Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Der Kardinalsrat hat getagt

Das war sie nun, die erste Sitzung des acht-köpfigen Kardinalsrats in Rom. Viele Informationen über die Beratungen gibt es nicht. Vatikansprecher Federico Lombardi wurde in dieser Woche nicht müde zu betonen, dass der Kardinalsrat keine Beschlüsse fasse und auch keine Dokumente veröffentliche. Er sei allein dazu da, Papst Franziskus zu beraten. „Die Früchte der Arbeit des Kardinalsrats sind die Entscheidungen des Papstes“, erklärt Lombardi. Und Franziskus selbst hatte ja bereits mehrfach gesagt, Entscheidungen wollen gut überlegt sein.

In Assisi laufen die letzten Vorbereitungen. Morgen wird Papst Franziskus erwartet. Der Kardinalsrat begleitet ihn.

Was also die großen Reformen anbetrifft, wird es so schnell keine konkreten Ergebnisse geben. Denn es geht Franziskus offensichtlich nicht nur um kleine kosmetische Korrekturen etwa bei der Kurienreform; sprich es wird nicht nur kleinere Veränderungen an der Konstitution „Pastor Bonus“ aus dem Jahr 1988 geben, die bisher Grundlage der Kurienarbeit ist, sondern es wird eine komplett neue Konstitution ausgearbeitet. (An Pastor Bonus wurde seinerzeit rund drei Jahre gearbeitet!)

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Vatikanbank legt Bilanz vor.

Es ist schon eine kleine Sensation, was da Dienstagmorgen ganz unscheinbar mit einem Mausklick passiert ist. Die Vatikanbank IOR legt zum ersten Mal eine Jahresbilanz vor. Dienstagmorgen punkt 8 Uhr stand der 100-Seiten umfassende Bericht online im Netz. Wermutstropfen bei dieser ganzen Aktion ist, dass sich der IOR-Präsident Ernst von Freyberg aus diesem Anlass nicht den Fragen der Presse stellt. Lediglich den Vatikanmedien Radio Vatikan und der Tageszeitung Osservatore Romano gab er ein Interview. Offizielle Begründung: Von Freyberg sei erst seit Februar 2013 IOR-Chef und könne bzw. wolle daher nichts zu den Geschäften 2012 sagen.

 

Bank in historischem Gemäuer. (dpa)

Dabei scheinen die Geschäfte gar nicht so schlecht gelaufen zu sein. Immerhin wurde der Gewinn 2012 mit 86,6 Millionen Euro gegenüber 2011 (20,3 Millionen Euro) vervierfacht. Knapp 55 Millionen Euro des Gewinns flossen in die Kassen des Heiligen Stuhls; der Rest wurde der Risikorücklage zugeführt. Der große Gewinn wurde dem Bericht zufolge durch höhere Einnahmen bei Staatsanleihen erzielt. In einer Presseerklärung heißt es, dass das IOR vor allem in festverzinsliche Wertpapiere und Staatsanleihen investiere.

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Das nächste Papst-Interview

Papst Franziskus hat erneut ein langes Interview gegeben. Dieses Mal sprach er mit dem Herausgeber der italienischen Tageszeitung LaRepubblica, Eugenio Scalfari. Vor wenigen Wochen hatte die Repubblica bereits einen Brief des Papstes an Scalfari abgedruckt, in dem Franziskus auf Fragen des Journalisten geantwortet hatte. Am 24. September trafen sich die beiden nun im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Was dabei herausgekommen ist, ist nicht weniger spannend als das Interview mit den Jesuitenzeitschriften vor einigen Tagen. Der Papst geht erneut mit Kirche und Kurie hart ins Gericht, spricht über seine Vision von einer Kirche an der Seite der Menschen und unterstreicht seinen festen Willen, mit der Moderne und den Nichtglaubenden ins Gespräch zu kommen. Dabei spricht der Papst an vielen Stellen in der für ihn typischen, für manche aus dem Mund eines Papstes eher ungewöhnlich klaren Sprache. So bezeichnet er etwa das „Hofgehabe als Lepra des Papsttums“.

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Santo subito!

So lautete die Forderung einiger Gläubigen bei der Beerdigung von Papst Johannes Paul II. am 8. April 2005. Zwar erfolgte die Heiligsprechung nicht sofort; aber doch in Rekordzeit. Am 27. April nächsten Jahres wird Papst Franziskus seinen Vorgänger zur Ehre der Altäre erheben. Ganze acht Jahre dauerte damit der „Durchmarsch“ Johannes Pauls II. in den Heiligenhimmel. Auf normalem Weg war das nicht möglich. Benedikt XVI. setzte 2005 die Regel außer Kraft, dass erst fünf Jahre nach dem Tod ein Verfahren zur Seligsprechung eröffnet werden darf. Am 1. Mai 2011 wurde Johannes Paul II. dann bereits seliggesprochen. Nur zwei Jahre später wird er nun offiziell zum Heiligen erklärt.

Gläubige fordern bei der Beeordigung von Papst Johannes Paul II. am 8. April 2005 die sofortige Heiligsprechung. (dpa)

Das ist nicht ganz unumstritten – sowohl die Eile des Verfahrens als auch die Person selbst. Unbestritten ist für viele Gläubige Johannes Paul II. ein Heiliger. Unbestritten sind seine Verdienste beim Fall des Kommunismus im ehemaligen Ostblock. Unbestritten hat er nicht zuletzt durch seine Reisen die katholische Kirche zur Weltkirche gemacht. Doch stellen zu Recht auch Viele Fragen an diesen Papst und sein Pontifikat: Warum wurde nicht konsequenter gegen sexuellen Missbrauch durch Kleriker vorgegangen und der damalige Kardinal Ratzinger, der spätestens seit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle in den USA Anfang des Jahrtausends einen harten Kurs fahren wollte, daran gehindert? Wie war in seiner Zeit der Umgang mit vermeintlichen Abweichlern unter Theologen und Klerikern? Welches Kirchenbild steckte hinter der zunehmenden Zentralisierung der katholischen Kirche? Etc.

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In eigener Sache: Dialog und Streit – aber mit Respekt.

Liebe Mitstreiter hier im Papstgeflüster. In den letzten Tagen hat der Ton hier eine Schärfe erreicht, der nicht mehr akzeptabel ist. Wir sollten wieder zu einem Dialog und Streit mit Respekt zurückkehren, sonst müssen wir hier Einzelne künftig sperren. Wir hatten uns gefreut, dass uns das Schicksal vieler anderer Blogs mit religiösem Inhalt bisher erspart blieb; doch seit einigen Tagen scheint mir hier eine Grenze überschritten. Es wäre schade, wenn wir Einzelne ausschließen oder gar das Blog insgesamt einstellen müssten, weil es an einem vernünftigen, respektvollen Umgang mangelt. Es ist bedauerlich, dass sich einige Mitstreiter hier gezwungen sehen, außerhalb des Blogs zu diskutieren, weil es hier am nötigen Respekt fehlt. Formulierung wie „krankes Hirn“, „XY ist doch nicht ernst zu nehmen“ oder „schwarzberockten paedophilen Vortaenzer Ihrer Konfession“ sind hier fehl am Platz und nicht akzeptabel.

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Tratsch im Vatikan verboten!

Olala – das war einmal mehr ein typischer Franziskus heute Morgen beim Gottesdienst mit der vatikanischen Gendarmerie in den vatikanischen Gärten. Die Messe fand aus Anlass des Schutzpatrons der Truppe, Erzengel Michael, statt. Und einige der rund 150 Gendarmen dürften sich wohl die Augen gerieben haben, was ihr oberster Dienstherr da sagte. Er warnte vor Geschwätzigkeit und Zwietracht im (kleinen) Staate. Klatsch und Tratsch sei eine „verbotene Sprache“ im Vatikan. Es gehe um äußere und innere Feinde, etwa den Teufel der Zwietracht, vor dem die Gendarmen den Vatikan beschützen sollten.

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Der Papst in Fulda

Franziskus war in Fulda – nicht physisch, aber schon lange war ein römischer Pontifex nicht mehr so präsent bei einer Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wie Franziskus in diesem Jahr. Und dabei wurde an vielen Stellen die ganze „Problematik“ dieses Papstes deutlich. Er schafft Luft für Diskussionen, auch über heikle Themen, und inspiriert; zugleich irritiert er aber auch, stellt Selbstverständliches in Frage und bietet mit seinen Aussagen sowie Gesten scheinbar für zum Teil gegensätzliche Positionen Unterstützung. Alte Kategorien, rechts und links, konservativ und progressiv, oben und unten gelten nicht mehr und auch ein gutes halbes Jahr nach Beginn des Pontifikats hat sich die katholische Kirche noch nicht neu sortiert.

Erzbischof Zollitsch (M) und seine Mitbrüder haben auch über das Papstinterview gesprochen. (dpa)

Die Bischöfe sind damit ein Abbild der Situation, wie sie in vielen Gemeinden herrscht, aber etwa auch in der römischen Zentrale. Man kann sie genauso in den einschlägigen Internetforen beobachten oder an der Tatsache, dass plötzlich die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ versucht, die Bischöfe mit dem Papst an der Seite der Bewegung vor sich herzutreiben. Vor gar nicht allzu langer Zeit undenkbar.

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Frauen an die Macht! Aber …

Frauen an die Macht! Das hat sich die Deutsche Bischofskonferenz vorgenommen; allerdings nur so lange es sich nicht um Weiheämter handelt. Das machte der Vorsitzende der Pastoralkommission der DBK, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, am Nachmittag in Fulda deutlich. Frauen sollten noch viel mehr an Leitungsaufgaben der Kirche beteiligt werden. Längst seien noch nicht alle Chancen genutzt, die das II. Vatikanische Konzil eröffnet habe. Noch immer seien Frauen in Leitungsaufgaben unterrepräsentiert. Papst Franziskus aus seinem jüngsten Interview zitierend, erklärte Bode: „Der weibliche Genius ist nötig an den Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die Herausforderung heute ist: reflektieren über den spezifischen Platz der Frau gerade auch dort, wo in den verschiedenen Bereichen  Autorität ausgeübt wird.“ Bode wollte sich nicht auf eine Quote festlegen lassen. Doch sprach er von mindestens einem Drittel Frauen in leitenden Positionen als einem erstrebenswerten Ziel.

Bischof Franz-Josef Bode (Mitte) und seine Mitbrüder suchen nach Perspektiven für Frauen in verantwortlichen Positionen der Kirche. (dpa)

Bode warnte davor, sich in der Frauenfrage zu sehr auf die Weiheämter zu konzentrieren. Es müsse vielmehr darum gehen, über das Miteinander von Frauen und Männern im Leben der Kirche nachzudenken. Er verwies dabei auf den Studientag der Deutschen Bischofskonferenz bei der Frühjahrsvollversammlung in Trier zu diesem Thema. Damals hatten sich die Bischöfe am Ende mit einer Erklärung verpflichtet, „Frauen noch stärker bei der Wahrnehmung von Verantwortung zu fördern“. Die Vorträge und Ergebnisse des Studientages sind jetzt in einem Buch erschienen, das Bode am Rande der Herbstvollversammlung vorstellte.

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Auch Benedikt XVI. schreibt Briefe.

Nach dem Brief von Papst Franziskus an den Herausgeber der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ vor zwei Wochen, hat die Zeitung heute einen weiteren Papstbrief veröffentlicht. Dieses Mal ist er allerdings von Papst emeritus Benedikt XVI. Er antwortet dem italienischen Mathematiker Piergiorgio Odifreddi auf ein Buch aus dem Jahr 2011 „Caro Papa, ti scrivo“ (Lieber Papst, ich schreibe Dir). Darin setzte sich Odifreddi unter anderem mit Ratzingers Bestseller „Einführung ins Christentum“ auseinander. Benedikt antwortete ihm jetzt in einem auf den 30. August datierten elfseitigen Schreiben, aus denen die Repubblica heute einige Passagen veröffentlicht. Und die haben es durchaus in sich.

Papst Benedikt XVI. 2007 beim Besuch der Vatikanischen Bibliothek. Das Buch von Odifreddi hat er ebenfalls intensiv studiert. (ap)

Um was geht es? Benedikt XVI. weist etwa die Kritik Odifreddis zurück, dass Theologie keine Wissenschaft sondern „Science Fiction“ sei. So sei es gerade die Aufgabe der Theologie, eine Beziehung zwischen Religion und Vernunft  herzustellen. In Bezug auf Oldifreddis These, dass es keine historischen Belege für die Existenz Jesu gebe, meint Benedikt: „Was Sie zur Figur Jesu sagen, ist Ihres wissenschaftlichen Ranges nicht würdig.“ Er verweist ihn an den evangelischen Tübinger Theologen Martin Hengel (1926-2009) und dessen Forschungen über den historischen Jesus. „Vor diesem Hintergrund ist das, was Sie über Jesus sagen, unbesonnen, was Sie nicht wiederholen sollten.“

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Ein Vorkonklave für die Bischofskonferenz

Es ist die letzte Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vor der Wahl eines neuen Vorsitzenden im März nächsten Jahres beim Frühjahrstreffen in Münster. Längst hat hinter den Kulissen natürlich die Kandidatensuche begonnen. Die will der amtierende Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, nun auch ganz offiziell machen –  nicht in der Öffentlichkeit, aber intern hat er eine Art Konsultationsprozess vorgeschlagen. Beim traditionellen Eröffnungsreferat heute Abend regte er an, die nächsten Monate dazu zu nutzen, über die Stärken und Schwächen der Bischofskonferenz zu sprechen, ähnlich wie beim Vorkonklave soll es eine „offene und kritische Analyse“ geben. Zollitsch möchte „Generalkongregationen ganz eigener Art“. „Je klarer wir uns über die gemeinsamen und mehrheitlich gewollten Ziele sind, desto besser können wir Fragen über die Struktur unseres Arbeitens, die Erwartungen an den neuen Vorsitzenden und die richtige Unterstützung durch die verschiedenen Dienststellen klären und angehen.“ Zollitsch will dafür die „verschiedenen Ebenen“, auf denen sich die Bischöfe bis zur Neuwahl im März treffen, nutzen.

Erzbischof Zollitsch sieht Gleichklang der Bischofskonferenz mit Papst Franziskus. Er wünscht sich eine dienende, barmherzige Kirche, nah bei den Menschen - wie der Papst.

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