Vatikanumfrage zur Jugendsynode

Wie sieht die Lebenswelt junger Menschen heute aus? Darum geht es in dem Fragebogen, mit dem der Vatikan im Vorfeld der Bischofssynode zum Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung“ die Betroffenen in den Beratungsprozess einbinden will. Noch ist nicht klar, welche Rolle die Jugendlichen auf der Synode im Oktober 2018 spielen werden. Denn eigentlich ist es eine Bischofssynode; da ist wenig Platz für Laien. Wie schon beim synodalen Prozess zu Ehe und Familie, der Ende 2013 mit einer weltweiten Umfrage begann, möchte der Papst die Beratungen der Bischöfe erden und sich ein möglichst breites Bild über die Situation der Jugendlichen verschaffen. Seit dieser Woche gibt es den Fragebogen auf der Vatikanseite nun auch in einer deutschen Version. Es fällt auf, dass es bei den Fragen vor allem um die Lebenswirklichkeit der jungen Menschen geht und nicht um ihre Haltung zu Glaubensfragen oder einzelnen kirchlichen Positionen. Interessant ist, dass der Vatikan der „Präsenz im Internet“ und hier vor allem den „sozialen Netzwerken“ ein eigenes Kapitel widmet.

Papst Franziskus möchte mehr wissen darüber, wie junge Menschen heute Entscheidungen fürs Leben treffen. Dabei soll die Online-Umfrage helfen. (Quelle: reuters)

Was soll die Kirche verbessern?

Wie können junge Menschen Lebensentscheidungen treffen? Welche Faktoren sind ausschlaggebend für eine Familiengründung? Können die jungen Menschen Einfluss nehmen auf die politischen Entscheidungsprozesse in ihrem Land und wie wichtig ist ihnen das? Wer dachte, bei einer Synode die den Begriff „Berufungsentscheidung“ im Titel trägt, gehe es ausschließlich um die Berufung zu geistlichen Berufen, muss spätestens jetzt erkennen, dass es um mehr geht. Entsprechend ist das Kapitel „Religion, Glaube und Kirche“ nur eines von sieben Kapiteln der Vatikanumfrage. Sieben Fragen enthält dieser Abschnitt. Dabei geht es von der Häufigkeit der Teilnahme an religiösen Riten heute und im Alter von 12 Jahren, der Bedeutung des Glaubens für das Leben bis hin zur Frage, wer Jesus für den Antwortenden sei und was er unter Berufung verstehe.

Stets sind die Antworten vorgegeben, auch wenn es um die Einschätzung der Kirche geht. Hier gibt es acht Themenfelder etwa die Frage nach der Bedeutung des sozialen Engagements der Kirche, der Anwesenheit von Missionaren in Entwicklungsländern oder der Katechese? Schließlich will der Vatikan wissen, was die Jugendlichen „dringend verbesserungswürdig in der katholischen Kirche von heute“ halten. Neun Themenbereiche stehen zur Auswahl: Verteidigung der Glaubenswahrheiten, starkes Augenmerk auf Frieden, interreligiöser Dialog, verständliche und heutiger Welt angepasste Sprache, mehr Aufmerksamkeit für soziale Probleme, mehr Aufmerksamkeit für das Gebet, größere Übereinstimmung zwischen dem Verhalten der Kirche und den verkündeten Werten, Lebensschutz- und –förderung, Umgang mit der Umwelt.

Wer prägt junge Menschen?

Ein wichtiges Augenmerk legt der Fragebogen auf die prägenden Größen im Leben der jungen Menschen und die Frage, welche Institutionen aus ihrer Sicht vertrauenswürdig sind. Es geht um die Bedeutung der Arbeit für die Befragten und die Faktoren, die die Lebensplanung und etwa auch den möglichen Kinderwunsch junger Menschen beeinflussen. Bis 30. November haben die Jugendlichen zwischen 15 und 30 Jahren laut Vatikan Zeit, den Onlinefragebogen auszufüllen. Die deutsche Version ist nicht einfach zu finden. Auf der vatikanischen Internetseite zur Synode ist nicht zu erkennen, dass es den Fragebogen auch in deutscher Sprache gibt. So ganz rund läuft es in der Kommunikation des Synodensekretariats nicht. Die deutsche Übersetzung des Vorbereitungsdokuments zur Synode sucht man vergeblich auf der vatikanische Synodenseite.

Denn neben der Online-Umfrage gibt es noch den Fragebogen, den der Vatikan zusammen mit dem Vorbereitungsdokument an die Bischofskonferenzen und Verantwortlichen in der Jugendpastoral in aller Welt verschickt hatte. Die Ergebnisse beider Umfragen sollen am Ende in das Arbeitspapier einfließen, das als Grundlage für die Diskussionen im Oktober 2018 im Vatikan dienen wird. Die Online-Umfrage dürfte aber über dieses „Instrumentum laboris“ hinaus interessant sein, auch wenn sie nicht nicht repräsentativ ist. Daher wäre es wünschenswert, dass der Vatikan die Ergebnisse unabhängig vom Arbeitspapier veröffentlichen würde. Dann könnte man sehen, ob es kontinentale oder regionale Unterschiede gibt bzw. anhand welcher Linien die unterschiedlichen Lebenswelten junger Menschen verlaufen.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

24 Kommentare

  • Silberdistel
    08.07.2017, 19:35 Uhr.

    Wer, wie, was; wieso, weshalb, warum; wer nicht fragt bleibt dumm. Der pragmatischen Erkenntnis „dem Volk auf´s Maul schauen zu müssen“ (dt. Redensart nach kath. Theologieprof. Martin Luther 1483-1546), ist man hier wohl nicht weiter länger schuldig geblieben.

  • Krakebusch
    09.07.2017, 18:26 Uhr.

    „…zwischen 15 und 30 Jahren…“

    Bedeutet das, dass man mit 31 urplötzlich alt, und mit 45 dann steinalt ist? Von 60 wollen wir gar nicht reden?

    Fühl mich grad so…alt…

  • Martin
    12.07.2017, 15:45 Uhr.

    Ich habe mir die Fragen angeschaut. Der Fragebogen besteht grösstenteils aus Fragen zur Persönlichkeit der jungen Menschen, als wenn man versuchen würde mit Hilfe von Algorithmen zu ergründen, welchen Einfluss die Religion auf die Psyche der befragten hat. Also mehrheitlich eine fast klassische Persönlichkeitsanalyse. Den Fragen, die Kirche und das Engagement der Jugendlichen in der Kirche selbst betreffen wird sehr wenig Raum gegeben. Wenn ich mich erinnere, ist eine einzige Frage vorhanden, mit der sich die Jugendlichen dazu äussern können, wie sie die Kirche (unspezifisch ob vorort oder im Bistum oder die Weltkirche) erleben und wie ihre Vorstellungen sind. es wird auch wage gefragt, wo sich die Kirche allgemein mehr engagieren sollte. Zum Schluss darf beschrieben werden, was man als Positiv (selber oder eine andere Person) in der Kirche erlebt habe (das Negative wurde lieber gar nicht abgefragt) und ganz am Ende kann man ein Anliegen hinzufügen. Es werden insgesamt lieber gar keine brennenden Probleme genannt oder nach Ansichten gefragt. Nur ob die Kirche zum Beispiel mehr in den Dialog mit anderen Religionen treten soll, mehr für den Frieden tun soll, sich mehr für die Umwelt engagieren soll. Keine einzige Frage (wenn ich mich richtig erinnere) zum Thema der Beteiligung der Jugendlichen an der Entwicklung der Kirche, keine Frage zu ihren Bedürfnissen, sondern immer wieder „Wie oft nimmst du an kirchlichen Anlässen teil, wie oft betest du, wie schwierig ist für dich, einen Job zu finden, wie bewegst du dich in den Sozialwerken. Besser als die letzte Umfrage, aber dennoch ungenügend und am Ziel vorbei führend. Es sei denn, man will gar nicht wissen, was die Jugendlichen wirklich über die Kirche denken, über das Personal und was ihre Anliegen sind. Am Schluss werden die Psychologen wohl erfahren, wie depressiv die Jugendlichen sind und was sie im Internet machen, aber fast nichts über Ihr Verhältnis zur Kirche und über ihre Anliegen. Na „Bravo“.

    • Silvia
      13.07.2017, 10:43 Uhr.

      na ja, den Fragebogen haben halt alte Männer ohne eigene Kinder und Enkel erstellt…..

      • Wanda
        13.07.2017, 14:38 Uhr.

        wie gesagt: Kosmetik…

        • alberto knox
          14.07.2017, 0:45 Uhr.

          warum stört sie’s? sie haben doch mit der kirche als atheistin eh nichts am hut.

          • Wanda
            14.07.2017, 17:22 Uhr.

            Alberto Knox 0:45
            – Bin kein Politiker, interessiere mich aber trotzdem für Politik, bin auch kein Philosoph, interessiere mich aber trotzdem für Philosophie, Ideologien, Religionen und Weltbilder…
            Beantwortet das Ihre (um ein anderes Wort zu vermeiden) seltsame Frage ?

          • Martin
            14.07.2017, 19:17 Uhr.

            Lieber Wrightflyer, auch Atheisten haben etwas davon, wenn die Kirche sich gut entwickelt, ihren Auftrag in der Welt erfüllt und die Jugendlichen auf den Weg zum „Guten“ mitnimmt.In der Schweiz wird der positive Beitrag der Kirchen für die Gesellschaft (das Religiöse und die Liturgie ausgeschlossen) und vom Staat mit Geld honoriert. Also auch von Atheisten.

          • Suarez
            15.07.2017, 20:28 Uhr.

            @wanda:
            „– Bin kein Politiker, interessiere mich aber trotzdem für Politik, bin auch kein Philosoph, interessiere mich aber trotzdem für Philosophie, Ideologien, Religionen und Weltbilder…
            Beantwortet das Ihre (um ein anderes Wort zu vermeiden) seltsame Frage ?“

            Ich finde, dass @Knox durchaus eine vernünftige Antwort aud ihre/seine Frage (die ich mir auch schon öfter gestellt habe – denn Kirchenkritik ist etwas für Mitspieler, nicht für Beobachter) verdient.
            Also mit Ironie: Ich glaube nicht ans Spaghettimonster und diese Weltanschauung ist mir wurscht; ich bin kein Scientologe und diese Weltanschauung ist mir gleich. Daher auch meinerseits die Frage: Was treibt einen Atheisten eigentlich so sehr herum, dass sie/er innerkirchliche Vorgänge so nahe an sich ranlässt?

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