Weltjugendtag in Krakau – Tag 1

Wer hat’s erfunden? Johannes Paul II. war es gewesen, der die katholischen Weltjugendtag begründet hat. Der 31. Weltjugendtag ist heute in Krakau, der Heimat des polnischen Papstes, eröffnet worden. Die mehr als 300.000 Jugendlichen aus aller Welt feierten den ganzen Tag, und auch ein leichtes Gewitter am Nachmittag konnte die Stimmung nicht trüben. Nach den Ereignissen der vergangenen Tage und Wochen mit Gewalt und Terror brauche es Bilder, die trösten und heilen, so der BDKJ-Bundespräses Dirk Bingener am Nachmittag. Der deutsche Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann bezeichnete die Jugendlichen als „Hoffnung in einer von Terror gequälten Welt“. Die Jugendlichen könnten in Krakau erfahren, dass es „nicht nur eine Gemeinschaft des Entsetzens, sondern auch eine Gemeinschaft der Hoffnung gebe“. Morgen wird Papst Franziskus in Krakau erwartet.

Erinnerungsfoto mit dem Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann. (Quelle: Erbacher)

Erinnerungsfoto mit dem deutschen Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann. (Quelle: Erbacher)

Wird Franziskus Klartext reden?

Die Jugendlichen freuen sich auf den Papst. So mancher polnische Politiker schaut dem Besuch mit gemischten Gefühlen entgegen. Gespannt warten alle, was Papst Franziskus den Polen ins Stammbuch schreiben wird – etwa beim Thema Flüchtlinge oder auch beim Thema Rechtsstaatlichkeit. Gleich zum Auftakt morgen Nachmittag wird der Papst beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft Gelegenheit haben, seine Position darzulegen. Nun ist Franziskus zwar bekannt für klare Worte. Allerdings richtet er die lieber an die eigenen Reihen. Politiker oder gar ein ganzes Land, dessen Gast er ist, zu brüskieren ist nicht seine Art. Vielleicht werden es daher eher Zeichen sein als Worte, mit denen der Papst in den nächsten Tagen seiner Position und Kritik Ausdruck verleiht – etwa beim Besuch des Marienheiligtums von Tschenstochau am Donnerstagmorgen, wenn er einen großen Gottesdienst aus Anlass der 1.050-Jahr-Feier der „Taufe“ Polens feiert.

Ausdrücklich schweigen will er am Freitagvormittag beim Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Auf dem Rückflug von Armenien hatte Franziskus erklärt: „Ich möchte an jenen Ort des Schreckens gehen ohne Reden, ohne Menschen, nur mit denen, die nötig sind. […] Aber ich will keinen begrüßen, diesen oder jenen… Nein, nein. Allein, hineingehen und beten… Und der Herr möge mir die Gnade geben zu weinen.“ Der Papst wird zehn Überlebende des Holocaust treffen sowie 25 „Gerechte unter den Völkern“. Die einzigen Worte des Besuchs werden die sein, die er ins Gästebuch eintragen wird – und eventuell ein kurzer Kommentar auf der Pressekonferenz beim Rückflug nach Rom am Sonntagabend. Es ist der dritte Papst, der das ehemalige Konzentrationslager besucht, nach seinen beiden Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Er ist der erste Papst, der schweigen wird.

Die übrigen Termine konzentrieren sich weitestgehend auf den Weltjugendtag. Viermal wird Franziskus mit den Jugendlichen zusammentreffen. Zum Abschluss am Sonntag wird er dann verkünden, wo und wann der nächste Weltjugendtag stattfindet. Nach einem Austragungsort in Europa dürfte das nächste Mal wieder Amerika oder Asien an der Reihe sein. In Afrika fand noch nie ein Weltjugendtag statt. Einzig mögliches Land wäre wohl Südafrika. Doch die Sicherheitslage lässt die Verantwortlichen im Vatikan zögern, die katholische Jugend der Welt dorthin einzuladen. Der erste internationale Weltjugendtag fand übrigens 1987 in Buenos Aires statt, der Heimatstadt von Jorge Mario Bergoglio. Allerdings hielt sich Bergoglio zu dieser Zeit in Cordoba auf.

Papst verurteilt Attentat von Rouen scharf

Papst Franziskus hat die Geiselnahme in einer französischen Kirche aufs schärfste verurteilt. Er sei „zutiefst erschüttert darüber, dass dieser Akt der Gewalt in einer Kirche während eines Gottesdienstes stattfand, einer liturgischen Handlung, die den Frieden von Gott erbittet“, heißt es in einem Beileidstelegramm an den Ortsbischof von Rouen, Dominique Lebrun. Bei der Geiselnahme war ein 84-jähriger Priester auf brutale Weise ermordet worden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte: „Hier soll Hass zwischen den Religionen geschürt werden. Dem werden wir widerstehen und uns der Atmosphäre von Hass und Gewalt nicht anschließen. Die Antwort kann nicht eine Verschärfung des Hasses und des Gegeneinanders sein, sondern nur der Versuch, die Täter zu stellen und alles zu tun, damit nicht neue Gewalt geschieht.“

P.S. In der Sommerpause ist einiges passiert. Wir werden darauf in den nächsten Wochen immer wieder einmal zurückkommen – nicht nur, dass es einen neuen Bischof von Limburg gibt und ein neues Pressesprecher-Duo im Vatikan. Auch im Bereich der Finanzen hat sich etwas getan und vieles mehr.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

3 Kommentare

  • Alberto Knox
    27.07.2016, 13:56 Uhr.

    in erinnerung an einen eigenen dachau-besuch kann ich papst franziskus gut verstehen. das grauen ist an solchen orten spüren, so spürbar, dass es einem die sprache verschlägt, gerade auch, wenn man bedenkt, dass das christentum schon auch 1900 jahre eifrig damit beschäftigt war, den weg zu bahnen, den die nazis beschritten haben.

    • Novalis
      27.07.2016, 20:09 Uhr.

      Ja, sehr richtig – Schweigen vor so Ungeheuerlichem ist manchmal das einzig Wahre.
      Leider ist Antisemitismus immer noch weit verbreitet, auch bei Klerikern. Sogar ein ehemaliger Bischofssekretär schüttelte einmal über die Politik Israels den Kopf und meinte dann zu meiner Erschütterung: „Mit den Juden muss man wirklich nicht solidarisch sein – schließlich haben die uns am Anfang auch verfolgt.“ Geschichtsklitterung ist ein Euphemismus dafür. Und diese Geisteshaltung ging ja letztlich sogar bis zu B16. Ich habe mir mal auf Empfehlung hier den schauerlichen Artikel Kirche in der 2. Auflage des LThK angeschaut. Der strotzt nur so vor Antijudaismen.

  • bernardo
    30.07.2016, 9:56 Uhr.

    Es war gut, dass der Papst in Auschwitz auf eine Rede verzichtet hat: das Schweigen im Gebet wirkte stärker als Worte es vermocht hätten. Auf die Einlassungen zur migrationsfrage hätte er besser verzichtet, zumal sich die polnische regierung nach den Ereignissen in Frankreich und deutschland in ihrem Kurs bestätigt sieht.

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