Die Kirche und die Frauenquote

Bis 2023 sollen 30 Prozent der oberen und mittleren Leitungspositionen in den deutschen Ordinariaten und Generalvikariaten mit Frauen besetzt sein. Diese Zielvorgabe haben sich die katholischen Bischöfe selbst gesetzt. Eigentlich wollten sie gerne eine höhere Quote; doch die vergangenen fünf Jahre haben gezeigt, dass es nicht so einfach ist, Frauen in kirchliche Führungspositionen zu bekommen. Immerhin ist ihr Anteil in den Ordinariaten zwischen 2013 und 2018 von 13 auf 19 Prozent gestiegen. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, Vorsitzender der Pastoralkommission und Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, machte am Rande der Frühjahrs-Vollversammlung in Lingen deutlich, dass er sich auch Bewegung bei der Frage der sakramentalen Ämter wünscht. Doch der Diakonat der Frau oder gar das Priesteramt stehen bei der Frühjahrsvollversammlung nicht auf der Tagesordnung. Auch wenn viele Bischöfe spüren, dass der Druck der Basis hier immer größer wird.

30.000 Unterschriften für eine Erneuerung der Kirche haben Frauen in ganz Deutschland gesammelt und am Montagabend an die Bischöfe übergeben. (Quelle: dpa)

Flexiblere Leitungsmodelle gefordert

In den Ordinariaten und Generalvikariaten ist die Entwicklung positiv. Doch die Zahl der Frauen in Leitungsfunktionen könnte bereits höher sein. Das dürfte auch daran liegen, dass die 27 Bistümer sehr unterschiedlich unterwegs sind auf dem Weg hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche. Nur 17 der 27 Bistümer etwa beteiligen sich an einem speziellen „Mentoringprogramm für Frauen“. Nach wie vor gibt es an vielen Stellen Vorbehalte, Frauen als Vorgesetzte von Priestern zu akzeptieren. Zum anderen kämpft die Kirche mit denselben Probleme, wie sie in anderen Unternehmen bestehen, allen voran die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf. So liegt laut einer aktuellen Studie der Bischofskonferenz der Anteil der Frauen ohne Kinder auf der oberen Leitungsebene bei knapp 54 Prozent. Auf der mittleren Ebene haben 38 Prozent der Frauen Kinder. Das „Fehlen flexibler Leitungsmodelle“ macht die Studie dann auch als ein Hemmnis der Frauenförderung in verantwortlichen Positionen aus. Auf der mittleren Leitungsebene gab es zwischen 2013 und 2018 übrigens einen Zuwachs von vier Prozent bei den Frauen.

Auch wenn die Studie nur die Generalvikariate und Ordinariate untersucht hat, zeigt sich, dass sich etwas bewegt in der katholischen Kirche. Der Ruf auch von Bischöfen nach einer stärkeren Einbindung der Frauen ist – zumindest in Deutschland – nahezu einstimmig. Im Bereich der Verwaltung, der sozial-caritativen Bereiche, im Bildungs- und Mediensektor gibt es immer mehr Frauen in Führungspositionen – bis in die oberen Leitungsebenen; doch die oberste Leitungsebene bleibt den Männern vorbehalten. Im Erzbistum München und Freising soll in Kürze der Posten des Generalvikars aufgesplittet werden, so dass künftig ein Laie oberster Verwaltungschef sein wird. Der Generalvikar soll sich nur noch um inhaltliche und theologische Fragen kümmern. Es ist ein Versuch, Laien Aufstiegschancen zu ermöglichen. Die Frage stellt sich aber, warum sollte sich nicht auch ein Laie um die inhaltlichen und theologischen Fragen kümmern können, vorausgesetzt er oder sie bringt die theologischen Kompetenzen mit.

Und die sakramentalen Ämter?

Damit ist man schnell bei der Ämterfrage. Das wurde auch heute bei der Vorstellung der Studie deutlich. Es ist gut, wenn Frauen in stärker in der mittleren und oberen Leitungsebene der katholischen Kirche präsent sind; doch was ist mit den Ämtern. Bischof Bode selbst machte darauf aufmerksam, das große Engagement der Frauen in der Kirche müsse auch in sakramentalen Formen gewürdigt werden. Allerdings setzte er die Latte hoch bei der Frage der Weiheämter für Frauen in der Kirche. So etwas müsste eine Weltbischofssynode, wenn nicht sogar eher ein Konzil beschließen. Dennoch machte Bode keinen Hehl daraus, dass er in dieser Frage vorankommen möchte. Er erinnerte an die Osnabrücker Thesen, die bei einem Ökumenischen Kongress zu „Frauen in kirchlichen Ämtern“ im Dezember 2017 verabschiedet worden waren. Auch wenn das Thema nicht auf der Tagesordnung in Lingen steht, die katholische Kirche kommt um eine vertiefte Diskussion über sakramentale Ämter für Frauen nicht herum. Im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz steigt die Zahl der Bischöfe, die bereit sind, darüber ernsthaft nachzudenken. Am Ende geht es also um weit mehr als eine Frauenqote

Autorenbild

Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

22 Kommentare

  • Wanda
    13.03.2019, 1:23 Uhr.

    Das „Fehlen flexibler Leitungsmodelle“ als Hemmnis der Frauenförderung in der Kirche !? Klar, ist ja logisch…

    • Novalis
      13.03.2019, 10:17 Uhr.

      Wohl eher gnadenlose Misogynie.

  • Novalis
    13.03.2019, 8:08 Uhr.

    Soweit ich weiß, sind ca. 50% der Katholik*innen Deutschlands Frauen. Dann müssen sie auch in kirchlichen Leitungsfunktionen nicht mit 30%, sondern mit 50% repräsentiert sein. Jedenfalls glaubt keiner mehr den Unsinn vom Ausschluss der Frau vom Amt; Jesus hat ja keines eingesetzt. Der Rest, den sich Ratzinger und Co. zusammengesponnen haben, ist ein Märchen.

  • Erasmus
    13.03.2019, 18:11 Uhr.

    Der ehemalige Leiter des Recollectio-Hauses der Abtei Münsterschwarzach, Wunibald Müller, hat im ZDF seine Erwartungen an die Frühjahrsversammlung der deutschen Bischöfe formuliert.
    „Ich würde mir erstens erwarten, dass die deutschen Bischöfe in einer Petition beim Papst die Aufhebung des Pflichtzölibats fordern, es wirklich zu ihrer Sache machen. Zweitens würde ich die klare Forderung erwarten: Wir weihen homosexuelle Männer zu Priestern und wir erwarten, dass die päpstliche Instructio, wonach das verboten ist, zurückgenommen wird. Und drittens, dass Frauen im geistlichen Rat, im Domkapitel, immer mehr vorkommen und irgendwann einmal die Hälfte davon stellen. Da würde man den Eindruck bekommen: Jetzt machen sie einmal Nägel mit Köpfen.“

    Müller ist viel im Land unterwegs und verspürt einen großen Unmut im Volk Gottes. Die Leute würden sagen: „Wenn ihr die Macht nicht teilt, dann verweigern wir uns euch, dann machen wir vor Ort unser Ding – und dann geht es in diese Richtung weiter.“ Exemplarisch für diese Option sind die Frauen der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster. Sie wollen nach all den Missbrauchsfällen endlich Taten sehen und rufen darum zu einem Frauenkirchenstreik auf. Ab Mai 2019 wollen sie keine Kirche mehr betreten und ihre eigenen Messen draußen feiern.

  • bernardo
    13.03.2019, 19:58 Uhr.

    Viel interessanter als die Frage nach Frauenquoten – muss die Kirche eigentlich dem Beispiel von SPD, Grünen und Linken folgen? – ist die Frage, ob Gott ein Relativist und Pluralist ist. Im Dokument von Abu Dhabi heißt es dazu: „Der Pluralismus und die Verschiedenheit in Bezug auf Religion (!!!), Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie und Sprache entsprechen einem weisen göttlichen Willen, mit dem Gott die Menschen erschaffen hat. Diese göttliche Weisheit ist der Ursprung, aus dem sich das Recht auf Bekenntnisfreiheit und auf die Freiheit, anders zu sein, ableitet.“ Das „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes (Mt 28,19-20; EU“ muss wohl neu gelesen werden.

    Es ist höchste Zeit für einen neuen Syllabus, der den Diversity-Kult als häretisch und als unvereinbar mit der katholischen Lehre verurteilt.

    • Micaela Riepe
      14.03.2019, 12:53 Uhr.

      Bei solchen Zitaten wird deutlich, wie sehr es Jesus an Weisheit und Gelassenheit fehlte, die nicht vereinbar sind mit missionarischem Glühen. Wer will, kann natürlich diesen Aussagen, die einen Anflug von Größenwahn zeigen, nachfolgen bis ans Lebensende. Die Anderen nicht.

      • Silvia
        14.03.2019, 18:56 Uhr.

        Micaela Riepe
        14.03.2019, 12:53 Uhr.

        Als gläubige katholische Christin folge ich dem Sohn Gottes, Jesus Christus, getreu seiner Lehre nach und sonst niemandem.

        Ihrem Posting entnehme ich, dass sie das Wesen des Christentums nicht begriffen haben. Das berechtigt sie aber nicht zu Arroganz gegenüber Menschen, die das anders sehen und leben.

        • Micaela Riepe
          14.03.2019, 20:19 Uhr.

          Es stimmt, zum Wesen des Christentums gehören nicht Weisheit und Gelassenheit, zu dessen Anhängern auch nicht, Ausnahmen bestätigen die Regel.
          Was mich betrifft, so halte ich einige Aussagen Jesu für wunderbar, andere stoßen mich ab, wie das eben so ist bei einem freien Menschen. Von einer Lehre weiß ich nichts, die überlasse ich Jenen, die eine solche brauchen.

          • Silvia
            18.03.2019, 11:38 Uhr.

            Micaela Riepe
            14.03.2019, 20:19 Uhr.

            Das Christentum ist nun mal keine Wellnessreligion so ähnlich wie die Esoterik. Jesus gibt es nur ganz oder gar nicht.

        • Novalis
          14.03.2019, 20:30 Uhr.

          „Als gläubige katholische Christin folge ich dem Sohn Gottes, Jesus Christus, getreu seiner Lehre nach und sonst niemandem.“

          D.h. Sie beerdigen nahe Angehörige nicht und reißen sich die Augen aus, wenn diese Sie zum Bösen verführen?

          • Silvia
            18.03.2019, 11:36 Uhr.

            Novalis
            14.03.2019, 20:30 Uhr.

            Halten Sie mich wirklich für sooo ungebildet? Da unterschätzen Sie aber den von mir absolvierten Würzburger Fernkurs gewaltig.

            Ich halte es mit GLAUBE und VERNUNFT. So wie Benedikt XVI.

          • Novalis
            20.03.2019, 10:17 Uhr.

            Ehrlich gesagt, angesichts Ihrer in meinen Augen stets mit lehramtlicher Überzeugung vorgetragenen Thesen, die keinerlei Widerspruch dulden, ja. Glaube und Vernunft stammt als Enzyklika übrigens von Johannes Paul II.

      • Novalis
        14.03.2019, 20:28 Uhr.

        „wie sehr es Jesus an Weisheit und Gelassenheit fehlte, die nicht vereinbar sind mit missionarischem Glühen. Wer will, kann natürlich diesen Aussagen, die einen Anflug von Größenwahn zeigen, nachfolgen bis ans Lebensende.“ Sie wissen aber schon, dass die Worte aus Mt 28 nicht vom historischen Jesus stammen?

        • Micaela Riepe
          18.03.2019, 13:19 Uhr.

          Zugegeben, so gut kenne ich mich nicht aus. Was ich eigentlich sagen will, ist, dass Jesus sich in einem anderen Bewusstseinszustand befunden hat, so wie alle Mystiker. In diesem Zustand werden Aussagen gemacht, die völlig ohne vorherige Gedankentätigkeit zustande kommen, aus dem Unterbewusstsein, dem individuellen und dem kollektiven.
          Schwierig wird es dann, wenn Menschen, die diesen Zustand nicht teilen und eben nicht im Unterbewussten surfen, die Worte Jesu in die Welt der Vernunft holen und eine Lehre daraus basteln, der nachzufolgen in meinen Augen eine Sehnsucht nach Unterwerfung beeinhaltet. Dergleichen verspüre ich nicht im Mindesten.

          • Novalis
            20.03.2019, 10:19 Uhr.

            „Zugegeben, so gut kenne ich mich nicht aus.“
            Wenn man sich nicht auskennt, wäre doch eigentlich Zurückhaltung angebracht, oder?

            „Was ich eigentlich sagen will, ist, dass Jesus sich in einem anderen Bewusstseinszustand befunden hat, so wie alle Mystiker.“
            Woher wissen Sie, dass Jesus ein Mystiker war?

        • Wanda
          19.03.2019, 17:37 Uhr.

          Novalis 14.03. 20:28
          – Ach so ? Und was stammt denn nun wirklich vom historischen Jesus ? Alles wurde doch lediglich unter dem Motto weitergegeben „Das weiss ich von Einem, der es von Jemanden hörte der Einen kannte, der angeblich dabei war“… Und irgendwann wurden diese nicht-verifizierbaren Worte von Autoren aufgeschrieben, die z.T. wesentlich später lebten als der Nazarener.
          Darf wiederholen: die Jesus persönlich begegneten, haben nichts über ihn aufgeschrieben und die seine angeblichen Worte aufschrieben, sind ihm weder begegnet, noch haben sie ihn gekannt. Ein Fakt, daran kann man nichts ändern.
          Es bleibt Ihnen nur übrig zu glauben, wissen geht nun mal nicht…

          • Novalis
            20.03.2019, 10:15 Uhr.

            „Es bleibt Ihnen nur übrig zu glauben, wissen geht nun mal nicht“.
            Wissen ist eigentlich nur bei innerpsychischen Zuständen („Ich habe Zahnweh“) möglich. Auch Wissenschaft ruht letztlich auf geglaubten oder interpretierten Daten.

        • Silvia
          21.03.2019, 0:37 Uhr.

          Novalis
          20.03.2019, 10:17 Uhr.

          Nun, ich kann Sie zumindest in einem Punkt beruhigen:

          Ich habe meine Eltern beerdigt und bin auch noch im Besitz beider Augen.

          Was ist Ihr Problem damit, dass ich MEINE religiöse Überzeugung mit Nachdruck vertrete und für mich nicht zur Disposition stelle?

          Sie vertreten IHRE Überzeugungen genauso nachdrücklich und lassen keinerlei Widerspruch zu.

          Ich bin zumindestens bemüht, niemanden auf der persönlichen Ebene zu beleidigen und ihm /ihr eine gefährliche politische Gesinnung zu unterstellen.

          Ich beleidige auch keine Päpste auf der persönlichen Ebene.

        • bernardo
          21.03.2019, 10:10 Uhr.

          Ja, es bedarf jeder Menge Weltanschauung, pardon kritischer Forschung, um alle Jesus-Wort, die nicht gefallen, zu unhistorischen Jesus-Worten zu erklären.

    • Alberto Knox
      15.03.2019, 4:24 Uhr.

      hihi, erstaunlich, dass es immer wieder leute gibt, die die liberalität, die sie selbst genießen, wenn man z.b. selbst mit einem mann zusammenist, anderen verweigern.
      es ist ja vielmehr so, dass die konzilskonstitution die rolle eines gegensyllabus spielt und insofern den versuch einer offiziellen versöhnung der kirche mit der seit 1789 gewordenen neuen zeit darstellt. dies schließt ein, dass es keine rückkehr zum syllabus geben kann.
      das ist schlicht eine reaktionäre bestrafungsphantasie.

  • Wanda
    21.03.2019, 0:07 Uhr.

    Novalis 20.03. 10:15
    Ist ja schon gut…
    Aber dass Wissenschaft auf geglaubten oder interpretierbaren Daten beruht, ist eine (nun sagen wir mal) interessante, unorthodoxe Definition. Denke da an „die Erde ist rund, das Atom existiert“, usw… Nachweise zählen demnach nicht sondern sind wie eine Religion lediglich zu glauben. Verstehe ich Sie da richtig ?
    Hut ab, zweifelnde Wissenschaftler werden Ihnen unendlich dankbar sein…

  • Jürgen Erbacher
    Jürgen Erbacher
    23.03.2019, 10:35 Uhr.

    Es werden nur noch Kommentare freigeschaltet, die sich mit den Inhalten der Texte auseinandersetzen.

Kommentare geschlossen

Dieser Beitrag kann nicht länger kommentiert werden.