Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Weltsynode nimmt Arbeit auf

Ein bisschen war es wie eine Bußübung nach dem Bußakt, der erste Tag der Weltsynode am Vatikan an diesem Mittwoch. Endlos viele Reden und Berichte aus Arbeitsgruppen bestimmten den ersten Tag der Beratungen. Am Vormittag hatte Papst Franziskus mit einem feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz die zweite und finale Bischofssynode des Synodalen Prozesses zur Synodalität eröffnet. Dabei hatte er dazu aufgerufen, nicht zu sehr eigene Interessen in den Vordergrund zu stellen. „Hüten wir uns davor, aus unseren Beiträgen zu verteidigende Positionen oder durchzusetzende Agenden zu machen, sondern bieten wir sie an als Gaben, die wir teilen wollen, auch mit der Bereitschaft, das Eigene zu opfern, wenn dies dazu dienen kann, gemeinsam etwas Neues nach Gottes Plan ins Leben zu rufen.“ Am Nachmittag verteidigte der Papst bei der Eröffnungssitzung die Berufung von stimmberechtigten Laien zur Synode. Dies stehe im Einklang mit dem II. Vatikanischen Konzil, so das Kirchenoberhaupt. Der oberste Glaubenshüter verpasste der Weltsynode am Abend einen Dämpfer, als er erklärte, dass aus Sicht seines Dikasteriums das Diakonat der Frau aktuell nicht möglich sei.

Wie schon 2023 sitzen auch bei dieser Weltsynode die Teilnehmenden gemischt an runden Tischen. (Quelle: VaticanMedia)

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Papst: Keine synodale Kirche ohne Versöhnung

Ein Bußgottesdienst am Vorabend einer Bischofssynode – das ist ein Novum. Papst Franziskus wollte ausdrücklich ein Zeichen setzen vor Beginn der abschließenden Beratungsrunde der Weltsynode. “Wie können wir eine synodale Kirche sein ohne Versöhnung?“ fragte der Pontifex in seiner Predigt. Sieben Kardinäle sprachen Vergebungsbitten aus unter anderem zum Thema Missbrauch, zur unterlassenen Hilfe für Migranten und Opfer von Kriegen, zur unmenschlichen Behandlung von Personen, die durch die Lehre gerechtfertigt wurde. Die Worte waren stark und erstmals konnte im Rahmen der Feier ein Betroffener sexualisierter Gewalt im Petersdom ein Zeugnis ablegen und seine Anklage gegen die Kirche laut aussprechen. Doch bisweilen wirkten vor allem die Worte des Papstes so, als könnte mit dieser Bußfeier die viele Schuld, die die Kirche auf sich geladen hat, vergeben werden.

Der Bariton Laurence Gien berichtete, welche Auswirkungen der Missbrauch auf sein Leben und das vieler anderer Betroffener hatte. (Quelle: VaticanMedia)

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Der Papst in Belgien – Tag 3

Der Papstbesuch in Belgien war bis zum Schluss von Kontroversen geprägt. Am Morgen verurteilte Franziskus beim Gottesdienst in Brüssel noch einmal scharf Missbrauch und Vertuschung. Bei der fliegenden Pressekonferenz verteidigte er seine Rede vor Studierenden am Samstagabend zur Verschiedenheit von Mann und Frau. Er kritisierte, dass die Distanzierung der Universität bereits vorbereitet worden sei, während er noch gesprochen habe. „Das ist unmoralisch“, erklärte der Pontifex. Die Spannung während der kurzen Pressekonferenz auf dem Rückweg von Brüssel nach Rom steht symptomatisch für den Besuch in Belgien. Der zeigt, wie groß der Druck auf den Papst und die katholische Kirche ist, in westlichen Ländern nicht den Anschluss zu verlieren.

Papst Franziskus bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Weg von Brüssel nach Rom. (Foto: reuters)

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Der Papst in Belgien – Tag 2

„Wo ist der Platz der Frauen in Ihrer Enzyklika Laudato si?“ Auch am zweiten Tag seines Besuchs in Belgien musste sich Papst Franziskus kritischen Fragen. Begann der Samstag noch eher ruhig mit einem spontanen Frühstück des Papstes mit Bedürftigen in einer Brüsseler Kirche und der anschließenden obligatorischen Begegnung mit dem Klerus, Ordensleuten sowie pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wurde es am Nachmittag beim Treffen mit Studierenden an der Universität Louvain konfrontativer. Diese hatten sich kritisch mit der wohl wichtigsten Enzyklika des Pontifikats auseinandergesetzt und in einem vierseitigen Brief viele Fragen an den Pontifex zusammengetragen. Franziskus ging in seiner Antwort vor allem auf die Fragen zur Rolle der Frau und den Wesensunterschieden von Mann und Frau ein. Die Studierenden applaudierten zwar, doch mehr als die traditionelle Lehre zum Thema hatte Franziskus nicht als Antwort zu bieten. Die Universität distanzierte sich am Abend von den Äußerungen des Papstes.

Genevieve Damas liest den Brief der Studierenden vor, mit vielen Anfragen an den Papst. (Foto: reuters)

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Der Papst in Belgien – Tag 1

Das Thema Missbrauch war das bestimmende Thema am ersten Tag des Besuchs von Papst Franziskus in Belgien. Sowohl König Philippe als auch der belgische Premier De Croo sprachen es bei der Begrüßung des Papstes am Morgen mit deutlichen Worten an. Franziskus griff es in seiner Ansprach auf und ging weit über das vorbereitete Redemanuskript hinaus. „Der Missbrauch von Minderjährigen ist eine Schande. Diese Schande müssen wir anerkennen, um Vergebung bitten und das Problem lösen“, erklärte er beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft in Brüssel. Auch beim Besuch an der katholischen Universität Löwen am Nachmittag war der Missbrauchsskandal und der immense Vertrauensverlust der Kirche Thema. Am Abend traf sich der Pontifex mit 17 Betroffenen sexualisierter Gewalt.

Spontan besuchte Franziskus am Vormittag in Brüssel ein Seniorenheim. (Foto: dpa)

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Der Papst in Luxemburg

Es war eine Stippvisite, die Papst Franziskus am Donnerstag in Luxemburg absolvierte. Am Morgen reiste er aus Rom an. Nach zwei größeren Events ging es am Abend weiter nach Belgien. Der achtstündige Aufenthalt dürfte in erster Linie ein Dank für einen seiner aktuell wichtigsten Kardinäle gewesen sein: Kardinal Jean-Claude Hollerich. Der Erzbischof von Luxemburg ist Generalrelator des weltweiten Synodalen Prozesses zur Synodalität und damit eine der zentralen Figuren beim Vorhaben des Pontifex, der katholischen Kirche eine neue Struktur zu verpassen. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft würdigte das Kirchenoberhaupt die Rolle Luxemburgs für Europa und ein friedliches Miteinander der Völker. Zugleich kritisierte er, „dass auch auf dem europäischen Kontinent wieder Gräben und Feindschaften entstehen, die, anstatt auf der Grundlage von gegenseitigem Wohlwollen, von Verhandlungen und diplomatischen Bemühungen gelöst zu werden, zu offenen Feindseligkeiten mit ihren zerstörerischen und tödlichen Folgen führen“. Auch wenn es jüngst einen Finanzskandal bei der Caritas in Luxemburg gab, war der Tag in Luxemburg noch der leichtere Part von Franziskus‘ 46. Auslandsreise. In Belgien ist die Kirche durch den Missbrauchsskandal tief erschüttert. Hier werden klare Worte des Kirchenoberhaupts erwartet.

Beim Treffen mit den Katholiken Luxemburgs in der Kathedrale des Großherzogtums wurden Ausschnitte des Musicals „Laudato si“ aufgeführt. (Foto: dpa)

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Fahrplan der Synode steht

Während der Papst die Koffer für seine 46. Auslandsreise packt, steigt weltweit die Spannung mit Blick auf die bevorstehende zweite Phase der Weltsynode zur Synodalität. In dieser Woche wurde der Fahrplan für die knapp vierwöchigen Beratungen im Vatikan vorgestellt. Erste Überraschung: Auf Wunsch des Papstes wird den Beratungen ein Bußakt vorgeschaltet. Bei der Feier im Petersdom wird Franziskus eine Vergebungsbitte für verschiedene Vergehen aussprechen unter anderem für die Sünde des Missbrauchs, Vergehen gegen den Frieden sowie gegen Frauen und Familien. Die Beratungen werden am 25. Oktober abschließen mit der Abstimmung über ein Schlussdokument, das dem Papst übergeben wird. Es ist zu erwarten, so der Synodensekretär Kardinal Mario Grech, dass Franziskus dieses als Grundlage für ein nachsynodalen Schreiben nehmen wird. Der Kardinal wehrte sich bei der Vorstellung des Fahrplans der Versammlung gegen den Vorwurf, Papst Franziskus habe die heißen Eisen aus der Synode ausgelagert.

Auch bei der Versammlung in diesem Oktober sollen die Synodalen wieder in Kleingruppen zusammensitzen und diskutieren – wie 2023. (Quelle: Erbacher)

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Der Papst in Südostasien – Tag 11

China, Missbrauch, die US-Wahlen und die Todesstrafe waren Themen bei der fliegenden Pressekonferenz von Papst Franziskus auf dem Rückweg von Singapur nach Rom an diesem Freitag. 40 Minuten nahm sich der 87-Jährige Zeit. Dann waren die Turbulenzen so groß, dass sein Sprecher die Presskonferenz beendete. Der Papst äußerte sich auch zu künftigen Reisen. Nach Paris zur Einweihung von Notre Dame Anfang Dezember werde er nicht fahren. Die Reise in die Heimat Argentinien sei noch offen. Da müssten zunächst noch einige Probleme gelöst werden. Gerne würde er die Kanaren besuchen, weil dort die Situation der Migranten schwierig sei. Zum Abschluss seines Besuchs in Singapur traf Franziskus am Freitagmorgen Jugendliche verschiedener Religionen. Er ermutigte sie, ihre Komfortzonen zu verlassen. „Ein Jugendlicher, der nichts riskiert, wird dick, aber nicht am Bauch, sondern im Kopf, weil er unbeweglich wird“, erklärte Franziskus. Er betonte bei dem Treffen, „alle Religionen sind ein Weg, um zu Gott zu kommen und Gott ist Gott für alle, denn wir alle sind Kinder Gottes“. Begonnen hatte der Tag mit einem kurzen Abstecher in eine Senioreneinrichtung. Mit leichter Verspätung trat Franziskus um die Mittagszeit die Heimreise an. Sichtlich zufrieden wirkte er bei der Pressekonferenz, aber am Ende doch auch müde.

40 Minuten dauerte die Pressekonferenz am Freitagmittag. (Quelle: dpa)

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Der Papst in Südostasien – Tag 10

Viel Lob und wenig Kritik hatte Franziskus heute für die Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft Singapurs parat. Das kritischste Thema sparte er aus. Während er sonst die Todesstrafe mit scharfen Worten geißelt, 2018 eigens deren Ablehnung in den Katechismus der Katholischen Kirche schreiben lies, schwieg er heute öffentlich dazu. Franziskus würdigte Singapur als „ein Mosaik von Ethnien, Kulturen und Religionen, die in Harmonie zusammenleben“ und wo die soziale Gerechtigkeit sowie das Gemeinwohl einen hohen Stellenwert besäßen. Er mahnte einmal mehr zur Vorsicht bei der KI. „Diese Technologien sind dann am ergiebigsten, wenn man sie nützt, um einander näher zu kommen, um Verständnis und Solidarität zu fördern, und nicht dazu, um sich auf gefährliche Weise in einer fiktiven und ungreifbaren Wirklichkeit zu isolieren.“ Am Nachmittag feierte er in einem Sportstadion eine Messe mit rund 50.000 Menschen. Respekt und Liebe seien wichtiger als Geld und Macht, betonte das Kirchenoberhaupt bei der Gelegenheit. „Wenn es etwas Gutes gibt und es in dieser Welt bleibt, dann nur, weil in zahllosen und vielfältigen Umständen die Liebe über den Hass gesiegt hat, die Solidarität über die Gleichgültigkeit, die Großherzigkeit über den Egoismus. Ohne dies wäre auch hier niemand in der Lage gewesen, eine so große Metropole zu errichten“, erklärte Franziskus.

Das Motto des Papstbesuchs in Singapur: „Einheit, Hoffnung“.(Quelle: Erbacher)

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Der Papst in Südostasien – Tag 9

Papst Franziskus ist auf der letzten Etappe seiner Reise durch Südostasien und Ozeanien angekommen. Am Mittwochnachmittag landete er in Singapur, das offizielle Programm beginnt nach einer kleinen Erholungsphase erst am Donnerstagmorgen. Vor seinem Abflug aus Dili traf sich das Kirchenoberhaupt mit Jugendlichen und rief sie zu einem geschwisterlichen Umgang über ethnische und religiöse Grenzen hinweg zur Versöhnung auf. Franziskus warnte vor Drogen, Alkohol und Mobbing. Er ermutigte die jungen Timoresen, ihren Träumen nachzujagen und Unruhe zu stiften.

Ein Papst zum Anfassen möchte Franziskus sein. (Quelle: Erbacher)

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