Alles liegt auf dem Tisch am Ende der ersten Synodenversammlung zur „Synodalität“. Das Abschlussdokument zeigt, dass es nicht nur um Strukturfragen ging bei den Beratungen in den vergangenen vier Wochen. Auf den 37 Seiten finden sich die Anfrage an den Pflichtzölibat genauso wie das Frauendiakonat, Fragen zu Anthropologie und Sexualität, eine stärkere Regionalisierung der Kirche bei Entscheidungen, eine Rechenschaftspflicht für Bischöfe und immer wieder die Stichworte „Partizipation“ und „Mitverantwortung“ von Laien. Wiederholt wird auf den Missbrauchsskandal Bezug genommen und dabei auch von „strukturellen Bedingungen, die diese Missstände ermöglicht haben“, gesprochen. Alle Punkte haben die Hürde der Zweidrittelmehrheit der Versammlung genommen. Das Papier eröffnet viele Möglichkeiten, entschieden ist noch nichts. Das passiert frühestens nach der nächsten Synode im Oktober 2024. An vielen Stellen gibt die Synode aber Aufträge an Theologen und Kirchenrechtler, entsprechende Änderungen vorzubereiten.
Zum Abschluss kam ein Abstimmungsmarathon – alle Punkte kamen ins Ziel. (Quelle: Erbacher)
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Die Synode geht in die letzte und vorerst entscheidende Woche. Während bisher trotz kontroverser Diskussionen und Positionen alles in geordneten Bahnen verlief, zeichnete sich am Montag eine erste Krise ab. Eigentlich sollte eine Botschaft an die Gläubigen verabschiedet werden. Doch es gab Widerstand gegen den Text. Das alleine wäre nicht so schlimm; ein Text lässt sich nachbessern. Doch es gab einmal mehr Stimmen, die nach dem Charakter der Veranstaltung im Vatikan fragten und damit letztendlich die Legitimität der ganzen Synode in Zweifel zogen. Inhaltlich wurden am Morgen die Synodalen noch einmal darauf eingeschworen, dass die Zeichen auf Veränderung in der katholischen Kirche stehen. Im Auftrag der Synodenregie zeigte der australische Theologe Ormond Rush in einem Impulsreferat auf, wie ausgehend vom II. Vatikanischen Konzil der Traditionsbegriff dynamisch und eben nicht statisch zu verstehen sei. Als Gewährsmann für diese Interpretation führte er keinen geringeren als den jungen Konzilstheologen Joseph Ratzinger an.
Gespräche am Rande. Bischof Georg Bätzing (sitzend) und Bischof Franz-Josef Overbeck (stehend) beim Smalltalk mit dem Papst. (Quelle: Erbacher)
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Seit einer Woche beraten die knapp 370 Synodalen im Vatikan und kaum etwas dringt nach außen. Entsprechend ruhig ist es in der allgemeinen Medienlandschaft. In kirchlichen Kreisen werden die wenigen Infos, die es gibt, aufmerksam verfolgt. Während viele Medienschaffende noch immer mit der restriktiven Informationspolitik hadern, wittern vor allem die Medienleute, die sehr konservativen katholischen Kreisen nahestehen, allenthalben eine geheime Agenda, die der Papst und seine Getreuen versuchten durchzudrücken. In der Aula kommt unterdessen die ganze Bandbreite der Positionen zum Ausdruck, die es bei einzelnen Themen gibt. Dabei wird in allen offiziellen Briefings und auch inoffiziellen Gesprächen am Rande der Synode deutlich, es geht nicht um die Lehrfragen, sondern darum, wie diese künftig diskutiert werden können. Ein Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die vernehmbaren Äußerungen – und das scheint das zentrale Anliegen des Papstes zu sein: Die katholische Kirche muss lernen, dass eine Vielfalt möglich ist, ohne dass dadurch die Einheit verloren geht.
Das erinnert beinahe schon an den Synodalen Weg in Deutschland. Die neue Sitzordnung bei der Weltsynode im Vatikan. (Quelle: Erbacher)
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Es klingt wie die Quadratur des Kreises, die Papst Franziskus mit der aktuellen Synode einmal mehr vollziehen will. Sie soll sich nicht vom Schatz der Tradition abwenden, zugleich aber der Gegenwart Rechnung tragen. Beim Gottesdienst zur Eröffnung der Weltsynode sprach das Kirchenoberhaupt am Mittwochmorgen über seine Vision von Kirche. Was das konkret für ihre Struktur und die Lehre bedeutet, ließ er offen. Das wird nun Inhalt der Beratungen sein, die am Nachmittag begannen. Dabei gibt es eine Neuerung. Die Synode tagt nicht mehr in der Synodenaula, die in den vergangenen Jahrzehnten genutzt wurde und wie ein klassisches Auditorium aufgebaut ist. Die Synodalen sitzen an runden Tischen. Dadurch soll der dialogische Charakter des Prozesses stärker zum Ausdruck kommen. Franziskus bat die Journalisten um ein „gewisses Informationsfasten“, um einen vertraulichen Rahmen zu ermöglichen für die Debatten. Am Mittwochabend wurde die Geschäftsordnung der Synode veröffentlicht. Darin wird den Synodalen untersagt, Informationen aus den Diskussionen in den Kleingruppen und im Plenum nach außen zu tragen. Gerade die Frage nach der Öffentlichkeit und Informationspolitik führt weiter zu kontroversen Debatten zwischen der Presse und dem Vatikan.
Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde am Mittwochmorgen die Weltsynode im Vatikan eröffnet. Es war zugleich die erste Messe des Papstes mit den neuen Kardinälen, die er am Samstag in den Senat der Kirche aufgenommen hatte. (Quelle: VaticanMedia)
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„Laudate deum – Lobt Gott für all seine Geschöpfe“ ist das neue Apostolische Schreiben von Papst Franziskus über die Klimakrise. Darin fasst er Altbekanntes über die globale Klimakrise noch einmal kurz zusammen und kritisiert die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, dass sie nicht konsequenter mit entsprechenden Entscheidungen gegen den Klimawandel vorgehen. Acht Jahre nach seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ sei ihm klar, „dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht“. Er fordert einmal mehr, den Multilateralismus neu zu gestalten, denn niemand rette sich allein. Als Grundproblem sieht er ein falsches „technokratisches Paradigma“ sowie ein falsches Verständnis von Macht. Außer den üblichen Forderungen wie die Abkehr von fossilen Brennstoffen oder eine „umfassende Veränderung des unverantwortlichen Lebensstils, der mit dem westlichen Lebensstil verbunden ist“, finden sich in dem 73 Abschnitte umfassenden Papier keine neuen Impulse. So dürfte das Papier eher ein Zwischenruf sein, um dem Anliegen der Bewahrung der Schöpfung noch einmal Nachdruck zu verleihen und zu einer Relecture von Laudato si zu ermuntern.
Ein Tag vieler Ereignisse im Vatikan. Nicht nur Laudate deum wurde veröffentlicht, sondern auch die Weltsynode mit einem Gottesdienst eröffnet. (Quelle: VaticanMedia)
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Wie kann die Kirche wieder Autorität gewinnen? Das war eines der zentralen Themen am dritten und letzten Einkehrtag der Synodalen der am Mittwoch beginnenden Weltsynode in Sacrofano bei Rom. Der ehemalige Dominikanerobere Timothy Radcliffe bescheinigte der Kirche eine Krise der Autorität. „Die Krise des sexuellen Missbrauchs hat uns in Misskredit gebracht“, erklärte der 78-Jährige, der in seinen sechs Meditationen immer wieder Bezug auf den Missbrauchsskandal nahm. Neben der Frage, wie es um die Autorität in der Kirche steht, beschäftigte sich Radcliffe auch mit Rivalitäten und der Neigung zur Kontrolle in der Kirche. Seine Botschaft: „Stellen Sie sich die Freude vor, von jeglichem Wettbewerb untereinander befreit zu sein, so dass das Mehr an Mitspracherecht der Laien nicht bedeutet, dass die Bischöfe weniger haben, oder dass das Mehr an Autorität, das den Frauen zugestanden wird, nicht bedeutet, dass die Männer weniger haben, oder dass das Mehr an Anerkennung, das unseren afrikanischen Brüdern und Schwestern zuteil wird, nicht die Autorität der Kirche in Asien oder im Westen schmälert.“
Der ehemalige Obere des Dominikanerordens, Timothy Radcliffe, versuchte die Synodalen auf die schwierigen Debatten einzustimmen, die bei der Weltsynode ab morgen zu erwarten sind. (Quelle: VaticanMedia)
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Fünf Kardinäle haben sich mit „Dubia“, Zweifeln, zu dogmatischen Fragen, an Papst Franziskus gewendet. Es geht unter anderem um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, das Frauenpriestertum und das Verhältnis von Synodalität einerseits und Autorität des Papstes und des Bischofskollegiums andererseits. Anders als 2016 im Kontext der Familiensynode reagierte der Pontifex dieses Mal – und zwar prompt. Das Schreiben der Kardinäle ist auf den 10. Juli datiert, die Antwort auf den Tag danach. Die Reaktion des Papstes wurde heute von der Glaubenskongregation veröffentlicht. Das sieben Seiten umfassende Schreiben ist nicht uninteressant, denn es zeigt, Franziskus schließt eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht aus und sieht es nicht als klar erwiesen an, dass beim Frauenpriestertum durch Johannes Paul II. das letzte Wort gesprochen wurde. Einmal mehr betont er die Notwendigkeit, dass das ganze Volk Gottes an der Mission der Kirche teilnehmen müsse und dass die Heilige Schrift im jeweiligen kulturellen und historischen Kontext ausgelegt werden müsse. Damit weist er die Zweifel der fünf Kardinäle zurück. Bei den Einkehrtagen der Synodalen in Sacrofano vor den Toren Roms forderte heute der Dominikaner Timothy Radcliffe diese auf, sich ihre Zweifel zu erzählen. „Freundschaft gedeiht, wenn wir es wagen, unsere Zweifel zu teilen und gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen.“
Aus den Reihen der Kardinäle kommen Zweifel am Papst und seinem Handeln. (Foto: Erbacher)
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Eine harte Erdung hat der ehemalige Dominikanerobere, Timothy Radcliffe, den Synodalen zum Beginn der Einkehrtage im Vorfeld der Weltsynode zur Synodalität zugemutet: durch Minen verwundete Kinder in Ruanda, Gewalt in Syrien, die Stimme eines in Brasilien inhaftierten Dominikaners, ein an AIDS verstorbener junger Mann. Es wirkte beinahe so, als wolle er den Synodalen sagen, was sind eure Streitereien angesichts der brutalen Realität, denen Menschen rund um den Globus begegnen. Dabei ging er auch auf die Ängste ein, die viele mit der anstehenden Synode verbinden. Und er beschäftigte sich mit der Frage, ob die Kirche für einige Auserwählte oder für alle da ist. Dabei machte er mit einem Augenzwinkern deutlich, wie schwierig eine Antwort darauf ist – getreu einer offenbar in England gebräuchlichen Redewendung: „Die gute Nachricht ist, Gott liebt dich. Die schlechte Nachricht ist, dass er auch alle anderen liebt.“
Drei Tage haben sich die Synodalen zu Einkehrtagen in ein Bildungshaus in Sacrofano vor den Toren Roms zurückgezogen. (Quelle: VaticanMedia)
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