Benedikt XVI. wird 90

Theologe, Erzbischof, Kardinalpräfekt und Papst – Josef Ratzinger kann heute auf bewegte 90 Jahre zurückblicken. Zumal mit dem Papstamt ja nicht Schluss war; sondern er auch noch „Papst im Ruhestand“ ist. Da ist er nach über 700 Jahren der erste. Die vergangenen vier Jahre haben gezeigt, dass die Angst früherer Päpste, ein Rücktritt könnte zu einem Schisma führen, unbegründet ist. Dafür muss der emeritierte Papst allerdings diszipliniert sein und darf sich nicht einmischen. Daran hält sich Benedikt XVI. Und so macht er auch um seinen 90. Geburtstag kein großes Aufsehen. Er feiert ihn leise an seinem Wohnsitz, dem Kloster Mater ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Bruder Georg ist aus Regensburg angereist. Papst Franziskus hat schon am Mittwoch vorab gratuliert. Am Ostermontag gibt es dann eine kleine Feier mit einer Delegation aus Bayern, angeführt von Ministerpräsident Horst Seehofer und einigen Gebirgsschützen. Ein Blick auf das Wirken von Benedikt XVI. heute Abend um 0.35 Uhr im ZDF. Bereits gestern gab es bei MonaLisa einen Blick „hinters rampenlicht“ zu Benedikt XVI.

Rund um den Rücktritt von Benedikt XVI. Ende Februar 2013 waren überall in Rom diese Plakate zu sehen. (Quelle: Erbacher)

Hat sich Ratzinger gewandelt?

Gibt es einen Joseph Ratzinger oder hat er sich im Laufe seines Lebens stark verändert? Der progressive junge Professor, der Panzerkardinal und dann ein gütiger Papst? Für eine abschließende Bewertung ist es noch zu früh. Zu sehr sind alle Versuche, das Werk Joseph Ratzingers zu bewerten, von Emotionen geprägt. Eine einigermaßen objektive Sicht ist erst im Rückblick möglich. Daher sollte man sich mit absoluten Urteilen zurückhalten. Ratzinger selbst sagte 2006 in einem Interview: „Mein Grundnaturell und auch meine Grundvision ist gewachsen, aber in allen wesentlichen Dingen doch identisch geblieben.“

Als junger Theologe hat Joseph Ratzinger Einfluss genommen auf das II. Vatikanische Konzil und zwar im Sinne einer Reformierung von Kirche und Theologie. „Wir wollten die Theologie von Grund auf erneuern und damit auch die Kirche neu und lebendiger gestalten“, beschreibt er selbst seine Rolle in der damaligen Zeit. Als Kardinalpräfekt und Papst hat er drei Jahrzehnte die theologische Ausrichtung der katholischen Kirche sowie die Personalpolitik in Bezug auf das Führungspersonal entscheidend geprägt. Fest steht, dass er mit seinem historischen Schritt des Rücktritts das Papstamt entscheidend verändert und den Weg für Reformen freigemacht hat.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

5 Kommentare

  • Wanda
    16.04.2017, 20:47 Uhr.

    Wenn ich seinen beachtlichen Beitrag zum II. Konzil mit der später devoten Rolle unter Wojtyla vergleiche, wo er sich zu dessen Erfüllungsgehilfen bei der Verhinderung und Verzögerung einer rechtzeitig strafrechtlichen Untersuchung und Verfolgung des Päderastenmonsters Marcial Maciel machte, dann sehr ich nur einen (vorsichtig ausgedrückt) sehr flexiblen Josef Ratzinger…

  • neuhamsterdam
    16.04.2017, 22:37 Uhr.

    Was schreibe ich zum 90ten Geburtstag? Es kann nur das Staendchen von ABBA „The Day Before You Came – Der Tag bevor du kamst“ sein, da Benedikt an einem Karsamstag geboren wurde und dises Jahr sind zum 90ten die Festtage fast wie einst und der Geburtstag ist der Ostersonntag

  • bernardo
    18.04.2017, 10:28 Uhr.

    Ad multos annos, Sancte Pater.

  • Silvia
    18.04.2017, 13:31 Uhr.

    bernardo
    18.04.2017, 10:28 Uhr.

    Dem schließe ich mich sehr gerne an!

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