Papst in Rumänien – Tag 2
Den zweiten Tag seines Besuchs in Rumänien hat Franziskus genutzt, um gegen nationalistische Tendenzen und für „gelebte Brüderlichkeit“ unter den verschiedenen Traditionen und Kulturen im Land zu werben. Bei einem Gottesdienst am Heiligtum von Sumuleu-Ciuc in den Ostkarpaten mahnte er, „keine Furcht davor zu haben, uns zu vermischen, einander zu begegnen und zu helfen“. Am Nachmittag rief er bei einer Begegnung mit Jugendlichen und Familien nochmals zum Miteinander der Generationen und Volksgruppen auf. Das „Schlimmste“ sei, wenn Menschen keine Wege mehr zueinander fänden und „wenn wir mehr Schützengräben als Straßen sehen“, mahnte Franziskus. „Wir gehören einander, und das persönliche Glück kommt daher, dass man die anderen glücklich macht. Alles Übrige sind Märchen.“
Brückenbauer zwischen Kulturen und Traditionen
Das Marienheiligtum von Sumuleu-Ciuc liegt in einer Region, in der die ethnischen Ungarn dominieren. Sie sind die größte Minderheit in Rumänien. In den letzten Jahren gibt es eine Tendenz, den Wallfahrtsort zu nutzen, um einen ungarischen Nationalismus gegenüber Rumänien zu demonstrieren. Die Regierung in Bukarest sieht das mit Sorge. Umso eindringlicher der Appell des Papstes heute in seiner kurzen Predigt, dass der Wallfahrtsort „zugleich die rumänische wie die ungarische Tradition“ ehre. Das Volk Gottes sei „ein Volk“, „dessen Reichtum seine tausend Gesichter, tausend Kulturen, Sprachen und Traditionen sind“, erinnerte der Papst die Gläubigen.
Er mahnte, man solle sich die „gelebte Brüderlichkeit“ nicht „durch das Gerede und die Verwundungen, die Spaltung und Zersplitterung hervorrufen“, rauben lassen. „Die verwickelten und traurigen Geschichten der Vergangenheit“ sollten nicht vergessen oder geleugnet werden, erklärte Franziskus, „aber sie dürfen auch kein Hindernis oder Argument dafür sein, das ersehnte brüderliche Zusammenleben zu verhindern“. Vielmehr sollten die Gläubigen der verschiedenen Traditionen und Kulturen zu einer „solidarischen Karawane“ werden, „die Geschichte schreibt“.
Zum Abschluss noch ein politischer Akzent
Als Brückenbauer zwischen den Kulturen und Generationen war Franziskus dann auch bei der Begegnung mit Jugendlichen und Familien in Iasi unterwegs. Es sei schwierig voranzugehen, gab der Pontifex zu. Doch die Erfahrung von Pfingsten sei, dass der Heilige Geist die verschiedenen Traditionen und Kulturen zusammenrufe und dabei helfe zu entdecken, „wie schön es ist, zusammen zu sein und einander begegnen zu können, um gemeinsam voranzugehen – jeder mit seiner Sprache und Tradition“. Franziskus möchte mit seiner Reise innerkatholische und innerchristliche Spannungen abbauen. Zugleich mahnt er alle Rumänen zu mehr Solidarität untereinander. Zum Abschluss seiner Reise wird er am Sonntagnachmittag noch mit Vertretern der oft diskriminierten Roma zusammentreffen. Damit setzt er dann auch noch einmal einen klaren politischen Akzent.
17 Kommentare
„Wir gehören einander, und das persönliche Glück kommt daher, dass man die anderen glücklich macht. Alles Übrige sind Märchen.“
Die Wahrheit mit einfachen Worten zu sagen, ist wohl tatsächlich nur tief spirituellen Menschen vorbehalten.
Die Wahrheit mit einfachen Worten zu sagen, ist im Prinzip gut. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht, wie Merkel es in Harvard getan hat, eine Rede, von der die ihr durchaus wohlgesonnene FAZ schrieb, „deren intellektuelles Niveau man nur niederschmetternd nennen kann“. Dieser Papst muss, anders als seine beiden Vorgänger, besonders darauf achten.
„nationalistische Tendenzen“ im Ernst?
Sollte wirklich bereits als schlimmer Nationalist gelten, mit dahinter selbstverständlich geschwungener Nazikeule, wer ganz einfach nur eigene Interessen formuliert und es auch noch wagt diese gegen den westlich geprägten mainstream einer neuen „one world“, zu vertreten?
„one world“, einer allerdings maßgeblich vom Westen diktierten Welt, die z.B. Arbeitnehmer global gegeneinander ausspielt, zudem über ein geschicktes internationales Finanzsystem zunehmend enteignet. In der primär die Interessen des Großkapitals vertreten werden, deren wenige Profiteure sich eh schon das Vermögen fast der ganzen Menschheit angeeignet haben. Zurück bleiben immer mehr Arbeitsplätze auf Sklavenstatus, immer mehr abgehängte Arbeitslose, Praktikantenstatus, Zeitarbeitsverträge, sowie eine Altersabsicherung, die keine Absicherung ist und das sogar in den angeblich reichen Ländern des Westens.
Also dank neuer „one world“ global alle in den Lebensverhältnissen auf gleichem, allerdings niedrigem Niveau. Mit der Befindlichkeit versehen, angeblich Brüder und Schwestern, oder zumindest Gleiche unter Gleichen, zu sein. Selbstverständlich auch mit gleicher Meinung! Wie zu herrlichsten Zeiten des Kommunismus. Im Osten hat man aus hinlänglich bekannten historischen Gründen dafür eben mehr Gespür als im Westen.
Lieber Silberdistel,
ich bin zwar nicht immer Ihrer Meinung, aber die Nazikeule brauchen Sie sich nicht gefallen zu lassen – nicht von Leuten, die Diversität schätzen, außer der Meinungsdiversität.
In diesem Fall haben Sie ganz Recht, und Franziskus befördert, ob gewollt oder ungewollt, die Agenda der Davos-Partei. Ich vermute mal, eher ungewollt, denn der Papst ist, um es zurückhaltend zu formulieren, nicht der größte Denker. Er ist auch, anders als die Leute, die ihn benutzen, kein Radikaler, sondern ein Populist. Zügelloser Kapitalverkehr, das Schleifen der Wohlfahrtsstaaten – die UN propagiert für unsere westlichen Länder ein Renteneintrittsalter von 75 Jahren (!!!) -, eine grenzenlose Welt der Konzerne, die Staaten für rechtstaatliche Maßnahmen verklagen können und zügelloser Personenverkehr, mit dem der Mindestlohn ausgehebelt werden kann und die die ohnehin labilen Sozialstaaten zum Kollaps bringen, stehen auf der Agenda dieser Davos-Partei. Hinzu kommt die Schleifung der Demokratie durch Verlagerung der Kompetenzen auf internationale Organisationen, die jeglicher demokratischen Grundlage entbehren, das Propagieren von menschenfeindlichen Theorien, der Religion, Ethnie, Nation und Nationalstaatlichkeit sowie Geschlechtlichkeit „dekonstruiert“ werden; der wurzellose Mensch ist kein freierer, auch wenn er sich zwischen 60, 600 oder 6000 Geschlechtern entscheiden kann, sondern ein leichter zu versklavender, weil erst die Wurzeln dem Menschen Freiheit „für“ etwas geben – und nicht nur Freiheit „von“ etwas.
Noch etwas zum Klimawandel: Der menschengemachte Klimawandel wird der Hebel sein, um die „good governance“ der Davos-Agenda richtig in die Tat umzusetzen. Natürlich unter dem Applaus der üblichen Verdächtigen…
Silberdistel
03.06.2019, 11:31 Uhr.
Ich habe schon lange den Eindruck, dass Franziskus erst dann richtig zufrieden ist, wenn die ganze Menschheit in Slums haust.Natürlich abgesehen vom höheren Klerus.
Denn was ist denn die „arme Kirche für die Armen“ sonst? Als Sozialarbeiterin habe ich schon sehr früh in meinem Studium gelernt, dass eine effektive Hilfe nicht in Almosen besteht sondern in Hilfe zur Selbsthilfe.
Das heißt nicht, dass man in einem akuten Notfall nicht zuerst materielle Hilfe gewährt, aber danach muss man Angebote machen, die dem/den Hilfeempfängern wieder zu einem selbständigen Leben verhelfen.
Ich verstehe unter einem menschenwürdigen Leben, dass Bildung für Alle zugänglich sein muss, unabhängig vom Einkommen der Eltern und dass jeder Mensch eine Arbeit hat, von der er leben und gegebenenfalls auch eine Familie ernähren und seine Miete bezahlen kann.
Eine reiche Kirche wie die unsere kann dazu viel beitragen und tut es auch, wenn vielleicht auch nicht in Lateinamerika, aber wenn die Kirche arm wäre, könnte sie niemandem mehr helfen. Und wem wäre damit gedient, wenn alle Menschen gleich bettelarm wären? Gott vielleicht? Ganz sicher nicht.
„die Nazikeule brauchen Sie sich nicht gefallen zu lassen – nicht von Leuten, die Diversität schätzen, außer der Meinungsdiversität.“
Man kann es nicht schöner formulieren als wie in der SZ:
„Ui, es fühlt sich nicht so schön an, wenn viele anderer Meinung sind und mir das auch sagen, und manchmal sogar mit richtig groben Worten.
So stellen sich diese Menschen, die doch eigentlich so hart und männlich, so
wehrhaft und aufrecht sein wollen, also das Leben in einer Diktatur vor, so fühlt sich in ihrer Fantasie Unfreiheit an: kritisiert, beschimpft und abgelehnt werden.“
Man muss den Nazi nennen, der einer ist. Und den Nationalist, der Nationalist ist. Dieses „Man muss doch noch sagen dürfen“ gilt eben nicht zu allem. Manches Gesagte ist eben keine Meinung, die sehr vielfältig sein soll – sondern schlicht ein Verbrechen. Oder ein wenig weniger hart unmoralisch. Alles, was ausgrenzt, ist unmoralisch. Das müssen sich die halt sagen lassen, die ausgrenzen wollen. Ihr werdet nicht das letzte Wort haben. Denn das letzte Wort hat der, der keine Grenzen kennt. Und seine Barmherzigkeit grenzt nicht mal Euch aus 😉
@ Novalis: Und wann hören Sie auf, andere Blogger auszugrenzen?
Carla Maltese 06.06.2019 22:27
– den (wie Sie schreiben) Blog zu ersäufen, können Sie allen Ernstes wohl kaum anderen Teilnehmern vorwerfen, wenn Sie die Anzahl der von Ihnen produzierten Zeilen mit denen der übrigen vergleichen. Da stehen Sie konkurrenzlos an der Spitze, auch in der Mitteilung Ihrer persönlichen Befindlichkeiten, die hier doch wohl kein Thema sind, oder ?
Und dass Novalis 09.09 Uhr hilfreich unterstützend sich selbst als fortschrittlich und reformorientiert klassifiziert – nun ja, wenn es sonst keiner tut…
Kommentare geschlossen
Dieser Beitrag kann nicht länger kommentiert werden.