Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst verurteilt „blinde Gewalt“

Kirchen- und Religionsvertreter weltweit haben die Anschläge von Brüssel scharf verurteilt, ihre Solidarität mit den Opfern und den Angehörigen bekundet sowie zum Gebet aufgerufen. Papst Franziskus sprach von „blinder Gewalt, die so viel Leid hervorbringt“ und bat Gott „um das Geschenk des Friedens“. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, erklärte: „Solche feigen Anschläge sind durch keine Religion zu rechtfertigen: Terror ist Gotteslästerung.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, versicherte, „in dieser Karwoche werden wir besonders für die Opfer der Gewalt und ihre Angehörigen beten“. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sprach von „feigen Anschlägen auf unschuldige Bürger“. Mit Blick auf die Attentäter stellte er fest: „Euch wird der Zorn Gottes und der gesamten Menschheit treffen. Diese Schandtaten werden niemals Erfolg haben“. Im Vatikan hieß es am Dienstagnachmittag, das Programm des Papstes in der Karwoche finde unverändert statt. Es sieht unter anderem für morgen die wöchentliche Generalaudienz vor sowie am Freitagabend das traditionelle Kreuzweggebet am Kolosseum in Rom. Zu beiden Veranstaltungen werden mehrere zehntausend Teilnehmer erwartet. Allerdings hatten schon vor den Anschlägen in Brüssel italienische Medien vor wenigen Tagen berichtet, dass in diesem Jahr weniger Pilger und Touristen zum Osterfest nach Rom kämen. Als einen Grund nannten sie die allgemeine Terrorgefahr.

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Papst: Übernehmt Verantwortung

Einmal mehr hat Papst Franziskus die Gleichgültigkeit vieler Menschen kritisiert. In seiner Predigt zum Palmsonntag verglich er das Schicksal Jesu mit dem der Flüchtlinge heute: „Während ihm jede Gerechtigkeit verwehrt wird, erfährt Jesus an seinem Leib auch die Gleichgültigkeit, denn niemand will sich die Verantwortung für sein Los aufbürden. Ich denke an die vielen Menschen, an die vielen Ausgegrenzten, die vielen Vertriebenen, die vielen Flüchtlinge, an die, für deren Schicksal viele nicht die Verantwortung übernehmen wollen.“ Franziskus erinnerte daran: „Der Wert des Menschen [liegt] mehr in ihm selbst als in seinem Besitz.“ Mit dieser Botschaft, ein Zitat in Anlehnung an die Konzilskonstitution Gaudium et spes (GS 35), startete Papst Franziskus in die Karwoche. Er feierte auf dem Petersplatz in Rom mit mehreren zehntausend Gläubigen einen Gottesdienst. Franziskus bezeichnete den Gekreuzigten als „Lehrstuhl Gottes“. „Dort können wir die demütige Liebe lernen, die rettet und Leben schenkt, um dem Egoismus, dem Macht- und Geltungsstreben abzusagen.“ Was Franziskus heute allen Gläubigen mit auf den Weg gab, hatte er gestern zwei neuen Bischöfen bei der Weihe ins Stammbuch geschrieben. Er sagte ihnen, dass das Bischofsamt kein Ehrentitel sei, sondern ein Dienstamt. „Seid den Armen nahe, den Schutzlosen“, so Franziskus zu den neuen Bischöfen. Im Vatikan wird unterdessen eifrig an der Übersetzung des nachsynodalen Schreibens zur Familiensynode gearbeitet. Der Vatileaks-2-Prozess wurde vergangene Woche auch fortgesetzt und ist erst einmal bis Anfang April unterbrochen und über eine Papstreise nach Armenien wird auch spekuliert.

Papst Franziskus nutzte beim Gottesdienst heute den Bischofsstab aus Holz, den im die Gefangenen im mexikanischen Ciudad Juárez geschenkt bekommen hatte. (Quelle: ap)

Papst Franziskus nutzte beim Gottesdienst heute den Bischofsstab aus Holz, den ihm die Gefangenen im mexikanischen Ciudad Juárez geschenkt hatten. (Quelle: ap)

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Mutter Teresa bald heilig

Für viele Menschen war sie bereits zu Lebzeiten eine Heilige. Papst Franziskus will Mutter Teresa jetzt auch offiziell heiligsprechen. Das gab er heute bei einem Treffen mit Kardinälen im Vatikan bekannt. Am 4. September wird es so weit sein. Die Feierlichkeit dürfte einer der Höhepunkte im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit werden. Für Franziskus ist Mutter Teresa so etwas wie eine Ikone der Barmherzigkeit. 1979 erhielt sie für ihre Arbeit mit Kranken und Bedürftigen unter den Ärmsten der Armen den Friedensnobelpreis. „Sie ist die Vereinten Nationen. Sie ist Frieden in der Welt“, sagte der frühere UN-Generalsekretär Javier Pérez de Cuellar über sie. Doch es gibt auch Kritik an ihrem Wirken. Diese konnte die weltweite Verehrung der kleinen Ordensfrau in ihrem weißen Sari mit dem blauen Rand nicht schmälern. Ihr 1950 gegründeter Orden der „Missionarinnen der Barmherzigkeit“ gehört zu den erfolgreichsten Ordensgründungen des 20. Jahrhunderts.

Mutter Teresa wird schon lange nciht nur von den Ordensfrauen ihres Ordens als Heilige verehrt. (Quelle: ap)

Mutter Teresa wird schon lange nicht nur von den Ordensfrauen ihres Ordens als Heilige verehrt. (Quelle: ap)

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Drei Jahre Papst Franziskus

An diesem Sonntag jährt sich die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst zum dritten Mal. Was ist passiert in diesen drei Jahren des Pontifikats des ersten Jesuiten, des ersten Lateinamerikaners auf dem Stuhl Petri? Die einen sagen, außer vielen Worten und einigen Gesten sei nichts gewesen. Andere sorgen sich nach wie vor um die Katholizität Bergoglios und fürchten, er könne das bisher klare Profil der katholischen Kirche verwässern. Wieder andere träumen von großen theologischen Reformen unter diesem Papst und werden nach dem dritten Jahr des Pontifikats langsam unruhig, weil eindeutige Veränderungen bisher ausgeblieben scheinen. Franziskus selbst zeigt sich unbeirrt und geht seinen Weg weiter. Er versteht sich als kritischer Zwischenrufer in einer unruhigen Zeit, in der das Kapital die Herrschaft übernommen zu haben scheint. Er will Pontifex sein, Brückenbauer zwischen politischen Gegnern, Konfessionen sowie Religionen und natürlich auch in der eigenen Kirche. Wer Brücken bauen will, muss sich mit der eigenen Positionierung mitunter zurückhalten, um als neutrale Instanz akzeptiert zu werden. Das bringt Franziskus bisweilen den Vorwurf der Standpunktlosigkeit ein. Doch wer sein Pontifikat und Lebenswerk aufmerksam verfolgt, erkennt eigene Standpunkte. Aber nur selten geht er damit hausieren.

Vom Zuspruch vieler Menschen getragen: Papst Franziskus startet ins vierte Amtsjahr. (Quelle: reuters)

Vom Zuspruch vieler Menschen getragen: Papst Franziskus startet ins vierte Amtsjahr. (Quelle: reuters)

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Mehr Katholiken, weniger Priester

Der Vatikan hat heute die neuesten Statistik-Zahlen veröffentlicht. Dabei geht es im Schwerpunkt um die Zahlen 2014. Weil die sich zum Teil über einen Zehnjahreszeitraum besser lesen als im Jahresvergleich 2013/2014 blickt der Vatikan in seiner Analyse auf den Zeitraum 2005 bis 2014. Was sich schon seit Jahren abzeichnet, bestätigt sich auch für 2014: Asien und Afrika sind die dynamischen Kontinente, auf denen die katholische Kirche stark wächst. Nordamerika und Europa sind die Sorgenkinder. Das gilt auch für die Priesterzahlen und den Priesternachwuchs. Einzig beim ständigen Diakonat kann Europa im Zehnjahreszeitraum mit einem Plus von 36 Prozent auf 15.000 aufwarten.. Insgesamt wächst die katholische Kirche nach den vatikanischen Statistikern schneller als die Weltbevölkerung. Während die Zahl der Katholiken seit 2005 um 14,1 Prozent gewachsen sei, sei die Weltbevölkerung nur um 10,8 Prozent gewachsen. Ende 2014 gab es demnach 1,272 Milliarden Katholiken. Das entsprach 17,8 Prozent der Weltbevölkerung im Vergleich zu 1,115 Milliarden und 17,3 Prozent im Jahr 2005.

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Ein Oscar für die Aufklärung

Er solle Ansporn sein, auf dem Weg der kritischen Berichterstattung über die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche voranzugehen. So sehen es Opferverbände nach dem Oscar für „Spotlight“ als bestem Film heute Nacht in Los Angeles. In dem Reporterdrama geht es um ein Team des „Boston Globe“, das den Missbrauchsskandal in den USA mit aufgedeckt hat. Wenige Stunden vor der Verleihung musste in Rom zum ersten Mal der australische Kardinal George Pell im Rahmen einer Videoschaltkonferenz vor der staatlichen Untersuchungskommission seines Heimatlandes aussagen. Dabei gestand er ein, die Kirche habe „enorme Fehler“ gemacht beim Umgang mit dem Thema Missbrauch. „Ich und andere in der Kirche haben versagt in unserer moralischen und pastoralen Verantwortung“, so Pell nach Medienberichten. Zugleich wies er aber bewusstes Fehlverhalten zurück.

Kardinal George Pell stand per Videoleitung der Untersuchungskommission in Australien Rede und Antwort. (Quelle: reuters)

Kardinal George Pell stand per Videoschalte der Untersuchungskommission in Australien Rede und Antwort. (Quelle: reuters)

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Papst in Mexiko – die Pressekonferenz

Europa, das Zika-Virus, Pädophilie sowie die Familie und der wichtigste Traum von Papst Franziskus waren Themen bei der „fliegenden Pressekonferenz“ auf dem Rückweg von Ciudad Juárez in Mexiko nach Rom. Eine gute Stunde nahm sich das katholische Kirchenoberhaupt Zeit für die Fragen der mitreisenden Journalisten. Die wichtigsten Ergebnisse vorweg: der größte Traum des Papstes wäre eine Reise nach China. Im Kontext des Zika-Virus kann er sich Verhütung zur Verhinderung von Schwangerschaften vorstellen. Abtreibung kommt für ihn nicht in Frage. Das sei ein Verbrechen. Mit Blick auf die aktuelle Krise in Europa findet er den Gedanken einer „Neugründung“ der Europäischen Union interessant und Bischöfen, die pädophile Priester nicht aus dem Verkehr ziehen, sondern versetzen oder versetzt haben, legt er den Rücktritt nahe. Zur aktuellen Debatte in Italien über eine Einführung eines Gesetzes für Lebenspartnerschaften wollte er sich nicht äußern. Das sei Sache der italienischen Bischofskonferenz.

Nach der Pressekonferenz wurde der Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (links neben Papst Franziskus) verabschiedet. Der Italiener hatte über 34 Jahre Papstreisen vorbereitet, lange Jahre als zweiter Mann, seit 2005 offiziell als Reisemarschall. (Quelle: Erbacher)

Nach der Pressekonferenz wurde der Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (links neben Papst Franziskus) verabschiedet. Der Italiener hatte über 34 Jahre Papstreisen vorbereitet, lange Jahre als zweiter Mann, seit 2005 offiziell als Reisemarschall. (Quelle: Erbacher)

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In eigener Sache

Liebe Leser und Leserinnen dieses Blogs,

immer wieder stehen wir als Redaktion vor der Frage, wie wir mit einigen Kommentaren in diesem Blog umgehen sollen. Sie wissen selbst, wie immer wieder persönliche Angriffe und Sticheleien hier das Klima beeinträchtigen. Oft ist es Ermessensfrage, ob ein Kommentar gegen die Netiquette verstösst oder nicht. Dann fühlen sich die Autoren ungerecht behandelt. Wir wollen aber gerecht und fair sein beim Editieren.

Wir haben uns daher entschlossen, keinen Kommentar mehr zu veröffentlichen, der andere Blogteilnehmer persönlich anspricht, ob lobend oder kritisierend. Dadurch können wir die Kommentarfunktion weiter erlauben und den Austausch von Sachargumenten ermöglichen.

Wir hoffen, dass dadurch mehr Sachlichkeit herrscht und bitten um Verständnis.

Papst in Mexiko – Tag 6

Zum Abschluss seiner Mexikoreise hat Papst Franziskus noch einmal ein Feuerwerk gezündet. Beim Besuch in einem der berüchtigtsten Gefängnisse Lateinamerikas kritisierte er den Umgang der Gesellschaften mit Gefangenen. Beim Treffen mit Arbeitern und Arbeitgebervertretern drohte er den Verursachern ungerechter Verhältnisse mit dem Endgericht: „Gott wird von den Sklavenhaltern unserer Tage Rechenschaft fordern.“ Der Gottesdienst, direkt an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, stand ganz im Zeichen der Flüchtlingsthematik. Auch hier schlug Franziskus düstere Töne an und verglich die Gegenwart mit der Situation Ninives vor dem Eingreifen Gottes durch den Propheten Jona. Er sprach angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen von einer „humanitären Krise“, die man nicht leugnen könne. Zum Abschluss allerdings machte er den Mexikanern Mut. In Anlehnung an ein Gedicht des Mexikaners Octavio Paz mit dem Titel Brüderlichkeit stellte er fest: „Die Nacht mag uns gewaltig und sehr dunkel erscheinen. In diesen Tagen jedoch konnte ich feststellen, dass es im mexikanischen Volk viele Lichter gibt, die Hoffnung verkünden.“

Rund 1000 Gefangene nahmen heute Morgen beim Treffen mit Papst Franziskus teil. (Quelle: dpa)

Rund 1000 Gefangene nahmen heute Morgen beim Treffen mit Papst Franziskus teil. (Quelle: dpa)

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Der Papst in Mexiko – Tag 5

Die Drogenhochburg Morelia hat sich Franziskus für seinen 5. Besuchstag in Mexiko ausgesucht. Am Morgen ermutigte er die Kleriker, Ordensleute und Seminaristen angesichts von Gewalt, Korruption, Drogenhandel, Verachtung der Menschenwürde sowie der Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden und der Unsicherheit der anderen nicht zu resignieren. Resignation, so der Papst, sei „eine der bevorzugten Waffen des Teufels“. Bei der Begegnung mit Jugendlichen am Nachmittag trat Franziskus einmal mehr als Seelsorger auf, der angesichts der schwierigen Situation Mut und Hoffnung machen wollte. Er bezeichnete die Jugendlichen als „Reichtum Mexikos“. Dabei sparte er nicht mit indirekter Kritik an der politischen Situation in Mexiko. „Es ist schwer, sich als Reichtum zu fühlen, wenn man keine Gelegenheit einer würdigen Arbeit hat, keine Möglichkeit zu Studium und Ausbildung, wenn man sieht, dass die Rechte nicht anerkannt werden, und dies einen schließlich in Grenzsituationen treibt. Es ist schwer, sich als Reichtum eines Ortes zu fühlen, wenn man, weil man jung ist, für gemeine Zwecke ausgenutzt wird, indem man mit Versprechungen gelockt wird, die am Ende keine sind.“ Der Tag endete mit beinahe tumultartigen Szenen beim Jugendtreffen. Eine Person hinter einer Bande riss den Papst an sich, der ihr die Hand zum Gruß gereicht hatte, so dass Franziskus auf einen jungen Mann im Rollstuhl fiel, der vor ihm stand. „Sind Sie nicht so egostisch!“, rief der sichtlich verärgerte Papst der Person mehrfach zu.

20.000 Priester, Ordensleute und Seminaristen waren beim Gottesdienst mit Sportstadion. (Quelle: Erbacher)

20.000 Priester, Ordensleute und Seminaristen waren beim Gottesdienst im Sportstadion. (Quelle: Erbacher)

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