Das Jahr 2015 war das Jahr der Reisen für Papst Franziskus: vier Kontinente, elf Länder. 2016 könnte das Jahr der „Hausarbeiten“ werden. Die inneritalienischen Reisen wurden für 2016 vor wenigen Tagen abgesagt. Aus dem Umfeld des Kirchenoberhaupts ist zu hören, dass sich die Akten auf seinem Schreibtisch türmen und er auch Audienzen im Vatikan streicht. Franziskus ist bald drei Jahre im Amt. Auf dem Rückweg von Bangui nach Rom sagte er gleich zweimal, dass ihn die Reisen anstrengten. Vatileaks 2 und vor allem die Bischofssynode in Rom haben Franziskus gezeigt, der Widerstand gegen seine Vorhaben ist groß. Jetzt muss er Hausaufgaben machen, sein Haus bestellen, so dass die Veränderungen nachhaltig implementiert werden können.
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Barmherzigkeit geht vor Gericht! Das ist die Botschaft, die Papst Franziskus seiner Kirche und der Welt mit dem Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit vermitteln möchte. Das erklärte er heute Morgen beim Gottesdienst zum Auftakt. Der Pontifex machte deutlich, das II. Vatikanische Konzil habe vor einem halben Jahrhundert versucht, eine Brücke zu schlagen zwischen Kirche und Welt. „Das Jubiläum fordert uns zu dieser Öffnung heraus und verpflichtet uns – entsprechend der Mahnung des seligen Paul VI. beim Konzilsabschluss –, die aus dem II. Vaticanum hervorgegangene Mentalität des barmherzigen Samariters nicht zu vernachlässigen.“ Seit gut zwei Jahren predigt Franziskus Barmherzigkeit. Er will der katholischen Kirche eine neue Haltung verordnen. Sie soll von der Kontrollinstanz zur Wegbegleiterin werden. „Wir müssen die Barmherzigkeit dem Gericht voranstellen“, so Franziskus in seiner Predigt. Diese Kurskorrektur ist nicht einfach und ruft Widerstand hervor.
Franziskus möchte eine „barmherzige Kirche“. Das zu erreichen, ist wahrlich ein Kraftakt. (Quelle: reuters)
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Für alle, die die Dokumentation „Der Katakombenpakt – Papst Franziskus und die Kirche der Armen“ nicht live sehen konnten, gibt es hier noch einmal die Möglichkeit. Für den einzigen heute noch lebenden Erstunterzeichner, Bischof Luigi Bettazzi, ist der Katakombenpakt nicht Geschichte. Vielmehr lebe die Idee in Papst Franziskus fort, ist der heute 92-jährige langjährige Bischof von Ivrea in Norditalien überzeugt. Papst Franziskus allerdings zeigte sich zurückhaltend, als ich ihn darauf angesprochen habe. Für den Lateinamerikakenner und Buchautor Norbert Arntz liegt das daran, dass Franziskus sich nicht zu sehr von einer Seite vereinnahmen lassen möchte. Vielmehr möchte er Brückenbauer, Pontifex, zwischen verschiedenen Positionen sein. Ob die Reformen, die Franziskus angestoßen hat bzw. anstößt, bereits unumkehrbar sind, darüber haben wir mit dem italienischen Journalisten und Buchautoren Marco Politi gesprochen. Der richtet den Blick bereits auf den nächsten Papst.
Am 8. Dezember 1965 wurde das II. Vatikanische Konzil mit einem feierlichen Gottesdienst beendet. Zum 50. Jahrestag startet Papst Franziskus am Dienstag das Außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Er möchte damit einige Grundideen der wohl wichtigsten Bischofsversammlung der Neuzeit in Erinnerung rufen. Ein Gedanke war damals die Idee einer „armen Kirche an der Seite der Armen“, die Papst Franziskus heute lebt. Diese „arme Kirche“ ist eine Kirche, die nicht herrscht, sondern dient, die nicht ausschließt, sondern integriert, die nicht verurteilt, sondern ermutigt. Diese Idee haben kurz vor Ende des Konzils 42 Bischöfe im sogenannten Katakombenpakt festgehalten. Was damals geschah und wie diese Idee heute, 50 Jahre nach der Unterzeichnung des Katakombenpakts, durch Papst Franziskus verwirklicht wird, darum geht es in unserer Dokumentation „Der Katakombenpakt – Papst Franziskus und die Kirche der Armen“, die in der Nacht von Sonntag auf Montag um 0.20 Uhr im ZDF zu sehen sein wird.
Eine arme Kirche an der Seite der Armen – Papst Franziskus bei seinem Besuch im Slum Kangemi in Nairobi vor wenigen Tagen. Ist der aktuelle Papst ein Katakombenpaktler?
Zum Abschluss seines Afrikabesuchs hat Papst Franziskus heute ein wichtiges Zeichen der Versöhnung gesetzt. Er besuchte die Zentralmoschee in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik. Dort betete er und nahm anschließend den Imam auf dem Papamobil mit. Franziskus ist sich der Wirkung solcher Bilder bewusst. Bei der Pressekonferenz auf dem Rückweg von Bangui nach Rom machte er deutlich, dass die Religionsführer solche Zeichen setzen und die Fundamentalisten, die es in allen Religionen gebe, davon überzeugen müssten, dass religiöser Fundamentalismus gar nicht religiös sei, weil Gott fehle. Er sei letztlich Idolatrie. Franziskus zeigte bei der Pressekonferenz eine gewisse Flexibilität bei der Nutzung von Kondomen und erklärte mit Blick auf den Klimagipfel in Paris: „Die Welt steht am Rande des Selbstmords“. Daher gelte für Paris: „Jetzt oder nie!“ Vor seinem Abflug hatte Franziskus mit mehreren zehntausend Menschen im Sportstadion von Bangui eine Messe gefeiert. Dabei ermutigte er die Gläubigen, zu „Handwerkern“ und Gestalter der menschlichen und geistlichen Erneuerung des Landes zu werden.
Eine knappe Stunde nahm sich Papst Franziskus Zeit für die Pressekonferenz. Angesprochen auf den Vatileaks-Skandal stellte er lachend fest: „Ich danke Gott, dass es heute keine Lucrezia Borgia mehr gibt!“ (Quelle: Erbacher)
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Ein Papst auf Friedenmission. So lässt sich die dritte Etappe der Afrikareise von Franziskus auf einen Punkt bringen. Versöhnung, Vergebung, Entwaffnung waren Stichworte am ersten Tag in der Zentralafrikanischen Republik.“ Ich komme als Pilger des Friedens und als Apostel der Hoffnung“, so Franziskus zum Auftakt. Am Abend in der Kathedrale wurde er dann deutlich: „An alle, die zu Unrecht die Waffen dieser Welt gebrauchen, richte ich einen Appell: Legt diese Instrumente des Todes ab; bewaffnet euch vielmehr mit Gerechtigkeit, Liebe und Barmherzigkeit, den echten Garanten des Friedens.“ Der Jugend gab er anschließend mit auf den Weg, dass Flucht trotz großer Schwierigkeiten keine Lösung sei. „Wer flieht, hat nicht den Mut zum Leben“, so Franziskus in seiner improvisierten Ansprache. Der Papst wollte seit langer Zeit in das Bürgerkriegsland. Und trotz großer Sicherheitsbedenken hat er sich am Ende durchgesetzt. Interimspräsidentin Catherine Samba-Panza bat in ihrer Begrüßungsansprache um Vergebung für alles Böse, dass sich die Menschen im Land angetan haben. Papst Franziskus nutzte für die Fahrten in der Stadt ein offenes Papamobil. Entlang der Strecke waren überall Blauhelme postiert.
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte in der Karhedrale von Bangui. (Quelle: Erbacher)
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Franziskus will den Menschen in Uganda und darüber hinaus auf dem afrikanischen Kontinent Hoffnung machen, dass es trotz vieler Schwierigkeiten auch eine gute Zukunft geben kann. Dabei spart er nicht mit Kritik; allerdings sind das eher leise Töne, gerade wenn es in Richtung Politik geht. Er schimpft nicht auf böse externe Faktoren sondern er erinnert die Einheimischen an ihre Verantwortung für eine bessere Zukunft. Dabei gilt für den Papst, auch mit kleinen Schritten kann man die Welt verändern. Am Abend erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi, dass man an den Reiseplänen für die Zentralafrikanische Republik wie vorgesehen festhalte. So wird Franziskus am Sonntagmorgen von Kampala in Richtung Bangui aufbrechen. Die Rückreise nach Rom ist für Montag geplant.
(Quelle: Erbacher)
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Mit einer scharfen Kritik an neuen Formen des Kolonialismus und der Warnung vor dem „süßen Gift“ Korruption hat Papst Franziskus heute seinen Besuch abgeschlossen. Am Morgen besuchte er einen der Slums in Nairobi. Er prangerte die „abscheuliche Ungerechtigkeit der Städtischen Ausgrenzung“ an und erklärte sich solidarisch mit den Armen. Anschließend nutzte er die Begegnung mit Jugendlichen in einem Sportstadion in Nairobi, um in Anwesenheit des kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta, scharf Korruption zu verurteilen und die Jugendlichen davor zu warnen, sich nach Ethnien und Stämmen aufteilen zu lassen. Diese klaren Worte waren wichtig, denn bisher hatte sich Franziskus zu den kritischen politischen Fragen nur sehr zurückhaltend geäußert. Am Nachmittag reiste der Papst dann nach Uganda weiter. Das Treffen mit Vertretern aus Politik, Zivilgesellschaft und Diplomatischem Korps nutzte er, um zu „transparenter Regierung“ aufzurufen. Anders als in Kenia waren die Straßen, die Franziskus heute in Uganda fuhr, mit zehntausenden, laut Vatikansprecher Federico Lombardi hunderttausenden Menschen gesäumt.
Franziskus kam mit dem offenen Papamobil in den Slum in Nairobi. (Quelle: Erbacher)
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Der interreligiöse Dialog, die Familie und die Umwelt standen im Mittelpunkt des zweiten Tags des Besuchs von Papst Franziskus in Kenia. Am Morgen sagte er beim Treffen mit Vertretern anderer christlicher Kirchen und anderer Religionen, dass die Ökumene und der interreligiöse Dialog „kein Luxus“ sei, sondern dass er wesentlich sei. „Unsere durch Konflikte und Spaltungen verletzte Welt braucht ihn immer dringender!“ Der Sprecher des Dachverbands der Muslime in Kenia, Abdulghafur El-Busaidy zitierte Hans Küng mit den Worten: „Kein Frieden der Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog unter den Religionen ohne globale ethische Prinzipien. Kein Überleben der Erde ohne eine globale Ethik.“ Am Abend hielt Franziskus eine programmatische Rede am Sitz der Vereinten Nationen in Nairobi. Sollte der Weltklimagipfel in Paris scheitern, wäre das katastrophal, so Franziskus.
Auf dem Campus der Universität wurde Papst Franziskus heute Morgen begeistert enpfangen. (Quelle: Erbacher)
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Deutschland wird noch eine Weile warten müssen, bis Papst Franziskus kommt. Auf meine Frage, ob die Reise bald stattfinden werde, antwortete er heute auf dem Weg von Rom nach Nairobi: „Das ist noch alles im Nebel.“ Allerdings machte er auch deutlich, dass er das Projekt noch nicht abgehakt hat. Bei seiner Ankunft in Kenias Hauptstadt Nairobi forderte Franziskus den Aufbau einer gerechten Gesellschaft, mehr Einsatz beim Umweltschutz sowie „Integrität und Transparenz“ in Politik und Gesellschaft. Damit hatte er einen großen Teil der heiklen Themen bereits zu Beginn seiner sechstägigen Afrikareise angesprochen. Die Reaktionen der Zuhörer, Politiker, Diplomaten und Vertreter der Zivilgesellschaft waren eher verhalten. Vor seinem Abflug nach Nairobi traf Franziskus am Morgen im Vatikan elf Frauen, die Opfer von Gewalt in ihren Familien, durch Menschenhandel oder Prostitution geworden waren. Die Frauen, die ihre sechs Kinder mitgebracht hatten, kommen aus Italien, Rumänien, Nigeria und der Ukraine. Sie leben in einer kirchlichen Einrichtung für Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Der Papst habe seine Solidarität und Nähe mit allen Menschen ausgedrückt, die unter Gewalt leiden, so Vatikansprecher Federico Lombardi.
Papst Franziskus mit Präsident Uhuru Kenyatta bei der offiziellen Begrüßungszeremonie im State House in Nairobi. (Quelle: Erbacher)
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