Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Marx kritisiert Ton in Flüchtlingsdebatte

Eine „Mäßigung in der öffentlichen Debatte“ hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, beim Thema Flüchtlinge gefordert. Die aktuelle Diskussion werde „auf einer Tonlage geführt, die nicht hilfreich ist“. Sie verhindere eine konstruktive Debatte, erklärte Marx. Er sei „erschrocken und verärgert“ über Äußerungen, die nur darauf abzielten, wie Deutschland Flüchtlinge loswerden könne. Er distanzierte sich klar von Sprache und Forderungen der CSU wie etwa die jüngste Äußerung von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Der hatte vergangenen Donnerstag erklärt: „Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre hier – als Wirtschaftsflüchtling -, den kriegen wir nie wieder los.“ Zugleich warnte Marx davor, sich die Solidarität, die es in der deutschen Gesellschaft gebe, „kaputt reden zu lassen“. Es sei im vergangenen Jahr viel geleistet worden. Marx äußerte sich zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda.

Letzte Absprachen vor dem Beginn der Beratungen. (Quelle: Erbacher)

Letzte Absprachen vor dem Beginn der Beratungen. (Quelle: Erbacher)

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Benedikt XVI. zwischen Selbstkritik und Kritik

Versöhnt blickt Benedikt XVI. auf seine Arbeit als Papst, ja sein Lebenswerk zurück. Im Gespräch mit dem Journalisten Peter Seewald schlägt er selbstkritische Töne an; hält sich aber auch mit Kritik an seinen Gegnern und vor allem an der katholischen Kirche in Deutschland nicht zurück. Er spricht von „Gewerkschaftsmentalität“ der „angestellten Katholiken“ und „ungeistlicher Bürokratie“ in der Kirche seines Heimatlandes. Offen spricht er über eigene Schwächen. So sei Menschenkenntnis nicht seine Stärke; auch hätten eine „klare, zielstrebige Regierungsführung“ gefehlt. „Das praktische Regieren ist nicht so meine Sache“, gesteht Benedikt XVI. Ziel seines Pontifikats sei es gewesen, „wieder die Zentralität des Glaubens an Gott herauszustellen und den Menschen Mut zum Glauben zu machen“. Gescheitert sieht er sein Pontifikat nicht, trotz der Krisen und Skandale. Das Interviewbuch, das an diesem Freitag weltweit in den Handel kommt, enthält nicht viel Neues. Allerdings besitzt es allein durch die Tatsache, dass ein emeritierter Papst seine eigene Arbeit zu Lebzeiten im Rückblick wertet und einordnet, eine gewisse Brisanz. Zumal sich Benedikt XVI. auch über seinen Nachfolger äußert. Dass gerade mit Blick auf die Kirche in seinem Heimatland soviel Verbitterung bleibt, ist erstaunlich. Hat er doch aus dem fernen Rom immer wieder direkt oder indirekt in die Kirche eingegriffen, nicht zuletzt durch seine Beteiligung an Bischofsernennungen.

Benedikt XVI. bei der Eröffnung des Heiligen jahres der Barmherzigkeit am 8. Dezember 2015. (Quelle: ap)

Benedikt XVI. bei der Eröffnung des Außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit am 8. Dezember 2015. (Quelle: ap)

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Barmherzigkeit als Brücke zwischen den Religionen

Ist Kardinal Kasper ein Muslim? Wenn es nach dem Münsteraner islamischen Theologen Mouhanad Khorchide geht: ja. Allerdings nicht im formalen Sinne der Zugehörigkeit zu einer Religion. Muslim ist, so Khorchide, dem Wort nach derjenige, der die Einladung Gottes zur Liebe und Barmherzigkeit annimmt und bereit ist, ein Medium der Verwirklichung dieser Liebe und Barmherzigkeit zu sein. So schrieb es Khorchide 2012 in seinem Buch „Islam ist Barmherzigkeit“ und so wiederholte er es gestern beim Abendgespräch zum Thema „Barmherzigkeit im Christentum und im Islam“ in der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom. Gesprächspartner war Kardinal Walter Kasper, der ebenfalls im Herbst 2012 sein Barmherzigkeitsbuch veröffentlichte. Im Gespräch wurde deutlich, bei aller Verschiedenheit von Christentum und Islam könnte die Barmherzigkeit eine Brücke für den Dialog sein – ganz konkret in der praktischen Zusammenarbeit bei Werken der Nächstenliebe, aber auch im theologischen Dialog. Mitte Oktober werden sich beide wieder im Vatikan treffen. Dann gibt es dort eine Tagung zur Barmherzigkeit im Christentum und im Islam.

Kardinal Walter Kasper (l) beim Gespräch mit dem Islamtheologen Mouhanad Khorchide (r). (Quelle: Dt. Botschaft beim Hl. Stuhl)

Kardinal Walter Kasper (l) beim Gespräch mit dem islamischen Theologen Mouhanad Khorchide (r) – Moderation: Jürgen Erbacher (m). (Quelle: Dt. Botschaft beim Hl. Stuhl)

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Mutter Teresa – Umstrittene Heilige

Papst Franziskus hat Mutter Teresa heiliggesprochen. Damit hat die katholische Kirche das offiziell vollzogen, was in großen Teilen der Glaubensvolks bereits seit langer Zeit Fakt ist. Die Ordensgründerin aus Kalkutta darf damit auch offiziell weltweit als Heilige verehrt werden. In den vergangenen Tagen ist in den Medien ein regelrechter Streit darüber ausgebrochen, ob Mutter Teresa nun wirklich einer Heiligen würdig ist oder nicht. Der positive Nebeneffekt: Man hat sich mit dem Wirken der Ordensfrau einmal mehr intensiv beschäftigt. Was war ihre Motivation? Was war mit ihren Glaubenszweifeln? Wie professionell war ihre Arbeit? Eines zeigt die Heiligsprechung von Mutter Teresa: Heilige sind auch nur Menschen mit Fehlern und Zweifeln.

Freude bei den Missionarinnen der Nächstenliebe über die Heiligsprechung ihrer Gründerin. (Quelle: reuters)

Freude bei den Missionarinnen der Nächstenliebe über die Heiligsprechung ihrer Gründerin. (Quelle: reuters)

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Petersplatz in 360 Grad

Aus Anlass der Heiligsprechung von Mutter Teresa an diesem Sonntag gibt es ungewöhnliche Einblicke in den Vatikan. Mit einem 360 Grad-Video können sich die User auf dem Petersplatz umschauen, ohne selbst nach Rom kommen zu müssen. Gleiches gilt für das Zimmer, in dem Mutter Teresa immer wohnte, wenn sie sich in der Ewigen Stadt aufgehalten hat. Die 360 Grad-Filme sind für VR-Brillen (Virtual Reality) optimiert, können aber auch auf dem normalen Rechner (Desktop) geschaut werden. Technische Informationen dazu gibt es hier. Die Filme gibt es zudem auf der VR-Seite des ZDF.

Das ZDF-Team beim Dreh für die 360 Grad-Filme auf dem Petersplatz. (Quelle: Erbacher)

Das ZDF-Team beim Dreh für die 360 Grad-Filme auf dem Petersplatz. (Quelle: Erbacher)

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Papst: Die Erde schreit auf!

Zum weltweiten Tag der Schöpfung christlicher Kirchen hat Papst Franziskus heute erneut an alle Menschen einen eindringlichen Appell für einen radikalen Lebenswandel und die Bewahrung der Schöpfung gerichtet. Unter dem Motto „Erweisen wir unserem gemeinsamen Haus Barmherzigkeit“ veröffentlichte der Vatikan eine mehrseitige Botschaft des Kirchenoberhaupts. Darin fordert er, Umweltsünden anzuerkennen, zu beichten und „konkrete Schritte auf dem Weg der ökologischen Umkehr zu vollziehen“. In groben Zügen fasst Franziskus in der Botschaft Kernaussagen seiner Enzyklika „Laudato si“ zusammen. Am Nachmittag feierte er im Petersdom einen Gottesdienst zum Thema.

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Papst wird Abteilungsleiter

Und wieder dreht sich das Rad der Kurienreform ein Stück weiter. Zum 1. Januar gibt es eine neue Behörde: das Dikasterium für „den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen“. Was sich kompliziert anhört ist die Fusion der sozialen und caritativen Päpstlichen Räte zu einem neuen Megaministerium, das sich künftig auch explizit um Ökologiefragen kümmern sowie neben den bisherigen Themen besonders Arme und Bedürftige, Arbeitslose und Opfer von Sklaverei und Folter in den Blick nehmen soll. Eine Besonderheit ist, dass Papst Franziskus selbst „ad tempus“ die Leitung der Sektion für Migration übernimmt. Chef der neuen Behörde wird der bisherige Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson. Der Vatikan gab heute zudem bekannt, dass Papst Franziskus den Friedensschluss zwischen Regierung und den FARC-Rebellen zwar ausdrücklich begrüße. Er wolle aber keinen kirchlichen Vertreter für das Komitee benennen, das die Richter eines Sondergerichts im Rahmen des Friedensprozesses nominieren soll.

Bei der Generalaudienz heute hat Papst Franziskus vor Vorurteilen gegenüber Frauen gewarnt: "Wir alle, auch die christlichen Gemeinden, sollten uns vor abwertenden Frauenbildern hüten". (Foto: reuters)

Bei der Generalaudienz hat Papst Franziskus heute vor Vorurteilen gegenüber Frauen gewarnt: „Wir alle, auch die christlichen Gemeinden, sollten uns vor abwertenden Frauenbildern hüten“. (Foto: reuters)

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Benedikt XVI.: Rücktritt war Pflicht

Benedikt XVI. meldet sich zurück. In einem Interview erklärte er jetzt, dass ihm der Rücktritt vom Amt des Papstes „als Pflicht“ erschienen sei. 2013 habe es eine Reihe von Aufgaben gegeben, „von denen ich überzeugt war, dass ich sie nicht zu Ende führen kann“. Als ein Beispiel nannte er den für Juli 2013 geplanten Weltjugendtag in Rio de Janeiro. Eine Interkontinentalreise habe er nicht mehr machen können; ein Weltjugendtag ohne Papst sei aber undenkbar. „Das war ein weiterer Umstand, weshalb ich den Rücktritt als meine Pflicht angesehen habe“, so Benedikt XVI. Das Interview ist Teil einer neuen Biografie über Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., die kommende Woche in Italien erscheint. Papst Franziskus dankte in einem Vorwort zu dem Buch dem emeritierten Papst für seine Unterstützung. „Seine unaufdringliche Präsenz und seine Gebete für die Kirche geben mir Halt und Trost bei meinem Dienst“, so der amtierende Papst. Das Interview für die in Italien erscheinende Biografie ist nicht das einzige, das in diesen Tagen veröffentlicht wird. Am 9. September kommt weltweit ein neues Interviewbuch mit Benedikt XVI. auf den Markt. Unter dem Titel „Letzte Gespräche“ veröffentlicht Peter Seewald einen neuen Band mit Gesprächen, die nach dem Rücktritt geführt wurden.

Freundliche Worte und klare Botschaften - Benedikt XVI. und Franziskus bei ihrer letzten Begegenung in der Öffentlichkeit am 28. Juni 2016. Private Kontakte gibt es regelmäßig, erzählt Benedikt XVI. in seinem aktuellen Interview. (Quelle: reuters)

Freundliche Worte und klare Botschaften – Benedikt XVI. und Franziskus bei ihrer bisher letzten öffentlichen Begegenung am 28. Juni 2016. Private Kontakte gibt es regelmäßig, erzählt Benedikt XVI. in dem aktuellen Interview. (Quelle: reuters)

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Nachtrag zu den ersten Personalentscheidungen

Am Mittwochabend veröffentlichte der Vatikan einen Brief des Papstes an Erzbischof Vincenzo Paglia. Darin schreibt er in ungewöhnlicher klarer Sprache, was er sich von ihm in seinen neuen Funktionen als Chef der Päpstlichen Akademie für das Leben und des Instituts Johannes Paul II. für Ehe und Familie vorstellt. Die Worte zeigen deutlich, dass Franziskus mit der bisherigen Arbeit der beiden Einrichtungen nicht zufrieden zu sein scheint. In Bezug auf das Familieninstitut fordert er mehrfach eine „Erneuerung“ der Arbeit und zwar in einer „pastoralen Perspektive“ und unter „Berücksichtigung der Verletzungen der Menschheit“. Am Donnerstagabend bestätigte der Vatikan, dass Papst Franziskus am 20. September nach Assisi fahren und an der Abschlusskundgebung des Internationalen Friedenstreffens teilnehmen wird.

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Erste Personalentscheidungen

Bischof Kevin Farrell von Dallas wird Chef der neuen Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben, die am 1. September ihre Arbeit aufnimmt. Die Personalentscheidung von Papst Franziskus wurde heute bekannt gegeben. Zugleich machte er den bisherigen Familienminister Vincenzo Paglia zum neuen Chef der Päpstlichen Akademie für das Leben und des Päpstlichen Instituts „Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie“. Mit der Personalie Farrell überrascht Franziskus. Allerdings passt der 61-Jährige in das Bischofsprofil des argentinischen Papstes: Farrell gilt als Seelsorger. Er bemühte sich in seinem Bistum Dallas um einen Ausgleich zwischen Latinos und Anglos und engagierte sich für Migranten. In der US-Bischofskonferenz gilt er als Mann des Dialogs. Am Abend empfing Papst Franziskus den französischen Präsidenten Francois Holland. Über Inhalte des privaten Treffens wurde zunächst nichts bekannt. Es wurde nach der Ermordung des Priesters Jacques Hamel bei Rouen vereinbart.

Papst Franziskus im Gespräch mit Präsident Holland. (Quelle: reuters)

40 Minuten dauerte das Gespräch zwischen Papst Franziskus und Präsident Francois Holland am Mittwochabend im Vatikan. (Quelle: reuters)

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