Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Zwischen Ängsten und Freudentränen

Die Wunden der Welt und im Leben vieler junger Menschen standen am Freitag im Mittelpunkt des Weltjugendtags in Lissabon. Papst Franziskus betete mit rund 800.000 Menschen den traditionellen Kreuzweg. An den einzelnen Stationen gab es Meditationen und Gebete zu Themen wie Armut, Einsamkeit, Gewalt und Intoleranz. Franziskus versuchte den jungen Menschen Mut zu machen mit der Zusage, Jesus sei in den schwierigen Situationen an ihrer Seite. Am Morgen war das Kirchenoberhaupt mit Vertretern mehrerer Sozialprojekte zusammengetroffen. Dabei konnte er wegen Problemen mit den Augen den vorbereiteten Text nicht verlesen. Er führte nur kurz einen Gedanken frei aus: soziales Engagement müsse immer konkret sein. Abstrakte Liebe gebe es nicht.

Für viele ein emotionaler Moment – der Kreuzweg beim Weltjugendtag. (Quelle: VaticanMedia)

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Jugend als „Protagonisten des Wandels“

„In der Kirche gibt es Platz für alle und, wenn es keinen gibt, dann sehen wir bitte zu, ihn zu schaffen, auch für die, die Fehler machen, die fallen, die Mühe haben.“ Mit diesem Bekenntnis und Auftrag hat Papst Franziskus am Donnerstagnachmittag in das Weltjugendtagsgeschehen eingegriffen. Vor 500.000 Jugendlichen erteilte er bei der Willkommensfeier einmal mehr einem exklusiven Kirchenverständnis eine Absage. Am Vormittag hatte er bei einem Treffen mit Studierenden die jungen Menschen aufgerufen, zu „Protagonisten des Wandels“ zu werden hin zu einer Welt, die sozialer, gerechter, solidarischer und nachhaltiger ist. Er sprach von der „Notwendigkeit, das neu zu definieren, was wir Fortschritt und Evolution nennen“. Danach besuchte er ein Projekt des Bildungsnetzwerks „Scholas occurentes“. Es fördert Bildungsprojekte für benachteiligte Kinder in knapp 200 Ländern.

Über eine halbe Stunde fuhr Franziskus durch die Menge der 500.000. (Quelle: Erbacher)

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Papst: Wohin steuerst Du, Europa?

Mit einer eindringlichen Mahnung an Europa, wieder eine Führungsrolle in der Welt zu übernehmen, hat Papst Franziskus seinen Besuch in Portugal begonnen. Der erste Tag der 42. Auslandsreise des Pontifex stand im Zeichen der Politik. Er hoffe, „dass der Weltjugendtag für den ‚alten Kontinent‘ ein Impuls weltweiter Öffnung wird“, erklärte Franziskus beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Zivilgesellschaft und Diplomatischem Korps im Kulturzentrum in Lissabon. Die Welt brauche das „wahre Europa“ in seiner Rolle als Brückenbauer und Friedensstifter. Dabei sparte er nicht mit Kritik. „Wohin steuert ihr, Europa und Westen, mit der Ausgrenzung älterer Menschen, den Mauern mit Stacheldraht, den Massakern auf See und den leeren Wiegen?“ Anlass der Reise nach Portugal ist der Weltjugendtag, zu dem mehr als 300.000 Jugendliche in die portugiesische Hauptstadt gekommen sind. Die Stadt ist voll, die Stimmung gut. Auf den ersten Blick scheinen die Krisen, in der die Kirche an vielen Stellen rund um den Globus steckt, vergessen. Doch sie sind präsent – etwa der Missbrauchsskandal durch eine große Plakataktion in der Innenstadt von Lissabon. Am Abend traf Papst Franziskus 13 Betroffene sexualisierter Gewalt durch Kleriker.

Papst Franziskus und Präsident Marcelo Rebelo de Sousa verstanden sich offenbar prächtig. (Quelle: Erbacher)

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Neue Kardinäle à la Franziskus

Überraschend hat Papst Franziskus beim Mittagsgebet heute ein Konsistorium für den 30. September angekündigt. Dann will er 21 neue Kardinäle in den Senat der Kirche aufnehmen, darunter 18 bei einem kommenden Konklave wahlberechtigte Kirchenmänner. Wenig überraschend ist der Purpur für die drei neuen Kurienchefs Robert Francis Prevost, Bischofsdikasterium, Claudio Gugeroti, Ostkirchendikasterium, und Victor Manuel Fernández, Glaubensdikasterium. Aufhorchen lässt das Kardinalat für den aus der Schweiz stammenden Nuntius, Emil Paul Tscherig, den aktuellen Nuntius in den USA, Christophe Louis Yves Georges Pierre, sowie den Lissaboner Weihbischof Américo Manuel Alves Aguiar. Aguiar ist einer von vier neuen Kardinälen, die in Europa in Bistümern arbeiten. Drei neue Kardinäle kommen aus Afrika, und je zwei aus Lateinamerika und Asien. Zudem wird der Ordensobere der Salesianer, Ángel Fernández Artime, Kardinal. Politisch wichtig ist das Kardinalat für den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa.

Frischen Wind will Papst Franziskus mit den neuen Kardinälen in den Senat der Kirche bringen. (Quelle: epa)

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Papst sorgt für Vielfalt bei Synode

Der Vatikan hat die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bischofssynode zum Thema „Synodalität“ im Oktober bekanntgegeben. Dabei zeigt sich, dass die ganze Bandbreite des Katholischen vertreten sein wird, vom LGBTQ-Seelsorger und Jesuiten James Martin bis zum ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Aus Deutschland werden fünf Bischöfe und ein Laie teilnehmen. Die Bischöfe Bätzing, Meier und Overbeck wurden von der Bischofskonferenz gewählt. Franziskus ernannte zudem die Bischöfe Genn und Oster zu stimmberechtigten Mitgliedern der Synode. Der Theologe Thomas Söding wurde als Experte benannt. Damit ist kein Laie aus dem deutschen Synodalen Weg als stimmberechtigtes Mitglied vertreten.

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Auf dem Weg zu einer anderen Kirche?

Es wird ernst beim weltweiten Synodalen Prozess. Heute wurde im Vatikan das Arbeitspapier für die erste Synodalversammlung im Vatikan im Oktober vorgestellt. Viele heiße Eisen werden angepackt, dazu werden grundlegende Strukturfragen gestellt, die zu einer fundamentalen Veränderung der Ekklesiologie führen könnten. Erstmals in dieser Deutlichkeit im Pontifikat von Papst Franziskus wird mehrfach die Frage nach einer Veränderung des Kirchenrechts gestellt, um die notwendigen Veränderungen hin zu einer synodalen Kirche auf allen Ebenen durchzuführen. Das Papier zeigt, dass die meisten der Themen, die im deutschen Synodalen Weg behandelt wurden, nun auch auf weltkirchlicher Ebene diskutiert werden. Während die Katholiken in Deutschland und ihre Bischöfe in der Mehrheit bereits Antworten gefunden haben, stehen sie auf universaler Ebene noch aus. Doch die Intention des Papiers ist eindeutig: die Zeichen stehen auf grundlegende Veränderungen. Denn an vielen Stellen fragt das Papier nicht nach dem „Ob“, sondern nach dem „Wie“.

Papst Franziskus bei seinem ersten Auftritt nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beim Angelus am vergangenen Sonntag. Will er eine andere Kirche? (Quelle: reuters)

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Roma locuta – Causa Gänswein finita?

Jetzt ist es offiziell. Erzbischof Georg Gänswein kehrt zum 1. Juli in seine Heimat Freiburg zurück. Papst Franziskus hat keine neue Verwendung für den langjährigen Sekretär von Benedikt XVI. In einer Mitteilung des Vatikan heißt es heute, Gänsweins Aufgabe als Präfekt des Päpstlichen Hauses habe bereits am 28. Februar geendet. Allerdings gibt es in der Erklärung ein kleines Schlupfloch für eine künftige Verwendung, indem formuliert wird, dass der 66-Jährige „vorerst“ in seine Ursprungsdiözese zurückkehre. Der Vorgang ist ungewöhnlich und schwierig für alle Beteiligte. Aus Freiburg gibt es zu möglichen künftigen Aufgaben Gänsweins keine Informationen. Lediglich eine erste Bleibe scheint gefunden im Priesterseminar im Schatten des Münsters.

Erzbischof Gänswein bei einem Gottesdienst im Freiburger Münster Mitte Mai. (Quelle: dpa)

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Papst nach OP wohlauf – neue Transparenz?

Papst Franziskus hat seine Darm-Operation gut überstanden. Nach Informationen seines Arztes ist er bereits wach und macht Scherze. Der Chirurg Sergio Alfieri erklärte am Mittwochabend, dass Franziskus die Vollnarkose gut überstanden habe. Der Vatikan hatte zuvor schon mitgeteilt, dass es keine Komplikationen gegeben hatte. Am Vormittag noch vor Eintreffen des Papstes in der Klinik hatte Vatikansprecher Matteo Bruni detailliert darüber informiert, was am Nachmittag im Operationssaal stattfinden soll. Da schüttelte Papst Franziskus noch auf dem Petersplatz die Hände der Brautpaare, die zur wöchentlichen Generalaudienz gekommen waren. Vorbei scheint die Geheimniskrämerei, die bisher um die Gesundheit des Papstes gemacht wurde. Am Abend gab es ein ausführliches Bulletin mit Angaben aller involvierten Ärzte. Franziskus werde mindestens bis zum 18. Juni pausieren, teilte der Vatikan am Nachmittag mit.

Bei der Generalaudienz am Morgen gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass Franziskus am Nachmittag eine dreistündige OP bevorsteht. (Quelle: reuters)

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Papst trifft Präsident Selenskyj

40 Minuten hat das Treffen zwischen Papst Franziskus und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj gedauert. Die Begegnung war mit Spannung erwartet worden, denn der ukrainischen Seite missfällt die Haltung des Pontifex zum Angriffskrieg Russlands. So erklärte Selenskyj nach der Begegnung auf Twitter, er habe den Papst aufgefordert, die russischen Verbrechen in der Ukraine zu verurteilen, denn es könne keine Gleichstellung geben von Opfer und Aggressor. Franziskus hatte seit dem Überfall wiederholt den Krieg scharf verurteilt, auch Russland als Aggressor bezeichnet, doch Präsident Putin direkt als Verantwortlichen bisher nicht benannt. Auch eine Reise in die Ukraine lehnte er bisher ab, solange diese nicht mit einem Besuch in Moskau verbunden werden kann.

Lange hat es gedauert bis zum persönlichen Treffen von Papst und Präsident. Selenskyj hatte Franziskus mehrfach nach Kiew eingeladen. Doch der will nur kommen, wenn er auch nach Moskau fahren kann. (Quelle: dpa)

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Papst verurteilt in Ungarn Nationalismus und Populismus

Die Botschaft von Papst Franziskus an die Ungarn ist klar: Nationalismus und Populismus bringt das Land und Europa nicht voran. Wer sich Christ nennt, muss „alle als Geschwister lieben“ und die Herausforderung der Migration „ohne Ausreden und Verzögerung angehen“. Das erklärte Franziskus bei der Ankunft in Budapest am Freitag beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft. Er warb dafür, „die europäische Seele wiederzuentdecken“, warnte zugleich aber auch vor einer „ideologischen Kolonisierung auf dem Kontinent“. Zum Abschluss seiner Reise mahnte er bei der Messe am Sonntag noch einmal deine Haltung der Geschwisterlichkeit gegenüber allen an. Die Christen sollten „füreinander offen und integrierend sein, um Ungarn zu helfen, in der Geschwisterlichkeit zu wachsen, die der Weg des Friedens ist“. Eine klare Botschaft.

Selten besucht Franziskus ein Land zweimal. In Ungarn war das jetzt der Fall. Er wollte hier noch einmal an seine Vision der Geschwisterlichkeit aller Menschen erinnern. (Quelle: dpa)

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