Das ist eine Überraschung: Der Mainzer Pastoraltheologe Peter Kohlgraf wird neuer Bischof von Mainz und damit Nachfolger von Kardinal Karl Lehmann. Viele hatten mit dem Mainzer Weihbischof Udo Bentz gerechnet; den hätte sich auch Lehmann gut vorstellen können. Doch es kam anders. Kohlgraf ist bisher nur wenigen bekannt. Der 50-Jährige ist seit 2012 Professor für Pastoraltheologie an der Katholischen Hochschule in Mainz. Daneben arbeitete er als Seelsorger in einer Pfarrgruppe in der Nähe von Mainz – ein Professor, der den Kontakt zur Basis nicht verloren hat. Das zeigt sich auch immer wieder in seinem theologischen Wirken. 2015 etwa forderte er mit Blick auf Ehe und Familie: Die Kirche müsse darüber nachdenken, wie sie mit Menschen umgeht, die dem Ideal nicht mehr entsprechen, damit diesen „eine Versöhnung mit der Vergangenheit, mit Gott und der Kirche ermöglicht werden kann“. Er mahnt zur „Vorsicht bei Schwarz-Weiß-Kategorien mithilfe der Theologie“. Vielleicht, so Kohlgraf, „schärfe sich kirchliches Profil mehr in der Begegnung mit der Lebenswirklichkeit der Menschen als man ängstlich meinen könnte“.
Peter Kohlgraf am Ostermontag nach dem Gemeindegottesdienst. (Quelle: Erbacher)
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Theologe, Erzbischof, Kardinalpräfekt und Papst – Josef Ratzinger kann heute auf bewegte 90 Jahre zurückblicken. Zumal mit dem Papstamt ja nicht Schluss war; sondern er auch noch „Papst im Ruhestand“ ist. Da ist er nach über 700 Jahren der erste. Die vergangenen vier Jahre haben gezeigt, dass die Angst früherer Päpste, ein Rücktritt könnte zu einem Schisma führen, unbegründet ist. Dafür muss der emeritierte Papst allerdings diszipliniert sein und darf sich nicht einmischen. Daran hält sich Benedikt XVI. Und so macht er auch um seinen 90. Geburtstag kein großes Aufsehen. Er feiert ihn leise an seinem Wohnsitz, dem Kloster Mater ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Bruder Georg ist aus Regensburg angereist. Papst Franziskus hat schon am Mittwoch vorab gratuliert. Am Ostermontag gibt es dann eine kleine Feier mit einer Delegation aus Bayern, angeführt von Ministerpräsident Horst Seehofer und einigen Gebirgsschützen. Ein Blick auf das Wirken von Benedikt XVI. heute Abend um 0.35 Uhr im ZDF. Bereits gestern gab es bei MonaLisa einen Blick „hinters rampenlicht“ zu Benedikt XVI.
Rund um den Rücktritt von Benedikt XVI. Ende Februar 2013 waren überall in Rom diese Plakate zu sehen. (Quelle: Erbacher) Weiterlesen …
Papst Franziskus hat Katholiken und Protestanten dazu aufgerufen, „Vorurteile und ideologische Polemiken“ zu begraben. Dann sei es möglich, „all das zu erkennen und anzunehmen, was in der Reformation positiv und berechtigt war, und von den Fehlern, Übertreibungen und dem Versagen durch das Eingeständnis der Sünden, die zur Trennung geführt haben, Abstand zu nehmen“. Die Vergangenheit könne nicht geändert werden, so Franziskus. Aber man sei nach 50 Jahren ökumenischem Dialog zu einem Punkt gekommen, „diese Geschichte anders zu erzählen“. Heute verzerre Groll nicht mehr die Sicht aufeinander. Franziskus sieht eine Chance darin, wenn sich Katholiken und Protestanten gemeinsam mit der Person Luthers und seiner Kritik an der Kirche sowie dem Papsttum beschäftigen. Das könne helfen, „jenes Klima des gegenseitigen Misstrauens und der Rivalität zu überwinden, welches in der Vergangenheit allzu lange die Beziehungen zwischen Katholiken und Protestanten geprägt hat“. In diesem Sinne kann das Reformationsgedenken, dem viele Vertreter der katholischen Kirche im Vorfeld des Jahres 2017 sehr kritisch gegenüber standen, viel Positives bewirken. Denn überall gibt es theologische Kongresse, die sich mit dem Reformator, seinen Anliegen und dem historischen Kontext befassen.
„Ökumenetage“ im Vatikan: Heute waren die Teilnehmer der Luthertagung bei Papst Franziskus. Gestern traf er sich mit Vertretern der Gemeinschaft von Taizé, darunter der Leiter Frère Alois (Quelle: ap)
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60 Jahre Römische Verträge feiern die Staats- und Regierungschefs der EU heute in Rom. Doch das Staatenbündnis steckt in einer Krise. Dass das nichts Negatives sein muss, betonte gestern Abend Papst Franziskus bei einem Treffen mit den Politikern im Vatikan. „Unsere Zeit ist eine Zeit der Entscheidung, die dazu einlädt, das Wesentliche zu prüfen und darauf aufzubauen: Es ist somit eine Zeit der Herausforderung und der Möglichkeiten.“ Anders als in früheren Europareden beließ es Franziskus dieses Mal nicht bei der Kritik und Mahnung. Vielmehr zeigte er Perspektiven auf, wie Europa wieder Hoffnung finden könne. Der Mensch müsse in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns gestellt werden. Als reine Wirtschaftsunion funktioniert das Staatenbündnis nicht, macht Franziskus deutlich. Nicht dass das etwas Neues wäre aus dem Mund eines Papstes. Seine Vorgänger hatten das auch immer wieder betont. Doch in wirtschaftlich guten Zeiten, konnte man solche Stimmen gut überhören; angesichts der anhaltenden Krisen sind die handelnden Personen vielleicht offener für derartige Mahnungen. Immerhin soll in der Erklärung der Staats- und Regierungschefs zum Jubiläum heute der Solidaritätsgedanke stark verankert werden.
Zum Abschluss des Treffens gab es ein Gruppenbild in der Sixtinischen Kapelle. (Quelle: reuters)
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Es war keine gewöhnliche Politikeraudienz am Montagmorgen im Vatikan. Papst Franziskus traf den Präsidenten Ruandas Paul Kagame. 1994 wurden in dem ostafrikanischen Land binnen weniger Monate bis zu 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu von radikalen Hutus ermordet. Die Kirche spielte damals eine unrühmliche Rolle. Priester und Ordensleute der Hutu lieferten teilweise Menschen, die in kirchliche Häuser geflüchtet waren, an die Milizen aus. Papst Franziskus gestand bei der Audienz gestern ganz klar die Mitschuld der katholischen Kirche ein und bat um Vergebung für die „Sünden und Fehler der Kirche und ihrer Mitglieder“. Priester und Ordensleute seien dem Hass und der Gewalt verfallen. Sie hätten damit das Evangelium verraten und das „Antlitz der Kirche entstellt“.
Papst Franziskus hofft, dass das Treffen mit Präsidenten, Paul Kagame, zur Versöhnung in Ruanda beitragen kann. (Quelle. epa)
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Vier Jahre ist er schon im Amt: Papst Franziskus. Die einen sagen, er habe in dieser Zeit viel zu wenig bewegt; die anderen sehen durch seine Worte und Taten die katholische Kirche schwer beschädigt. Der erste Papst aus Lateinamerika polarisiert und regt zu Diskussionen. Seine Wahl vor vier Jahren kam überraschend. Dieses Überraschungsmoment gehört bis heute zu einer Konstante des Pontifikats. Nichts scheint mehr vor Veränderungen sicher und das, obwohl Jorge Mario Bergoglio ein konservativer Katholik ist. Er ist der lebende Beweis dafür, dass Schubladendenken nichts mehr taugt. Der erste nicht europäische Papst verordnet seiner Kirche eine heilsame Unruhe. Dabei lässt Franziskus keinen Zweifel daran, dass er die katholische Lehre nicht reformieren will; aber er will den Umgang damit verändern und die praktische Umsetzung. Regeln und Dogmen sind ihm wichtig; aber im Mittelpunkt steht der Mensch in seiner konkreten Situation. Das ist ein anspruchsvolles Christentum, das er vertritt und das sich nicht im Herunterbeten von Katechismussätzen erschöpft.
Am liebsten ist er unter Menschen. Papst Franziskus gestern beim Besuch einer römischen Pfarrei. (Quelle: dpa)
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Papst Franziskus hat erneut bekräftigt, dass man über das Thema „viri probati“ nachdenken müsse, also die Weihe von verheirateten „bewährten Männern“ zu Priestern. Zugleich sprach er sich gegen einen „freiwilligen Zölibat“ für Priester aus. Der Papst äußerte sich in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. Schwerpunkt des Gesprächs ist die Frage nach dem Glauben, nach der Chance, die in Krisen steckt. Immer wieder streift es aber auch aktuelle Fragen. So betont Franziskus, dass er Kardinal Burke „nicht als Widersacher empfinde“. Er spricht über seine Reisepläne für 2017 und lässt dabei wenig Chancen für einen Besuch in Deutschland im Rahmen des Reformationsjubiläums. In dem Gespräch rückt er noch einmal einige Dinge klar. So betont er, dass es ihm in Bezug auf die Kommission zum Diakonat der Frau darum ging, „das Thema zu erforschen und nicht eine Tür zu öffnen“. Kritisch äußert sich Franziskus zu übersteigerten Hoffnungen und Erwartungen an seine Person. „Ich bin Sünder und bin fehlbar, und wir dürfen nicht vergessen, dass die Idealisierung eines Menschen stets auch eine unterschwellige Art der Aggression ist. Wenn ich idealisiert werde, fühle ich mich angegriffen.“
Papst Franziskus hält sich diese Woche in Ariccia nahe Rom auf. Dort nimmt er an den traditionellen Fastenexerzitien der Römischen Kurie teil. (Quelle: reuters)
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Es sind schon ungewöhnliche Dinge, die sich da in diesen Tagen im Vatikan abspielen. Vergangene Woche wird eine „Fake-Ausgabe“ der vatikanischen Tageszeitung L‘Osservatore Romano bekannt, in der Unbekannte den Papst auf die „Dubbia“ der vier Kardinäle von Ende vergangenen Jahres antworten lassen. Am Montag sieht sich der Kardinalsrat zum Auftakt seiner Februarsitzung bemüßigt, dem Papst seinen „vollen Rückhalt“ zu versichern sowie „volle Zustimmung und Unterstützung“ sowohl für seine Person als auch sein Lehramt. Sind die Zweifel so groß, dass etwa an der rechten Ausübung des Lehramts oder gar der Integrität der Person etwas nicht stimmen könnte? Dem dürfte wohl nicht so sein; dennoch sahen die Kardinäle die Notwendigkeit, dem Papst ausdrücklich Rückendeckung zu geben. Der wiederum hat sich zu einem anderen ungewöhnlichen Schritt entschieden und das Vorwort für ein Buch eines Missbrauchsopfers geschrieben, das in der italienischen Tageszeitung La Repubblica veröffentlicht wurde. Darin bittet Franziskus erneut „demütig um Vergebung“ für die Taten. „Es handelt sich um etwas absolut Monströses, ein grauenhaftes Verbrechen, das radikal entgegen all dem ist, was Christus uns lehrt.“ Zugleich begrüßt er den Schritt des Opfers, mit seinem Schicksal in die Öffentlichkeit zu gehen. Diese Ansicht teilen sicherlich nicht alle Kirchenhierarchen. Franziskus stößt mit seinem Anliegen der radikalen Aufklärung wie schon sein Vorgänger auf heftigen Wiederstand. Zugleich sieht er sich selbst Vorwürfen ausgesetzt, nicht entschieden genug zu handeln.
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Es war durchaus eine ungewöhnliche Audienz, die da heute im Vatikan stattfand. Papst Franziskus empfing leitende Persönlichkeiten der Evangelischen Kirche in Deutschland, und die brachten den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gleich mit. Im Jahr des Reformationsgedenkens eine besondere Geste. Einerseits zeigt das Vorgehen, wie selbstverständlich die Ökumene im Ursprungsland der Reformation mittlerweile ist. Andererseits wurde bei dem Anlass einmal mehr die schmerzliche Trennung ins Bewusstsein gerufen. Sowohl der Papst als auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erinnerten an das Problem des gemeinsamen Abendmahls für konfessionsverschiede Ehepaare. Franziskus sprach von der Notwendigkeit, den theologischen Dialog zu intensivieren. Konkreter wollte er an dieser Stelle aber nicht werden. Immerhin haben Marx und Bedford-Strohm den Papst noch einmal gemeinsam nach Deutschland eingeladen. Der Pontifex habe „wohlwollend“ geschaut, so der EKD-Ratsvorsitzende anschließend. Allerdings gab es keine offizielle Reaktion aus dem Vatikan. Der päpstliche Reisekalender füllt sich zusehends. Für 2017 noch einen Termin zu finden, wird immer schwieriger. Zumal am 24. September Bundestagswahlen anstehen.
Papst Franziskus bekommt die neue Luther-Bibel geschenkt. (Quelle: dpa)
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Jetzt ist es amtlich: Auch die deutschen Bischöfe öffnen sich für einen Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene – unter strengen Bedingungen. Das geht aus einem Papier hervor, das heute veröffentlicht wurde. Im April vergangenen Jahres hatte Papst Franziskus sein nachsynodales Schreiben Amoris laetitia veröffentlicht. Seitdem diskutierten und stritten die deutschen Oberhirten über die Interpretation des rund 185 Seiten umfassenden Dokuments. Mit ihrem Bischofswort schließen sich die deutschen Oberhirten der Position des Papstes an. Der hatte in Amoris laetitia die Tür geöffnet für Ausnahmen beim Verbot des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene. Seitdem hagelt es Kritik aus konservativen Kreisen an dem Vorgehen von Franziskus. Der bleibt standhaft. Dass die deutschen Bischöfe gut neun Monate gebraucht haben, um sieben Seiten zu formulieren, spricht Bände. Der Vorgang hat einmal mehr gezeigt, dass kollegiale Entscheidungen mitunter schwere Geburten sind und die Deutsche Bischofskonferenz höchst unterschiedlich positionierte Mitglieder in sich vereinigt. Sicherlich ist es schwierig, dem umfangreichen Papstpapier noch etwas hinzuzufügen. Dennoch erwartet Franziskus, dass seine dort aufgezeigten Grundlinien nun auf die konkrete Situation der Ortskirchen heruntergebrochen werden.
Franziskus will ein Ende der „Schwarz-oder-Weiß-Politik“ in der katholischen Kirche. Das Leben ist bunt. Dem wollen die deutschen Bischöfe mit einer „erneuerten Ehe- und Familienpastoral“ Rechnung tragen. (Quelle: dpa)
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