lässt verschiedene Interpretationen zu.

Auch bei einer seiner fliegenden Pressekonferenzen hatte Papst Franziskus einmal über „verantwortliche Elterschaft“ gesprochen, als er auf dem Rückflug von den Philippinen im Januar 2015 feststellte, dass sich Katholiken nicht „wie Karnickel“ vermehren müssten. (Quelle: dpa)

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Kirchenaustritte auf hohem Niveau

Jedes Jahr im Sommer veröffentlichen die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland ihre Statistikzahlen. Seit Jahren ist das Ergebnis eher deprimierend. Denn die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland schrumpfen weiter. Auch 2017 sind die Mitgliederzahlen gesunken – bei den evangelischen Landeskirchen mit 390.000 mehr noch als bei der katholischen Kirche mit 270.000 Mitgliedern weniger. In beiden Kirchen sind die Austrittszahlen gegenüber dem Vorjahr wieder leicht gestiegen. Aus der katholischen Kirche sind rund 168.000 Mitglieder ausgetreten (2016: 162.000), aus den evangelischen Landeskirchen rund 200.000. Die Kirchen führen die Entwicklung vor allem auf den demografischen Wandel zurück. Doch alleine damit dürften sich die hohen Austrittszahlen nicht begründen lassen.

Beim Abschlussgottesdienst des Katholikentags in Münster Mitte Mai war der Platz gut gefüllt. In den Gemeindegottesdiensten hingegen sieht es meist anders aus. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist 2017 weiter gesunken auf 9,8 Prozent. 2016 waren es noch 10,2 Prozent der Katholiken, die regelmäßig am Gottesdienst teilnahmen, 2010 sogar 12,6 Prozent. (Foto: dpa)

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Erster Laie Vatikanminister

Es ist schon eine kleine Revolution, die sich da in diesen Tagen im Vatikan vollzieht. Zum ersten Mal wird ein Laie Chef eines Dikasteriums der Römischen Kurie. Papst Franziskus hat an diesem Donnerstag Paolo Ruffini zum Präfekten des Dikasteriums für Kommunikation ernannt. Er ist kein Kardinal, kein Erzbischof, nicht einmal Priester, sondern Ehemann. Ruffini leitet das nach Mitarbeitern größte Dikasterium der Kurie. Dem Prinzip nach handelt er auf Augenhöhe mit den Präfekten – Kardinälen und Erzbischöfen – der anderen Dikasterien, Kongregationen und Päpstlichen Räte. Ob das in der Praxis auch so sein wird, muss sich erst noch erweisen. Es ist ein mutiges Signal, das Franziskus mit der Personalie aussendet, das aber längst überfällig war.

Papst Franziskus im Kreis der Journalisten im Papstflieger. Ab Herbst wird hier auch der neue Medienminister mit dabei sein. (Quelle: Erbacher)

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Abschied

Nach 33 Jahren in der Redaktion „Kirche und Leben katholisch“ beginne ich einen neuen Lebensabschnitt als Rentnerin. Das kirchliche Leben in Deutschland und der Vatikan waren immer spannend und ich werde beides nach wie vor verfolgen. Dennoch verabschiede ich mich aus diesem Blog und danke allen, die sich mit konstruktiven Beiträgen an den Diskussionen beteiligt haben. Bleiben Sie dem ZDF gewogen.

Ihre Michaela Pilters

 

Franziskus und der Kommunionstreit

Nun hat sich Papst Franziskus also doch selbst öffentlich zur Diskussion um die Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz zum Kommunionempfang von nichtkatholischen Ehepartnern in konfessionsverschiedenen Ehen geäußert. Auch wenn seine Antwort bei der fliegenden Pressekonferenz am Donnerstagabend nicht alle Fragen klärt, sind doch klare Tendenzen zu erkennen. Gleich zweimal bezeichnete er die Studien, die dem Papier zugrunde liegen als „gut gemacht“. Er verteidigt das Anliegen, das die große Mehrheit der Bischöfe mit dem Papier verbindet, in Ausnahmesituationen einen Kommunionempfang zuzulassen, gegen die Kritik vor allem aus konservativen Kreisen, am Ende würden alle zugelassen. „Es ist ein restriktives Dokument. Es war nicht ‚öffnen für alle‘, nein.“ Zuvor hatte er bereits klargestellt: „Was die Bischöfe wollten, ist, mit Klarheit zu sagen, was im Kodex steht.“ Unklar ist nach der Pressekonferenz allerdings weiterhin, wie es weitergeht. Während die Worte des Papstes nahelegen könnten, als wären weiter die deutschen Bischöfe am Zug, ist es auch Fakt, dass drei vatikanische Dikasterien, in enger Abstimmung untereinander, an einem Papier in der Frage arbeiten.

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Papst zu Gast im „protestantischen Rom“

Mit seinem Besuch beim Weltkirchenrat in Genf wollte Papst Franziskus der ökumenischen Bewegung neuen Schwung verleihen. Anlass der Visite war der 70. Jahrestag der Gründung des Weltkirchenrats 1948, der in Genf seinen Sitz hat. Es war kein Tag euphorischer ökumenischer Töne. Vielmehr ging es darum zu unterstreichen, dass im alltäglichen Miteinander der Konfessionen bereits viel möglich ist und in dieser praktischen Ökumene bereits ein großer Gewinn liegt. Die Theologie spielte heute keine Rolle. Es war ein christliches Spitzentreffen, denn Weltkirchenrat und katholische Kirche vertreten zusammen knapp 90 Prozent der weltweit 2,3 Milliarden Christen. Der Generalsekretär des Weltkirchenrats Olav Fykse Tveit sprach von einem „Meilenstein in den Beziehungen der Kirchen untereinander“. Im Mittelpunkt vieler Ansprachen standen Themen der Gerechtigkeit und des Friedens. Franziskus prangerte die wachsende wirtschaftliche Ungerechtigkeit an. Nach Für Tveit geht von dem Tag ein Hoffnungssignal aus, „Weil wir wissen, dass wir für all jene, die in Not sind, mehr tun können, wenn wir zusammenarbeiten.“

„Das ist eine Reise in Richtung Einheit“, so Papst Franziskus heute Morgen auf dem Weg nach Genf. (Quelle: dpa)

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