Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog

Interessantes und Hintergründiges aus dem Vatikan

Papst Franziskus in Fernost – Tag 5

Einmal mehr war Papst Franziskus an diesem Sonntag als Pilger des Friedens unterwegs. Bei seinen Besuchen in Nagasaki und Hiroshima verurteilte er die Nutzung von atomarer Energie zu Kriegszwecken scharf. Sie sei ein Verbrechen und unmoralisch. „Genau wie der Besitz von Atomwaffen unmoralisch ist“, ergänzte Franziskus den vorbereiteten Redetext am Abend in Hiroshima spontan. Militärausgaben seien ein himmelschreiender Affront angesichts des Leids von Millionen Menschen. Wahrer Friede könne nur auf Gerechtigkeit, Solidarität und Freiheit aufbauen. Beim Gedenken an die Märtyrer Japans aus der Verfolgungszeit ab dem 17. Jahrhundert erinnerte das Kirchenoberhaupt auch an die Christen in der ganzen Welt, die aktuell unter Verfolgung leiden. Bei einem Gottesdienst in Nagasaki warnte er vor einer Spiritualisierung des Glaubens. Er rief zur Solidarität mit denen auf, die Hilfe bedürften.

„Die Frucht des Krieges“ Mit diesem Satz versehen hatte Franziskus zum Jahresbeginn 2018 diese Karte verteilen lassen. Ein Junge trägt nach dem Atombombenabwurf seinen toten Bruder ins Krematorium. (Quelle: Erbacher)

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Papst Franziskus in Fernost – Tag 4

Papst Franziskus hat zum Auftakt seines Besuches in Japan die hohe Zahl von Selbstmorden sowie das Mobbing als Plagen bezeichnet, deren sich die Kirche des Landes besonders annehmen müsse. Zugleich erklärte er, dass er sich die „prophetischen Appelle“ der katholischen Bischöfe Japans zur nuklearen Abrüstung zu Eigen machen wolle. Franzskus wird am Sonntag Nagasaki und Hiroshima besuchen. Neben viel Wertschätzung für die Leistung der Kirche in Japan mahnte der Papst am Abend bei einem Treffen mit den lokalen Bischöfen, dass sie die ganze Gesellschaft im Blick haben müssten. Kritiker werfen der japanischen katholischen Kirche vor, sie sei eine Kirche der Eliten und zu wenig inkulturiert.

Über den Wolken hat Franziskus heute vielleicht eine Chance verpasst. (Quelle: Erbacher)

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Papst Franziskus in Fernost – Tag 3

Die Themen Inkulturation und interreligiöser Dialog standen im Mittelpunkt des dritten Tages von Papst Franziskus in Thailand. Beim Treffen mit den Priestern und Ordensleuten am Morgen waren zudem erneut Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung ein Thema. Franziskus würdigte den Einsatz der Kirchenleute für die Betroffenen. Zugleich rief er dazu auf, mit „heiligem Wagemut“ neue Wege der Verkündigung zu suchen. Das Christentum dürfe nicht länger als eine „Religion der Ausländer“ wirken, lautete seine Botschaft. Bei einer interreligiösen Begegnung am Nachmittag legte der Papst seine „kühne“ Vision vom Miteinander der Religionen dar. Die „Logik der Begegnung und des Dialogs“ solle zu einem „neuen Muster zur Lösung von Konflikten“ werden. Die kurze Rede gehört sicherlich zu den programmatischen Reden des Pontifikats zum Dialog der Religionen.

Zum Abschluss seines Besuchs in Thailand feierte Franziskus am Abend einen Gottesdienst mit rund 10.000 Jugendlichen in der Kathedrale von Bangkok. (Quelle: Erbacher)

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Papst Franziskus in Fernost – Tag 2

Mit einem eindringlichen Appell zum Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern hat Papst Franziskus seinen Besuch in Thailand begonnen. Beim Treffen mit Vertretern aus Politik, Zivilgesellschaft und Diplomatischem Korps kritisierte er „Ausbeutung, Sklaverei, Gewalt und Missbrauch“, denen besonders Frauen und Kinder ausgesetzt seien. Zwar würdigte Franziskus auch den Demokratisierungsprozess. Doch er sparte nicht mit deutlichen Worten, auch bei diesem Thema. Er rief die Thailänder zum Aufbau einer „gerechten, feinfühligen und inklusiven Gesellschaft“ auf. Bei der Begegnung mit dem obersten Patriarchen der Buddhisten Thailands warb Franziskus für eine „Kultur der Begegnung“.

Religionen für den Frieden, das ist das Ziel von Papst Franziskus. (Quelle: Papal Flight Press Pool)

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Papst Franziskus in Fernost – Tag 1

Die 32. Auslandsreise von Papst Franziskus droht in Deutschland kaum wahrgenommen zu werden. Viele Menschen vor Ort setzen große Hoffnungen in den Besuch in Thailand und Japan. Und auch für die katholische Kirche könnte sie große Auswirkungen haben. Am Mittwochmittag Ortszeit landete der Papst in Bangkok, der ersten Station der sechstägigen Reise. Im Mittelpunkt seiner Visite in Thailand stehen der interreligiöse Dialog und die Stärkung der kleinen katholischen Minderheit. Es wird auch erwartet, dass Franziskus sich zu Menschenrechtsfragen äußert. Bei seinem Besuch in Japan liegt der Fokus auf den Besuchen in Nagasaki und Hiroshima am Sonntag. Schon im Vorfeld ließ Franziskus erkennen, dass er deutliche Worte zum Thema Atomwaffen sprechen werde. Ihren Einsatz bezeichnete er in einer Videobotschaft als „unmoralisch“. In Japan dürfte aber auch das Thema Inkulturation des katholischen Glaubens eine Rolle spielen.

Auch die 32. Auslandsreise begann für Papst Franziskus mit der üblichen Runde durch die „Holzklasse“. Alle Journalisten hatten die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit dem Pontifex. (Quelle: Erbacher)

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Amazonassynode öffnet Türen

Nach einer Woche hartem Ringen ist am Wochenende die Amazonassynode im Vatikan zu Ende gegangen. Das Abschlussdokument öffnet viele Türen für ein „aggiornamento“ der katholischen Kirche im Amazonasgebiet. Sollte der Papst den Empfehlungen folgen, hat dies weitreichende Konsequenzen für die katholische Kirche in anderen Teilen der Welt. Die Synodenväter schlagen dem Papst vor, Viri probati zuzulassen und wünschen sich eine neue Debatte über das Frauendiakonat. Ganz im Sinne des Papstes fordern sie eine prophetische Kirche an der Seite der Armen, Indigenen und der ausgebeuteten Natur. Franziskus warnte beim Abschlussgottesdienst vor einer „Religion des Ich“. Diese vergesse „über ihre heuchlerischen Riten und ‚Gebete‘ den wahren Gottesdienst, der niemals die Nächstenliebe außer Acht lässt“. Damit kritisierte er diejenigen, die wie der Pharisäer „stolz darauf [sind], bestimmte Gebote bestmöglich zu erfüllen. Aber er vergisst das wichtigste: Gott und den Nächsten zu lieben“.

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Als der Theologe Müller Viri probati forderte

Die Amazonassynode geht in die Endphase. Am Freitag wurde den Teilnehmern das Abschlussdokument präsentiert. An diesem Samstag werden die einzelnen Abschnitte abgestimmt. Mit Spannung wird erwartet, welche Inhalte eine Zweidrittelmehrheit erreichen und welche nicht. Über den Inhalt ist bisher nichts bekannt. Bekannt ist aber, dass der erste Entwurf, der am Montag präsentiert wurde, tiefe Enttäuschung und Wut bei vielen Teilnehmern auslöste. Entsetzen löste eine Aktion aus, bei der zwei Radikale aus einer Kirche nahe des Vatikan indigene Figuren entwendeten und in den Tiber warfen. Papst Franziskus hat sich am Freitagabend bei den Indigenen für diese Aktion entschuldigt. Am Donnerstag tauchte dann plötzlich ein Text auf, in dem 1988 der Theologe Gerhard Ludwig Müller die Einführung der Viri probati für Lateinamerika forderte und betonte, dass dies mit der Tradition der Kirche nicht unvereinbar sei.

Auch beim Eröffnungsgebet zur Synode im Petersdom war die Holzfigur dabei. (Quelle: Erbacher)

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Ein neuer Katakombenpakt

Rund 50 Bischöfe haben am Morgen in der Domitillakatakombe in Rom eine Erklärung unterzeichnet, mit der sie sich zu einem verstärkten Einsatz für eine ganzheitlichen Ökologie, gegen jede Form der Gewalt sowie für Menschenrechte und die Anerkennung neuer kirchlicher Dienste verpflichten. Der „Katakombenpakt für das Gemeinsame Haus“ steht in der Tradition des „Katakombenpakts für eine dienende und arme Kirche“, den 40 Konzilsväter zum Ende des II. Vatikanischen Konzils im November 1965 am selben Ort unterzeichnet haben. Mit den Kardinälen Claudio Hummes und Pedro Ricardo Barreto Jimeno waren zwei der führenden Kirchenmänner der aktuellen Amazonassynode anwesend. Hummes ist Generalrelator der Synode, Barreto ist einer der Vize-Präsidenten. Sie hatten Papst Franziskus vorab über die Zeremonie und den Text informiert.

Kardinal Hummes unterzeichnet den „Katakombenpakt für das Gemeinsame Haus“ (Quelle: Erbacher)

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Synodenväter fordern prophetische Kirche

Im Vatikan geht die Amazonassynode in die entscheidende Phase. Am Freitag wurden die Ergebnisse der zwölf Kleingruppen veröffentlicht, die als Grundlage für das Abschlussdokument dienen. Darin wird deutlich, dass es bei einigen Punkten noch lange keinen Konsens gibt. Dazu gehören eher die innerkirchlichen Fragen nach den Viri probati und dem Diakonat der Frau. Größere Einigkeit besteht bei der Vorstellung, dass die Kirche prophetisch sein müsse. Neben der besonderen Option für die Armen und Indigenen ist mehrfach von der besonderen Option für die Jugend die Rede. Dabei sehen sich viele Synodenväter in der Tradition der CELAM-Konferenzen von Medellin, Puebla und Aparecida. Dass in der Synodenaula Hans Küng zitiert wird als Beleg für die Notwendigkeit des Dialogs der Religionen, zeigt, dass sich doch einiges in der katholischen Kirche verändert hat oder zu ändern scheint.

Ein neuer Stil bei der Synode. Erstmals gilt freie Kleiderwahl bei den Beratungen. Keiner kommt mehr im Talar, Anzug ist angesagt. Ausnahmen sind der Papst und Kardinal Baldisseri, der Sekretär der Bischofssynode. (Quelle: Erbacher)

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Kontroverse Debatten bei der Synode

Kurz vor der Halbzeit der Amazonassynode ist es schwierig abzuschätzen, wohin die Reise in vielen Fragen geht. Der Priestermangel und die Viri probati, die Rolle der Frau und die Frage nach neuen Ämtern für Laien, das Problem der Ausbeutung von Natur und Mensch in der Region sowie das Ringen um den richtigen Weg bei Inkulturation und der Rolle der Kirche im gesellschaftlichen sowie politischen Kontext tauchen immer wieder als Themen in den Plenarsitzungen der Synode auf. Bis Dienstagabend fanden zwölf solcher Sitzungen in der Synodenaula statt, mehr als 250 Wortmeldungen gab es dabei. Die eigentliche Diskussion findet in den zwölf Kleingruppen statt, die morgen wieder tagen. Bis zum Wochenende soll bereits ein erster Entwurf des Abschlusstextes stehen.

Zur Debatte lädt die Synodenaula nicht wirklich ein. Daher finden die entscheidenden Gespräche in den Kleingruppen statt. (Quelle: Erbacher)

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