Die erste wichtige Personalentscheidung in der katholischen Kirche in Deutschland im Jahr 2016 ist gefallen. Der bisherige Münsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers ist neuer Bischof von Dresden-Meißen. Der 63-Jährige tritt die Nachfolge von Heiner Koch an, der im Juni vergangenen Jahres nach nur zwei Jahren in Dresden zum Erzbischof von Berlin ernannt worden war. Timmerevers gilt als Mann mit großer Erfahrung in der Pastoral sowie in der Ökumene. Mehrfach hat er sich klar gegen Rechtsextremismus positioniert. Er initiierte 2008 das Projekt „Würdenträger – weil jeder Würde trägt“, bei dem sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen gegen jede Art der Diskriminierung wendeten. „Haltungen, die rechtsextremer Ideologie entspringen, haben in der Kirche keinen Platz“, so Timmerevers. Seine Amtseinführung wird erst nach dem Katholikentag stattfinden. Das große Treffen Ende Mai in Leipzig bietet ihm allerdings die Gelegenheit, sein neues Bistum näher kennenzulernen.
Der neue Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers (l) , und sein bisheriger „Chef“, der Münsteraner Bischof Felix Genn (r). Genn ist als einziger Deutscher Mitglied der vatikanischen Bischofskongregation, die für die Auswahl der neuen Bischöfe (beinahe) weltweit zuständig ist.(Quelle: dpa)
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Verabschiedet sich die katholische Kirche von der Idee des „gerechten Kriegs“? Das könnte sein. In der vergangenen Woche hat im Vatikan eine Tagung stattgefunden, die in Deutschland kaum Beachtung fand, dafür in anderen Ländern durchaus heftige Reaktionen hervorgerufen hat. Unter dem Titel „Gewaltfreiheit und gerechter Friede“ hatten der Päpstliche Rat Justitia et Pax und die internationale katholische Friedensbewegung Pax Christi nach Rom geladen. Am Ende stand eine Erklärung, in der die Teilnehmer den Papst auffordern, die Lehre vom „gerechten Krieg“ nicht mehr fortzuschreiben und in einer Friedensenzyklika Perspektiven eines „gerechten Friedens“ aufzuzeigen. Marie Dennis, der Co-Präsident von Pax Christi International begründete den Vorstoß am Ende der Tagung damit, die Vorstellung, dass es einen „gerechten Krieg“ gebe, mindere das Engagement, nach gewaltfreien Lösungen von Konflikten zu suchen. Und der Papst? Der hatte mehrfach davon gesprochen, dass es legitim sei, einen ungerechten Aggressor zu stoppen. Ob er damit den Einsatz militärischer Gewalt erlaubte, wurde im Anschluss an die Äußerungen immer wieder heftig diskutiert.
Mehrfach hat Papst Franziskus deutlich gemacht, dass ein „ungerechter Aggressor“ gestoppt werden darf. Aber wie? (Quelle: ap)
Nach der Synode ist vor der Synode. Normalerweise findet etwa alle drei Jahre eine ordentliche Bischofssynode statt. Demnach wäre Oktober 2018 der nächste Termin. Doch im Pontifikat eines Papstes, der die Synodalität stärken möchte, klingt das nach einer Ewigkeit. Noch ist nicht klar, ob Franziskus einen neuen „synodalen Prozess“ anstoßen wird, vergleichbar mit dem zu „Ehe und Familie“. Der begann im Oktober 2013 mit einer Umfrage und endete vor wenigen Tagen mit dem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia. Zwei Tage lang hat er in dieser Woche mit dem Synodenrat beraten, über mögliche Themen und Reformen der Struktur der Bischofssynode. Worum es genau ging, teilte der Vatikan nicht mit. Wie üblich war das offizielle Kommuniqué des Presseamts dünn.
Eine Synode kann anstrengend sein. Papst Franziskus im Oktober 2014 während der Außerordentlichen Bischofssynode zu Ehe und Familie. (Quelle: ap)
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Der Einsatz für Frieden im Nahen Osten und die Solidarität mit den Flüchtlingen standen im Mittelpunkt des Kurzbesuchs von Papst Franziskus auf der griechischen Insel Lesbos. Auf dem Rückflug nahm Franziskus drei syrische Flüchtlingsfamilien im Papstflieger mit nach Rom. Sie werden dort von der römischen Basisgemeinschaft Sant’Egidio betreut. Es sei zwar nur eine kleine Geste, „aber genau diese kleinen Dingen müssen wir jeden Tag tun“, so Franziskus auf dem Rückflug gegenüber den mitreisenden Journalisten. Mit Blick auf Europa stellte er fest, „Europa muss heute wieder die Fähigkeit zur Integration wiederfinden, die es immer hatte.“ Dass einige „in Europa geborene und aufgewachsene Menschen“, „Söhne oder Enkel von Migranten“, Terroranschläge wie die von Paris und Brüssel verübt hätten, zeige, „dass es keine Politik der Integration gegeben hat“. Vor dem Abflug hatte der Papst zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus und dem griechisch-orthodoxen Erzbischof Hieronymus der Flüchtlinge gedacht, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben. Bereits auf dem Hinflug hatte Franziskus am Morgen gesagt: „Dies ist eine traurige Reise!“
Papst Franziskus zu den Flüchtlingen: Wir wollen mit der Reise zeigen, dass ihr nicht alleine seid! (Quelle: dpa)
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Am Samstag besucht Papst Franziskus die griechische Insel Lesbos. Damit setzt er erneut ein politisches Zeichen. Der Kurzbesuch auf orthodoxem Terrain hat aber auch eine ökumenische Komponente. Das Verhältnis zwischen dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und dem Primas der orthodoxen Kirche von Griechenland, Hieronymos II. ist nicht das Beste. Hier könnte der gemeinsame Besuch zur Entspannung beitragen. Abgesehen davon, ist es immer schon eine kleine Sensation, wenn das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche einen Fuß auf griechischen Boden setzt. Teile des orthodoxen Episkopats halten nicht viel von der Ökumene mit Rom. Entsprechend gab es auch eine ganze Reihe kritischer Stimmen zum bevorstehenden Papstbesuch. Der Bischof von Kalavrita, Ambrosios, sprach etwa von einem „tückischen Dolchstoß“ in den Rücken des orthodoxen Griechenland. Der Papst solle doch besser in Italien ein Aufnahmelager für die Flüchtlinge aus Idomeni bauen.
Frontex-Mitarbeiter eskortieren Flüchtlinge an Bord eines Passagierschiffes, aufgenommen im Hafen der Insel Lesbos am 08.04.2016
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„Amoris laetitia – die Freude der Liebe“ – der Titel ist Programm. Das rund 200-Seiten umfassende Schreiben von Papst Franziskus ist eine Ermutigung zur Ehe und will Hilfe im Umgang mit schwierigen Situationen geben. Der Papst zeichnet ein sehr realistisches Bild der Familie und erweist sich einmal mehr als Seelsorger, nicht als Oberlehrer. Franziskus bekräftigt die traditionelle katholische Ehelehre, betont aber zugleich, dass sie sich dem Primat der Barmherzigkeit Gottes unterordnen muss. Der Paradigmenwechsel, der sich im Umgang mit den Beziehungen, die nicht dem katholischen Ideal entsprechen, bereits bei den beiden Bischofssynoden angedeutet hat, setzt sich fort und wird verstärkt: Maxime kirchlichen Handelns ist nicht der moralische Zeigefinger, sondern die Wertschätzung, nicht die Ausgrenzung, sondern die Integration. Kasuistik vermeidet Franziskus. Vielmehr stellt er die konkrete Situation des Einzelnen ins Zentrum. Damit geht eine kleine Revolution einher. Franziskus betont zu Beginn des Schreibens, dass „nicht alle doktrinellen, moralischen und pastoralen Diskussionen durch ein lehramtliches Eingreifen entschieden werden müssen“. „Verschiedene Interpretationen einiger Aspekte der Lehre“ seien möglich. Es müsse inkulturierte Lösungen geben. Künftig wird es also mehr Vielheit in der Einheit geben. Damit ist klar, mit dem Papier ist die Diskussion nicht abgeschlossen. Sie geht jetzt erst richtig los. Das dürfte auch für die Lösungen gelten, die Franziskus etwa für den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen anbietet. Auch wenn er den Kommunionempfang nicht eigens nennt, schließt er ihn nicht aus, betont gleichzeitig aber die Unauflöslichkeit der Ehe. Nicht nur an dieser Stelle gleicht das Papier einer Quadratur des Kreises. Es ist der Spagat zwischen Reformern und Bewahrern mit einem klaren Grundton: am Ende zählen nur die Liebe und Barmherzigkeit.
Der Papst schickt den Bischöfen der Welt sein Schreiben: „Lieber Mitbruder, unter Anrufung der Heiligen Familie von Nazareth darf ich Ihnen voller Freude meine Exhortation ‚Amoris laetitia‘ zusenden, zum Wohl aller Familien und aller Menschen, jung wie alt, die Ihrem Hirtendienst anvertraut sind. Vereint in Jesus unserem Herrn, mit Maria und Josef, bitte ich Sie, nicht zu vergessen, für mich zu beten. Franciscus“ (Quelle: Presseamt des Heiligen Stuhls)
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Während alle Welt auf die Publikation des nachsynodalen Schreibens „Amoris laetitia“ wartet, hat sich Papst Franziskus bereits nächsten Projekten zugewendet. Dazu gehört offensichtlich auch die Aussöhnung mit der traditionalistischen Piusbruderschaft. Wie am Montag bekannt wurde, hat sich der Pontifex am vergangenen Freitag mit dem Generaloberen der Gemeinschaft, Bischof Bernard Fellay getroffen. Bereits vergangene Woche hatte der Obere der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. im Internet ein umfangreiches Dokument veröffentlichen lassen, in dem er ausführlich über den aktuellen Stand der Gespräche berichtet. Darin äußerte er sich überraschend positiv über den amtierenden Papst. Das klang zu Beginn des Pontifikats noch anders. Da wurde Franziskus noch als „idealistischer Armutsapostel der 70er Jahre“ bezeichnet, dessen „militante Demut“ sich „als demütigend für die Kirche erweisen könnte“.
Medien spekulieren über einen möglichen Besuch von Papst Franziskus auf der griechischen Insel Lesbos in der kommenden Woche. Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte, dass es Überlegungen gibt. Den konkreten Termin, 14. oder 15. April, wollte er aber weder dementieren noch bestätigen. Die Initiative soll vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios ausgegangen sein, der bei der Visite ebenfalls anwesend sein wird. (Bildquelle: reuters)
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„Amoris laetitia – über die Liebe in der Familie“ lautet der Titel des lang erwarteten Papstschreibens zu Ehe und Familie. Es wird am 8. April offiziell im Vatikan vorgestellt. Neben Synodensekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri wird der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, das Papier vorstellen. Das lässt aufhorchen, hatte sich Schönborn doch wiederholt für Veränderungen der kirchlichen Haltung etwa bei wiederverheirateten Geschiedenen ausgesprochen. Im deutschsprachigen Arbeitskreis hatte er während der Synode im Oktober 2015 als geschickter Moderator und Vermittler zwischen den gegensätzlichen Positionen gewirkt, so dass am Ende alle Voten von allen Teilnehmern, darunter die deutschen Kardinäle Müller und Kasper, einstimmig verabschiedet wurden. Papst Franziskus hatte Kardinal Schönborn bereits damit betraut, bei der 50-Jahr-Feier der Bischofssynode im Oktober 2015 den Festvortrag zu halten.
Papst Franziskus gestern im Gespräch mit Bischöfen am Rande der Generalaudienz im Vatikan. „Amoris laetitia“ („Freude der Liebe“) fasst den Beratungsprozess zu Ehe und Familie zusammen. (Quelle: dpa)
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„O Kreuz Christi, wir sehen dich auch heute noch“ – in den Ausgebeuteten und Unterdrückten, in den Migranten und den wegen ihres Glaubens Verfolgten, in den Kranken und den Menschen mit Behinderung. Mit einer Kreuz-Litanei beendete Papst Franziskus den traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom. Er machte deutlich, wo heute in der Welt das Kreuz Christi gegenwärtig ist. Er verurteilte Gewalt und Terrorismus. Mehrere tausend Menschen waren trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen zu der Feier gekommen. Die Texte des Kreuzswegs hat in diesem Jahr der Erzbischof von Perugia, Kardinal Gualtiero Bassetti, verfasst. Auch Bassetti holte den Kreuzweg Jesu vor 2000 Jahren ins 21. Jahrhundert mit den vielfältigen Formen des Leidens der Menschen rund um den Globus. Am Nachmittag hatte der Päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa bei der Karfreitagsliturgie angemahnt, angesichts der jüngsten Ereignisse auf Rachegelüste zu verzichten. Rache sei zu einem „Mythos“ geworden, so der Kapuziner-Theologe. Die Leiden dieser Welt verdankten sich weithin dem Wunsch nach Vergeltung, „sei es in zwischenmenschlichen Beziehungen oder jenen zwischen Staaten und Völkern“. Nur Barmherzigkeit könne die Welt retten, betonte er. Ähnlich äußerten sich auch die beiden obersten Repräsentanten der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland, EKD-Ratspräsident Heinrich Bedford-Strohm und der Vorsitzende der Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx.
(Quelle: reuters)
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Papst Franziskus setzt erneut ein deutliches Zeichen. Den Gottesdienst zur Erinnerung an das Letzte Abendmahl Jesu feierte er in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge vor den Toren Roms.Wie schon in den vergangenen Jahren wusch er dabei in Erinnerung an die Fußwaschung Jesu an seinen Jüngern zwölf Frauen und Männern die Füße, darunter auch Nichtkatholiken. Einmal mehr machte Franziskus deutlich, dass für ihn der Mensch zählt, nicht die Konfession oder Religion. Während Europa über neue Grenzen und Mauern diskutiert, geht Franziskus zu den Menschen. Unter dem Eindruck der Ereignisse von Brüssel stand für Franziskus allerdings nicht die Frage nach dem Umgang mit den Migranten im Vordergrund. Vielmehr ging es ihm darum, ein Zeichen der Geschwisterlichkeit udn des MIteinanders zu setzen. „Wir glauben alle an denselben Gott“, lautete seine Botschaft. Die wird so manchem Theologen sicher Kopfzerbrechen bereiten; doch angesichts von Terror und Krieg sieht Franziskus seine Aufgabe darin, Brückenbauer zu sein.
Papst Franziskus beim Gottesdienst im Erstaufnahmelager für Flüchtlinge. (Quelle: reuters)
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