Es war ein Tag ganz nach dem Geschmack des Papstes. Am Morgen das interreligiöse Treffen auf dem Gelände der größten Moschee Südostasiens, am Nachmittag ein Gottesdienst mit zehntausenden Gläubigen. Die kleine Herde stärken und den Dialog mit den anderen Religionen ausbauen: Das sind zwei der Hauptziele dieser Reise, des gesamten Pontifikats von Papst Franziskus. Dabei stellte der Pontifex grundlegende Prinzipien des interreligiösen Dialogs auf den Kopf. Die Suche nach Gemeinsamkeiten in der Lehre könne eher hinderlich sein, stellte der Pontifex fest und betonte stattdessen: „Was uns einander wirklich näherbringt, ist eine Verbindung zwischen unseren Unterschieden zu schaffen, darauf zu achten, Bande der Freundschaft, der Aufmerksamkeit und der Gegenseitigkeit zu pflegen.“ Beim Gottesdienst am Nachmittag mahnte er die Zehntausenden, dass der Glaube nicht nur Wort und Idee bleiben dürfe, sondern sich im Leben konkret zeigen müsse. Es gehe darum, „das Risiko einzugehen, die Liebe zu leben, die er [Christus,] zuvorderst uns gelehrt und vorgelebt hat.
Papst und Großimam scheinen sich zu verstehen. (Quelle: epa)
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„Einklang im Respekt vor der Vielfalt“ – der Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch den ersten aktiven Tag von Papst Franziskus in Indonesien. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft am Morgen erklärte er, dass die katholische Kirche den interreligiösen Dialog verstärken wolle. „Auf diese Weise können Vorurteile abgebaut werden und ein Klima des gegenseitigen Respekts und Vertrauens entstehen“, ist er überzeugt. So könnten auch Extremismus und Intoleranz besser bekämpft werden. Beim Treffen mit dem Klerus und Katecheten rief er diese am Nachmittag dazu auf, „Propheten der Gemeinschaft [zu werden], in einer Welt, in der die Tendenz sich zu spalten, sich zu behaupten und zu provozieren, immer mehr zuzunehmen scheint“. Bestens gelaunt zeigte er sich am Abend bei der Begegnung mit Schülern. Hier würdigte er den in Asien geschätzten Wert der „Harmonie“ und ermutigte zum „kreativen Aushalten“ von Unterschieden. „Wenn alle Dinge gleich wären, wäre es langweilig“, so Franziskus.
Papst und Präsident im Gespräch – auf der Veranda des Präsidentenpalasts. (Quelle: Erbacher)
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Die 45. Auslandsreise von Papst Franziskus ist die längste und aufgrund des Alters sicher auch die mit beschwerlichste des Pontifikats. Elf Tage ist Papst Franziskus unterwegs mit Stationen in Indonesien, Papua-Neuguinea, Ost-Timor und Singapur. 2020 schon wollte er diesen Trip machen, musste ihn aber wegen Corona absagen. Jetzt hat er sich gegen alle Bedenkenträger durchgesetzt und ist nach einem Jahr Pause bei den Auslandsreisen wieder unterwegs. Im Mittelpunkt der Reise steht der Dialog der Kulturen und Religionen, der Klimawandel sowie Fragen der sozialen globalen Gerechtigkeit.
Wie immer gab es viel Getümmel bei der Begegnung von Papst Franziskus mit den Journalisten. (Quelle: Erbacher)
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Sind die heißen Eisen draußen? Diese Frage stellten sich viele mit Blick auf die zweite Synodenversammlung im Rahmen des weltweiten Synodalen Prozesses, die im Oktober im Vatikan stattfindet. Die Antwort: ein klares „Jein“. Viele Themen wurden vom Papst im Frühjahr in Arbeitsgruppen ausgelagert, die erst im Verlauf des Jahres 2025 Ergebnisse vorstellen sollen. Doch das Arbeitspapier für das Treffen im Oktober, das heute im Vatikan präsentiert wurde, enthält noch genügend interessante Themen für die Beratungen. Neben der Frage von Transparenz und Rechenschaft von der Pfarreiebene bis zum Vatikan, geht es um synodale Strukturen auf allen Ebenen. Dazu gehört etwa auch eine Reform, „die die [Weltbischofs-]Synode von einem punktuellen Ereignis in einen kirchlichen Prozess verwandelt, der sich über Raum und Zeit erstreckt“. Könnte es ein dauerhaftes synodalen Beratungsgremium auf Weltebene geben?
So bunt wie beim Weltkindertag im Mai wird es bei Synoden künftig nicht zugehen. Dennoch: Papst Franziskus möchte grundlegende Veränderungen in der Kirche, mehr Mitbestimmung alle Gläubigen. (Quelle: ap)
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Seit Wochen war darüber spekuliert worden. Heute erfolgte die Ernennung durch Papst Franziskus. Erzbischof Georg Gänswein ist neuer Nuntius in den baltischen Staaten. Er vertritt den Heiligen Stuhl künftig in Lettland, Estland und Litauen. Damit endet eine Phase der Ungewissheit mit Blick auf den ehemaligen Privatsekretär von Benedikt XVI. Die neue Aufgabe ist mehr als nur ein Versorgungsposten. Angesichts der aktuellen politischen Lage hat das Baltikum eine wichtige strategische Bedeutung. Für wen der Weggang aus dem Vatikan vor einem Jahr wie ein Rauswurf wirkte, dürfte die Entscheidung heute wie eine Rehabilitierung erscheinen.
Zuletzt feierte er oft Gottesdienste im Freiburger Münster: Erzbischof Georg Gänswein, der neue Nuntius in den baltischen Staaten. (Quelle: dpa)
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Größer hätte der Spagat kaum sein können. Am Freitagmorgen hat Papst Franziskus im Vatikan rund 100 Comedians aus der ganzen Welt getroffen, am Nachmittag sprach er beim G7-Gipfel in Apulien mit den Mächtigen der Welt. Am Morgen wertschätzende Worte an die Menschen des Humors, die aus Sicht des Papstes zu den wenigen gehörten, „die die Fähigkeit haben, mit sehr unterschiedlichen Menschen verschiedener Generationen und kultureller Hintergründe zu sprechen“. Am Nachmittag mahnende Worte an die Politik, Bedingungen zu schaffen, dass eine „positive Nutzung“ der KI möglich werde. Franziskus forderte klare ethische Grenzen für die Nutzung dieser Technologie. Am Rande des G7-Treffens führte er unzählige bilaterale Gespräche mit Staats- und Regierungschefs.
Papst Franziskus beim G7-Gipfel. (Quelle: VaticanMedia/RAI)
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„Der Papst ist das größte Hindernis in der Ökumene“, stellte Papst Paul VI. 1967 fest. Das soll sich jetzt ändern. Der Vatikan hat heute Vorschläge für Reformen gemacht, damit das Papstamt auch für andere christliche Kirchen annehmbar werden könnte. Als eine Möglichkeit wird dort eine „klare Unterscheidung der verschiedenen Verantwortlichkeiten des Papstes“ genannt. So könnte die jurisdiktionelle Macht auf die katholische Kirche beschränkt werden, mit Blick auf die anderen christlichen Kirchen hätte er eine Art Ehrenvorsitz als „Diener der Einheit“. Das Papier wertet rund 80 Dokumente der vergangenen 30 Jahre aus, die in offiziellen Dialogen mit den anderen christlichen Kirchen entstanden sind. Sie alle geben Antwort auf die Aufforderung von Papst Johannes Paul II. in seiner Ökumeneenzyklika „Ut unum sint“ im Jahr 1995, über eine Neuausrichtung des Papstamts nachzudenken. Viele der im vorliegenden Dokument gemachten Reformvorschläge wären sofort möglich, würde der amtierende Papst sie konsequent umsetzen. Anderes muss erst noch geleistet werden von katholischer Seite, wie etwa die im Dokument geforderte „Neu-Rezeption“ oder gar „Neuformulierung“ des I. Vatikanischen Konzils mit der Erklärung zur Unfehlbarkeit des Papstes.
Wird der Papst künftig noch mehr „Bischof von Rom“ sein? Franziskus bei seinem Besuch im Rathaus der Ewigen Stadt am vergangenen Montag. (Quelle: dpa)
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Die Würde des Menschen ist unendlich, sie ist unveräußerlich in seinem Wesen begründet. Was das aus katholischer Sicht bedeutet, formuliert das Vatikanische Glaubensdikasterium in der Erklärung „Dignitas infinita“, die heute im Vatikan veröffentlicht wurde. Der Papst bekräftigt mit dem knapp 70 Abschnitte umfassenden Papier eine Reihe von bekannten traditionellen Positionen rund um die menschliche Anthropologie, möchte zugleich aber auch daran erinnern, dass aus katholischer Sicht die Frage nach der Würde des Menschen mehr betrifft als nur die Anthropologie, sondern dass etwa soziale Fragen ebenso dazugehören. Abtreibung, Leihmutterschaft und Euthanasie lehnt der Vatikan weiter strikt ab. Auch die für Papst Franziskus typische Verurteilung der Gender-Theorie findet sich in dem Papier. Der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Manuel Fernández, betonte bei der Vorstellung, dass etwa das Nein zu Geschlechtsumwandlungen nicht bedeute, dass betroffene Menschen abgelehnt oder verurteilt würden. Mit Nachdruck forderte er weltweit die Abschaffung jeglicher gesetzlicher Bestimmungen, die homosexuelle Menschen diskriminierten, verurteilten, zu deren Inhaftierung, Folter oder gar Hinrichtung führten. Katholische Kirchenvertreter, die solche gesetzliche Regelungen unterstützten, kritisierte er scharf.
Kardinal Fernández (l) bei der Vorstellung der neuen Erklärung im Vatikan. (Quelle: VaticanMedia)
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Wenn ein Pontifex sich aufs politische Parkett begibt, kann er dort schnell ins Schlittern geraten. Das zeigt sich einmal mehr am Beispiel des jüngsten TV-Interviews von Papst Franziskus. Seine angebliche Aufforderung an die Ukraine, sich zu ergeben, hat weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Der Interviewer verbindet seine allgemeine Frage, ob eine „weiße Fahne“ bedeute, das Recht des Stärkeren zu akzeptieren, mit den Ereignissen in der Ukraine. Der Papst antwortet grundsätzlich und ist sich nicht bewusst, dass seine Worte auf die konkrete Situation gedeutet werden. Dieses Problem taucht bei Franziskus immer wieder auf und kratzt stets an seiner Autorität. Dazu kommt, dass seine Position zur Ukraine, aber auch zum Krieg in Gaza, von Anfang an sehr ambivalent ist.
Wie immer hat Franziskus beim sonntäglichen Mittagsgebet zum Frieden in der Ukraine und dem Heiligen Land aufgerufen. (Quelle: afp)
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Nach über zwei Jahren im Amt gibt es für Bundeskanzler Olaf Scholz nur noch wenige Premieren. Seine Begegnung mit Papst Franziskus heute im Vatikan war eine solche. 35 Minuten sprachen die beiden miteinander. Themen waren die aktuellen politischen Krisen mit dem Krieg in der Ukraine und in Gaza, aber auch Herausforderungen wie die Migration und Fragen der Gerechtigkeit im Zusammenleben standen auf der Agenda. Laut Vatikan ging es bei den Gesprächen, der deutsche Bundeskanzler traf nach dem Papst Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, auch um die Bedeutung des christlichen Glaubens in der deutschen Gesellschaft. „Ein wichtiges Gespräch in einer Zeit, in der es darauf ankommt, dass wir mit klarem Blick in die Zukunft blicken und dass wir klare Grundsätze haben“, erklärte Scholz im Anschluss an das Treffen mit dem Papst vor Journalisten.
Auch persönlich „ein wichtiges, bedeutendes Gespräch“, so Bundeskanzler Olaf Scholz nach der Begegnung mit Papst Franziskus. (Quelle: VaticanMedia/dpa)
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