Papst Franziskus hat mit einer Grundsatzrede den Kinderschutzgipfel im Vatikan beendet. Damit hat er heftige Diskussionen ausgelöst. Denn einerseits bekräftigt er die harte Linie der katholischen Kirche beim Kampf gegen Missbrauch und betont, dass die Kirche an der Seite der Opfer stehen muss. Doch wenn es um die Frage nach konkreten Maßnahmen oder Konsequenzen nach den Beratungen der vergangenen drei Tage geht, bleibt er vage. Franziskus anerkennt, dass „die Unmenschlichkeit dieses Phänomens auf weltweiter Ebene in der Kirche noch schwerwiegender und skandalöser wird, weil es im Gegensatz zu ihrer moralischen Autorität und ihrer ethischen Glaubwürdigkeit steht“. Zugleich spricht er in weiten Teilen über den Missbrauch als gesamtgesellschaftliches Problem. Die Zahlen und Fakten, die er dabei bietet sind sicherlich zutreffend und ein Skandal; doch muss er sich die Frage gefallen lassen, ob der Abschluss der Kinderschutz-Tagung im Vatikan der richtige Ort dafür war. Zumal Franziskus zu Beginn der Tagung daran erinnert hatte, dass die Welt von der Kirche „nicht einfache und verständliche Verurteilungen, sondern konkrete und wirksame Maßnahmen“ erwarte.

Der Abschlussgottesdienst für den Kinderschutzgipfel fand in der Sala Regia statt – ein ungewöhnlicher Ort für eine Liturgie. (Quelle: dpa)
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Die katholische Weltkirche hat ihr Versagen beim Umgang mit sexuellem Missbrauch eingestanden. Bei einer Bußfeier im Vatikan haben die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen aus der ganzen Welt zusammen mit dem Papst erklärt, dass die Kirche Täter geschützt und Opfer zum Schweigen gezwungen habe. „Wir bekennen, dass Bischöfe, Priester, Diakone und Ordensleute in der Kirche Verbrechen an Kindern und Jugendlichen begangen haben und dass wir es nicht geschafft haben, die zu beschützen, die unsere besondere Sorge bedurft hätten.“ Der Gottesdienst war einer der Höhepunkte des viertägigen Treffens. Allerdings verwundert es, dass die Liturgie nicht im Petersdom oder einer Kapelle im Vatikan, etwa der Sixtinischen Kapelle, stattfand, sondern in der Sala Regia, in der normalerweise keine liturgischen Zeremonien abgehalten wurden. Zuvor hatten die rund 190 Teilnehmer über konkrete Vorschläge diskutiert, wie etwa die Einrichtung einer Verwaltungsgerichtsbarkeit in der katholischen Kirche, Verfahren gegen Bischöfe, die vertuscht oder die Aufarbeitung verschleppt haben, sowie die stärkere Beteiligung der Laien bei der Kontrolle von Klerikern.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz Ghanas, Erbischof Philip Naameh, predigte bei der Bußfeier über das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Er fragte, ob die Bischöfe nicht eigentlich die verlorenen Söhne seien. (Quelle: Erbacher)
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Papst Franziskus hat zum Auftakt des Anti-Missbrauchstreffens im Vatikan deutlich gemacht, dass er konkrete Ergebnisse erwartet. „Einfache und selbstverständliche Verurteilungen“ reichten nicht aus, erklärte Franziskus. Die Welt erwarte „konkrete und wirksame Maßnahmen“. Er hat den 190 Teilnehmern gleich eine Liste von 21 Punkten vorgelegt, die als Ausgang für die Diskussionen bei dem viertägigen Treffen dienen soll. Darin geht es etwa um die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen und die Erarbeitung von Verfahren bei Anklagen gegen Bischöfe. Schon am ersten Tag wird deutlich, dass die Erwartungen selbst unter den Teilnehmern sehr unterschiedlich sind. Während der Vatikan erreichen möchte, dass endlich alle Bischofskonferenzen den Ernst der Lage erkennen, wollen viele Teilnehmer bereits über weitergehende Reformen sprechen etwa beim Zölibat oder der Verteilung von Macht in der katholischen Kirche. Kritik kommt von den Betroffenen. Unter anderem weil bisher kein Treffen des Papstes mit ihnen am Rande des Gipfels geplant ist.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erhofft sich von dem Treffen in Rom, „dass alle Bischöfe der Weltkirche begreifen, dass wir uns dem stellen müssen“. (Quelle: Erbacher) Weiterlesen …
Das nächste Tabu ist gefallen. Papst Franziskus räumte heute ein, dass es in der katholischen Kirche Missbrauch von Ordensfrauen durch Priester und Bischöfe gegeben habe und gibt. Im Vatikan arbeite man an dem Thema, so Franziskus am Nachmittag bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückweg von Abu Dhabi nach Rom. Allerdings ließe es sich nicht von einem Tag auf den anderen abstellen. Es seien schon Kleriker suspendiert worden. Benedikt XVI. habe bereits begonnen, sich des Problems anzunehmen und habe eine Frauengemeinschaft aufgelöst, in der Missbrauch von Frauen „einen gewissen“ Umfang erreicht habe. Franziskus sprach in diesem Kontext von „Sklaverei bis hin zu sexueller Sklaverei durch die Kleriker oder den Gründer“. Bereits am vergangenen Freitag prangerte das Frauenmagazin der vatikanischen Tageszeitung L’Osservatore Romano den Missbrauch von Ordensfrauen öffentlich an. Damit packen der Papst und seine engsten Mitarbeiter ein weiteres dunkles Kapitel der jüngeren Kirchengeschichte an.

Am Morgen feierte Franziskus mit mehr als 130.000 Gläubigen den bisher größten öffentlichen Gottesdienst auf der arabischen Halbinsel. (Quelle: reuters)
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Papst Franziskus hat beim ersten Besuch eines Papstes auf der arabischen Halbinsel zum Einsatz der Religionen für den Frieden, für Toleranz und die Einhaltung der Religionsfreiheit aufgerufen. „Alle haben die gleiche Würde“, betonte Franziskus vor rund 700 Vertretern unterschiedlicher Religionen. Er warb für religiöse Pluralität und mahnte: „Man kann nicht Brüderlichkeit verkünden und dann entgegengesetzt handeln.“ Gemeinsam mit dem Großscheich der Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, von Kairo unterzeichnete der Papst eine Erklärung, in der jeglicher Gewalt im Namen von Religion eine Absage erteilt wird: „Entschieden erklären wir, dass Religionen niemals Krieg, Hass, Feindseligkeit und Extremismus anregen dürfen. Sie dürfen auch nicht zu Gewalt oder Blutvergießen anstacheln.“ Franziskus forderte ein Ende der Kriege im Jemen, Syrien und anderen Ländern der Region. Er kritisierte die „Logik bewaffneter Macht“. Franziskus wörtlich: „Das Wettrüsten, die Ausweitung der eigenen Einflussbereiche und eine aggressive Politik zum Nachteil anderer werden nie Stabilität bringen. Krieg schafft nichts als Elend, Waffen nichts als Tod!“

Papst und Großscheich unterschreiben eine gemeinsame Erklärung zum Dialog. (Quelle: dpa)
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Turbulent wie im Pontifikat von Papst Franziskus ging es heute Nacht auch auf dem Rückweg von Panama-Stadt nach Rom zu. Der Flieger wurde kräftig durchgeschüttelt. Doch bevor die Turbulenzen begannen, nahm sich Papst Franziskus rund 50 Minuten Zeit für die traditionelle Pressekonferenz. Es ging um den Pflichtzölibat und mögliche Ausnahmen, um Abtreibung, Sexualerziehung und den Missbrauchsgipfel Ende Februar. Hier schraubte der Papst die Erwartungen mächtig nach unten. Besorgt zeigte sich Franziskus über die Situation in Venezuela. Das Blutvergießen mache ihm Angst. „Das Blut ist keine Lösung“, so Franziskus.
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Mit einem Appell des Papstes an die Jugendlichen, Gegenwart und Zukunft aktiv mitzugestalten, ist der katholische Weltjugendtag in Panama zu Ende gegangen. Franziskus warnte beim Abschlussgottesdienst davor, „das Wort Gottes zähmen zu wollen“. Er zeigte sich überzeugt, dass das Evangelium auch heute „zu konkretem Leben werden will“, die Menschen dies aber oft verhindern wollten. „Wir ziehen einen Gott auf Distanz vor: schön, gut, großzügig, aber fern, so dass er nicht unbequem wird“, kritisierte Franziskus. „Weil ein naher Gott im Alltag, der Freund und Bruder ist“, Nähe und Geschwisterlichkeit verlange. Beim Besuch in einem Zentrum für HIV-Aids-Patienten mahnte Franziskus, „auch Gleichgültigkeit verletzt und tötet“. Beobachter werteten das als Reaktion auf die Ausgrenzung, die Infizierte in vielen Ländern der Region erfahren. Allerdings sprach der Papst die Stigmatisierung nicht direkt an. Der nächste internationale katholische Weltjugendtag wird 2022 in Lissabon stattfinden. Für Franziskus und die katholische Kirche werden es bis dahin drei unruhige Jahre werden, denn der radikale Kurswechsel, den der Papst seiner Kirche verordnen will und von dem er auch in Panama immer wieder gesprochen hat, sorgt für Diskussionen und Gegenwind.

Nach dem Weltjugendtag ist vor dem Weltjugendtag. Die Ausrichter des nächsten Großereignisses präsentierten gleich im Anschluss an die Abschlussmesse ihre Pläne für 2022. (Quelle: Erbacher)
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Mit der Vigil am Samstagabend hat der Weltjugendtag in Panama seinen Höhepunkt erreicht. Papst Franziskus ermutigte die Jugendlichen, „keine Angst zu haben, das Leben so zu nehmen, wie es kommt“. Er warb für eine Kultur der Achtsamkeit. Jedes Leben sei lebenswert und in jedem Leben stecke eine Verheißung, so der Papst. Schwierig werde es, wenn Menschen „ohne Arbeit, ohne Bildung, ohne Gemeinschaft, ohne Familie“ seien. Dann drohe das Leben zu entwurzeln und auszutrocknen. „Nur die Liebe macht uns menschlicher und erfüllter, alles andere sind wohlschmeckende, aber leer Placebos“, rief Franziskus den mehreren hunderttausend Jugendlichen zu. Beim Treffen mit Klerikern und Ordensleuten am Morgen konstatierte Franziskus eine „Hoffnungsmüdigkeit“ in der Kirche in Panama. Indirekt kam er erneut auf den Missbrauchsskandal zu sprechen. Er erklärte, dass es den Mut brauche, „sich reinigen zu lassen“ und den „authentischen Teil unserer ursprünglichen Charismen wiederzugewinnen“. Auch wenn Letzteres nicht nur auf den Missbrauchsskandal bezogen sein dürfte, können diese Zeilen im aktuellen Kontext so gelesen werden. Auch beim Mittagessen des Papstes mit zehn Jugendlichen aus verschiedenen Ländern war der Missbrauch Thema. Die Jugendliche aus den USA hatte den Papst darauf angesprochen.

Die Vigil ist traditionell der stimmungsvollste Moment des Weltjugendtags. (Quelle: Erbacher)
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Mauern und Brücken – die beiden Motive rücken immer stärker ins inhaltliche Zentrum dieser Reise von Papst Franziskus. Beim Besuch in einem Jugendgefängnis warnte er am Freitagmorgen vor einer Haltung, die „unsichtbare Mauern errichtet, die einen glauben machen, dass durch Ausgrenzung, Trennung und Isolierung alle Probleme auf magische Weise zu lösen sind“. Er warnte vor einer Stigmatisierung von Menschen. Bereits bei der Willkommensfeier am Donnerstagabend hatte der Pontifex die Jugendlichen dazu aufgerufen, Brücken statt Mauern zu bauen. Er warnte vor „diesen Erbauern von Mauern, die, indem sie Angst säen, Menschen zu spalten versuchen“. Damit ist der Kern dessen getroffen, was die katholische Kirche mit der Veranstaltung Weltjugendtag erreichen möchte. Es geht darum, Mauern, Vorurteile abzutragen und Brücken zu bauen in der jungen Generation. Beim traditionellen Kreuzweg am Freitagabend waren die zahlreichen Formen von Ausbeutung, Gewalt und Ausgrenzung Thema. Erstmals sprach der Papst bei dieser Gelegenheit auch das Thema Missbrauch an.

Am Abend betete der Papst mit 400.000 Jugendlichen, so die offiziellen Zahlen, den traditionellen Kreuzweg. (Quelle: Erbacher)
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Leben und Wirken des heiligen Oscar Romero müssen zur DNA der Kirche werden. Mit dieser Botschaft ist Papst Franziskus inhaltlich in seine 26. Auslandsreise gestartet. Das gleicht einer kleinen Revolution. Romero war über Jahrzehnte ein rotes Tuch – für viele im Vatikan und die konservativen Kräfte in Mittel- und Südamerika. Jetzt wird er zur Ikone für das Bild eines Bischofs im 21. Jahrhundert. Beim Treffen mit den Bischöfen Mittelamerikas sprach der Papst von Oscar Romero als einer der „prophetischen Früchte der Kirche in Mittelamerika“. Die Begegnung mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatischem Korps nutzt er, um Korruption und den Ausschluss von bestimmten Gruppen vom gesellschaftlichen Diskurs zu kritisieren. Er mahnte zu mehr Transparenz, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Die Jugendlichen aus aller Welt ermutigte Franziskus am Abend bei der Willkommensfeier, Unterschiede als etwas Positives zu sehen. „Mit euren Gesten und eurem Verhalten, mit euren Blicken, Wünschen und vor allem mit eurer Sensibilität widerlegt und entschärft ihr all jene Reden, die darauf bedacht sind, Spaltung hervorzurufen und die mit aller Kraft diejenigen ausschließen und vertreiben wollen, die ‚nicht wie wir sind‘.“

Erzbischof Oscar Romero ist beim Weltjugendtag in Panama überall präsent. (Quelle: Erbacher)
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