Turbulent wie im Pontifikat von Papst Franziskus ging es heute Nacht auch auf dem Rückweg von Panama-Stadt nach Rom zu. Der Flieger wurde kräftig durchgeschüttelt. Doch bevor die Turbulenzen begannen, nahm sich Papst Franziskus rund 50 Minuten Zeit für die traditionelle Pressekonferenz. Es ging um den Pflichtzölibat und mögliche Ausnahmen, um Abtreibung, Sexualerziehung und den Missbrauchsgipfel Ende Februar. Hier schraubte der Papst die Erwartungen mächtig nach unten. Besorgt zeigte sich Franziskus über die Situation in Venezuela. Das Blutvergießen mache ihm Angst. „Das Blut ist keine Lösung“, so Franziskus.
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Mit einem Appell des Papstes an die Jugendlichen, Gegenwart und Zukunft aktiv mitzugestalten, ist der katholische Weltjugendtag in Panama zu Ende gegangen. Franziskus warnte beim Abschlussgottesdienst davor, „das Wort Gottes zähmen zu wollen“. Er zeigte sich überzeugt, dass das Evangelium auch heute „zu konkretem Leben werden will“, die Menschen dies aber oft verhindern wollten. „Wir ziehen einen Gott auf Distanz vor: schön, gut, großzügig, aber fern, so dass er nicht unbequem wird“, kritisierte Franziskus. „Weil ein naher Gott im Alltag, der Freund und Bruder ist“, Nähe und Geschwisterlichkeit verlange. Beim Besuch in einem Zentrum für HIV-Aids-Patienten mahnte Franziskus, „auch Gleichgültigkeit verletzt und tötet“. Beobachter werteten das als Reaktion auf die Ausgrenzung, die Infizierte in vielen Ländern der Region erfahren. Allerdings sprach der Papst die Stigmatisierung nicht direkt an. Der nächste internationale katholische Weltjugendtag wird 2022 in Lissabon stattfinden. Für Franziskus und die katholische Kirche werden es bis dahin drei unruhige Jahre werden, denn der radikale Kurswechsel, den der Papst seiner Kirche verordnen will und von dem er auch in Panama immer wieder gesprochen hat, sorgt für Diskussionen und Gegenwind.
Nach dem Weltjugendtag ist vor dem Weltjugendtag. Die Ausrichter des nächsten Großereignisses präsentierten gleich im Anschluss an die Abschlussmesse ihre Pläne für 2022. (Quelle: Erbacher)
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Mit der Vigil am Samstagabend hat der Weltjugendtag in Panama seinen Höhepunkt erreicht. Papst Franziskus ermutigte die Jugendlichen, „keine Angst zu haben, das Leben so zu nehmen, wie es kommt“. Er warb für eine Kultur der Achtsamkeit. Jedes Leben sei lebenswert und in jedem Leben stecke eine Verheißung, so der Papst. Schwierig werde es, wenn Menschen „ohne Arbeit, ohne Bildung, ohne Gemeinschaft, ohne Familie“ seien. Dann drohe das Leben zu entwurzeln und auszutrocknen. „Nur die Liebe macht uns menschlicher und erfüllter, alles andere sind wohlschmeckende, aber leer Placebos“, rief Franziskus den mehreren hunderttausend Jugendlichen zu. Beim Treffen mit Klerikern und Ordensleuten am Morgen konstatierte Franziskus eine „Hoffnungsmüdigkeit“ in der Kirche in Panama. Indirekt kam er erneut auf den Missbrauchsskandal zu sprechen. Er erklärte, dass es den Mut brauche, „sich reinigen zu lassen“ und den „authentischen Teil unserer ursprünglichen Charismen wiederzugewinnen“. Auch wenn Letzteres nicht nur auf den Missbrauchsskandal bezogen sein dürfte, können diese Zeilen im aktuellen Kontext so gelesen werden. Auch beim Mittagessen des Papstes mit zehn Jugendlichen aus verschiedenen Ländern war der Missbrauch Thema. Die Jugendliche aus den USA hatte den Papst darauf angesprochen.
Die Vigil ist traditionell der stimmungsvollste Moment des Weltjugendtags. (Quelle: Erbacher)
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Mauern und Brücken – die beiden Motive rücken immer stärker ins inhaltliche Zentrum dieser Reise von Papst Franziskus. Beim Besuch in einem Jugendgefängnis warnte er am Freitagmorgen vor einer Haltung, die „unsichtbare Mauern errichtet, die einen glauben machen, dass durch Ausgrenzung, Trennung und Isolierung alle Probleme auf magische Weise zu lösen sind“. Er warnte vor einer Stigmatisierung von Menschen. Bereits bei der Willkommensfeier am Donnerstagabend hatte der Pontifex die Jugendlichen dazu aufgerufen, Brücken statt Mauern zu bauen. Er warnte vor „diesen Erbauern von Mauern, die, indem sie Angst säen, Menschen zu spalten versuchen“. Damit ist der Kern dessen getroffen, was die katholische Kirche mit der Veranstaltung Weltjugendtag erreichen möchte. Es geht darum, Mauern, Vorurteile abzutragen und Brücken zu bauen in der jungen Generation. Beim traditionellen Kreuzweg am Freitagabend waren die zahlreichen Formen von Ausbeutung, Gewalt und Ausgrenzung Thema. Erstmals sprach der Papst bei dieser Gelegenheit auch das Thema Missbrauch an.
Am Abend betete der Papst mit 400.000 Jugendlichen, so die offiziellen Zahlen, den traditionellen Kreuzweg. (Quelle: Erbacher)
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Leben und Wirken des heiligen Oscar Romero müssen zur DNA der Kirche werden. Mit dieser Botschaft ist Papst Franziskus inhaltlich in seine 26. Auslandsreise gestartet. Das gleicht einer kleinen Revolution. Romero war über Jahrzehnte ein rotes Tuch – für viele im Vatikan und die konservativen Kräfte in Mittel- und Südamerika. Jetzt wird er zur Ikone für das Bild eines Bischofs im 21. Jahrhundert. Beim Treffen mit den Bischöfen Mittelamerikas sprach der Papst von Oscar Romero als einer der „prophetischen Früchte der Kirche in Mittelamerika“. Die Begegnung mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatischem Korps nutzt er, um Korruption und den Ausschluss von bestimmten Gruppen vom gesellschaftlichen Diskurs zu kritisieren. Er mahnte zu mehr Transparenz, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Die Jugendlichen aus aller Welt ermutigte Franziskus am Abend bei der Willkommensfeier, Unterschiede als etwas Positives zu sehen. „Mit euren Gesten und eurem Verhalten, mit euren Blicken, Wünschen und vor allem mit eurer Sensibilität widerlegt und entschärft ihr all jene Reden, die darauf bedacht sind, Spaltung hervorzurufen und die mit aller Kraft diejenigen ausschließen und vertreiben wollen, die ‚nicht wie wir sind‘.“
Erzbischof Oscar Romero ist beim Weltjugendtag in Panama überall präsent. (Quelle: Erbacher)
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Der Auftakt zum Reisejahr 2019 ist gemacht. Am Mittwochnachmittag Ortszeit ist Papst Franziskus nach knapp 13 Stunden Flug in Panama gelandet. Unterwegs bestätigte er, dass er im November nach Japan reisen will. „Bereite dich vor“, sagte er zu einem japanischen Kollegen. Das wird dann die sechste Auslandsreise in diesem Jahr. Anfang Februar geht es nach Abu Dhabi, Ende März nach Marokko, Anfang Mai nach Bulgarien und Mazedonien und Anfang Juni nach Rumänien. Anfang September könnte noch eine Afrikareise hinzukommen. Zudem will Franziskus in den Irak. Das bekräftigte er noch einmal gegenüber einem Journalisten; allerdings lasse die Sicherheitslage aktuell einen Besuch nicht zu. Von einem Journalisten auf die Migrantenströme angesprochen und den möglichen Bau einer Mauer zwischen den USA und Mexiko, erklärte der Pontifex, dass es in den ganzen Diskussionen immer wieder um das Thema Angst gehe und stellte dann fest: „Die Angst macht verrückt!“
Ein herzliches Willkommen für den prominentesten Teilnehmer des Weltjugendtags in Panama. (Quelle: Erbacher)
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Bei der Kurienreform warten viele seit langer Zeit auf den großen Wurf. Franziskus geht lieber in kleinen Schritten voran. Heute löste er die Kommission „Ecclesia Dei“ auf, die seit 1988 zuständig für den Dialog mit den Piusbrüdern war. Außerdem unterstellte er den Chor der Cappella Sistina dem Päpstlichen Zeremonienmeister. Bisher lag die Verantwortung für den traditionsreichen päpstlichen Knabenchor bei der Präfektur des Päpstlichen Hauses. Beide Entscheidungen sind nicht einfach nur Verwaltungsakte.
Franziskus steht unter genauer Beobachtung. In wenigen Wochen startet das siebte Jahr seines Pontifikats. Ob es das verflixte siebte Jahr wird? Einfach wird es sicher nicht. (Quelle: dpa)
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Papst Franziskus hat die US-Bischöfe zu Beginn einer Exerzitienwoche zu Einheit und einer radikalen Haltungsänderung aufgerufen. Das Treffen ist Teil der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in den USA. Der Papst hatte es angeordnet. Er wollte sogar selbst nach Chicago reisen, doch aus „logistischen Gründen“ sei das am Ende doch nicht möglich gewesen, schreibt er in einem Brief an die Bischöfe. Darin spricht Franziskus von Spannungen, Konflikten und Gegensätzen, die es in den ersten Gemeinden gegeben habe, die er aber auch jetzt in der US-Kirche sieht. Diese gelte es zu überwinden, um wieder Glaubwürdigkeit beim Volk zu gewinnen. Diese sei zum einen durch die Missbrauchsfälle verloren gegangen, mehr aber noch durch den Umgang mit dem Skandal sowie einer falschen Haltung der Hirten. Es reichten daher nicht organisatorische Maßnahmen aus, um das Problem in den Griff zu bekommen und um neue Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Vielmehr brauche es daneben „auch eine Konversion unseres Geistes, unserer Art zu beten, die Macht auszuüben und das Geld zu verwalten, die Autorität zu leben und auch wie wir untereinander und mit der Welt in Beziehung stehen“. An Sätzen wie diesen wird deutlich, dass Franziskus den Brief zwar an die US-Bischöfe schreibt, es sich hier aber um einen programmatischen Text handelt, mit dem Franziskus Wege aus einer der schwersten Krisen der katholischen Kirche weltweit aufzeigen will.
Die Situation ist ernst. Papst Franziskus fordert einen radikalen Haltungswandel bei den Bischöfen und vor allem: Einheit, nicht Streit oder Intrigen. (Quelle: ap)
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Paukenschlag zum Jahresende. Überraschend sind Vatikansprecher Greg Burke und seine Stellvertreterin Paloma Gracía Ovejero zum Jahresende von ihren Ämtern zurückgetreten. Für den Papst und seinen Medienminister Paolo Ruffini, der erst seit einem halben Jahr im Amt ist, bedeutet das einen herben Rückschlag für die groß angelegte Medienreform im Vatikan. Dass Burke und Gracía Ovejero nun überraschend das Handtuch werfen, dürfte aber auch Ausdruck dafür sein, dass es hinter den Kulissen starke Spannungen gibt und die auf dem Reißbrett entworfene Reform in der Praxis nicht wirklich funktioniert. Nachdem Franziskus den Italiener Alessandro Gisotti als Interims-Chef des Presseamts berufen hat, ist die vatikanische Pressearbeit nun fest in italienischer Hand. Erst Mitte Dezember hatte der Papst mit Andrea Tornielli als Chefredakteur von Vatikan News und Andrea Monda als Chefredakteur der vatikanischen Tageszeitung L’Osservatore Romano zwei Italiener in mediale Leitungsfunktionen berufen. Die vom Papst sonst so gepriesene Internationalität der Kurie gilt für den Medienbereich nicht.
Papst Franziskus gestern beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Die Ereignisse im vatikanischen Medienministerium sind derzeit etwas undurchsichtig. (Quelle: dpa)
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Franziskus als Pontifex – immer wieder spricht er sich für eine Kultur des Dialogs und der Begegnung aus. So nutzte er seine Weihnachtsbotschaft heute, um zu einer neuen Geschwisterlichkeit aufzurufen. Die universale Botschaft von Weihnachten sei, erklärte Franziskus, „dass Gott unser Vater ist und wir alle Geschwister“. Verschiedenheit schade nicht und sei keine Gefahr, sondern ein Reichtum. Wie bei dem Anlass üblich erinnerte das katholische Kirchenoberhaupt an die großen aktuellen Konflikte etwa im Heiligen Land und Syrien, im Jemen, der Ukraine und in Venezuela. Er forderte Religionsfreiheit und erinnerte an die verfolgten Christen. Bereits in der Christmette hatte er für einen einfachen und solidarischen Lebensstil geworben. Gleichzeitig kritisierte er „eine unersättliche Gier“ in der „Menschheitsgeschichte“, die dazu führe, „dass einige wenige üppig schlemmen und so viele kein Brot zum Leben haben“.
Papst Franziskus betont: Verschiedenheit ist keine Gefahr, sondern ein Reichtum. (Quelle: reuters)
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