Papst wirbt für Ökumene

Am ersten Tag seines Besuchs in Bulgarien hat Papst Franziskus am Sonntag eindringlich für das Miteinander der christlichen Kirchen geworben. Der „Ökumene des Blutes“ des vergangenen Jahrhunderts müsse eine „Ökumene der Armen“ und eine „Ökumene der Mission“ folgen, so das katholische Kirchenoberhaupt bei der Begegnung mit dem bulgarisch-orthodoxen Patriarchen Neofit und dem Heiligen Synod in Sofia. Der Patriarch würdigte den Einsatz des Papstes für die christlichen Wurzeln Europas und für die verfolgten Christen. Zugleich machte er aber deutlich, dass seine Kirche keine Kompromisse in Glaubensfragen machen werde. Ein gemeinsames Gebet zwischen den beiden Delegationen lehnten die Vertreter der bulgarischen Kirche bereits im Vorfeld ab. So saß Franziskus später alleine in der orthodoxen Kathedrale beim Gebet vor dem Thron der Slawenapostel Kyrill und Methodius.

Papst Franziskus muss alleine in der orthodoxen Kathedrale in Sofia beten. (Quelle: dpa)

Bulgarien „Schuld“ an Ökumenehaltung der katholischen Kirche

Franziskus setzt sich seit seiner Wahl für eine Kultur der Begegnung und des Dialogs ein. In diesem Sinn wirbt er in Sofia für die Ökumene. Er sei überzeugt, so der Papst bei der Begegnung mit den orthodoxen Kirchenvertretern, dass die christlichen Märtyrer des vergangenen Jahrhunderts, die verschiedenen Konfessionen angehörten, „die durch die göttliche Liebe im Himmel vereint sind, jetzt auf uns blicken, wie auf Samen, die in den Boden gepflanzt werden, damit sie Früchte hervorbringen. Und während viele andere Brüder und Schwestern in der Welt weiterhin wegen ihres Glauben leiden, bitten sie uns, nicht verschlossen zu bleiben, sondern uns zu öffnen, denn nur so bringen die Samen Früchte“.

Später wird er beim Mittagsgebet sogar soweit gehen, die Wurzeln der ökumenischen Impulse, die vom II. Vatikanischen Konzil ausgegangen sind, nach Bulgarien zu verlegen. Denn hier habe Johannes XXIII. „die Tradition der Ostkirche schätzen gelernt und freundschaftliche Beziehungen mit den anderen religiösen Bekenntnissen aufgenommen“. Seine diplomatische und pastorale Erfahrung in Bulgarien habe eine so starke Spur bei Johannes XXIII. hinterlassen, „dass er begann, in der Kirche die Perspektive des ökumenischen Dialogs zu fördern“. „Auf gewisse Weise müssen wir diesem Land für die weise und inspirierende Intuition des ‚guten Papstes‘ danken“, so Franziskus. Kyrill und Methodius, die sowohl in der ostkirchlichen als auch in der westkirchlichen Tradition verehrt werden, stellte er als Beispiel für die „Ökumene der Mission“ heraus. Denn „Mission und Gemeinschaft“ seien „zwei Worte, die im Leben der beiden Heiligen vielfachen Ausdruck fanden und die unseren Weg eines Wachstums in der Brüderlichkeit erleuchten können“.

Papst macht katholischer Minderheit Mut

Nach der Ankunft in Sofia sprach Franziskus beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft eine Reihe kritischer Themen an. Er erinnerte, dass in den vergangenen Jahren rund zwei Millionen Bulgaren ihre Heimat verlassen haben, weil sie keine Zukunft mehr sahen. Er ermutigte die Regierenden, „die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass insbesondere junge Menschen nicht zur Auswanderung gezwungen sind“, sondern ein „menschenwürdiges Leben“ in ihrer Heimat führen können. Zugleich dürfe sich das Land nicht gegenüber denen verschließen, „die an Ihre Türen klopfen“, mahnte Franziskus. Bulgarien möge auch künftig eine Brücke zwischen Ost und West sein, so der Papst.

Beim Gottesdienst mit der katholischen Minderheit warnte Franziskus am Nachmittag davor, einer „Nostalgie der Vergangenheit“ anzuhängen. Vielmehr sollten sich die Gläubigen Gott öffnen, der überrasche. „Es ist der Herr der Überraschungen, der die lähmenden Verhärtungen löst und Mut gibt, Verdacht, Misstrauen und Angst zu überwinden, welche sich hinter der Haltung ‚Das-haben-wir-immer-so-gemacht‘ verstecken.“ Franziskus will mit seiner Reise der Ökumene einen neuen Impuls geben, aber eben auch die kleine katholische Minderheit ermutigen, sich selbstbewusst den neuen Herausforderungen zu stellen. „Bei der Erfahrung von Scheitern, Leid und sogar nur von der Tatsache, dass die Dinge nicht so sind, wie man erhofft hatte, besteht immer eine subtile, gefährliche Versuchung zur Entmutigung und zur Antriebslosigkeit.“ Dem will er entgegenwirken mit seiner Botschaft eines Gottes, der immer wieder zum Neuanfang und Neuaufbruch motivieren will und dazu, Neues zu wagen.

Papst träumt vom gemeinsamen Mahl

Mut beweist Franziskus an diesem Tag. Die Reserviertheit der lokalen Orthodoxie gegenüber der Ökumene ist bekannt. Dennoch spricht er gleich am Ende des ersten Absatzes seiner Rede beim Treffen mit den orthodoxen Kirchenführern von der Abendmahlsgemeinschaft. Er beklagt zunächst die Wunden, „die sich im Laufe der Geschichte unter uns Christen geöffnet haben“ und die bis heute „mit Händen zu greifen“ seien. „Aber wenn wir gemeinsam unsere Hände in diese Wunden legen und bekennen, dass Jesus auferstanden ist, und wenn wir ihn als unseren Herrn und unseren Gott verkünden, wenn wir unsere Fehler erkennen und so in seine Wunden der Liebe eintauchen, können wir vielleicht die Freude der Vergebung wiederentdecken und den Tag im Voraus verkosten, an dem wir mit Gottes Hilfe das Ostergeheimnis am selben Altar feiern können.“

Damit ist klar, wo Franziskus hinmöchte – über die Ökumene des Blutes, der Armen und der Mission zur Mahlgemeinschaft. Angesichts der großen Herausforderungen, vor denen die Welt heute steht, dürfen die Christen sich nicht im theologischen Kleinklein verlieren. Davon ist dieser Papst überzeugt. Das schmerzt die Theologen in der eigenen Kirche und ist eine Herausforderungen für die Kirchenvertreter, die sich der Ökumene verschließen. Franziskus lässt sich dadurch aber nicht beirren.

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Jürgen Erbacher

Seit Juli 2018 leite ich die ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", für die ich seit 2005 über die Themen Papst, Vatikan, Theologie und katholische Kirche berichte. Dafür pendle ich regelmäßig zwischen Mainz und Rom - meiner zweiten Heimat. Dort habe ich vor meiner ZDF-Zeit mehrere Jahre gelebt und für Radio Vatikan gearbeitet. Studiert habe ich Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und Rom.

40 Kommentare

  • Novalis
    05.05.2019, 18:16 Uhr.

    Das ungesäuerte Brot bei der Eucharistie, der Zölibat, die filioque-Frage. Möchte man meinen. Ist aber nicht so. Dankenswert ungeschützt haben die russisch-orthodoxen Emissäre, die die orthodoxe Synode vor kurzem torpedierten, und die alle (!) anderen orthodoxen Kirchen davor warnten, den gregorianischen Kalender zu übernehmen (denn das war angedacht), zum Ausdruck gebracht, was der eigentliche Grund ist, die Spaltung aufrecht zu erhalten: „Wenn wir mit den Katholiken gemeinsam denselbn Ostertermin haben, dann unterscheidet uns nichts mehr von denen“.
    Ein Armutszeugnis: Eine große theologische und spirituelle Tradition (die nicht die meine ist) – und diese Leute sind so auf Macht aus, dass sie das Eigene nicht mehr sehen.

    • bernardo
      06.05.2019, 9:31 Uhr.

      Mit der „Kasperisierung“ der katholischen Theologie wird jede Chance zunichte gemacht, die jemals bestand, die Ökumene voranzubringen. Noch gravierender dürften die Diskussionen um das Frauenpriestertum und die Relativierung der Trinität sein, wie sie von interessierten Kreisen betrieben wird. Es ist also nicht nur die „böse“ Orthodoxie, die eine Annäherung verhindert…

      • prospero
        06.05.2019, 12:59 Uhr.

        Ohne Frage zählt das filioque gemeinsam mit der Frage des päpstlichen Primats bis zum heutigen Tag zu jenen Hindernissen, die nicht einfach auf dem sprichwörtlichen „grünen Tisch“ zu lösen sind. Leider ist man heute in den orthodox-katholischen Beziehungen in mancherlei Hinsicht auf den Stand zurückgefallen, wie er vor Vaticanum II als status quo gelten mochte. Dafür gibt es allerdings unwiderlegbare Gründe, die keineswegs nur theologische Dimensionen haben; es kam auch zu Entwicklungen, die sich in der Amtszeit des polnischen Papstes ereigneten und den Dialog mit der Orthodoxie schwer belasteten. Es sei hier nur eines von mehreren Beispielen im Verhältnis zum Moskauer Patriarchat genannt: Unter dem Pontifikat Paul VI. wurde ein „halboffizielles“ Abkommen zwischen Moskau und dem Vatikan geschlossen, das die Zusammenarbeit zwischen den beiden Kirchen besiegeln sollte. Ein Punkt war dabei die Übereinkunft, dass man beiderseits Missionierung und Abwerbung der jeweils anderen Gläubigen verurteilte und jedwede Aktivitäten in dieser Richtung unterlassen würde.
        Nach der Begegnung zwischen JP II und Gorbatschow im Dezember 1989 wurde diese Vereinbarung seitens des Vatikans stillschweigend aufgekündigt und nur wenig später siedelten sich katholische Geistliche in der (damals noch existierenden) Sowjetunion an. Dagegen hätte man seitens des Moskauer Patriarchats an sich keine Einwände gehabt – ging man doch davon aus, dass der Vatikan das gerade neu erworbene Recht wahrnehmen würde, „geistliches Personal“ zur Betreuung der eigenen Gläubigen zu organisieren. Allerdings zeigte sich schon bald, dass manche dieser Geistlichen einen Bekehrungseifer an den Tag legten, der nicht nur an alle jene gerichtet war, die in der katholischen Kirche die Taufe empfangen würden, sondern im krassen Gegensatz zu den ehemaligen Vereinbarungen auch an orthodoxe Gläubige gerichtet war. Als dann 1993 seitens der gemeinsamen Dialogkommission die Frage des „Uniatismus“ auf die Tagesordnung gesetzt wurde, weigerte sich etwa die Hälfte der orthodoxen Teilnehmer, die sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert sahen, an dem Treffen teilzunehmen.
        Immerhin kam es dann unter B XVI zu einer Verbesserung der Kontakte, die endlich wieder eine Auseinandersetzung mit theologischen Fragestellungen ermöglichte; es fanden Treffen statt, als deren Resultate es gemeinsam erstellte Verlautbarungen gab, aber im Grunde blieben beide Seiten bei ihren allseits bekannten Standpunkten. Was nun Franziskus betrifft, so sagte mir einer unserer Bischöfe, der ihm persönlich begegnet ist: „Der Mann ist ohne Frage ehrlich um die Einheit mit uns bemüht und man hat ihm seine Aussage anlässlich seines Besuches bei Patriarch Bartholomaios 2014 teilweise sehr hoch angerechnet (,Jedem von euch möchte ich versichern (…) dass wir bereit sind (… )die notwendige Einheit der Kirche unter den gegenwärtigen Umständen zu gewährleisten: Das Einzige, was die katholische Kirche wünscht und ich als Bischof von Rom anstrebe, ist die Gemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen´)“. Wie man jetzt aber wieder sehen konnte, wird ein solches Vorhaben aufgrund des noch immer fehlenden gegenseitigen Vetrauens wohl noch auf längere Zeit ein schöner Wunschtraum bleiben.

        • bernardo
          12.05.2019, 8:23 Uhr.

          @ Prospero: Vielen Dank für diese Informationen. Wusste ich nicht. Was das filioque angeht: Ein Theologe, der sich wirklich mit diesen Fragen auskennt, sagte mir, man habe einen theologischen Grund gesucht, um die primär politische Spaltung der Ost- und Westkirche zu begründen. Das filioque würde einer Einheit nicht im Wege stehen.

      • Wanda
        06.05.2019, 21:03 Uhr.

        Bernardo 06.05. 09:31
        – Sie haben recht: niemand von den Kirchenoberen will wirklich an’s Eingemachte, weil sonst die Erbhöfe gefährdet würden. Da unterscheiden sich weder Konfessionen noch Religionen von den schnöden weltlichen Machtinhabern.
        Dabei wäre es zumindest für die Christen relativ einfach: zurück zum Gründer auf den sich doch alle nachdrücklich berufen, mit seiner an sich ganz simplen Lehre. Ohne Dogmen, Zeremoniell, Priester und ihre Hierarchie (für ihn seinerzeit schon ein Greuel) und dem ganzen von den Römern importierten und abgeschauten orientalischen Brimborium.
        Es wird ja nicht verlangt, dass die Kirchenoberen wie Jesus Sandalen tragen, aber ein wenig dürften sie ihm in seiner Bedürfnislosigkeit schon nacheifern und sich mehr auf dessen Worte konzentrieren. Alles ein Frage der Glaubwürdigkeit…

        • bernardo
          12.05.2019, 8:25 Uhr.

          @ Wanda: Ich weiß nicht, ob die Lösung so einfach ist. Man kann auch nicht Geschichte einfach rückgängig machen, auch nicht die vielen Verwundungen, die gerade in der Ostkirche noch sehr präsent sind (z. B. das Lateinische Kaiserreich in Byzanz.)

  • prospero
    05.05.2019, 21:40 Uhr.

    Als im Juni 2016 nach langer Vorbereitung die Orthodoxe Synode in Kreta stattfinden konnte, waren es drei Jurisdiktionen die zu diesem Anlass keine Vertreter entsandten – das Moskauer Patriarchat, die Kirche Georgiens und eben auch das bulgarische Patriarchat.Ich erwähne das, um zu zeigen, dass diese Ortskirchen nicht nur gegenüber anderen Bekenntnissen Ablehnungsgründe geltend machen, sondern sich auch gegenüber den orthodoxen Bruderkirchen bei diversen Fragen deutlich „absetzen“.
    In Bulgarien, wie auch in den anderen ehemals kommunistisch geprägten Staaten, deren Bevölkerung sich mehrheitlich zur Orthodoxie bekennt, kam es im Laufe der letzten drei Jahrzehnte zur deutlich gewordenen „Rückbesinnung“ auf nationale und religiöse Werte.
    Gerade in kirchlichen Kreisen wurde dabei auch die ideologische Komponente des Ost-West-Verhältnisses zum Thema gemacht, wobei sich die jeweilige Haltung zwischen Koexistenz und kompromissloser Ablehnung bewegen konnte. Als Bulgarien 2007 in die EU aufgenommen wurde, äußerten Kirchenvertreter vereinzelt Bedenken; mit den folgenden Jahren verschärfte sich der Ton. Von nicht wenigen Kirchenvertretern hört man heute massive Vorwürfe im Blick auf eine ökonomische Ausbeutung und ideologische Manipulation, deren Ziel sich auch im Proselytismus zum Schaden der Orthodoxie manifestiere .

    @ Novalis
    Übrigens – ich gehöre der von ihnen genannten „großen und spirituellen Tradition“ an, was mich aber nicht daran hindert, gewissen Entwicklungen in unserer Kirche (wie etwa dem von Ihnen erwähnten Beispiel)ablehnend zu begegnen.

    • Novalis
      06.05.2019, 11:35 Uhr.

      „Übrigens – ich gehöre der von ihnen genannten „großen und spirituellen Tradition“ an, was mich aber nicht daran hindert, gewissen Entwicklungen in unserer Kirche (wie etwa dem von Ihnen erwähnten Beispiel)ablehnend zu begegnen.“
      Das ist auch gut so. Die Nutzung eines wachen, kritischen Verstandes, die zu eigenständigen Urteilen führt, ist eine der bedeutendsten Früchte der Aufklärung. Und das ist durchaus etwas sehr Christliches, denn im Christentum ist Aufklärung Religion geworden.

  • Wanda
    06.05.2019, 2:20 Uhr.

    Was soll eigentlich diese generell schwulstige, realitätsfremde Ausdrucksweise des Papstes auch hier zur Ökumene in Bulgarien ? Will er damit die internen Probleme seiner Kirche überdecken ? Inzwischen hat man den Eindruck, er flüchtet sich in Nebenschauplätze und eine Art Aussenpolitik, um die gravierenden Probleme der Amtskirche (Zölibat, Missbrauch, Glaubwürdigkeit) nicht angehen zu müssen. Zuhause brennt der Kittel und er begibt sich auf Reisen. Da werden Kirchenaustritte in (nicht nur) DEU prognostiziert, die für den Vatikan grosse, weil finanzielle Auswirkung haben werden. Selbst wenn die Mutter Kirche angeblich nur an unser aller Seelenheil denkt, gilt für sie doch auch das schnöde „ohne Moos nix los“. Das Geld, ua. die Kirchensteuer, kommt nun mal vorwiegend aus den von Franziskus ständig kritisierten Wohlfahrts-Staaten.
    – Fazit: dieser Papst ist allen Vorschusslorbeeren zum Trotz eine grosse Entäuschung. Eine Plaudertasche, die kein Problem wirklich in Angriff nimmt. Ernüchterung ist angesagt: die Amtskirche ist reform-unfähig oder (noch schlimmer) reform-resistent. Sie will einfach nicht und fährt ihren alten Stiefel weiter. Dass sie damit immer zunehmend in eine Bedeutungslosigkeit steuert, ist absehbar. Was sicher bleibt, sind Gläubige, die den Apparat Amtskirche nicht brauchen. Die wird’s wohl immer geben. In welcher Zahl, bleibt offen. Die Bedeutung auf und für die Gesellschaft reduziert sich damit auf jeden Fall und das ist bedauerlich.

    • Silvia
      06.05.2019, 16:54 Uhr.

      Wanda
      06.05.2019, 2:20 Uhr.

      Ich habe gerade das Buch „Die unbewegliche Kirche“ von Marco Marzano, erschienen im Herder Verlag gelesen.

      Da wird sehr anschaulich analysiert, welche Rolle Franziskus spielt (wörtlich zu nehmen), um echte Reformen vermeiden zu können und trotzdem als der große Reformer zu gelten.

      • Alberto Knox
        07.05.2019, 13:07 Uhr.

        das hat natürlich keinen themenbezug, sondern ist schlicht papstbashing, weil der papst nicht tut, was silvia für richtig hält.

        • Silvia
          08.05.2019, 19:02 Uhr.

          Alberto Knox
          07.05.2019, 13:07 Uhr

          Die Entscheidung, welche Beiträge hier Themenbezug haben oder nicht, obliegt alleine Herrn Erbacher.

          Ich habe lediglich Wanda ein aus meiner Sicht interessantes Buch empfohlen, das Bezug zu obigem Thema hat und im Übrigen gerade NICHT von einem Konservativen geschrieben worden ist sondern von jemandem, denen die Reformthemen unter den Nägeln brennen.

          • Novalis
            11.05.2019, 12:37 Uhr.

            Die Entscheidung, ob etwas freigeschaltet wird oder nicht, obliegt Herrn Erbacher. Die Aussage, etwas habe Themenbezug oder nicht, ist eine individuelle Einschätzung. Ich finde, der Themenbezug von @silvia lässt sich ein wenig gequält herstellen; auf jeden Fall treffend finde ich die die Einschätzung, dass @silvia wohl gern dem Papst die Agenda diktieren würde.

      • Wanda
        08.05.2019, 23:22 Uhr.

        Silvia 06.05. 16:54
        – bei all den theatralische Gesten, Appellen, Kniefällen und Mahnungen von Franziskus an die schnöde Welt da draussen, fällt mir nur das alte Sprichwort ein „Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es“…

  • Silberdistel
    06.05.2019, 7:56 Uhr.

    Dieser Papst ist zweifelsohne ein großer Außenpolitiker, ausgestattet seit Beginn seines Pontifikats mit der Vision der Annäherung der großen Weltreligionen. Keine Frage, dieses hehere Ziel erlangte seit dem grandisosen historischen Scheitern der diversen -ismen und -logien menschlichen Kleingeistes, unter den heute bekannten Opfern, epochale Dringlichkeit.
    Der künftige globale Frieden wird mit davon abhängen, ob man sich in einer religiösen wie kulturellen überspannenden, segensstiftenden Friedensarbeit finden kann. Diese Verpflichtung zur Friedensarbeit hat der universelle Schöpfer im Keim jeder der großen Religon implementiert. Das ist der gemeinsame göttliche Weg, der zu finden ist.

    Bevor man sich jedoch interreligiös im Frieden zum Heil des ganzen Globus finden will, sollte man das zumindest in eigenen Reihen vorbildlich demonstrieren können. Für Christen stellt sich diese Aufgabe par Definition jedoch erst gar nicht. Denn jede/r im Glauben in Christus stellt den corpus christi dar. Jede/r der im Glauben in Christus ist, der glaubt nicht AN Christus, sondern ist ein ganzes stückweit bereits Christus selbst. Das sieht und lebt, aller Erfahrung nach, die Basis der Christenheit in der Praxis ohnehin so.
    Nur jene Kleingeister, die sich selbst ´Würdenträger´ nennen lassen, die ihre sonstigen mit der Konfession verbundenen Privilegien, ihre Pfründe sowie ihren Egoismus gefährdet sehen, bestehen auf das Zählen von Korinthen, auf das Auseinanderdividieren des Leibes Christi. Doch jenen hat schon Christus selbst, beispielsweise in Matth. 23, eine ausführliche Ansprache gewidmet, die allerdings an Deutlichkeit nicht zu überbieten ist.

    • Wanda
      06.05.2019, 18:11 Uhr.

      Silberdistel, 06.05. 07:56
      – Bin häufig Ihrer Meinung und teile auch oft Ihre Schlussfolgerungen. Hier aber, Franziskus als grossen Aussenpolitiker zu werten, ist m.E. völlig daneben. Einerseits sollte er sich nicht als Politiker versuchen und andererseits sich nicht auf das Niveau der Politik herabbegeben (mein Reich ist nicht von dieser Welt). Seine Aufgabe ist, humane Werte wie sie der Nazarener vorgab, einzufordern und, noch wichtiger, durch seine Amtskirche als Beispiel vorzuleben ! Genau da aber versagt er wie die meisten seiner Vorgänger.
      Völlig verfehlt, wenn er basisdemokratisches Verhalten und Grundrechte von Staaten und Bündnissen anmahnt, die der Vatikan für sich selbst total ablehnt. Das ist nicht nur unglaubwürdig, es ist im tiefsten Sinne unredlich und unchristlich, gemessen am Nazarener, der diese humanen Werte vorlebte, was seine angeblichen Nachfolger sehr schnell vergassen und oft in’s Gegenteil verkehrten (ein Punkt in dem wir immer übereinstimmen).
      Ihre Behauptung oder Glaube, dass Gott die Verpflichtung zur Friedensarbeit in jeder grossen Religion angelegt hat, widerspreche ich jedoch zutiefst. Konträr zu Jesus war/ist z.B. der Islam nach Vorgabe seines prophetischen Begründers Mohammed von Beginn an mit politischer Macht verknüpft. Muslimischer Ansicht nach ist die höchste Staatsgewalt bei Gott hinterlegt: von ihm erhielt der Prophet seine Autorität und das Gesetz = Staat und Religion sind nicht zu trennen. Jesus jedoch forderte hier ganz klar das Gegenteil „gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist“, d.h. Trennung von Religion (Kirche) und Staat.
      Es wurde in diesem Blog eigentlich schon alles gesagt, ohne dass sich am Horizont die geringste Reform der röm.-kath. Amtskirche andeutet. Insofern drehen sich die Diskussionen nur noch im Kreise und lohnen nicht mehr.
      – Abschliessend bestätige ich Ihnen gerne, dass die christliche Religion voller humaner Werte steckt, allerdings ohne Ihren Glauben an einen gütigen Schöpfergott zu teilen. Wissen und seine (altgriechische) Definition liegt mir näher: Wissen ist Kenntnis durch Beweis.
      Welche Definition hat das Wort Glaube ?

      • Silberdistel
        07.05.2019, 8:35 Uhr.

        Wanda
        06.05., 18:11 h
        Der Glaube ist der Joker im Leben 😉 Was will man mit Beweisen, die werden meist doch nur korrumpiert. Gerade in der Politik.

        Das große Konfliktpotential der Zukunft wird der fundamentalistische und politische Islam bleiben, der sich dringend reformieren muß. Der Reformation von der Basis her jedoch par Definition ausschließt. Ein Prozess der jedoch stattfinden muß! Nicht viel anders als seinerzeit für die rk-Kirche zur Zeit der hl. Inquisition.
        Und dann mal bitte nicht den Konfliktherd des Judenstaates inmitten jener Länder vergessen! Dieser Ofen ist noch ganz lange nicht aus. Hier hat Papst Franziskus bereits 2014, mit dem Friedensgebet von Peres und Abbas, wertvolle Friedensarbeit geleistet. Etwas was internationale Politik, trotz aller Anstrengungen, bis dahin nicht zu leisten vermochte.
        (Zu bemerken ist, das diese Konflikte in der Tat eine depremierende Bestandsaufnahme von Religiösität sind, aber es ist auch deren allerschlechteste Seite. Durchaus geht es besser, wie Papst Franziskus es demonstriert).

        • Wanda
          08.05.2019, 23:14 Uhr.

          Silberdistel 06.05. 18:11
          – kann mit Ihrer Definition von „Glauben“ gut leben und ihr einiges abgewinnen, wenn Sie das Prinzip Hoffnung (nicht das von Ernst Bloch) damit meinen. Und das will bei mir als ex-Katholik und Atheist schon was heissen.
          Alberto Knox 07.05. 13:09
          – obwohl Sie fast immer auch für den Nichtgläubigen diskussionswerte Argumente bringen: Wissen und Glaube sind Begriffe, die das jeweilige Gegenteil bedeuten. Wie Kant (der übrigens tiefgläubig war) formulierte „Man kann Gott allenfalls denken aber nicht erkennen, d.h. die Existenz eines nur gedachten Wesens kann weder bewiesen, noch (als logischer Umkehrschluss) widerlegt werden“. Es bleibt also, sanft formuliert, nur die Spekulation übrig. . .

          • Novalis
            11.05.2019, 1:40 Uhr.

            Was Sie zu Kant schreiben, verrät, entschuldigen Sie, Sachunkenntnis. Beschäftigen Sie sich bitte ein bisschen mit Platon (der hat nämlich immer noch sehr lesenswerte Dinge zur Unterscheidung von Glauben, Meinen, Wissen geschrieben), beschäftigen Sie sich damit, dass es zwischen glauben an jemanden, jemandem glauben, glauben, dass und etwas glauben erhebliche inhaltliche Unterschiede gibt und beschäftigen Sie sich bitte mit den Klassikern der Erkenntnistheorie. Religiöser Glauben ist kein kontradikorischer Gegensatz zum Wissen, sondern ein Sonderfall des Wissens. Ein paar Literaturtipps: Holm Tetens, Gott denken (dieser Philosoph ist außergewöhnlich aufschlussreich, weil er nach einem ganzen Leben als ausgewiesener Naturalist zum Schluss kommt, dass der Naturalismus schlicht unbeweisbar und vor allem weniger plausibel als der handelsübliche Theismus [den ich in der vulgären Form nicht vertrete] sei) oder Klaus Müller, Gottes Dasein denken oder auch das Credobüchlein von Hans Küng, dessen frischen Stil ich mehr mag als die Egozentrismen des Autors…

      • Alberto Knox
        07.05.2019, 13:09 Uhr.

        „Welche Definition hat das Wort Glaube?“ Wissen aufgrund guter Gründe ohne Beweis.

  • Nikolaus
    06.05.2019, 11:28 Uhr.

    Guten Tag Herr Erbacher,

    eine liturgische Frage: Wissen Sie was es mit der Stola auf sich hat die Papst Franziskas bei den Messen in Bulgarien (untypischerweise) über dem Messgewand trägt? Sieht etwas orthodox aus wie ich finde.

    Vielen Dank!

    • Jürgen Erbacher
      Jürgen Erbacher
      06.05.2019, 21:26 Uhr.

      Wenn ich das richtig sehe, handelt es sich bei dieser „Stola“ um ein Omophorion, das der bulgarische Ministerpräsident dem Papst gestern geschenkt hat und das er seither in Bulgarien getragen hat. Das Omophorion ist ein typisches liturgisches Kleidungsstück für Patriarchen und hohe Geistliche der orthodoxen Kirche. Es wird oft mit dem Pallium verglichen.

  • Novalis
    06.05.2019, 11:37 Uhr.

    „Nur jene Kleingeister, die sich selbst ´Würdenträger´ nennen lassen, die ihre sonstigen mit der Konfession verbundenen Privilegien, ihre Pfründe sowie ihren Egoismus gefährdet sehen, bestehen auf das Zählen von Korinthen, auf das Auseinanderdividieren des Leibes Christi.“
    Das ist sehr richtig. Das Nizänum reicht völlig, um Christ zu sein, Weiteres ist nicht notwendig zu verlangen. Darauf sollte man sich beschränken.

  • prospero
    07.05.2019, 12:11 Uhr.

    Wenn man einen Blick auf die geschichtliche Entwicklung der orthodoxen Zivilisationen wirft, so gab es Ereignisse – diese reichten von der Kreuzfahrerzeit über die osmanische Fremdherrschaft, die sich über ein halbes Jahrtausend hinzog bis hin zu den kommunistischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts, die alles in allem über Generationen andauerten und in der Gesellschaft (wie eben auch in der Kirche) entsprechend negative Auswirkungen mit sich bringen mussten.
    Uns, die wir – Gott sei Dank ! – nun schon bald ein Dreivierteljahrhundert in einer grundsätzlich pluralistischen Gesellschaft leben, fehlt allzu oft die „Antenne“ für die Vorbehalte, die sich in diesen Zivilisationen entfalteten und von der Kirche, die man heute wieder als moralische Instanz betrachtet, aufgegriffen werden.
    Aus persönlichen Gesprächen sind mir solche Argumente nur zu gut bekannt und so manchen Ansichten vermag ich auch vorbehaltlos zuzustimmen: Tatsächlich problematisch wird es für mich aber dann, wenn kirchlicherseits in einer absolut unreflektierten Weise unterschiedlichste Vorurteile und Verschwörungstheorien im Blick auf christliche Gemeinschaften verbreitet werden, die nicht mit der Orthodoxie in Gemeinschaft stehen.
    Das Wort der Kritiker sollte allerdings auch nicht überhört werden, wenn sie sagen: Was aber, wenn sich die Dinge in der bereits erwähnten Weise (Stichwort „Uniatismus“) entwickeln und vorgebliche ökumenische Bemühungen (wie eben schon geschehen) nur als eine Staffage dienen, um völlig andere Absichten zu verwirklichen ?

    • Novalis
      09.05.2019, 14:54 Uhr.

      „Tatsächlich problematisch wird es für mich aber dann, wenn kirchlicherseits in einer absolut unreflektierten Weise unterschiedlichste Vorurteile und Verschwörungstheorien im Blick auf christliche Gemeinschaften verbreitet werden, die nicht mit der Orthodoxie in Gemeinschaft stehen.“
      Das kann ich nur zu gut verstehen. Und nur weil wir Katholiken für uns und für uns völlig zurecht entschieden haben beim letzten Konzil alte Zöpfe abzuschneiden, die von Christus ablenken (eine Cappa Magna ist eben kein Zeichen von Demut), heißt das noch lange nicht bestimmte Bräuche deswegen in Griechenland, Russland oder im Orient abschaffen zu müssen. Ich sehe auch nicht, wo diese legitime Vielfalt christlicher Erscheinungsformen schädlich sein sollte: Bunt- und Verschiedensein ist ein von Gott gewolltes Signet der Schöpfung. Schädlich kann so etwas nur dann sein, wenn es Gottes universeller Liebe widerspricht, so z.B. bei uns Katholiken die unselige Geschichte des Antijudaismus, wie er sich in der Osterliturgie auf perverse Weise die Bahn gebrochen hat. Die Juden sind eben NICHT trügerisch, perfide oder verblendet. Wer solcherlei immer noch mag, plädiert nicht für die gottgewollte Diversität von Liturgie und Theologie, sondern für das Böse.

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