Ein kleiner Schritt für die Betroffenen, ein großer für die Deutsche Bischofskonferenz. So könnte man das Ergebnis der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda in Bezug auf das Thema Missbrauchsaufarbeitung zusammenfassen. Was die Kirchenoberen im März bereits in Grundzügen beschlossen hatten, wurde nun konkretisiert und endgültig verabschiedet. Betroffene können ab 1.1.2021 durch ein unabhängiges Gremium eine Anerkennung des erlittenen Leids von bis zu 50.000 Euro zugesprochen bekommen. Opfervertreter hatten Entschädigungen von bis zu 400.000 Euro gefordert und sind daher enttäuscht. Sie hoffen jetzt auf die Politik. Die Frauen, die in Fulda demonstrierten, hoffen hingegen auf die deutschen Bischöfe, dass die sich in Rom für Reformen starkmachen.
Zwei Bischöfe tragen einen Korb mit Scherben. Sie symbolisieren die Verletzungen, die die Kirche den Frauen und anderen Gruppen in der Kirche in der Vergangenheit zugefügt hat. Im Hintergrund spricht Bischof Bode mit den protestierenden Frauen vor dem Fuldaer Dom.
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Die Deutsche Bischofskonferenz trifft sich in Fulda zu ihrer Herbstvollversammlung und rechtzeitig dazu kommt Post aus Rom. Die Glaubenskongregation äußert sich kritisch zum Papier des Ökumenischen Arbeitskreises zum Abendmahl. Unter dem Titel „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ hatten katholische und evangelische Theolog*innen im September 2019 Wege aufgezeigt, wie eine wechselseitige Teilnahme am Abendmahl und der Eucharistie möglich sein kann. Der Vatikan erteilt dem eine Absage. Bischof Bätzing, katholischer Co-Vorsitzender des Arbeitskreises und seit März Vorsitzender der Bischofskonferenz, zeigte sich heute in Fulda entspannt. Weniger entspannt werden die Diskussionen bei der Vollversammlung verlaufen. Es geht um den Synodalen Weg, die Entschädigung für Opfer sexuellen Missbrauchs und die Rolle der Kirche in der Corona-Krise.
Die Bischöfe tagen in diesem Jahr nicht im Priesterseminar sondern im Stadtschloss in Fulda. So können die Corona-Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. (Quelle: dpa)
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Der Vatikan sorgt sich um das Profil des Priesteramts und der Pfarrei. Mit der neuen Instruktion „Die Pastorale Umkehr“ vom Montag gibt die römische Zentrale Vorgaben, die bei Territorial-Reformen zu beachten sind, und betont zugleich die zentrale Rolle des Priesters für die Pfarrei. Nur ein Priester kann leiten. Der Vatikan erteilt allem, durch das der Anschein einer kollegialen Leitung unter Beteiligung von Laien oder Ordensleuten entstehen könnte, eine klare Absage. Zwar sieht das gut 20-Seiten umfassende Papier vor, dass der Ortsbischof nach Can 517§2 einen Diakon, Ordensleute oder Laien „an der Hirtensorge einer Pfarrei beteiligen“ kann. Doch das darf nicht unbefristet sein und immer mit einem Priester als Moderator. Pastoralräte werden dringend empfohlen. Sie haben aber nur „beratendes Stimmrecht“. Visionäres steckt nicht in dem Papier, es sei denn, man denkt über neue Zugänge zum Priesteramt nach.
Der Blick vom Vatikan in die Welt – die neue Instruktion führt einmal mehr zu Spannungen zwischen den beiden. (Quelle: reuters)
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Im Februar 2019 wurde er angekündigt. Nach 17 Monaten liegt er nun vor: der Leitfaden für Verfahren bei sexuellem Missbrauch durch Kleriker. Für Außenstehende ist es schwer nachzuvollziehen, warum der Vorgang so lange dauerte. Schließlich musste das Verfahren nicht neu erfunden werden, sondern sollte längst Praxis sein. Doch besser spät als nie. Das nun vorliegende Papier schafft zum einen ein wenig Transparenz dahingehend, wie die katholische Kirche ihre Verfahren intern durchführt. Das ist ein Novum. Zum anderen soll der Leitfaden zu mehr Gerechtigkeit führen in dem Sinne, dass die Verfahren weltweit vereinheitlicht werden. An mehreren Stellen wird in dem Papier betont, die jeweils geltenden staatlichen Regelungen sind einzuhalten, ein staatliches Verfahren hat Vorrang vor dem kirchlichen.
Februar 2019: Papst Franziskus berät mit den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen über Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. (Quelle: epa/VaticanMedia)
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Zum 100. Geburtstag von Johannes Paul II. am heutigen 18. Mai steht der „Jahrhundertpapst“ einmal mehr im Fokus des öffentlichen Interesses. War er wirklich ein Heiliger, gar ein „Großer“? In seinem langen Pontifikat sind so viele Dinge passiert, dass ein Urteil nicht einfach zu fällen ist. Wie im echten Leben gibt es bei Johannes Paul II. nicht einfach Schwarz und Weiß. Es gibt viele Grautöne. Er hatte einen maßgeblichen Anteil an den Umbrüchen in Europa und damit für uns Deutsche auch an der Wiedervereinigung. Er wollte Brücken bauen zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd. Johannes Paul II. kritisierte Kommunismus und Kapitalismus scharf, engagierte sich für soziale Gerechtigkeit. Innerkirchlich stand er für einen streng konservativen Kurs. Das Pontifikat erlebte viele Skandale um Personen und Finanzen. Besonders schwer wiegt, dass er den Missbrauch nicht entschieden aufarbeitete und zu verhindern suchte.
Papst Franziskus feierte am Morgen im Petersdom einen Gedenkgottesdienst am Grab seines Vorgängers. (Quelle: dpa)
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„Wahrhaftigkeit gehört unverzichtbar zum Weg der Christen.“ Das schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, im Vorwort zu einem Papier der Konferenz aus Anlass des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Darin beschäftigen sich die Oberhirten mit dem Verhalten ihrer Vorgänger während des Krieges und kommen zu dem Schluss: „Indem die Bischöfe dem Krieg kein eindeutiges ‚Nein‘ entgegenstellten, sondern die meisten von ihnen den Willen zum Durchhalten stärkten, machten sie sich mitschuldig am Krieg.“ Ein klares Schuldbekenntnis, so Bätzing bei der Vorstellung des 23-seitigen Papiers im Rahmen einer Videopressekonferenz am Mittwoch. Bereits am Dienstag hatten die Bischöfe zusammen mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, eine „gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in Deutschland“ veröffentlicht. Ist das der Durchbruch, auch bei diesem Thema „wahrhaftig“ das Geschehene aufzuarbeiten?
Bischofskonferenz einmal anders – der Ständige Rat tagte am Montag als Videokonferenz und verabschiedete u.a. das Papier zur Missbrauchsaufarbeitung. (Quelle: dbk)
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Ostern 2020 ist auch im Vatikan ganz anders als je zuvor. Ein leerer Petersplatz, ein leerer Petersdom, in dem Papst Franziskus mit wenigen Menschen das Ostertriduum feiert. Und auch die Botschaft des Pontifex zum Segen Urbi et Orbi war anders als zuvor. Sind die Ansprachen sonst beinahe austauschbar, weil die Päpste die „üblichen“ Krisen der Welt aneinanderreihen und an Menschen am Rand der Gesellschaft erinnern, stand in diesem Jahr die Corona-Pandemie und ihre Folgen in Mittelpunkt der Osterbotschaft von Franziskus. Sie war ein flammender Appell für eine globale Solidarität in der Krise. Der Papst ist besorgt, Corona könnte die Welt spalten mit ungeahnten Konsequenzen. Die Zukunft der Welt hängt an Europa, ist Franziskus überzeugt.
Der Papst spendet den Segen Urbi et orbi im leeren Petersdom. (Quelle: epa)
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Ungewöhnliche Bilder kommen in den Kar- und Ostertagen 2020 auch aus dem Vatikan. Papst Franziskus feierte am Morgen den Palmsonntagsgottesdienst nicht mit zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz, sondern mit wenigen Mitwirkenden im Petersdom, nicht am großen Papstaltar, sondern am Kathedra-Altar. Die Corona-Pandemie bedeutet für Christen weltweit, den Höhepunkt des Kirchenjahres in ungewohnter Form zu feiern. Auch die Juden müssen für das anstehende Pessachfest neue Formen des Feierns finden und für die Muslime beginnt Ende April der Ramadan. Corona fordert die Religionen heraus.
Papst Franziskus feierte im leeren Petersdom den Gottesdienst zu Palmsonntag. (Quelle: ap)
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Es war ein besonderer Moment, als Papst Franziskus am Freitagabend vor dem leeren Petersplatz stand und den Segen „Urbi et orbi – der Stadt und dem Erdkreis“ spendete. Historisch, denn so etwas hatte es noch nie gegeben. Die aktuelle Krise zwingt auch den Papst zu außergewöhnlichen Gesten und Aktionen. Franziskus ist gleichsam im Vatikan gefangen. Über die Medien versucht er Kontakt zu halten zu den Gläubigen in der ganzen Welt. Worte und Gesten – das sind die einzigen Möglichkeiten, die er in diesen Tagen hat. Selbst die Kar- und Ostertage wird er alleine im Petersdom feiern – ohne Gläubige oder besser – „nur“ mit den über die Medien verbundenen Gläubigen und einigen wenigen Mitwirkenden vor Ort. Franziskus nutzt die Situation, um Trost zu spenden, Mut zu machen und auch zum Mahnen.
Bei strömendem Regen fand am Freitagabend die ungewöhnliche Gebetsfeier auf dem Petersplatz statt. (Quelle: dpa)
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Die vergangenen zwölf Monate waren nicht einfach für Papst Franziskus und seine katholische Kirche. Viele Beobachter und Gläubige dürften das siebte Amtsjahr durchaus als ein verflixtes bezeichnen. Franziskus selbst gibt sich meist gelassen, wenn es um derlei Bewertungen geht. Auch wenn er zuletzt durchblicken ließ, dass er die harschen Reaktionen auf sein Schreiben Querida Amazonia nicht verstanden habe. Mit Kritik kann Franziskus nicht wirklich gut umgehen, allen Lippenbekenntnissen zum Trotz, dass man sich nicht nur mit Jasagern umgeben dürfe. Die Bilanz nach sieben Jahren fällt allerdings auch nicht nur negativ aus. Franziskus hat die katholische Kirche entscheidend geprägt und es dürfte für Nachfolger schwierig sein, alles wieder zurückzudrehen. Zugleich zeigen die massiven Widerstände gegen Reformen, dass es in der katholischen Kirche nicht ausreicht, einen Papst an der Spitze zu haben, der Veränderungen möchte.
Den Papst gibt es in diesen Tagen nur über Video vermittelt. Das ist den Corona-Vorsichtsmaßnahmen geschuldet. (Quelle: reuters)
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