Es war keine gewöhnliche Politikeraudienz am Montagmorgen im Vatikan. Papst Franziskus traf den Präsidenten Ruandas Paul Kagame. 1994 wurden in dem ostafrikanischen Land binnen weniger Monate bis zu 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu von radikalen Hutus ermordet. Die Kirche spielte damals eine unrühmliche Rolle. Priester und Ordensleute der Hutu lieferten teilweise Menschen, die in kirchliche Häuser geflüchtet waren, an die Milizen aus. Papst Franziskus gestand bei der Audienz gestern ganz klar die Mitschuld der katholischen Kirche ein und bat um Vergebung für die „Sünden und Fehler der Kirche und ihrer Mitglieder“. Priester und Ordensleute seien dem Hass und der Gewalt verfallen. Sie hätten damit das Evangelium verraten und das „Antlitz der Kirche entstellt“.

Papst Franziskus hofft, dass das Treffen mit Präsidenten, Paul Kagame, zur Versöhnung in Ruanda beitragen kann. (Quelle. epa)
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Vier Jahre ist er schon im Amt: Papst Franziskus. Die einen sagen, er habe in dieser Zeit viel zu wenig bewegt; die anderen sehen durch seine Worte und Taten die katholische Kirche schwer beschädigt. Der erste Papst aus Lateinamerika polarisiert und regt zu Diskussionen. Seine Wahl vor vier Jahren kam überraschend. Dieses Überraschungsmoment gehört bis heute zu einer Konstante des Pontifikats. Nichts scheint mehr vor Veränderungen sicher und das, obwohl Jorge Mario Bergoglio ein konservativer Katholik ist. Er ist der lebende Beweis dafür, dass Schubladendenken nichts mehr taugt. Der erste nicht europäische Papst verordnet seiner Kirche eine heilsame Unruhe. Dabei lässt Franziskus keinen Zweifel daran, dass er die katholische Lehre nicht reformieren will; aber er will den Umgang damit verändern und die praktische Umsetzung. Regeln und Dogmen sind ihm wichtig; aber im Mittelpunkt steht der Mensch in seiner konkreten Situation. Das ist ein anspruchsvolles Christentum, das er vertritt und das sich nicht im Herunterbeten von Katechismussätzen erschöpft.

Am liebsten ist er unter Menschen. Papst Franziskus gestern beim Besuch einer römischen Pfarrei. (Quelle: dpa)
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Papst Franziskus hat erneut bekräftigt, dass man über das Thema „viri probati“ nachdenken müsse, also die Weihe von verheirateten „bewährten Männern“ zu Priestern. Zugleich sprach er sich gegen einen „freiwilligen Zölibat“ für Priester aus. Der Papst äußerte sich in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. Schwerpunkt des Gesprächs ist die Frage nach dem Glauben, nach der Chance, die in Krisen steckt. Immer wieder streift es aber auch aktuelle Fragen. So betont Franziskus, dass er Kardinal Burke „nicht als Widersacher empfinde“. Er spricht über seine Reisepläne für 2017 und lässt dabei wenig Chancen für einen Besuch in Deutschland im Rahmen des Reformationsjubiläums. In dem Gespräch rückt er noch einmal einige Dinge klar. So betont er, dass es ihm in Bezug auf die Kommission zum Diakonat der Frau darum ging, „das Thema zu erforschen und nicht eine Tür zu öffnen“. Kritisch äußert sich Franziskus zu übersteigerten Hoffnungen und Erwartungen an seine Person. „Ich bin Sünder und bin fehlbar, und wir dürfen nicht vergessen, dass die Idealisierung eines Menschen stets auch eine unterschwellige Art der Aggression ist. Wenn ich idealisiert werde, fühle ich mich angegriffen.“

Papst Franziskus hält sich diese Woche in Ariccia nahe Rom auf. Dort nimmt er an den traditionellen Fastenexerzitien der Römischen Kurie teil. (Quelle: reuters)
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Es sind schon ungewöhnliche Dinge, die sich da in diesen Tagen im Vatikan abspielen. Vergangene Woche wird eine „Fake-Ausgabe“ der vatikanischen Tageszeitung L‘Osservatore Romano bekannt, in der Unbekannte den Papst auf die „Dubbia“ der vier Kardinäle von Ende vergangenen Jahres antworten lassen. Am Montag sieht sich der Kardinalsrat zum Auftakt seiner Februarsitzung bemüßigt, dem Papst seinen „vollen Rückhalt“ zu versichern sowie „volle Zustimmung und Unterstützung“ sowohl für seine Person als auch sein Lehramt. Sind die Zweifel so groß, dass etwa an der rechten Ausübung des Lehramts oder gar der Integrität der Person etwas nicht stimmen könnte? Dem dürfte wohl nicht so sein; dennoch sahen die Kardinäle die Notwendigkeit, dem Papst ausdrücklich Rückendeckung zu geben. Der wiederum hat sich zu einem anderen ungewöhnlichen Schritt entschieden und das Vorwort für ein Buch eines Missbrauchsopfers geschrieben, das in der italienischen Tageszeitung La Repubblica veröffentlicht wurde. Darin bittet Franziskus erneut „demütig um Vergebung“ für die Taten. „Es handelt sich um etwas absolut Monströses, ein grauenhaftes Verbrechen, das radikal entgegen all dem ist, was Christus uns lehrt.“ Zugleich begrüßt er den Schritt des Opfers, mit seinem Schicksal in die Öffentlichkeit zu gehen. Diese Ansicht teilen sicherlich nicht alle Kirchenhierarchen. Franziskus stößt mit seinem Anliegen der radikalen Aufklärung wie schon sein Vorgänger auf heftigen Wiederstand. Zugleich sieht er sich selbst Vorwürfen ausgesetzt, nicht entschieden genug zu handeln.
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Es war durchaus eine ungewöhnliche Audienz, die da heute im Vatikan stattfand. Papst Franziskus empfing leitende Persönlichkeiten der Evangelischen Kirche in Deutschland, und die brachten den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gleich mit. Im Jahr des Reformationsgedenkens eine besondere Geste. Einerseits zeigt das Vorgehen, wie selbstverständlich die Ökumene im Ursprungsland der Reformation mittlerweile ist. Andererseits wurde bei dem Anlass einmal mehr die schmerzliche Trennung ins Bewusstsein gerufen. Sowohl der Papst als auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erinnerten an das Problem des gemeinsamen Abendmahls für konfessionsverschiede Ehepaare. Franziskus sprach von der Notwendigkeit, den theologischen Dialog zu intensivieren. Konkreter wollte er an dieser Stelle aber nicht werden. Immerhin haben Marx und Bedford-Strohm den Papst noch einmal gemeinsam nach Deutschland eingeladen. Der Pontifex habe „wohlwollend“ geschaut, so der EKD-Ratsvorsitzende anschließend. Allerdings gab es keine offizielle Reaktion aus dem Vatikan. Der päpstliche Reisekalender füllt sich zusehends. Für 2017 noch einen Termin zu finden, wird immer schwieriger. Zumal am 24. September Bundestagswahlen anstehen.

Papst Franziskus bekommt die neue Luther-Bibel geschenkt. (Quelle: dpa)
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Jetzt ist es amtlich: Auch die deutschen Bischöfe öffnen sich für einen Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene – unter strengen Bedingungen. Das geht aus einem Papier hervor, das heute veröffentlicht wurde. Im April vergangenen Jahres hatte Papst Franziskus sein nachsynodales Schreiben Amoris laetitia veröffentlicht. Seitdem diskutierten und stritten die deutschen Oberhirten über die Interpretation des rund 185 Seiten umfassenden Dokuments. Mit ihrem Bischofswort schließen sich die deutschen Oberhirten der Position des Papstes an. Der hatte in Amoris laetitia die Tür geöffnet für Ausnahmen beim Verbot des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene. Seitdem hagelt es Kritik aus konservativen Kreisen an dem Vorgehen von Franziskus. Der bleibt standhaft. Dass die deutschen Bischöfe gut neun Monate gebraucht haben, um sieben Seiten zu formulieren, spricht Bände. Der Vorgang hat einmal mehr gezeigt, dass kollegiale Entscheidungen mitunter schwere Geburten sind und die Deutsche Bischofskonferenz höchst unterschiedlich positionierte Mitglieder in sich vereinigt. Sicherlich ist es schwierig, dem umfangreichen Papstpapier noch etwas hinzuzufügen. Dennoch erwartet Franziskus, dass seine dort aufgezeigten Grundlinien nun auf die konkrete Situation der Ortskirchen heruntergebrochen werden.

Franziskus will ein Ende der „Schwarz-oder-Weiß-Politik“ in der katholischen Kirche. Das Leben ist bunt. Dem wollen die deutschen Bischöfe mit einer „erneuerten Ehe- und Familienpastoral“ Rechnung tragen. (Quelle: dpa)
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Papst Franziskus hat erneut vor Populismus gewarnt. In einem Interview mit der spanischen Tageszeitung „El Pais“ mahnte er zugleich zur Zurückhaltung bei der Beurteilung des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Man solle erst einmal abwarten, so Franziskus. „Wir werden sehen, wie er handelt, was er macht, und dann werde ich auch eine Meinung dazu haben.“ Klarer ist da seine Position schon in Bezug auf die erstarkenden populistischen Kräfte in Europa. In Zeiten der Krise suchten die Menschen „Heilsbringer, die uns unsere Identität wiedergeben“. Hier müsse er an die Situation in Deutschland in den 1930er Jahren denken, so Franziskus. „Hitler hat die Macht nicht an sich gerissen, er wurde von seinem Volk gewählt und hat sein Volk zerstört“, sagte er in dem Interview. „In Zeiten der Krise versagt das Urteilsvermögen.“ Der Papst warnte vor diesem Hintergrund vor einer Abschottung: „Wir schützen uns mit Mauern und Stacheldraht vor den anderen Völkern, die uns unsere Identität nehmen könnten.“ Das sei „sehr schlimm“.

Entschieden geht Papst Franziskus seinen Weg. Für die Kirche wünscht er sich mehr Diskussionen, weil diese die Kirche verbesserten und brüderlicher machten, erklärte er in dem Interview und stellte klar: „Wenn ich ein Problem mit abweichenden Meinungen hätte, läge darin der Keim zu einer Diktatur.“ Allerdings mahnte er auch: „Sie [die Vertreter anderer Positionen] haben ein Recht zu denken, dass der Weg gefährlich ist und zu schlechten Ergebnissen führen könnte. Aber sie sollten das im Dialog äußern und nicht Steine aus dem Hinterhalt werfen.“ (Quelle: reuters)
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Der nächste synodale Prozess ist eröffnet. Im Vatikan stellte heute der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, das Vorbereitungsdokument für die Jugendsynode vor. Die findet im Oktober 2018 statt. Bis Ende Oktober dieses Jahres haben nun die Bischofskonferenzen und Ordensoberen Zeit, zu dem Papier Stellung zu beziehen sowie 18 Fragen zu beantworten. Ab Anfang März soll es im Internet eine Umfrage geben, mit der sich der Vatikan direkt an die Jugendlichen in aller Welt wenden will. Papst Franziskus schreibt in einem Brief an sie: „Auch die Kirche möchte auf Eure Stimme hören, auf Eure Sensibilität, auf Euren Glauben, ja auch auf Eure Zweifel und Eure Kritik.“ Bei der Synode werden zwar Jugendliche als sogenannte „Hörer“ mit dabei sein. Das stellte Kardinal Baldisseri heute in Aussicht. Das Sagen haben dann aber wieder die Bischöfe.

Kirche und Jugend – kein einfaches Thema. Zum Weltjugendtag nach Krakau kamen im Sommer vergangenen Jahres Hundertausende. Doch in vielen Gemeinden sieht es oft anders aus. Papst Franziskus will das ändern. (Quelle. dpa)
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Ist es eine Utopie oder kann eine „aktive Gewaltfreiheit“ zum Frieden führen? Für Papst Franziskus ist die Antwort klar: „Entschieden und konsequent praktizierte Gewaltfreiheit“ kann zu Frieden und mehr Gerechtigkeit führen. Als Beispiele nennt er in seiner Botschaft zum katholischen Weltfriedenstag Mahatma Gandhi, Khan Abdul Ghaffar Khan, Martin Luther King jr. und den friedlichen Sturz der kommunistischen Regime in Europa. Gewalt führt zu neuer Gewalt, ist Franziskus überzeugt. „Wenn die Opfer von Gewalt der Versuchung zu widerstehen wissen, können sie die glaubhaftesten Leitfiguren in gewaltfreien Aufbauprozessen des Friedens sein.“ Die Feindesliebe bilde den „Kern der ‚christlichen Revolution‘“, so Franziskus. Doch was ist heute davon übriggeblieben? Die Antwort auf diese Frage könnte Stoff für eine neue Enzyklika bieten.

Papst Franziskus sieht beim Thema Frieden die Religionen in der Pflicht. „Nur der Friede ist heilig, nicht der Krieg!“ Das sagte er beim Treffen der Religionen für den Frieden am 20. September 2016 in Assisi. (Quelle: ap)
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Missbrauch, Vertuschen und Leugnen sowie Machtmissbrauch in diesem Kontext sind Sünde. Das bekräftigte Papst Franziskus in einem Brief an alle katholischen Bischöfe weltweit. Das Schreiben datiert auf den 28. Dezember, dem Fest der unschuldigen Kinder, und wurde jetzt vom Vatikan veröffentlicht. Erneut bittet er die Opfer um Vergebung. Mit den Zeilen macht Franziskus noch einmal deutlich, dass er auch Versäumnisse in der Hierarchie bei der Aufarbeitung von Missbräuchen nicht als Kavaliersdelikt sieht. Anlass für das Schreiben des Papstes war allerdings nicht die innerkirchliche Situation. Franziskus ermahnt die Bischöfe, sich des Schicksals der Kinder heute anzunehmen. „Wir [die Bischöfe] sind aufgefordert, sie vor den Gestalten eines Herodes unserer Tage zu verteidigen.“

Die Geburt Jesu ist, so Papst Franziskus, „in eine leidvolle Tragödie eingebettet“. Er spielt damit auf den in der Bibel geschilderten Kindermord auf Befehl des Königs Herodes an. (Quelle: dpa)
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