Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Belastete Freundschaft

Papst Franziskus hat heute seinen Jesuitenmitbruder Franz Jalics getroffen. Es war sicher keine einfache Begegnung. Die beiden verbindet eine lange, zum Teil schmerzliche Geschichte. Der heute 86-jährige Jalics war während der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) im Jahr 1976 zusammen mit einem zweiten Jesuiten, Orlando Yorio, von Militärs verschleppt und gefoltert worden. Jorge Mario Bergoglio war in dieser Zeit Provinzial der Jesuiten. Jalics und Yorio hatten ihn lange Zeit beschuldigt, in ihren Fall verwickelt gewesen zu sein.

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Frieden, Bewahrung der Schöpfung und die Kirche

Ein Tag voller Begegnungen, vieler Worte und Emotionen war das heute hier in Assisi. Papst Franziskus ist an die Quellen seines Pontifikats gekommen. Als erster Papst der Geschichte hat Jorge Mario Bergoglio den Namen Franziskus gewählt. Einige sahen darin eine Anmaßung, denn der Name steht für ein anspruchsvolles Programm. Doch Bergoglio scheint dies nicht zu belasten. Er ist selbstbewusst dem Poverello aus Assisi auf der Spur – und in dessen Gefolge letztendlich Christus. In diesem Sinn ist das heute eine Pilgerfahrt gewesen, auf der Franziskus offensichtlich nicht große neue Töne anschlagen wollte; sondern die Botschaften, die das Pontifikat bisher prägen, vertiefen und präzisieren wollte.

Tausende säumten in Assisi die Straßen ...

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Franziskus besucht Franziskus

Der Papst besucht seinen Namensgeber. Heute bekommt man hier in der Stadt des heiligen Franziskus in Assisi das Programm des Pontifikats in Kurzform – zumindest in Grundzügen. Das fängt bei den äußeren Zeichen an und endet bei den Worten. Franziskus startet seinen Besuch bei behinderten und kranken Kindern und trifft Arme im bischöflichen Palast. Mittagessen gibt es nicht mit Honoratioren und Bischöfen sondern wiederum mit Armen in einem Caritaszentrum von Assisi. Die vorbereiteten Reden legt er beiseite und spricht frei – zumindest bei den ersten beiden Terminen. Er lässt sich von der Situation ansprechen und reagiert darauf. Eine Spontaneität, die für Papst Franziskus mittlerweile typisch ist; an die sich viele aber noch gewöhnen müssen.

Papst-Gottesdienst in Assisi

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Der Kardinalsrat hat getagt

Das war sie nun, die erste Sitzung des acht-köpfigen Kardinalsrats in Rom. Viele Informationen über die Beratungen gibt es nicht. Vatikansprecher Federico Lombardi wurde in dieser Woche nicht müde zu betonen, dass der Kardinalsrat keine Beschlüsse fasse und auch keine Dokumente veröffentliche. Er sei allein dazu da, Papst Franziskus zu beraten. „Die Früchte der Arbeit des Kardinalsrats sind die Entscheidungen des Papstes“, erklärt Lombardi. Und Franziskus selbst hatte ja bereits mehrfach gesagt, Entscheidungen wollen gut überlegt sein.

In Assisi laufen die letzten Vorbereitungen. Morgen wird Papst Franziskus erwartet. Der Kardinalsrat begleitet ihn.

Was also die großen Reformen anbetrifft, wird es so schnell keine konkreten Ergebnisse geben. Denn es geht Franziskus offensichtlich nicht nur um kleine kosmetische Korrekturen etwa bei der Kurienreform; sprich es wird nicht nur kleinere Veränderungen an der Konstitution „Pastor Bonus“ aus dem Jahr 1988 geben, die bisher Grundlage der Kurienarbeit ist, sondern es wird eine komplett neue Konstitution ausgearbeitet. (An Pastor Bonus wurde seinerzeit rund drei Jahre gearbeitet!)

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Vatikanbank legt Bilanz vor.

Es ist schon eine kleine Sensation, was da Dienstagmorgen ganz unscheinbar mit einem Mausklick passiert ist. Die Vatikanbank IOR legt zum ersten Mal eine Jahresbilanz vor. Dienstagmorgen punkt 8 Uhr stand der 100-Seiten umfassende Bericht online im Netz. Wermutstropfen bei dieser ganzen Aktion ist, dass sich der IOR-Präsident Ernst von Freyberg aus diesem Anlass nicht den Fragen der Presse stellt. Lediglich den Vatikanmedien Radio Vatikan und der Tageszeitung Osservatore Romano gab er ein Interview. Offizielle Begründung: Von Freyberg sei erst seit Februar 2013 IOR-Chef und könne bzw. wolle daher nichts zu den Geschäften 2012 sagen.

 

Bank in historischem Gemäuer. (dpa)

Dabei scheinen die Geschäfte gar nicht so schlecht gelaufen zu sein. Immerhin wurde der Gewinn 2012 mit 86,6 Millionen Euro gegenüber 2011 (20,3 Millionen Euro) vervierfacht. Knapp 55 Millionen Euro des Gewinns flossen in die Kassen des Heiligen Stuhls; der Rest wurde der Risikorücklage zugeführt. Der große Gewinn wurde dem Bericht zufolge durch höhere Einnahmen bei Staatsanleihen erzielt. In einer Presseerklärung heißt es, dass das IOR vor allem in festverzinsliche Wertpapiere und Staatsanleihen investiere.

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Das nächste Papst-Interview

Papst Franziskus hat erneut ein langes Interview gegeben. Dieses Mal sprach er mit dem Herausgeber der italienischen Tageszeitung LaRepubblica, Eugenio Scalfari. Vor wenigen Wochen hatte die Repubblica bereits einen Brief des Papstes an Scalfari abgedruckt, in dem Franziskus auf Fragen des Journalisten geantwortet hatte. Am 24. September trafen sich die beiden nun im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Was dabei herausgekommen ist, ist nicht weniger spannend als das Interview mit den Jesuitenzeitschriften vor einigen Tagen. Der Papst geht erneut mit Kirche und Kurie hart ins Gericht, spricht über seine Vision von einer Kirche an der Seite der Menschen und unterstreicht seinen festen Willen, mit der Moderne und den Nichtglaubenden ins Gespräch zu kommen. Dabei spricht der Papst an vielen Stellen in der für ihn typischen, für manche aus dem Mund eines Papstes eher ungewöhnlich klaren Sprache. So bezeichnet er etwa das „Hofgehabe als Lepra des Papsttums“.

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Santo subito!

So lautete die Forderung einiger Gläubigen bei der Beerdigung von Papst Johannes Paul II. am 8. April 2005. Zwar erfolgte die Heiligsprechung nicht sofort; aber doch in Rekordzeit. Am 27. April nächsten Jahres wird Papst Franziskus seinen Vorgänger zur Ehre der Altäre erheben. Ganze acht Jahre dauerte damit der „Durchmarsch“ Johannes Pauls II. in den Heiligenhimmel. Auf normalem Weg war das nicht möglich. Benedikt XVI. setzte 2005 die Regel außer Kraft, dass erst fünf Jahre nach dem Tod ein Verfahren zur Seligsprechung eröffnet werden darf. Am 1. Mai 2011 wurde Johannes Paul II. dann bereits seliggesprochen. Nur zwei Jahre später wird er nun offiziell zum Heiligen erklärt.

Gläubige fordern bei der Beeordigung von Papst Johannes Paul II. am 8. April 2005 die sofortige Heiligsprechung. (dpa)

Das ist nicht ganz unumstritten – sowohl die Eile des Verfahrens als auch die Person selbst. Unbestritten ist für viele Gläubige Johannes Paul II. ein Heiliger. Unbestritten sind seine Verdienste beim Fall des Kommunismus im ehemaligen Ostblock. Unbestritten hat er nicht zuletzt durch seine Reisen die katholische Kirche zur Weltkirche gemacht. Doch stellen zu Recht auch Viele Fragen an diesen Papst und sein Pontifikat: Warum wurde nicht konsequenter gegen sexuellen Missbrauch durch Kleriker vorgegangen und der damalige Kardinal Ratzinger, der spätestens seit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle in den USA Anfang des Jahrtausends einen harten Kurs fahren wollte, daran gehindert? Wie war in seiner Zeit der Umgang mit vermeintlichen Abweichlern unter Theologen und Klerikern? Welches Kirchenbild steckte hinter der zunehmenden Zentralisierung der katholischen Kirche? Etc.

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In eigener Sache: Dialog und Streit – aber mit Respekt.

Liebe Mitstreiter hier im Papstgeflüster. In den letzten Tagen hat der Ton hier eine Schärfe erreicht, der nicht mehr akzeptabel ist. Wir sollten wieder zu einem Dialog und Streit mit Respekt zurückkehren, sonst müssen wir hier Einzelne künftig sperren. Wir hatten uns gefreut, dass uns das Schicksal vieler anderer Blogs mit religiösem Inhalt bisher erspart blieb; doch seit einigen Tagen scheint mir hier eine Grenze überschritten. Es wäre schade, wenn wir Einzelne ausschließen oder gar das Blog insgesamt einstellen müssten, weil es an einem vernünftigen, respektvollen Umgang mangelt. Es ist bedauerlich, dass sich einige Mitstreiter hier gezwungen sehen, außerhalb des Blogs zu diskutieren, weil es hier am nötigen Respekt fehlt. Formulierung wie „krankes Hirn“, „XY ist doch nicht ernst zu nehmen“ oder „schwarzberockten paedophilen Vortaenzer Ihrer Konfession“ sind hier fehl am Platz und nicht akzeptabel.

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Tratsch im Vatikan verboten!

Olala – das war einmal mehr ein typischer Franziskus heute Morgen beim Gottesdienst mit der vatikanischen Gendarmerie in den vatikanischen Gärten. Die Messe fand aus Anlass des Schutzpatrons der Truppe, Erzengel Michael, statt. Und einige der rund 150 Gendarmen dürften sich wohl die Augen gerieben haben, was ihr oberster Dienstherr da sagte. Er warnte vor Geschwätzigkeit und Zwietracht im (kleinen) Staate. Klatsch und Tratsch sei eine „verbotene Sprache“ im Vatikan. Es gehe um äußere und innere Feinde, etwa den Teufel der Zwietracht, vor dem die Gendarmen den Vatikan beschützen sollten.

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Der Papst in Fulda

Franziskus war in Fulda – nicht physisch, aber schon lange war ein römischer Pontifex nicht mehr so präsent bei einer Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wie Franziskus in diesem Jahr. Und dabei wurde an vielen Stellen die ganze „Problematik“ dieses Papstes deutlich. Er schafft Luft für Diskussionen, auch über heikle Themen, und inspiriert; zugleich irritiert er aber auch, stellt Selbstverständliches in Frage und bietet mit seinen Aussagen sowie Gesten scheinbar für zum Teil gegensätzliche Positionen Unterstützung. Alte Kategorien, rechts und links, konservativ und progressiv, oben und unten gelten nicht mehr und auch ein gutes halbes Jahr nach Beginn des Pontifikats hat sich die katholische Kirche noch nicht neu sortiert.

Erzbischof Zollitsch (M) und seine Mitbrüder haben auch über das Papstinterview gesprochen. (dpa)

Die Bischöfe sind damit ein Abbild der Situation, wie sie in vielen Gemeinden herrscht, aber etwa auch in der römischen Zentrale. Man kann sie genauso in den einschlägigen Internetforen beobachten oder an der Tatsache, dass plötzlich die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ versucht, die Bischöfe mit dem Papst an der Seite der Bewegung vor sich herzutreiben. Vor gar nicht allzu langer Zeit undenkbar.

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