Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst will aufrührerische Jugend

Es ist nicht neu, verwundert aber vielleicht noch immer etwas, aus dem Mund des Papstes zu hören, dass er sich „ehrgeizige, mutige, unangepasste und aufrührerische Jugendliche“ wünscht. Das ist in einem neuen kleinen Interviewbuch zu lesen, das vor wenigen Tagen in mehreren Sprachen erschienen ist, darunter auch in Deutsch. „Gott ist jung“, lautet der Titel, und zwar weil „er [Gott] ‚alles neu macht‘ und weil er das Neue liebt“. Davon ist zumindest Franziskus überzeugt. Allerdings dürfte so ein Satz für diejenigen schwer zu verdauen sein, die nicht gerade das Neue lieben, sondern eher am Alten festhalten und ein „weiter denken“ und „weiter gehen“ – zumindest in Bezug auf die Kirche – nicht so sehr mögen. In dem Buch gibt es keine großen Überraschungen. Dennoch zeigt es einmal mehr, wie wichtig es Franziskus ist, mit der Jugend direkt ins Gespräch zu kommen; wie entspannt er ist angesichts der Unruhe und Frische, die die Jugend in die Welt und Kirche bringt, ja er ermutigt sie geradezu so zu sein; wie besorgt er ist, angesichts der düsteren Zukunftsperspektiven vieler Jugendlicher aufgrund von Armut, Ungerechtigkeit, Arbeitslosigkeit und anderer negativer Entwicklungen der Gegenwart. Der Papst sorgt sich um die Jugend und damit die Zukunft der Menschheit, und er will, dass sich seine Kirche Gedanken macht, wie sie der jungen Generation helfen kann, was das ganz konkrete materielle Leben angeht, aber auch das geistliche und spirituelle. Das Buch ist ein Akzent im „Jugendjahr“ der katholischen Kirche, das seinen Höhepunkt in der Bischofssynode im Oktober findet und seinen Abschluss im Weltjugendtag in Panama im Januar 2019.

Papst Franziskus und die Jugend – irgendwie scheint das zusammenzupassen. (Quelle: ap)

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Die Jugend will gehört werden

Es ist ein interessantes Dokument, das die Jugendlichen bei der Vorsynode in der vergangenen Woche erarbeitet haben. Viele werden sagen, da steht doch nichts Neues drin. Doch es ist das erste Mal, dass im Auftrag und sozusagen mit dem Segen des Vatikans ein solches Papier erarbeitet und publiziert wurde. Deutlich wurde bei dem Treffen der rund 300 Jugendlichen aus der ganzen Welt, dass für viele junge Menschen das Leben von existenziellen Fragen bestimmt wird: Wie kann ich angesichts von Armut und Ungerechtigkeit überhaupt (über)leben? Wie steht es um Bildung und Arbeit angesichts von „sozialer Exklusion“, die viele Jugendliche erfahren? Doch es gibt auch viele Anfragen an die Kirche, die oft als zu „moralistisch“ empfunden wird. Die Kirche müsse zudem, „junge Menschen stärker an Entscheidungsprozessen beteiligen und ihnen Verantwortung übertragen.“ Auffallend ist, dass die Rolle der Frau in Gesellschaft und Kirche die Jugendlichen bei den Beratungen stark beschäftigt hat. Das zeigt sich auch im Abschlussdokument. Das Thema „Frau“ könnte bei der kommenden Bischofssynode zu einem zentralen Thema werden. Damit wäre Spannung vorprogrammiert.

Eine Woche intensive Arbeit liegt hinter den Jugendlichen aus aller Welt. (Quelle: VaticanMedia)

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Vatikan-Medienminister tritt zurück

Es läuft nicht rund bei den Reformen im Vatikan. Seit Juni vergangenen Jahres ist das Sekretariat für Wirtschaft ohne Führung: Kardinal George Pell ist beurlaubt, um sich in Australien Missbrauchsvorwürfen zu stellen. Seit gestern ist nun auch das Sekretariat für Kommunikation ohne Chef. Dario Edoardo Viganò ist zurückgetreten. Er stolperte über einen Brief, mit dem er versuchte, für Franziskus ein theologisches Gütesiegel des emeritierten Theologenpapstes Benedikt XVI. zu bekommen. Der lehnte ab. Viganò veröffentlichte dennoch Teile des privaten Briefes und musste auf medialen Druck schließlich das komplette Schreiben veröffentlichen. Am Ende sind beide Päpste beschädigt. Italienische Medien sehen, sicher nicht zu unrecht, gar die Gefahr, „dass die Glaubwürdigkeit der Kommunikationsmaschinerie im Vatikan ruiniert“ werden könnte.

Ein nachdenklicher Papst heute bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Die Briefaffäre dürfte ihm in den vergangenen Tagen auch einiges Kopfzerbrechen bereitet haben. (Quelle: dpa)

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Vatikanisches Theater

Es wirkte zeitweise wie ein Krimi, was sich in dieser Woche rund um einen Brief des emeritierten Papstes Benedikt XVI. an den vatikanischen Medienminister Dario Edoardo Viganò abspielte. Der oberste Medienmann des Papstes legte dabei kein souveränes Handeln an den Tag, und was als Unterstützung für Franziskus geplant war, entpuppt sich am Ende der Woche als Bumerang und beschädigt den amtierenden Pontifex eher als dass es ihm hilft.

Das offizielle Foto des Vatikans mit Ausschnitten des Briefes von Benedikt XVI. Im unteren Teil wurden einige Zeilen unscharf gemacht. Die elf Bücher wurden so gelegt, dass die zweite Seite nicht mehr erkennbar ist – bis auf die Unterschrift.(Quelle: VaticanMedia)

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5 Jahre Papst Franziskus

Es war eine Überraschung: die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst am 13. März 2013. Zwar hatte sich in den Tagen vor dem Konklave abgezeichnet, dass der Erzbischof von Buenos Aires, der im Konklave 2005 der aussichtsreichste Kandidat nach Joseph Ratzinger gewesen war, auch dieses Mal eine Chance haben würde. Doch als er dann tatsächlich gewählt wurde, war es doch eine kleine Sensation. Zum ersten Mal ein Papst aus Lateinamerika, zum ersten Mal ein Jesuit, zum ersten Mal ein Papst, der sich nach Franz von Assisi nennt. Schon mit dem ersten Auftritt in schlichtem Weiß machte er deutlich, dass sich künftig einiges ändern wird in der katholischen Kirche. Fünf Jahre später zeigt sich, dass sich vieles verändert hat. Es zeigt sich aber auch, dass die Veränderungen vielen nicht schnell genug gehen, wohl auch bisweilen dem Papst selbst, und andere das Ende der katholischen Kirche nahen sehen angesichts dessen, was in den fünf Jahren passiert ist. Eines macht das Pontifikat deutlich: Die katholische Kirche befindet sich in einem Transformationsprozess von einer eurozentrischen Kirche zu einer Weltkirche. Dieser begann zwar bereits mit dem II. Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren. Doch mit dem ersten nicht-europäischen Papst bekommt er einen neuen Schwung. Das führt zu Verunsicherung, Ängsten sowie Widerstand und fordert von allen Beteiligten ein verantwortungsvolles Handeln.

Die TV Dokumentation „ZDFzeit – Mensch Franziskus!“ – heute um 20.15h im ZDF.

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Kardinal Lehmann – der Brückenbauer

Eine Ära geht zu Ende in der katholischen Kirche in Deutschland. Mit dem Tod von Kardinal Karl Lehmann hat die katholische Kirche in Deutschland ihren prägendsten Kopf der vergangenen Jahrzehnte verloren. Das II. Vatikanische Konzil erlebte er als Mitarbeiter des großen Konzilstheologen Karl Rahner. Anschließend versuchte er in seinem Wirken als Theologieprofessor und seit 1983 als Bischof von Mainz und langjähriger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz die Beschlüsse des Konzils in die kirchliche Situation in Deutschland zu übertragen. Dabei war er stets ein Brückenbauer zwischen Kirche und Welt, zwischen der Kirche in Deutschland und der römischen Zentrale, aber auch innerhalb der katholischen Kirche. Zeitlebens engagierte er sich für die Ökumene. In seinem Bistum war er als volksnaher Bischof sehr beliebt, auch wenn manchmal angesichts der vielen Termine auf bundesweiter oder vatikanischer Bühne wenig Zeit für die Mainzer blieb. Die Menschen hatten „Ihren Kardinal“ ins Herz geschlossen; entsprechend groß ist die Trauer heute im Bistum und weit darüber hinaus. Informationen auch bei heute.de.

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Leichter Franziskuseffekt

Die katholische Kirche in Deutschland kann ihr Image unter Papst Franziskus leicht verbessern. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der ZDF-Sendung „sonntags“. Demnach sind 26 Prozent der Menschen in Deutschland überzeugt, dass sich das Ansehen der Kirche unter Franziskus gebessert hat. Nur drei Prozent sagen, die Kirche habe in den fünf Jahren Pontifikat an Ansehen verloren, 28 Prozent sehen keine Veränderung. Vergleicht man diese Zahlen mit den Erwartungen vor fünf Jahren, zeigt sich, dass diese leicht übertroffen werden. Kurz nach der Wahl im März 2013 hatten bei einer Umfrage nur 19 Prozent der Befragten angegeben, sie rechneten mit einem Gewinn an Ansehen durch Franziskus. Interessant ist bei der aktuellen Umfrage, dass bei den Fragen ein relativ hoher Anteil von Menschen in Deutschland sagte, dass sie kein Urteil abgeben könnten. Die Meinungsforscher sehen darin ein Indiz, dass für einen großen Teil der Menschen im Land die Kirche und der Papst keine Rolle (mehr) spielen.

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Franziskuseffekt in Deutschland?

Hat sich das Ansehen der katholischen Kirche in Deutschland durch Papst Franziskus verändert? Um diese Frage geht es unter anderem am Sonntag in der ZDF-Sendung „sonntags“. Zum 5. Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus hat die Redaktion eine repräsentative Umfrage durchführen lassen. Dabei ging es auch um die Frage, ob die Menschen in Deutschland dem Papst zutrauen, die katholische Kirche zu erneuern. Michaela Pilters, die Leiterin der ZDF-Redaktion Kirche und Leben katholisch, erläutert die Ergebnisse der Umfrage in der Sendung. Bereits kurz nach der Wahl im März 2013 hatte das ZDF die Menschen im Land nach ihrer Einschätzung gefragt. Damals meinten 19 Prozent der Befragten, dass die Kirche durch den damals neuen Papst an Ansehen gewinnen werde. Drei Prozent hingegen rechneten mit einem Ansehensverlust. 41 Prozent glaubten damals, dass sich nichts ändern werde. Die restlichen 37 Prozent wollten keine Einschätzung abgeben. Und wie sieht das heute aus? Dazu mehr in „sonntags“ am 11.3. ab 9.03 Uhr im ZDF.

Der Vatikan und die Frauen

Papst Franziskus betont immer wieder, dass Frauen in der Kirche auch in Entscheidungspositionen besser vertreten sein müssten. Doch wenn man nach fünf Jahren Pontifikat eine Bilanz bei diesem Thema zieht, fällt diese mager aus. Heftig fiel daher auch teilweise die Kritik an der katholischen Kirche aus, die in diesen Tagen in Rom und anderswo zum Thema zu hören war. Die ehemalige irische Präsidentin Mary McAleese bezeichnete die katholische Kirche gar als „Reich des Frauenhasses“. Das verwundert umso mehr, gilt sie in ihrer Heimat als konservative Katholikin. Da würde man solche scharfen Worte nicht unbedingt erwarten. Das Pontifikat von Papst Franziskus bezeichnete sie als eine „Reise in die Enttäuschung“, weil den Worten des Papstes keine Taten folgten. Aus dem Vatikan waren unterdessen Stimmen zu hören, die das Engagement des Papstes in Bezug auf die Frauen lobten. Kurienkardinal Joao Braz de Avis lobte, dass der Papst die „Macho-Haltung“ gegenüber Frauen auch in der Kirche anprangere. Doch das Kirchenoberhaupt hat in dieser Woche erneut eine Gelegenheit verstreichen lassen, mit Personalentscheidungen Frauen mehr Gewicht zu verleihen. In die Vorbereitungsgruppe für die Amazonassynode im Herbst 2019 berief er nur eine Frau und 17 Männer.

Papst Franziskus und die Frauen – bleibt mehr als nur ein Foto? (Quelle: Erbacher)

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