Papst verschärft Kampf gegen Missbrauch

In der katholischen Kirche gibt es künftig eine Anzeigepflicht im Falle von Missbrauch oder dem Verdacht von Missbrauch, Vertuschung oder Verschleppung von Verfahren. Das geht aus einem Dekret hervor, dass der Vatikan heute veröffentlicht hat. Es regelt auch das Vorgehen gegen Kirchenhierarchen, wenn diese Fälle nicht konsequent aufgearbeitet und verfolgt haben. Mit dem Papier setzt Franziskus erstmals weltweite Standards im Umgang mit Missbrauchsfällen. Dabei greift er Ergebnisse des Missbrauchsgipfels Ende Februar im Vatikan auf; aber auch Vorschläge aus den Ortskirchen. Denn der Umgang mit den Hierarchen erinnert sehr an ein Modell, dass die US-Bischöfe im vergangenen Jahr entwickelt hatten, bei der Umsetzung dann aber vom Vatikan gebremst worden waren.

Am Morgen traf sich Papst Franziskus im Vatikan mit rund 500 Sinti und Roma. Dabei verurteilte er Übergriffe und Hetzen gegen Angehörige dieser Volksgruppen scharf. (Quelle: VaticanMedia/reuters)

Dem Dekret müssen Taten folgen

Die Regelungen, die der Vatikan nun veröffentlicht hat, sind längst überfällig. Besser wäre es gewesen, sie am Ende des Missbrauchsgipfels Ende Februar vorzulegen. Damit hätte man verhindern können, dass in der Öffentlichkeit das historische Treffen der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen aus der ganzen Welt als Flop wahrgenommen wird. Doch die vatikanischen Mühlen haben wieder einmal zu langsam gemahlen. Jetzt liegt das Papier vor und wird vom vatikanischen Chefermittler und maltesischen Erzbischof Charles Scicluna als „epochal“ bezeichnet.

Ob es wirklich historisch wird, muss aber erst die Zukunft zeigen. Denn Papier ist geduldig, die Betroffenen und die Öffentlichkeit aber nicht. Schon einmal wurde ein päpstliches Dekret im Kampf gegen Missbrauch als großer Durchbruch gefeiert und blieb dann weitestgehend folgenlos. Das Motu proprio „Come una madre amorevole“ vom Juni 2016 sollte die Absetzung von Hierarchen im Falle von Vertuschung, Verschleppung oder einer nicht angemessenen Bearbeitung von Missbrauchsfällen regeln. Doch ob es wirklich angewendet wurde, ist nicht bekannt. Transparente Verfahren gibt es bisher nicht.

Künftig innerkirchliche Anzeigepflicht

In einem gewissen Sinn wirkt das neue Dekret wie die längst überfälligen Verfahrensregeln zu dem Papier von 2016. Doch es ist mehr. Oder besser: Es kann mehr werden, wenn es in der Praxis angewendet wird. Neu ist auf jeden Fall die innerkirchliche Anzeigepflicht. Ausdrücklich wird erwähnt, dass niemand einen Nachteil für eine Anzeige erfahren darf und dass er nicht zum Schweigen verpflichtet werden darf. In einem gewissen Sinn wird damit auch das Päpstliche Geheimnis außer Kraft gesetzt, dass bisher bei den Verfahren gegriffen hat. Unangetastet bleibt das Beichtgeheimnis; es gilt weiter die Unschuldsvermutung bis zum Erweis der Tat und der Schutz der Privatsphäre sowie die Vertraulichkeit der persönlichen Daten.

Was die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden anbetrifft, fordert der Vatikan nicht weltweit eine Anzeigepflicht, sondern die Einhaltung der jeweils nationalen zivilrechtlichen Regelungen. Das ist klug, denn nicht überall gibt es rechtsstaatliche Standards. In Deutschland gibt es im zivilen Recht keine Anzeigepflicht. Die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz sehen diese aber trotzdem vor. Eine Pflicht gibt es künftig innerkirchlich zur Anhörung von Betroffenen sowie deren Begleitung – spirituell, medizinisch, therapeutisch oder psychologisch.

Anlaufstellen in allen Ländern

Bei Hierarchen kommt künftig dem zuständigen Metropoliten eine besondere Verantwortung zu. Er muss den Vatikan informieren und leitet die Untersuchungen. Innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt der Erstmeldung muss die zuständige vatikanische Behörde entscheiden, wie in dem Fall verfahren wird. Innerhalb von 90 Tagen müssen die Untersuchungen dann abgeschlossen sein. Auch wird festgelegt, dass das Opfer unmittelbar über den Ausgang der Untersuchung zu unterrichten ist. Das bedeutet, dass das Opfer künftig wesentlich schneller eine Rückmeldung bekommt als bisher. Zwar ist dann noch nicht das Urteil durch das zuständige vatikanische Dikasterium gesprochen, aber der Betroffene kennt zumindest den Ausgang der Untersuchungen.

Das Papier fordert die Einrichtung einer Anlaufstelle für Betroffene. Hier wird nicht eigens gesagt, dass es sich dabei um unabhängige Anlaufstellen handeln muss. Das dürfte bei Betroffenen auf Kritik stoßen, dass diese Unabhängigkeit nicht extra gefordert wird. Bis Sommer 2020 muss es in allen Ländern solche Anlaufstellen geben.

Umfassender Blick auf Missbrauch

Damit keine Missverständnisse aufkommen: die Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen in Missbrauchsfällen läuft nach den jeweiligen nationalen Regelungen. Es geht bei dem neuen Dekret nicht darum, Beschuldigte einer staatlichen Justiz zu entziehen. Sondern es geht um die internen kirchlichen Rechtsverfahren. Die kann es übrigens auch dann noch geben, wenn staatliche Behörden aufgrund von Verjährung ihre Ermittlungen einstellen. Die Verjährungsfrist innerkirchlich wurde vor einigen Jahren im Zuge der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals auf 20 Jahre erhöht. Diese Grenze kann von der Glaubenskongregation aufgehoben werden. Dem Vernehmen wird von dieser „Dispensmöglichkeit“ reger Gebrauch gemacht.

Das neue Dekret beschränkt sich nicht auf den Missbrauch von Minderjährigen, sondern hat jede Form sexuellen Missbrauchs im Blick. Dazu gehört dann auch der Missbrauch von Ordensfrauen oder Seminaristen sowie jeglicher Kontakt, Herstellung oder Verbreitung von kinderpornografischem Material. Das Papier hat damit einen weiten Fokus. Zusammen mit der Anzeigepflicht werden daher in den nächsten Jahren noch eine Vielzahl von Fällen ans Tageslicht kommen. Doch der Papst weiß, nur dieser Weg ist der einzig richtige.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

36 Kommentare

  • Martin Zürich
    09.05.2019, 17:31 Uhr.

    „Es regelt auch das Vorgehen gegen Kirchenhierarchen, wenn diese Fälle nicht konsequent aufgearbeitet und verfolgt haben.“ Wo steht es im Dokument? Habe es nirgends gefunden.

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      10.05.2019, 12:13 Uhr.

      In Art. 6 steht ausdrücklich, dass diese Verfahrensfragen für Kardinäle, Patriarchen, Bischöfe etc. gelten. In Art. 1 steht, dass es auch um Verschleppen und Vertuschen von Missbrauch geht.

      • Martin Zürich
        10.05.2019, 21:52 Uhr.

        Im Artikel 6 sind nur die Subjekte genannt, bei denen es Anwendung findet. Es wird dennoch nicht die Fälle und das Vorgehen, wenn diese sich nicht dran halten. Das ist ein schwerwiegender Fehler. Wenn diese Personen nicht handeln, sind keine Strafen gegen sie vorgesehen…

  • Novalis
    09.05.2019, 18:02 Uhr.

    „Was die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden anbetrifft, fordert der Vatikan nicht weltweit eine Anzeigepflicht, sondern die Einhaltung der jeweils nationalen zivilrechtlichen Regelungen.“
    Das ist auch deswegen klug, weil es nicht weltweit eine Rechtstaatlichkeit wie bei uns in der Bundesrepublik gibt.

    „Sondern es geht um die internen kirchlichen Rechtsverfahren. Die kann es übrigens auch dann noch geben, wenn staatliche Behörden aufgrund von Verjährung ihre Ermittlungen einstellen. Die Verjährungsfrist innerkirchlich wurde vor einigen Jahren im Zuge der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals auf 20 Jahre erhöht. Diese Grenze kann von der Glaubenskongregation aufgehoben werden. Dem Vernehmen wird von dieser „Dispensmöglichkeit“ reger Gebrauch gemacht.

    Das neue Dekret beschränkt sich nicht auf den Missbrauch von Minderjährigen, sondern hat jede Form sexuellen Missbrauchs im Blick. Dazu gehört dann auch der Missbrauch von Ordensfrauen oder Seminaristen sowie jeglicher Kontakt, Herstellung oder Verbreitung von kinderpornografischem Material. Das Papier hat damit einen weiten Fokus. Zusammen mit der Anzeigepflicht werden daher in den nächsten Jahren noch eine Vielzahl von Fällen ans Tageslicht kommen. Doch der Papst weiß, nur dieser Weg ist der einzig richtige.“

    Ob die Neuregelung ein Rohrkrepierer wird oder nicht, wird sich auch daran bemessen, wie der Papst mit den Vertuschungsaktionen von Kardinal Ratzinger und dem tätschelnden Kardinal Müller umgeht.

  • Wanda
    10.05.2019, 18:28 Uhr.

    Diesbezügliche Nachricht zum Thema heute vom ZK der deutschen Katholiken „Stimmung der Gläubigen auf dem Tiefpunkt“. Die einzelnen Punkte, angeführten Gründe (ua. der Missbrauch) und Ideen dazu mag jeder selbst recherchieren.
    Die Studie einige Tage zuvor, dass sich die Zahl der Kirchenmitglieder beider Konfessionen in DEU bis 2060 wahrscheinlich halbieren wird, passt dazu wie die Faust auf’s Auge.
    Die bemerkenswerte Reaktion des Vatikan: eine Anzeigepflicht, die anscheinend genauso schwammig formuliert ist wie die bisher geworfenen Nebelkerzen, dafür aber schon mal kirchenintern als epochal gefeiert wird (es lobt uns ja sonst niemand).
    Ob es wirklich neutrale bzw. unabhängige Anlaufstellen geben wird, ist überhaupt nicht klar und zweifelhaft. Man bleibt wohl wie bisher (siehe Prof. Pfeiffer) lieber unter sich. Nach den bisher einschlägig miesen Erfahrungen der Opfer dürfte fraglich bleiben, dass Letztere diese geplanten Stellen akzeptieren. Illusorisch: es wurde zuviel Vertrauen schon im Ansatz zerstört und die letzten Päpste haben da aktiv mitgewirkt. Diese Herrschaften gehören mit auf die Anklagebank und nicht heilig gesprochen. . .

  • Silberdistel
    10.05.2019, 19:22 Uhr.

    19.04.2019. „Der hannoversche Kriminologe Prof. Christian Pfeiffer erhebt in der „Zeit“ schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten der Bischofskonferenz, Kardinal Marx und dessen Missbrauchsbeauftragten, den Trierer Bischof Stephan Ackermann.
    Ackermann habe mit einem Schweigegeld von 120.000 Euro und persönlichen Drohungen: „…dann sei ich (Pfeiffer) ein Feind der katholischen Kirche – und das wünsche er niemandem“ Zitatende, gegen Pfeiffer und dessen Kriminologisches Institut (KFN) verhindern wollen, dass Hintergründe einer Studie über sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche öffentlich werden.

    Aha, dann sollte das dekret für diesen Vorgang aktiver versuchter Vertuschung, etwa zu spät gekommen sein?

    • Novalis
      11.05.2019, 12:47 Uhr.

      Wenn die Darstellung von Professor Pfeiffer zutrifft, dann ist das nicht nur Vertuschung, sondern Nötigung und Bischof Ackermann müsste zurücktreten.

    • Wanda
      12.05.2019, 17:35 Uhr.

      Die weibliche Redaktion des Vatikan Frauenmagazins „Donne chiesa mondo“ ist geschlossen zurückgetreten, weil sie sich unter direkter Kontrolle von Männern sieht. Bleibt die Frage: trotz oder wegen Franziskus ?
      Das Magazin hatte zuvor über den Missbrauch von Nonnen berichtet. . .
      P.S. habe ich das in diesem Blog übersehen oder langte das nicht zum Thema ?

      • Silvia
        14.05.2019, 10:42 Uhr.

        Wanda
        12.05.2019, 17:35 Uhr.

        das musste später korrigiert werden, es war offensichtlich eine Falschmeldung der leitenden Redakteurin.

        Diese ist zurückgetreten und mit ihr, so weit ich das mitgekriegt habe, ein Teil ihrer Mitarbeiterinnen, ein anderer Teil ist geblieben.

  • Wanda
    12.05.2019, 18:30 Uhr.

    Offenbar keine Franziskus-Fans: Maria 2.0 – kath. Frauen im Kirchenstreik…
    Passt !

  • Wanda
    13.05.2019, 18:02 Uhr.

    Alan Posener von der WELT berichtet über einen Film von Christoph Röhl zur Missbrauchsproblematik der röm.-kath. Kirche unter dem Titel Titel „Verteidiger des Glaubens“. Im Zentrum stehen die Personen Ratzinger (quasi ein Dokumentation) und Marcial Maciel, Letzterer als Vertrauter „mehrerer“ Päpste. Hochinteressant. . .

    • Novalis
      17.05.2019, 16:27 Uhr.

      Alan Posener ist zwar ein großer Polemiker vor dem Herrn, aber seine Analyse des Pontifikats von B16 ist erstaunlich gut recherchiert. Ratzinger ist und war ein Relativierer, der sich im Prinzip selbst dementiert – und gottlob gescheitert ist!
      Poseners Ausführungen werden deswegen von Reaktionären besonders gern angegiftet, weil diese wissen, dass jene so schmerzhaft zutreffen. Ratzinger ist ein Mensch, der zu Kleingeistigkeit, Nachtragendheit und Niedertracht neigt. Seine ungeheuerliche Missbrauchsverharmlosung hat das nochmals schonungslos offengelegt. Im Grunde hätte da m.E. nur eine grundlegende Therapie der geistigen Schäden, die seine tabuisierte und unterdrückte Homosexualität ausgelöst hat geholfen. Das zeigt einmal mehr, dass manche Sorgen wie hinweggeblasen sind, wenn man Priestern nur legitimerweise Sex zugestehen würde und dessen Auslebung nicht unterdrückte.

  • bernardo
    14.05.2019, 20:00 Uhr.

    @ Novalis: „Ob die Neuregelung ein Rohrkrepierer wird oder nicht, wird sich auch daran bemessen, wie der Papst mit (…) dem tätschelnden Kardinal Müller umgeht.“

    Ich vermute mal, Sie haben Beweise für eine solche Aussage, denn als Theologe kennen Sie sicher das achte Gebot…

    „Schade, das Kardinal Marx NICHT gesagt, dass AfD-Wähler in der Hölle landen. Und ich bedauere, dass es keine ewige Hölle gibt; denn da, […]*“

    Woher Sie wissen, dass es keine ewige Hölle gibt, ist Ihre Sache. Ich vermute mal, es handelt sich um den Glauben als Wissen ohne Beweis… Aber ich bin immer wieder auf’s Neue überrascht von der überbordenden Barmherzigkeit – und selbstverständlich der Toleranz gegenüber anderen Meinungen. Schade, dass Kardinal Marx nicht häufiger die Weisheit beherzigt, dass der Mensch zwei Ohren, aber nur einen Mund hat. Er verpasst viele Gelegenheiten, seinen Mund zu halten. Man sehnt sich ja fast nach einem Mann wie Karl Lehmann zurück…

    Was gefordert ist in der Missbrauchsfrage ist zero tolerance. Dass heißt, Verdachtsfälle müssen innerkirchlich verfolgt und außerkirchlich an die zuständigen Ermittlungsbehörden weitergegeben werden. Es muss auch sichergestellt sein, dass das Beichtgeheimnis nicht als Instrument für Vertuschungen missbraucht wird.

    • Wanda
      17.05.2019, 23:37 Uhr.

      Bernardo 14.05.2019 20:00 Uhr
      – Mit Ihrem letzten Absatz haben Sie alles gesagt. Mehr geht nicht. . .

  • Silberdistel
    14.05.2019, 23:07 Uhr.

    Novalis
    11.05., 12:47 h
    Nach der besagten Meldung der „Zeit“ hört man nach diesem Paukenschlag zwar bis dato keinen, wenigstens öffentlichen, Nachklang. Und natürlich sollte man immer den Abschluß von Untersuchungen abwarten, um sich ein endgültiges Urteil zu bilden.
    Doch bei dem unzweifelhaften Renommee des Kriminalogen und ehem. Justizministers Christian Pfeiffer, sowie chronischer bekannter Verfahrungsweise der rk-Kirche in Sachen Missbrauch, bzw. dessen Vertuschung. Jedoch insbesondere vor dem Hintergrund neuem päpstlich verschärften, wohl „brutalst möglichen“ Kampf gegen Missbrauch; sollte der Missbrauchsbeauftragte und Würdenträger Bischof Stephan Ackermann noch soviel Würde in sich verspüren um zu erkennen, das er als Missbrauchsbeauftragter endgültig untragbar geworden ist und sich schleunigst vom Acker machen.
    Ich frage mich nur, wie sich die Opfer angesichts der Anschuldigungen um „Ihren“ Missbrauchsbeauftragen fühlen müssen? Vielleicht nochmals missbraucht??

    • Alberto Knox
      17.05.2019, 14:31 Uhr.

      auch ich bin überrascht, dass die medien das nicht aufgegriffen haben. etwa weil keiner bischof ackermann schaden wollte?

    • Novalis
      17.05.2019, 16:22 Uhr.

      „Ich frage mich nur, wie sich die Opfer angesichts der Anschuldigungen um „Ihren“ Missbrauchsbeauftragen fühlen müssen?“

      Das frage ich mich auch. Und natürlich auch, warum kein Journalist bei Ackermann investigativ wird. Immerhin wird Professor Pfeiffer ihm Nötigung vor.

  • Silberdistel
    18.05.2019, 10:18 Uhr.

    Novalis
    11.05., 12:44 h
    „So und nicht anders sammeln sich viele braune Tropfen, die schon einmal zur schmutzigen Flut angewachsen…“; „Schade, das Kardinal Marx NICHT gesagt, dass AfD-Wähler in der Hölle landen. Und ich bedauere, dass es keine ewige Hölle gibt; denn da, […]*“ Zitatenende.

    Das schnelle Schwingen der ´Nazikeule´ und Feststellung der Schuld, nicht von Individuen sondern gleich eines ganzen Kollektivs, die die Einreise sogar ins Purgatorium rechtfertigen würde; deutet allein auf eigene vorhandene Defizite hin, als auf Feststellung der konkreten Schuld, die die Einreise ins Purgatorium rechtfertigen würde. Nämlich nicht mit Empathie die Befindlichkeit des Nächsten sehen zu können, bzw. zu wollen. Es sich stattdessen schlichtweg bequem zu machen und stattdessen auszugrenzen.
    MM nach wird es interessanter und nicht selten insbesondere soziologisch außerordentlich erkenntnisreich, wenn man Jesus Ratschlag: „Richtet nicht auf das ihr nicht gerichtet werdet“ (Matth. 7.1-5) befolgt und das Richten allein Gott zuschiebt. Das ist das eigentlich sehr bequeme Ding!
    Zudem man aus dieser weitestgehend freien Position heraus eher in Erfahrung bringen kann, was die wirklichen Hinter- und Beweggründe des Nächsten sind. Und man sodann überrascht sein kann, das diese nicht selten mehr von Sorgen und Ängsten beeinflusst werden, als von demonischen Umtrieben, die die Aushändigung der Gruppeneintrittskarte ins Purgatorium rechtfertigen könnten. Schönen Tag.

  • bernardo
    18.05.2019, 12:41 Uhr.

    @ Novalis Zitat: „Völlig richtig. Und davon abgesehen: Wir brauchen nicht nur Frauen, Männer (und natürlich auch die, die sich keinem der Geschlechter zuordnen können) im Amt des Priesters, sondern auch im Amt des Bischofs.

    In 200 Jahren wird in den kirchengeschichtlichen Lehrbüchern stehen:
    „Besonders irritierend am langen Doppelpontifikat von JP2 und B16 war, dass die unterschiedlichen theologischen Schulen eine Fülle von Lösungsvorschlägen der zeitgenössischen Probleme der Kirche lieferten und mediokre Bischöfe sowie beide Päpste nicht bereit waren auch nur ein wenig Gehör zu schenken. Wir heute sehen eine bedenkliche Mischung aus Sexismus, Rassismus und Homophobie walten, der von einem entmündigten Kirchenvolk durch Austritt oder Resignation beantwortet wurde. Besonders unrühmlich taten sich bayerische Bistumsleiter hervor: 30 Jahre wurden sie von Vertuschern und Leugnisten geleitet. Selten waren schlechte Bischofsernennungen wie die in Passau, Regensburg, Eichstätt und Augsburg verheerender in der Geschichte der Kirche als am Beginn des 21. Jhdt.“

    Wissen Sie, was Tschou en Lai antwortete, als man ihn fragte, was er von der Französischen Revolution hielte? „C’est un peu moins tôt pour le dire“, es wäre, „ein bisschen zu früh, um das zu sagen.“ Sie aber wollen wissen, was in 200 Jahren über JPII. und Benedikt in den Geschichtsbüchern stehen wird? (Hmm, vielleicht haben Sie ja Glück und Sie leben so lange, um die Bücher dann zu schreiben…)

    Naja, die chinesische Weisheit ist nicht jedem gegeben. Auf Ihre Einlassungen zu den Männern und Frauen und „Diversen“, die dann Diakone, Priester und Bischöfe werden können: Ich denke, der Dienst ist eine heroische Sache, keine Sache für Menschen mit einer ungeklärten Identität, deren Denken – ich will das nicht kritisieren – aus verständlichen Gründen erst einmal um die eigene Person kreist, sondern die so gefestigt sind, dass sie sich um andere Menschen kümmern können.

    Und nein. Niemand löst seine eigenen sexuellen Probleme, indem er Priester wird – er trägt seine Probleme nur in die Kirche hinein und macht sie zu einem kirchlichen Problem. Deswegen sollte auch jeder Mann reiflich überlegen, ob er wirklich zum Priester taugt. (Vom Bischof will ich schweigen, da die Voraussetzungen hier noch höher sind und auch eine „intelligenza spiccata“ erfordern, die ich bei vielen deutschen Bischöfen vermisse.)

  • Novalis
    18.05.2019, 15:56 Uhr.

    Es wäre auch mal spannend zu sehen, wie oft Missbrauch von Kindern und Frauen bei den Piusbrüdern vorkommen. Ich gehe ja davon aus, dass klerikaler Narzissmus dort noch viel weiter verbreitet ist als in der katholischen Kirche. Jedenfalls wissen diese Brüder sehr genau, wie man Steuertricks anwendet. Und man nutzt dazu gleich auch noch Leute von AfD. Warum freilich die Tagespost solchen Leuten noch Interviewöffentlichkeit gibt, ist ein Geheimnis… Nein, eher ein Rätsel.

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