Mit Spannung wird jedes Jahr die Weihnachtsansprache des Papstes vor der Leitern der Römischen Kurie erwartet. In den vergangenen Jahren nutze Franziskus die Gelegenheit, um hart mit seinen engsten Mitarbeitern ins Gericht zu gehen. Dieses Mal fand er lobende Worte für „die große Zahl an gottgeweihten Männern und Frauen, an Bischöfen und Priestern, die täglich ihre Berufung in Treue, Stille, Heiligkeit und Selbstverleugnung leben“. Im Zentrum seiner Ansprache stand aber das Thema Missbrauch. Hier machte Franziskus einmal mehr deutlich, dass er ernst machen will mit der Aufarbeitung. Die Kirche werde „keine Mühen scheuen, um jeden, der solche Verbrechen begangen hat, vor Gericht zu bringen“, erklärte er im Angesicht der Führungsriege der Kurie. „Die Kirche wird nie versuchen, einen Fall zu vertuschen oder unterzubewerten“, fügte er hinzu. Beide Versprechen, dürften äußerst schwer einzulösen sein. Solche Aussagen gab es schon viele von Franziskus; doch dann wurden immer wieder Fälle bekannt, in denen er selbst nicht entsprechend konsequent handelte. Haben die Ereignisse 2018 rund um den Missbrauchsskandal in Chile, den USA und vielen anderen Ländern dem Papst endgültig die Augen geöffnet?
Papst Franziskus bei der Weihnachtsansprache. „In unserer turbulenten Welt hat das Boot der Kirche in diesem Jahr schwierige Zeiten erlebt und erlebt sie weiterhin und ist von Stürmen, ja Orkanen erfasst worden.“ (Quelle: dpa)
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Gerade einmal sechs Monate hat das Verfahren zur Neubesetzung des Bischofsstuhls in Fulda gedauert. Gestern ernannte Papst Franziskus den Freiburger Weihbischof Michael Gerber zum Nachfolger des emeritierten Bischofs Heinz Josef Algermissen. Bisher dauerten die Nachbesetzungsverfahren im deutschen Sprachraum oft ein knappes Jahr. Unterschiedliche Faktoren spielten dabei eine Rolle. Wiederholt hatten in jüngerer Vergangenheit Kandidaten nach der Wahl durch die Domkapitel abgesagt. In anderen Fällen gab es hinter den Kulissen Machtkämpfe zwischen einflussreichen Kirchenmännern, so dass die internen Diskussionen die Ernennungen verzögerten. Fulda zeigt, dass es auch anders geht. Währenddessen gibt es einige Neuigkeiten aus dem Vatikan.
Wohin geht die Reise im Pontifikat von Franziskus? Zumindest in Bezug auf den Kardinalsrat ist das offen. (Quelle: dpa)
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Überraschend hat der Vatikan jetzt eine Reise von Papst Franziskus nach Abu Dhabi angekündigt. Vom 3. bis 5. Februar wird der Pontifex die Vereinigten Arabischen Emirate besuchen. Es ist das erste Mal, dass ein Papst auf die Arabische Halbinsel reist. Die Reise steht unter dem Motto „Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“. Franziskus wird in dem Emirat auch an einer interreligiösen Friedenskonferenz teilnehmen. Nur wenige Wochen später fliegt der Papst nach Marokko. Auch dort wird der interreligiöse Dialog im Mittelpunkt der Reise stehen. Das Jahr 2019 könnte zu einem wichtigen „Dialogjahr“ werden und der interreligiöse Dialog neben dem Missbrauch und der Amazonassynode zu den zentralen Themen an der Schwelle zum siebten Amtsjahr von Papst Franziskus.
Papst Franziskus 2014 bei seinem Besuch in Istanbul. Er will Zeichen setzen, dass ein friedliches Miteinander der Religionen möglich ist. (Quelle: dpa)
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Vor wenigen Tagen ein schwuler Lehrer an einem kirchlichen Gymnasium, jetzt die Aussagen eines Hochschulrektors über Bibelstellen zur Homosexualität, das Thema sorgt immer wieder für Diskussionen in der katholischen Kirche. Und das Verhalten der Oberen führt meist zu großen Irritationen bei vielen Gläubigen, ganz abzusehen von dem Schaden, der jedes Mal für die katholische Kirche entsteht. Es ist nicht eine Kirche, die integriert, sondern eine Kirche die ausgrenzt, die in diesen Tagen immer wieder erlebbar wird. Warum soll ein junger Lehrer für Mathematik und Biologie an einer Ordensschule nicht seinen Mann heiraten dürfen? Warum soll ein Theologe, der Experte für die Auslegung des Neuen Testaments ist, nicht fragen dürfen, ob Bibelstellen zur Homosexualität neu interpretiert werden müssen?
In der Synodenaula liegt das Evangeliar mit den Bibeltexten des Tages immer aus. Am Rande der Synode sind kritische Stimmen zum Vorgehen mancher kurialen Behörde zu hören. Während der Papst immer sage, es brauche einen offenen Diskurs, werde dieses Anliegen durch das Agieren so mancher vatikanischen Behörde konterkariert. Ob sich die betreffenden Synodenväter auf die aktuellen Diskussionen um den Rektor der deutschen jesuitenhochschule bezog, ist nicht überliefert. (Quelle: Erbacher)
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In einer einseitigen Erklärung informiert der Vatikan heute über das Vorgehen im Fall des ehemaligen US-Kardinals Theodore Edgar McCarrick. Allerdings bleiben viele Fragen offen. Denn auch sechs Wochen nachdem der ehemalige Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, den amtierenden Papst sowie dessen Vorgänger öffentlich wegen des Umgangs mit der Personalie McCarrick angegriffen hat, scheint der Vatikan noch keinen Überblick zu haben, wer was wann wusste. Allerdings deutet das Papier schon an, dass es in der Vergangenheit mögliche Fehler in der Causa gab. „Der Heilige Stuhl ist sich bewusst, dass nach Auswertung der Fakten und der Umstände Entscheidungen sichtbar werden könnten, die sich mit dem heutigen Blick auf die Fragen als nicht kohärent erweisen könnten.“
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Die Themenpalette ist breit bei den ersten Beratungen der Jugendsynode im Vatikan. Dennoch zeichnen sich erste Schwerpunkte bei den Statements der Synodenväter und Jugendlichen ab. Dazu gehören ganz klar die sexualisierte Gewalt und der Missbrauch. Der deutsche Jugendvertreter Thomas Andonie mahnte heute in der Aula: „Jetzt zählen keine Worte mehr, es zählen nur noch Taten.“ Gestern schon hatte in einem der ersten Statements der Erzbischof von Sydney, Anthony Colin Fisher, vor den versammelten Synodenvätern und dem Papst ein Mea culpa ausgesprochen für das, was Kindern in der katholischen Kirche in Australien angetan wurde. Neben dem Missbrauch durch Kleriker geht es in vielen Statements aber auch um die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen weltweit. Die Folgen von Migration, von Armut und der zunehmenden Säkularisierung sind weitere Themen, die in den ersten beiden Tagen immer wieder benannt wurden. Am Freitagnachmittag ging es bereits in die Kleingruppenarbeit, um einen direkteren Austausch und eine breite Diskussion zu ermöglichen.
Die Teilnehmer aus Deutschland: Thomas Andonie, BDKJ-Bundesvorsitzender, Bischof Stefan Oster SDB, Kardinal Reinhard Marx, Weihbischof Johannes Wübbe, Bischof Felix Genn, Clemens Blattert SJ, Leiter der Zukunftswerkstatt der Jesuiten in Frankfurt/Main. (von links; Quelle: Erbacher)
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Zum Auftakt der Bischofssynode zur Jugend hat Papst Franziskus die Synodenväter davor gewarnt, in „moralistische oder elitäre Positionen zu verfallen“. Er mahnte die Kirchenmänner, sich an ihre eigene Jugend zu erinnern und zitierte seinen Lieblingsdichter Hölderlin „Dass dir halte der Mann, was er als Knabe gelobt.“ Die Jugendlichen, die an der Synode teilnehmen, forderte er auf, ihre Stimme frei und mit Nachdruck in die Beratungen einzubringen. Ob das wirklich gelingen wird, müssen die nächsten dreieinhalb Wochen zeigen. Denn nur zehn Prozent der rund 340 Synodenteilnehmer sind Jugendliche, die Mehrheit von 267 Teilnehmern stellen die Bischöfe und Kardinäle. Der Vatikan betonte in den vergangenen Tagen immer wieder, dass die Jugendlichen in der Vorbereitung stark eingebunden gewesen seien, etwa durch eine Vorsynode mit 300 Jugendlichen aus aller Welt im Frühjahr. Doch auf die Frage, warum die Jugendlichen nicht stärker an der nun entscheidenden Bischofssynode beteiligt sind, wussten die Verantwortlichen keine überzeugende Antwort.
Es ist das gewohnte Bild bei den Bischofssynoden im Vatikan. (Quelle: ap)
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Es liest sich beinahe wie ein Showdown zwischen der Kirche und dem Teufel, das Bollettino des Vatikans von diesem Samstag. Darin enthalten eine Erklärung des Pressamts: Der Papst rufe für den Monat Oktober alle Gläubigen zum täglichen Rosenkranzgebet auf im Kampf gegen das Böse, sprich den Teufel. Dazu empfiehlt er eigens ein Gebet zum Erzengel Michael, das Papst Leo XIII. 1884 einführte und das eine große Nähe zu einem Gebet aufweist, das Teil des sogenannten „Kleinen Exorzismus“ ist. Es ist zudem Teil der außerordentlichen Form des Römischen Ritus – sprich der Messe der katholischen Traditionalisten. Die hatten in den vergangenen Tagen in ihren Foren vereinzelt die Einführung mehrerer von Leo XIII. in diesem Kontext geschaffenen Gebete gefordert, weil sie in der aktuellen Situation den Teufel in der Kirche am Werk sehen. 1985 hatte sich die Glaubenskongregation eigens mit den Gebeten beschäftigt. Nun empfiehlt der amtierende Papst allen Gläubigen, das Gebet zu sprechen. Ist die Lage so ernst?
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Wir stehen an einem Wendepunkt in der Geschichte der Kirche. Dieser Satz ist in diesen Tagen In Fulda oft zu hören. Der Druck ist massiv auf Papst und die Bischöfe in aller Welt. Die neue Welle in der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ist größer als die erste. Folgten die früheren „Wellen“ mit größerem zeitlichem Abstand über fast ein Jahrzehnt verteilt von den USA über Irland bis nach Deutschland, lodern die Flammen nun innerhalb weniger Monate scheinbar rund um den Globus. Die MHG-Studie bringt keine grundlegend neuen Erkenntnisse, bestätigt aber Vieles, was in anderen Studien etwa in den USA bereits erforscht wurde. Hier wie dort wird deutlich: Es sind nicht nur die einzelnen Täter. Es gibt eine Gesamtgemengelage, die in der katholischen Kirche Missbrauch und Vertuschung begünstigt hat. Noch ist nicht klar. Ob die deutschen Bischöfe bereit sind, wirklich Konsequenzen zu ziehen und auf weltkirchlicher Ebene fügt sich die Frage nach den Konsequenzen ein in den Kampf der Gegner von Franziskus gegen den Papst.
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Durchbruch oder Ausverkauf? Der Streit um die Bewertung einer Vereinbarung zwischen China und dem Heiligen Stuhl über Bischofsernennungen hat bereits begonnen, da ist die Tinte noch nicht getrocknet und längst nicht alle Details bekannt. Seit Monaten wurde darüber spekuliert. Nun ist es erstmals zu einer offiziellen Vereinbarung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China gekommen. In Peking unterzeichneten heute die beiden Vize-Außenminister eine „provisorische Vereinbarung über die Ernennung von Bischöfen“. Während in Peking vielleicht Kirchengeschichte geschrieben wird, weilt der Papst in Vilnius. Franziskus ist heute zu einem Kurzbesuch ins Baltikum aufgebrochen: vier Tage, drei Länder, 15 Reden und knapp 5000 Kilometer. Anlass der Reise ist die Unabhängigkeit der drei baltischen Staaten vor 100 Jahren. Zum Auftakt rief er heute in Vilnius zur Toleranz und Solidarität auf.
Wird das Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und China den Katholiken im Land helfen? (Quelle: ap)
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