Papst will aufrührerische Jugend
Es ist nicht neu, verwundert aber vielleicht noch immer etwas, aus dem Mund des Papstes zu hören, dass er sich „ehrgeizige, mutige, unangepasste und aufrührerische Jugendliche“ wünscht. Das ist in einem neuen kleinen Interviewbuch zu lesen, das vor wenigen Tagen in mehreren Sprachen erschienen ist, darunter auch in Deutsch. „Gott ist jung“, lautet der Titel, und zwar weil „er [Gott] ‚alles neu macht‘ und weil er das Neue liebt“. Davon ist zumindest Franziskus überzeugt. Allerdings dürfte so ein Satz für diejenigen schwer zu verdauen sein, die nicht gerade das Neue lieben, sondern eher am Alten festhalten und ein „weiter denken“ und „weiter gehen“ – zumindest in Bezug auf die Kirche – nicht so sehr mögen. In dem Buch gibt es keine großen Überraschungen. Dennoch zeigt es einmal mehr, wie wichtig es Franziskus ist, mit der Jugend direkt ins Gespräch zu kommen; wie entspannt er ist angesichts der Unruhe und Frische, die die Jugend in die Welt und Kirche bringt, ja er ermutigt sie geradezu so zu sein; wie besorgt er ist, angesichts der düsteren Zukunftsperspektiven vieler Jugendlicher aufgrund von Armut, Ungerechtigkeit, Arbeitslosigkeit und anderer negativer Entwicklungen der Gegenwart. Der Papst sorgt sich um die Jugend und damit die Zukunft der Menschheit, und er will, dass sich seine Kirche Gedanken macht, wie sie der jungen Generation helfen kann, was das ganz konkrete materielle Leben angeht, aber auch das geistliche und spirituelle. Das Buch ist ein Akzent im „Jugendjahr“ der katholischen Kirche, das seinen Höhepunkt in der Bischofssynode im Oktober findet und seinen Abschluss im Weltjugendtag in Panama im Januar 2019.
Über die prophetische Jugend
„In jedem Jugendlichen steckt ein Prophet“, ist Papst Franziskus überzeugt. Sie besäßen die Fähigkeit, „ein vernichtendes Urteil zu sprechen“, aber auch „Perspektiven aufzuzeigen“. Die Erwachsenen seien oft grausam. „Sie lassen all diese Kraft der Jugendlichen ins Leere laufen. Sie entwurzeln die Jungen vielmehr, reißen ihre Wurzeln heraus und anstatt sie dabei zu unterstützen, Propheten zum Wohl der Gesellschaft zu sein, machen sie sie zu Waisen und ‚Weggeworfenen‘.“ Das ist die Grundperspektive, mit der Franziskus auf die Jugend blickt. Er will das Potential der Jugend heben und die Erwachsenen dazu bringen, ihre Beziehung zur jungen Generation zu verändern. Es gehe darum, sie beim Erwachsenwerden zu begleiten, nicht ihnen Entscheidungen abzunehmen und sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. „Es ist unser aller Pflicht, Aktivitäten zu fördern, mit deren Hilfe sich die Jugendlichen erproben können und die ihnen das Gefühl geben, Protagonisten zu sein.“
Was Franziskus gerade für seine Kirche versucht, rät er auch den Politikern. Sie sollten sich nicht auf „Mittelspersonen“ verlassen. „Ich rate jedem, der regiert, sie auch wirklich zu berühren, die Realität. Und sich vor der Eitelkeit und dem Hochmut zu hüten.“ Die Vorsynode der Jugendlichen vergangene Woche im Vatikan war ein Versuch. Viele der Jugendlichen betonten gerade die Tatsache, dass man wirklich mit ihnen ins Gespräch kommen wollte, als einen der positivsten Aspekte der Veranstaltung. „Endlich redet mal jemand mit uns und nicht ständig über uns.“ Der Papst muss sich allerdings auch bewusst sein, dass er damit hohe Erwartungen bei den Jugendlichen weckt. Es wäre verheerend, das Erarbeitete nun einfach zu den Akten zu legen oder zu einer Fußnote im Instrumentum laboris zu machen.
Einblick in Persönliches
Immer wieder gibt Franziskus Einblick in sehr persönliche Dinge. Seine größte Angst als Jugendlicher sei es gewesen, nicht geliebt zu werden. Vielleicht rührt daher sein starker Appell, der sich durch sein ganzes Wirken zieht, jeden so anzunehmen wie er ist. Entsprechend scharf verurteilt er in dem vorliegenden Buch die schon unter Jugendlichen immer weiter verbreiteten Schönheits-OPs. Der Schönheitswahn „entmenschliche“ letztendlich die Schönheit des Menschen. Er spricht vom „sklavischen Diktat des äußeren Scheins und des Besitzes“. „Merken wir denn nicht, wie hässlich es ist, ‚wie alle anderen‘ zu werden? Warum nur wollen wir einer Norm entsprechen? Warum lieben wir uns nicht, wie Gott uns erschaffen hat?“ Franziskus scheint Probleme zu haben mit einheitlichen Normen, denen sich alle unterwerfen zu müssen glauben. Das gilt für das Äußere genauso wie für das Denken. „Ich halte es für viel gefährlicher, das Denken zu vereinheitlichen als es zu revolutionieren.“ Dialog verbindet er mit Fruchtbarkeit; hinter Starrheit steckt aus der Sicht von Franziskus oft „ein ungelöstes Problem und vielleicht auch eine Krankheit“.
Es finden sich auch einige Aussagen in dem Buch, die vielleicht auf den ersten Blick aus dem Munde von Franziskus etwas überraschen. Bekannt ist, dass er Atomwaffen strikt ablehnt. Die Aussage, dass die Entwicklung der Atomenergie an sich „nichts Schlechtes“ sei, verwundert vielleicht doch etwas aus seinem Munde. Zumal er in dem Buch erneut betont, dass der Umweltschutz „in dicken roten Lettern auf der ersten Seite jeder politischen Agenda stehen“ müsse. Ungewöhnlich vielleicht auch auf den ersten Blick, wenn Franziskus feststellt, dass er „den Markt in seiner Funktion des organisierten Waren- und Dienstleistungsaustauschs [nicht] dämonisieren“ will. Allerdings wird seine Wirtschaftskritik ja gerne verkürzt wiedergegeben. Ihm geht es dabei ja um ganz bestimmte Formen des Kapitalismus und des Wirtschaftssystems, wenn er etwa in Evangelii gaudium sagt „diese Wirtschaft tötet“.
Dialog zwischen Jung und Alt
Übrigens führt er einmal mehr die berühmten 15 Krankheiten an. Es wurde ja im Dezember 2014 gerne übersehen, dass er damals schon nicht nur die Kurie meinte. In dem neuen Buch macht er das noch einmal deutlich und bezieht es noch einmal ganz klar auf alle, die Macht haben. Ein Thema, das auch bereits bekannt ist, das sich wie ein roter Faden durch das Interview zieht, ist der Dialog zwischen den Jungen und den Alten, den er als entscheidend für die Zukunft sieht. „Alte Träumer und junge Propheten sind der Weg zur Rettung unserer entwurzelten Gesellschaft: Zwei Generationen ‚Weggeworfener‘ können uns alle retten“, ist der Papst überzeugt.
Und was sollte einem Jugendlichen aus Sicht des Papstes niemals fehlen? Begeisterung und Freude, der Sinn für Humor, Kohärenz und Fruchtbarkeit, so Franziskus zum Abschluss des Interviews. Dabei ist interessant, dass er Fruchtbarkeit definiert, als „anderen Leben schenken“ und dann gleich betont, dass er diese Fruchtbarkeit in einem weiten Sinne verstanden wissen will, nicht nur im Sinne der Elternschaft. „Ich verstehe darunter auch eine spirituelle, kulturelle Fruchtbarkeit“, betont er. Dieser Gedanke könnte vielleicht einmal in anderen Kontexten interessant werden. Er erinnert an manche Debatte im Bereich der Moraltheologie, wenn es etwa um die Bewertung von kinderlosen oder gleichgeschlechtlichen Beziehungen geht. Auch wenn hier klar gesagt werden muss, dass es in dem Interviewkontext darum nicht geht!
Die Lektüre lohnt durchaus. Man lernt viel über das Menschen- und Gottesbild des Papstes, der natürlich wie selbstverständlich von Gott als Mutter spricht, von Herz und Verstand, die beide wichtig seien, weil sie die Menschen einander näher brächten und auch die Menschen Gott näher brächten.
29 Kommentare
Existenzielle Fragen, insbesondere im Themenbereich Eschatologie, werden mit jeder neuen Generation neu gestellt. Und ja, es ist uU aufrührerisch diese zu stellen! – Aber auch nur wenn die Altvorderen diese mit seichten Floskeln und Phrasen abbügeln wollen, weil sie zuvor auch keine Antworten gefunden hatten.
Es ist die alte “¡Hagan lío!“-Botschaft, stiftet Chaos. Allerdings wäre man froh, wenn sich das Chaos im Vatikan in Grenzen halten würde, wenn nicht Vertraute des Papstes wie der Jesuitengeneral Sosa behaupten würden, man wisse nicht, was Jesus gesagt habe, da es damals keine Aufnahmegeräte gegeben habe, oder Pater Spadaro, Chefredakteur der Civiltà Cattolica meint, in der Theologie könne 2 + 2 auch 5 sein, Theologie sei keine Mathematik.
Silberdistel, Bernardo 30.03.
– Die Amtskirche braucht keine Botschaft, nicht einmal eine frohe. Sie hat sich als Institution dermassen verselbstständigt, dass sie gut ohne auskommt. Mittlerweile hat man den Eindruck, sogar ohne Kirchenvolk…
Wanda
01.04., 1:15 h
Die Antworten auf die „allerletzten Fragen“/Eschatologie werden Menschen immer stellen, da dies Menschsein geradezu definiert. Insofern besteht diesbezüglich ein „Markt“ der früher, heute und in Zukunft sozusagen bedient werden will. Es kommt nur darauf an, ob die etablierten christlichen Kirchen, denen diese Rolle historisch zufällt, diesen „Markt“ tatsächlich noch bedienen können, oder ihn ganz an die Esoterik oder andere Religionen, verlieren.
M.E. reicht es in den modernen Zeiten der allgemeinen Hochbildung nicht mehr aus, einfach nur Ängste vor den Konsequenzen aus der ohnehin umstrittenen Off. Johannes zu schüren und die rk-Kirche mit ihren Sakramenten als einzigen Ausweg anzubieten, wie in der Vergangenheit überwiegend geschehen. Heutzutage will man schon mehr wissen, begreifen und damit konkrete Antworten für sein Leben erhalten. Sonst laufen die Leute auch davon, weil sie für so eine ungenügende Leistung nicht zahlen wollen.
Ich denke, der Vatikan hat auch verstanden das sich die Zeiten geändert haben und will nun selbst ihrer eigentlichen apostolischen Sukzession mehr gerecht werden und die phantastische Antwort mit der Botschaft Christi, auch in dieser Zeit weiter tragen. Insofern, wenn dies gelänge und man vielleicht auch einige alte Zöpfe abschneiden könnte die einfach nicht zu diesem Auftrag gehören, sehe ich nicht so schwarz wie sie. – Denn der Gott gegebenen Antworten, und somit deren die sie irdisch lehren, bedarf der Erdkreis vielleicht mehr denn je.
Wanda, das mag so sein. Wenn, dann wäre es traurig. Es zeigt aber, dass der Glaube nicht einfach verschwindet, sondern er wird ersetzt. Der Christusglaube wird ersetzt durch eine „One-World“-Ideologie, die Caritas wird ersetzt durch einen heil-losen Gutmenschenaktionismus, sogar der Ablass lebt in säkularisierter, klimawandelgläubiger Form weiter. Man kann mit Chesterton feststellen, dass das Problem heute nicht die Laster, sondern die frei flottierenden Tugenden sind.
@ Wrightflyer: Sehen Sie es mal so, auch Schuldbekenntnisse nutzen sich ab, wenn sie inflationär ausgesprochen werden. Ich zum Beispiel habe nicht verstanden, warum der Papst im Namen anderer ein Schuldbekenntnis gegenüber den Rohinyya ausgesprochen hat. Der katholische Glaube kennt zwar eine stellvertretende Sühne, aber keine stellvertretende Reue.
@ Knox: Zum „Hochlatein“ Ciceros: Mir ist auch klar, dass das kein wissenschaftlicher Terminus ist. Ich habe ihn von Wrightflyer aufgegriffen. Anders als Ihre Unterscheidung weist er kein diachrones, sondern ein synchrones Element auf, den Unterschied zwischen den Reden Ciceros (von denen wir nicht wissen, ob er sie wirklich so gehalten hat) und dem Latein des „einfachen Mannes“. Um es auf den Punkt zu bringen: Das Deutsch Martin Mosebachs – ich nehme mal einen katholischen Schriftsteller – und das „Kiezdeutsch“ vieler Jugendlicher unterscheiden sich so, dass man es gut für zwei unterschiedliche Sprachen halten könnte.
Bernardo 01.04. 16:35
Stimme Ihnen weitestgehend zu:
– 1. der Journalist Henryk M. Broder schreibt dazu bissig ironisch, dass unsere sogenannten Gutmenschen in ihrem hektischen Tugend-Aktionismus Brücken zu bauen, überhaupt nicht wahrnehmen wie sie ihre/unsere eigenen Werte und Wertvorstellungen ad absurdum führen: unannehmbare und inhumane Verhaltensweisen werden von ihnen als kulturelles Brauchtum, Sitte und Herkunft schöngeredet, wo eigentlich klare Grenzen aufgezeigt werden müssten. Eine Art freiwilliger Selbstaufgabe…
– 2. zu den Rohingyya: wieso die Anmassung eines (noch dazu) kollektiven Schuldbekenntnisses von Franziskus, wenn er die tatsächlich verantwortlich Regierung von Myanmar direkt benennen könnte ? Handelt es sich etwa um falsch verstandene diplomatische Rücksichtnahme des Vatikan ? Das allerdings wäre zu billig und vor allem unehrlich.
Jedenfalls ist eine kollektive Schuldzuweisung abzulehnen, genau so wie ich mir auch kein schlechtes Nachkriegsgewissen einreden lasse, nur weil ich die mit der Nazikeule betonte Meinung der Gutmenschen nicht teile…
– 3. Sprache und Schrift sind zwar ständigem Wandel unterworfen, was jedoch keinen Abstrich an ihrer Qualität und deren Niveau bedeutet. Musste kürzlich das Schreiben eines Anwalts lesen (ein Schriftkundiger sollte man meinen). Ein Erlebnis: nicht wegen der dem Laien unverständlichen Fachtermini sondern der unmöglichen Orthographie wegen.
Offensichtlich eine Zeiterscheinung: meiner Meinung nach aber fehlendem Unterrichtung, mangelndem Leseinteresse und den strotzdummen Kurzsprüchen über die elektronischen Kommunikationsmittel geschuldet…
Wanda: Teile alles, das Sie schreiben:
1. Es gibt einen klaren Unterschied zwischen Gutmenschen und guten Menschen. Wäre der barmherzige Samariter ein Gutmensch gewesen, hätte er dem Wirt eine Predigt gehalten, wie wichtig es ist, sich des Verletzten anzunehmen.
2. Ich weiß nicht, was Franziskus „geritten hat“? Ich stelle nur fest, dass es eigentlich so sein sollte, dass die Person hinter dem Amt verschwinden sollte, während unter diesem Papst das Amt hinter der Person verschwindet.
3. Ja, bei vielen Journalisten ist es ähnlich: Ein niedriges Reflexionsniveau, kaum vorhandene Bildung, eine verlotterte Sprache und viele Grammatik- und Orthographiefehler. (Natürlich sind die Artikel hier im Blog nicht damit gemeint.)
lieber herr erbacher,
danke für den buchtipp. […]*
gegen die ENTWICKLUNG von atomtechnik ist nichts einzuwenden, schließlich wird sie auch medizinisch eingesetzt und es ist nicht auszuschließen, dass sowohl die sicherheits- als auch die entsorgungsproblematik gelöst werden kann. außerdem gehört zur atomtechnik nicht nur die kernspaltung – die man wohl unter aktuellen gesichtspunkten (eben sicherheit und entsorgung) als freundlich gesagt unangemessen bezeichnen muss, sondern auch die kernfusion, an der aufgrund der lobbyarbeit von konventionellen energieerzeugern viel zu wenig geforscht wird. man merkt: eines der krebsübel der gegenwart ist der kapitalismus, eine wirtschaft, die tatsächlich tötet.
*Der Beitrag wurde wegen des Verstoßes gegen die Netiquette editiert.
Jürgen Erbacher kann natürlich nur wiedergeben, was in dem Buch steht. Das aber ist offensichtlich über weite Strecken bloße Phrasendrescherei, verfehlt klar den Kern, um den es gehen muss.
Für die Kirche muss es darum gehen junge Menschen mit
Gott, mit Christus und seiner Botschaft bekannt zu machen
und den Konsequenzen, die das haben muss auf die ver-
schiedensten Aspekte des persönlichen, familiären und
gesellschaftlichen Lebens.
Die Jugendlichen suchen und brauchen eine verlässliche
Orientierung für ihr Leben, dass es gelingen kann und
nicht zum Scheitern verurteilt ist. Diese Orientierung
kann der klassische katholische Glaube sehr gut geben.
Stichworte: nach dem Willen Gottes leben, Gott ehren,
den Nächsten lieben, die Eltern ehren, eine treue Ehe
führen, wo allein die gelebte Sexualität ihren Platz
hat, das Eigentum der anderen achten, an die Wahrheit
halten, möglicherweise eine Berufung zum geweihten Leben
erkennen und ihr folgen. Sind das für den Papst über-
haupt keine Kategorien mehr? Dass die Politiker auf
ihrer Ebene auch ihre gottgemäßen Aufgaben befolgen
müssen (Umweltschutz, gute Schul-und Berufsausbildg.
für junge Menschen, gute Gesetze zum Schutz von Ehe
u. Familie, Erhaltung u. nicht Zerstörung der sexuellen
Integrität junger Menschen, Verbot der Abtreibung für die allermeisten Situationen, Verbot von Drogen u. Prostitu-
tion etc.) ist nicht zu bestreiten, aber seine Denkweise
setzt offensichtlich zuerst bei der Politik an (die Politiker müssen…)und der Glaube scheint bei ihm sekundär zu sein oder er kann sich nicht klar genug ausdrücken, wenn er was anderes sagen möchte. Für ihn
als obersten Verkünder des Glaubens muss es darum gehen,
dass junge Menschen den Glauben kapieren, alles andere
ist sekundär.
Auch so Sachen wie, „die Jugendlichen müssen das GEFÜHL
haben Protagonisten zu sein“. Wie mir dieses Geseiere
inzwischen zum Hals raushängt! Ich bin doch nicht in der
Kirche Christi, weil ich irgendwie was mitbestimmen will,
mein Gott! Ich bin darin, weil ich mein Leben an der
Wahrheit orientieren möchte und die hat einen Namen:
Christus Jesus! Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, der Papst und viele seiner Fans (auch in den Mainstream-
Medien) glauben was anderes als ich es tue und ich würde
mich aber als klassischen Katholiken bezeichnen. Was aber
seid Ihr dann ihr lieben Bergolianer?
Peter Werner
01.04.2018, 10:47 Uhr.
Ich stimme ihnen voll und ganz zu. Ich bin mit dem Älter werden (ich bin 67) auch allmählich zu dieser Erkenntnis gekommen, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die zeitliche Begrenztheit meines irdischen Lebens.
@Silvia
Danke für Ihre Unterstützung und gesegnete Ostern!
P.Werner
Haben Sie das Buch gelesen?
Peter Werner
01.04., 10:47 h
Möglicherweise gibt es ja nicht nur den einzig richtigen, vermeintlich katholischen Weg, ein Nachfolger in Christus zu sein?! Sondern viele individuelle Wege, vielleicht sogar so viele wie es Menschen gibt?
Da nicht so wirklich viel ganz konkretes vom Religionsstifter überliefert ist, mag einem Christen die sprichwörtliche buddhistische Toleranz, sowie christlichen Respekt vor dem Weg des Nächsten, ganz gut anstehen. Letztlich bleibt es ja unumstritten, das jede/r für sein eigenes Leben selbst verantwortlich ist.
Silberdistel
01.04.2018, 14:41 Uhr
Ich habe Herrn Werner so verstanden, dass er von Verantwortlichkeit und Glaubensweitergabe innerhalb der katholischen Kirche spricht, also an katholische Jugendliche (und auch Erwachsene).
Es ist zumindest für mich keine Frage, dass auch andere christlichen Konfessionen und auch das Judentum ihren Gläubigen Wege für ein vor Gott und den Mitmenschen gelingendes Leben und zu ihrem ewigen Heil bieten (können), aber als rk Katholiken können wir zunächst mal nur den Anspruch an unsere eigene Kirche stellen, ihre Werte entsprechend zu vermitteln.
Eine Bekannte, die ehrenamtlich in der Firmvorbereitung mitarbeitet, erzählte mir erst kürzlich, dass die Jugendlichen Fragen stellen, die auf genau die Vermittlung dieser Werte abzielen, indem sie eine klare, verbindliche Antwort aus dem katholischen Glauben heraus auf ihre einschlägigen Fragen erwarten.
Da haben Sie Herrn Werner wohl missverstanden (gegen Ihre Anliegen – ist eigentlich, wenn das Judentum ein Weg zum Heil ist, auch der Islam ein solcher? – ist wenig einzuwenden).
Novalis
03.04.2018, 14:03 Uhr.
Ich wusste, dass Sie mir diese Frage nach dem Islam stellen werden und ich stelle sie mir selbst.
Bis vor ca drei Jahren hätte ich ohne zu zögern mit „ja“ geantwortet. Inzwischen habe ich da meine Zweifel, denn „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“.
Aber ich maße mir kein Urteil darüber an, wie Gott am Ende jeden einzelnen Menschen und damit auch jeden einzelnen Gläubigen jeder Religion beurteilen wird.
Als Schülerin hat mich seinerzeit die Ringparabel fasziniert und auch überzeugt.
MEIN persönlicher Weg ist der christlche römisch – katholischer Prägung. Grundsätzlich denke ich, es gibt so viele Wege zum Heil, wie es Menschen gibt und es obliegt der Weisheit Gottes, am Ende darüber zu befinden.
Silberdistel 01.04. 14:41
– Sie haben natürlich recht: nachdem was von ihm berichtet wird*, war Jesus weder Katholik noch Protestant, nicht einmal Christ – er war 100% Jude, der gegen die Erstarrung, den Verkrustungen und der Regelüberfrachtung seiner Religion zu Felde zog und besonders die Entfernung der Institution vom gläubigen Menschen anprangerte. Dabei kollidierte er logischerweise mit der Priesterschaft und den orthodoxen Gruppen.
Parallelen zur Gegenwart der Amtskirche sind augenfällig.
*) Die ihn persönlich kannten, haben nichts über ihn geschrieben und die über ihn schrieben, haben ihn nicht gekannt. Einige der Letzteren behaupten allerdings, er sei ihnen erschienen…
Silvia
02.04.2018, 13:44 h
Es wäre interessant zu wissen, welche konkreten Antworten man den Jugendlichen auf deren Fragen denn tatsächlich geben konnte. Denn früher zumindest müssen diese Antworten nicht so wirklich prickelnd gewesen sein, da man sich an den aus kath. Antworten resultierenden Verhaltenscodex, überwiegend doch nicht halten wollte. – Siehe Ergebnis Fragebogenaktion des Vatikans.
Wanda
02.04., 19:23 h
Zu *) Allerdings war das, was der Sandalenträger und einfach gewandete Prediger zu sagen hatte von derartiger Nachhaltigkeit, das daraus eine eigene Religion entstand, die sich gegen all die damals zahlreich vorhandenen Naturreligionen und Götter durchsetzen konnte. Man in der Nachschau sogar von einem tatsächlichen „geistigen Impact“ in die damalige Geisteswelt sprechen kann.
Was die Wunder anbelangt die Christus zeitlebens und nach dem Tod immer begleiteten, über die ER sich als Sieger über den Tod nahezu definiert; so wurde uns verbildeten Neuzeitler der Glaube daran seitens der Wissenschaft mit dem Glauben an den Materialismus, in der Vergangenheit geradezu abtrainiert. – Heutzutage gilt in der modernen Grundlagenforschung jedoch der geflügelte Spruch: „Nachdem sich die Wissenschaft an den Klippen des Berges der Erkenntnis immer weiter nach oben gezogen hat, muß sie nun feststellen; das sie auf dem Plateau angekommen ist, auf dem sich die Theologen bereits seit Jahrhunderten befinden.“
„Es ist unser aller Pflicht, Aktivitäten zu fördern, mit deren Hilfe sich die Jugendlichen erproben können und die ihnen das Gefühl geben, Protagonisten zu sein.“
Herr Werner, ich stimme Ihnen zu, man kann das wirklich als „Geseiere“ zumindest aber als Phrase bezeichnen. Es erinnert an die Politiker, die den Bürgern auch „DAS Gefühl“ geben wollen, ernst genommen zu werden. Ich zumindest möchte nicht, dass mir ein Politiker „das Gefühl“ vermittelt, ernst genommen zu werden, sondern ich möchte ernst genommen werden.
Man muss sich nur den Prachtaufzug Kardinal Marx‘ im gewohnten Pomp zu Ostern anschauen: weltabgewandter geht’s nicht.
Diese Prachtaufzüge trug auch ein Kardinal Ratzinger und noch mehr und erst recht B16 (eine perlenbesetzte Mitra hab ich bei Kardinal Marx noch nicht gesehen – bei Ratzinger schon).
Novalis:
– Ob Perlen oder nicht: schauen Sie sich Marx in seinem Aufzug (BR) zu Ostern an. Und versuchen Sie dabei, sich den Nazarener vorzustellen. Diese beiden Bilder bringen Sie garantiert nicht in Deckung…
»„In jedem Jugendlichen steckt ein Prophet“, ist Papst Franziskus überzeugt. Sie besäßen die Fähigkeit, „ein vernichtendes Urteil zu sprechen“, aber auch „Perspektiven aufzuzeigen“.«
Was wohl mit Profetie im neueren politischen Sprachgebrauch wieder gemeint ist?
Es wird in der Bibel vorausgesagt, daß am Ende der Zeit auch die Söhne und Töchter und die Mägde und Knechte weissagen werden. Und mit der Klage des „Jerusalem, Jerusalem…“ ist das eine durchaus gewöhnungsbedürftige Perspektive. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob mit dem politischen Profetiebegriff das gemeint ist.
Was mir allerdings aufgefallen ist, war der Besuch von Franziskus in Neapel mit dem „halbflüssigen“ Januariusspektakel im Jahr 2015. Wenig später war das Beben in Nepal. Man kann sich ein materielles Erdbeben aufgrund von politischer Profetie gar nicht vorstellen. Da gibt es doch gar keinen Zusammenhang und deshalb wurde dieser – richtigerweise – auch erst garnicht artikuliert.
Herr Erbacher:
– Darf ich fragen, ob meine Antwort auf Bernardos Kommentar vom 01.04. 16:35 freigeschaltet wird ?
Es ist nun nicht das 1. Mal, dass ein Beitrag von mir ohne Erläuterung zensiert bzw. ignoriert wurde. Möchte lediglich Klarheit, um meine Schlüsse zu ziehen…
Wir sind bemüht, die Kommentare innerhalb von 24h freizuschalten. Manchmal gelingt das nicht. Das war bei dem von Ihnen angefragten Kommentar der Fall. Er ist jetzt aber live.
Komme arbeitsbedingt leider erst heute wieder dazu in
Jürgen Erbachers Blob zu schauen.
@Novalis
Das Buch habe ich nicht gelesen. Ich habe mich bei meinem
Kommentar allein auf Erbachers Artikel gestützt. Glauben
Sie, der Blogger hat was falsch wiedergegeben oder ist
schon zu sehr in Interpretieren geraten?
@Silberdistel, @Novalis
@Silvia hat mich genau so verstanden,wie ich es gemeint
habe und ihre Antwort an Sie, @Silberdistel, kann ich
meinerseits nur unterstützen. Nur sehe ich halt den
christlichen Weg als den einzigen Weg zum Heil und unter
den christlichen ist der katholische Weg der sicherste. Die anderen sind zumindest defizitär, manche wahrscheinlich sogar richtige Irrwege.
Dass nicht wenige in Moralfragen abgedriftet sind und
immer noch abdriften, heißt nicht, dass die Lehre falsch
ist. Auch noch zu Erdenzeiten Jesu haben sich viele nach
dem galiläischen Frühling von ihm abgewandt, so daß er
seine Apostel fragen musste:“Wollt auch ihr weggehen?“
(Joh 6,67). Seinen Weg hat er deshalb aber nicht geändert, sondern er ist ihn konsequent gegangen bis zum
Kreuz und zur Auferstehung. Das muss auch unser Maßstab
als Katholiken sein und das muss auch für die Verkün-
digung des Papstes der Maßstab sein.
Die prachtvollen Messgewänder der Bischöfe, gerade zu Ostern,sind ein Symbol für die Herrlichkeit des aufer-
standenen Christus, dem nun „alle Macht gegeben ist im
Himmel und auf Erden“(Mt 28,18). Christus ist der wahre
Herrscher der Welt, denn er hat mit dem Zepter der Liebe
den Tod besiegt. So ist diese liturgische Festlichkeit
absolut angemessen und hat mit Weltabgewandheit nur in-
sofern etwas zu tun, als es eben zu Ostern sehr viel
mehr schon um den Himmel, als um die diesseitige graue
Welt geht und gehen muss.
Wenn, um wieder zum Ausgangsthema zurückzukehren,der
Papst ein (Interview-)Buch macht, um Jugendliche anzu-
sprechen, dann sollte man schon klare Aussagen zu dem
(katholischen )Glauben erwarten können, den er vertritt und zu den Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Wenn sich aber eine Phrase an die andere reiht und man die wahren und klaren Aussagen mit der Lupe suchen muss, dann ist nicht nur die Lektüre mühselig und fruchtlos, sondern, und das ist noch weit schlimmer,es erwachsen auch reichlich Missverständnisse über den Glauben in den Köpfen und Herzen der jungen Menschen, denen der Weg zu Christus sogar noch verbaut statt geebnet wird. Und hier
ist Franziskus in meinen Augen und in den Augen nicht
weniger Christen inzwischen ein echtes und gravierendes
Ärgernis.
Peter Werner 04.04. 12:42
– „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen“… (Joh. 14.2)
Daran sollten Sie sich vielleicht bei Ihrer ziemlich überheblichen Aussage erinnern: …“unter den christlichen ist der katholische Weg der sicherste – die anderen sind zumindest defizitär, manche wahrscheinlich sogar richtige Irrwege“…
Und evtl. auch berücksichtigen, dass mit solch arroganten Begründungen so mancher wahre Christ von der röm.-kath. Mutter Kirche auf den Scheiterhaufen geschickt wurde…
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